Wird „Klassische Musik“ immer nach Noten gespielt?

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LUF
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Kann man sagen, dass Klassik ein Genre ist die hauptsächlich oder eigentlich immer nach Literatur gespielt wird?
 
Ja.
Na ja: "Klassik" ist sehr weit, es gibt durchaus "Kunstmusik" außerhalb der europäischen Musiktradition, die nicht notiert, sondern direkt weitergegeben wurde. In der "alten Musik" in Europa waren Lauten- und Orgeltabulaturen verbreitet, die aber ja auch "Literatur", nur eben außerhalb der normalen mitteleuropäischen Notenschrift, ist. Insofern hast du da schon einen kleinen Widerspruch zwischen dem Titel ("Noten") und der Wort in der Frage ("Literatur"). Und "Klassik" ist eben kein wirkliches "Genre", außer vielleicht im Plattenladen.
 
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Und "Klassik" ist eben kein wirkliches "Genre",
Im Gegenteil. "Klassik" ist eigentlich eine ganz genau eingrenzbare Musikrichtung einer bestimmten Epoche, nur wird der Begriff "klassische Musik" halt (auch) für alles und jedes verwendet, das nicht Jazz, Pop oder Rock ist.

Thomas
 
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"Klassik" ist eigentlich eine ganz genau eingrenzbare Musikrichtung einer bestimmten Epoche
Der Musiktheoretiker sagt das so .... stimmt ja auch im Prinzip ... landläufig ist aber halt fast alles von Bach bis Cage & Co. für den "normalen Musikhörer" Klassik.
 
Kann man sagen, dass Klassik ein Genre ist die hauptsächlich oder eigentlich immer nach Literatur gespielt wird?
"Klassische Musik" und verkürzt "Klassik" ist als Begriff erst entstanden, als Aufnahmen davon verkauft werden sollten. Sehr lesenswert zur Definition und Abgrenzung ist der Wikipedia-Artikel dazu. Die Epoche "Wiener Klassik" ist spezifischer.

Je nachdem wie man den Begriff "Klassische Musik" auslegt, umschließt er Musik aus Epochen, in denen weitgehend keine anderen Dokumentationsmöglichkeiten für Musik als Schrift exisiterten. Also die verschiedenen epochenabhängigen Musikschriften, z.B. Noten. Das kann man durchaus als Literatur bezeichnen, aber der Begriff zielt eher auf das Lesen ab bzw. steht für eine beschreibbare Menge von Schriften. Je nachdem was du ausdrücken willst, ist "Literatur" evtl. kein treffender Begriff.

Aber ja, sie wird in der Regel nach aufgeschriebener Musik neu interpretiert. Es gibt also eine Trennung zwischen Komponist und Interpret mit der Absicht einer neuen Interpretation, und das halte ich für eine ganz wesentliche Eigenschaft. Das ist bei dem Großteil der aktuellen Popmusik nicht der Fall, was eine wesentliche Abgrenzung darstellt.
 
... landläufig ist aber halt fast alles von Bach bis Cage & Co. für den "normalen Musikhörer" Klassik.
Ja, genau das sagte ich doch ... zumindest gemeint habe ich das ...

Thomas
 
aaaalso, eigentlich ist es ja gaaaanz einfach...
lässt sich sicher argumentativ stabil untermauern.
eigentlich immer nach Literatur
das aber eben nicht. Auch in der "klassischen Musik" wird improvisiert. Mozart hat gerne improvisiert. In der Kadenz ist das wohl sogar so vorgesehen (oder drück ich das falsch aus...., bin leider nicht so der echte Klassiker....).
 
Kann man sagen, dass Klassik ein Genre ist die hauptsächlich oder eigentlich immer nach Literatur gespielt wird?
Eine weitere Frage, die sich aufdrängt ist: Welchen Zeitpunkt meinst du mit "wird nach Literatur gespielt"?

