Klassische Musik und die heutige Generation?

  • Ersteller SevenStroke
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duden schrieb:
Etwas ketzerisch: Meine Lieblingsaufnahme des Concierto ist die von Miles Davis. Kann aber auch daran liegen, dass ich selber Trompeter bin.
Miles Davis? Wie macht der denn das Orchester? :confused:

Was da oben gesagt wurde, Gitta: ...wenn immer das gleiche gespielt wird. Oder so ähnlich. Nimm z.B. mal eine Bruckner-Symphonie, dirigiert von Günter Wandt. Und dann die gleiche vom Celi. Und dann sag noch mal, dass das doch das gleiche ist.
Nee, bestimmt nicht. Celibidache ist nicht so ganz mein Geschmack. Am liebsten höre ich Bruckner mit den alten Aufnahmen mit Bruno Walter oder Furtwängler (wenn auch aufnahmetechnisch nicht ganz top) oder unter Haitink.

Gruß,
Gitta
 
moo schrieb:
Nein, nicht das Koennen, die geistige "Aufgeschlossenheit" (Neuem gegenueber, Faehigkeit was neues oder von der Regel abweichendes zu akzeptieren)...worauf auch die von dir angesprochenen Probleme beim Improvisieren zurueckzufuehren sind. (ouverture = Oeffnung, franz.)
Hallo moo,

in dem Zusammenhang habe ich "Ouvertüre" noch nie gehört. :confused: Immer nur als Eröffnungsmusik für eine Oper oder auch z. B. für eine Feier. Brahms z. B. hat die sog. "Akademische Festouvertüre" geschrieben (übrigens ein tolles Stück) für eine Semestereröffnung, glaube ich.
Also ich kann nur nochmal sagen, daß klassische Gitarristen nicht zu dumm sind, etwas für Gitarre zu komponieren. Sie sind einfach von Berufs wegen keine Komponisten. Wenn sie welche wären, wären sie vermutlich keine Gitarristen. Umgekehrt ist es schon eher möglich, Komponisten waren früher - heute weniger - auch schon mal berühmte Pianisten. Beispiele sind Mozart, Beethoven, Liszt, Chopin, auch Bartok hat noch eigene Werke eingespielt.

Gruß,
Gitta
 
@Gitta
Vorab und kurz zum uninteressanten Teil der Diskussion: ich lebe seit 25 Jahren ausserhalb des deutschsprachigen Raums, daher kann es vorkommen dass ich Woerter oder Ausdruecke aus anderen Sprachen einfach "verdeutsche" und das zu Missverstaendnissen fuehren kann. Sorry, ich bitte um Verstaendniss.
Zum Thema: ich habe nie behauptet dass klassische Gitarristen dumm seien. Ich zaehle einige (sowohl komponierende als auch nicht-komponierende) zu meinen Freunden und bekannten, also weit weg der Gedanke jemanden beleidigen zu wollen. Daher weiss ich dass die meisten liebend gerne am Rande der Klassik und um sie herum komponieren wuerden, es aber einfach nicht hinkriegen. Resultat ist dann in den schlimmsten Faellen Neid auf die die es schaffen, und das artet dann in der angesprochenen elitaeren, verschlossenen und untoleranten Attituede aus die dazu fuehrt das ihre Konzerte selten ein "Volksfest" sind und ausser Insider kaumt jemand auf den Gedanken kommt diese zu besuchen um die wunderschoene Welt der Gitarre zu entdecken. Dies kann dir jeder profesionelle klassische Gitarrist bestaetigen. Ob er es auch tut weiss ich nicht...
 
Hallo moo,

Mißverständnisse sollten aus dem Weg geräumt werden, und ich danke Dir für die Aufklärung! :great:
Nun ist mir auch der doch ungewöhnliche Gebrauch von "Ouvertüre" verständlich, und das von mir benutzte Wort "dumm" möchte ich dann so nicht stehen lassen. Ich assoziierte es fälschlicherweise mit dem von Dir gesagten "Die meisten klassischen Gitarristen koennen das nicht, ihnen fehlt einfach die geistige Ouverture" . Jetzt ist klar, was Du sagen wolltest und ich schließe mich Deiner Meinung an! :)
...elitaeren, verschlossenen und untoleranten Attituede aus die dazu fuehrt das ihre Konzerte selten ein "Volksfest" sind und ausser Insider kaumt jemand auf den Gedanken kommt diese zu besuchen um die wunderschoene Welt der Gitarre zu entdecken. Dies kann dir jeder profesionelle klassische Gitarrist bestaetigen. Ob er es auch tut weiss ich nicht...
Nur mußt Du bedenken, daß es die klassische Gitarre aufgrund ihrer musikgeschichtlichen Stellung enorm schwer hat, als "ernsthaftes" Instrument angesehen zu werden, gleichberechtigt z. B. mit den Orchesterinstrumenten.
Das könnte zu einer gewissen Frustration der Gitarristen führen, die unbedingt das Gegenteil beweisen wollen und meinen, sich etwas zu vergeben, wenn sie "Volksfeste" mit ihrem Instrument veranstalten. Außerdem liegt die Unfähigkeit des Improvisierens vielleicht auch in der Ausbildung der Konzertgitarristen.
...und ausser Insider kaumt jemand auf den Gedanken kommt diese zu besuchen um die wunderschoene Welt der Gitarre zu entdecken.
Hierzulande sind Gitarrenkonzerte gar nicht mal so schlecht besucht. Wenn es sich um bekannte Leute handelt, füllen sich auch große Hallen. Auch z. B. relativ unbekannte Pianisten, seien sie noch so gut, haben es ebenso schwer, Publikum anzulocken.

Grüße nach... wo immer Du wohnst!

Gitta
 
Kann man Billy Joels "Fantasies and Delusions" als Klassik werten? Zumindest Romantisch.

Für alle die es nicht wissen: Joel hat sich in den letzten Jahre (nach seinem letzten Pop-Album "River Of Dreams" 1994) auf klassische Musik für Klavier und Violine verlegt. "Fantasies and Delusions" besteht aus 10 Klavierstücken, die der mAn begnadete Pianist Richard Joo in Wien im Mozartsaal des Steinway-Hauses auf einem - no na - Steinway Model D eingespielt hat (2001). Piano-