Ich denke jetzt mal gerade so an Orchesterwerke: Da werden die Musiker schon aus praktischen Gründen quasi immer aus Noten spielen. Wenn da der Dirigent bei der Probe sagt "nochmal ab Takt 172".. das weiß ja keiner auswendig wo jetzt welcher Takt ist. Auch die Komplexität und Länge von vielen Werken wird (kombiniert mit der vergleichsweise kurzen Zeit die Sachen einzuüben) automatisch dazu führen, dass die Musiker hier primär aus den Noten spielen, auch beim Auftritt.
Anders sieht das aber z.B. bei Solisten aus. Die sind oft exponiert und spielen dann beim Auftritt auch oft ohne Noten, also auswendig. Ob sie sich das vorher aus den Noten anlernen ist sehr wahrscheinlich, einfach weil es schneller geht, auch wenn sie das vielleicht auch nach Gehör könnten. Hier kann es dann auch manchmal improvisatorische Anteile geben (im Bereich Verzierungen etc).

Ansonsten gibt es heutzutage z.B. im Bereich Klaviermusik auch viele Youtube-Videos. Da kenne ich einige Kids, die sich so Sachen wie "Für Elise" anhand von so Videos beigebracht haben.
Und ich kenne auch nen 15jährigen, der einfach komplett nach Gehör spielt, also auch wirklich komplexe Stücke von Chopin und sowas. Aber das setzt halt nicht nur entsprechende Fingerfertigkeit, sondern auch ein entsprechendes Gehör und die Fähigkeit sich das alles zu merken, voraus.

Bei "klassischer Musik" (im Sinne von E-Musik) denken wir halt meist an Stücke, die auskomponiert wurden und auch in Noten überliefert wurden, im Gegensatz zu Musik die mündlich tradiert wird.
Und wenn Musik in Noten vorliegt und man Noten lesen kann, ist das eben der einfachste Weg, wenn es darum geht diese Stücke zu reproduzieren.
Improvisatorische Elemente sehe ich tatsächlich da eher wenige. Natürlich gibt es unterschiedliche Interpretationen, aber die sind ja durchdacht. In einem Orchester ist es auch quasi nicht möglich, dass da jemand spontan improvisiert, es sei denn es ist ein Solist und das Stück sieht das vor.

Letztlich geht es bei "klassischer Musik" meistens darum ein Stück so zu reproduzieren, wie der Komponist sich das ausgedacht hat. Da stecken ja meist auch viele Gedanken drin.
Und dann bleiben einfach nicht so viele Möglichkeiten:
- vom Blatt spielen (einfachste Möglichkeit )
- von jemandem gezeigt bekommen (setzt eine zweite Person voraus, die das Stück schon kann)
- Youtube (setzt voraus, dass es überhaupt (Lern-)Videos des Stückes gibt)
- nach Gehör von einer Aufnahme (ist extrem anspruchsvoll)
 
Rein auf die Frage bezogen würde ich sagen, dass durchschnittlich einige Interpreten auch komplexe Werke auswendig spielen können.

Klassik, so wie ich sie verstehe, stammt halt aus einer Zeit, in der Ton- oder Bildaufnahmen noch keine Alternative zur genauen Dokumentation und Weitergabe bzw. Reproduktion waren. Und mein Verständnis ist schon, dass es in der Klassik auf eine genaue Reproduktion des ursprünglichen Tonmaterials ankommt. Die Freiheit liegt dann in der Interpretation. Wirklich improvisierte oder eigene Kadenzen sind mir eigentlich noch nie zu Ohr gekommen, wenn in der Klassik auch ursprünglich vorgesehen.

Gruß,
glombi
 
... einfach öfter ins Konzert gehen oder den ÖR-Rundfunk hören;-)
Danke für den Tipp, aber ich bin als Kind in einen Kessel mit Klassik-Trank gefallen (eigentlich wurde ich eher geschubst). Seitdem muss ich mich da fern halten... ;)
 
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bevor wir uns weiter verzetteln, sollten wir herausfinden, was der TE meint: Klassik, klassische Musik oder „Klassische Musik“?
 
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Vielen Dank für Infos bisher.

Bisher spiele ich nach Gehör. So schleifen sich Gewohnheiten in der Griffhand ein weil ich faul werde. Ich stelle fest, dass bei mir Akkordgriffe immer noch über Muskelgedächtnis laufen. So dauert das Erlernen neuer Griffe Monate bis sie im Muskelgedächtnis eingebrannt sind. Mit Klassik und Noten/Tabs versuche ich die Finger so beweglich zu bekommen, um nicht vom Muskelgedächtnis abhängig zu sein weil man da nur mit Muskelgedächtnis nicht sehr weit kommt.

Da habe ich mich gefragt ob Klassik die einzige Genre ist die ausschließlich über Literatur vermittelt wird.

Tarrega wird keine Noten für seine eigene Werke gebraucht haben aber offenbar ist bei Klassik eher die Regel, dass Interpret und Komponist nicht dieselbe Person ist und demzufolge ein Mittel zur Kommunikation benötigt wird? Womit wieder Noten bzw. Literatur ins Spiel kommt?
 
Es schwante mir schon, daß diese Thread-Frage hier nichts mit Klassik zu tun hat ;)

Welche Musik wird über Literatur vermittelt ? Naja, alles, wo z.B. viele Leute mitspielen, Salsa, Bigband-Jazz, Streichorchester, Marschmusik ... überall stehen Notenständer rum, oder inzwischen manchmal auch iPads.


View: https://www.youtube.com/watch?v=CRmbwsTCr4Q
 
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Bisher spiele ich nach Gehör. So schleifen sich Gewohnheiten in der Griffhand ein weil ich faul werde. Ich stelle fest, dass bei mir Akkordgriffe immer noch über Muskelgedächtnis laufen. So dauert das Erlernen neuer Griffe Monate bis sie im Muskelgedächtnis eingebrannt sind. Mit Klassik und Noten/Tabs versuche ich die Finger so beweglich zu bekommen, um nicht vom Muskelgedächtnis abhängig zu sein weil man da nur mit Muskelgedächtnis nicht sehr weit kommt.
Um neue Dinge zu erlernen und dein Gitarrenspiel zu verbessern, solltest und könntest du Unterricht nehmen. Da kann dir ein Lehrer viel zielgerichteter und genauer helfe. Das Spielen klassischer Musik kann da auch passieren, sollte aber eher vom Resultat her gefolgert werden, was du überhaupt lernen willst.

Tarrega wird keine Noten für seine eigene Werke gebraucht haben aber offenbar ist bei Klassik eher die Regel, dass Interpret und Komponist nicht dieselbe Person ist und demzufolge ein Mittel zur Kommunikation benötigt wird? Womit wieder Noten bzw. Literatur ins Spiel kommt?
Ich nehme an, es geht um Francisco Tárrega? Ich kenne ihn nicht näher, aber wer im 19. Jahrhundert als Musiker und Komponist unterwegs war, für den stellte sich die Frage nicht, ob er "Noten brauchte". Noten waren eine Selbstverständlichkeit, solange man sich mit Musik in einem Kulturkreis beschäftigte, in dem Noten eine Rolle spielten. Genauso wie ja auch heute noch die Verwendung von Buchstaben in der Schriftsprache eine nach wie vor ausgeübte Kulturtechnik ist, obwohl man theoretisch auf sie verzichten könnte.

Auch andere Komponisten haben ihre Werke oft bzw. i.d.R. nach Noten gespielt, nur waren sie oft rudimentär notiert. Die Ausarbeitungstiefe und Notationsqualität hing bei allen Komponisten immer davon ab, für welchen Zweck Noten aufgeschrieben wurden. Tarregas Notenschrift sah bei seinem "Lágrima" z.B. so aus:
1729787237300.png
 
Ich kenne ihn nicht näher

Gran Vals, Takt 13 bis 16 hat schon fast jeder mal gehört => Nokia Klingelton :)

Zum Thema:
Wer nur nach Gehör spielt, dem gebe ich gerne die Empfehlung Noten zu lernen.
Wer nur nach Noten spielt, dem gebe ich gerne die Empfehlung auch nach Gehör zu spielen.
Wer nur improvisiert, dem gebe ich gerne die Empfehlung ... usw.

Grüße
Omega Minus
 

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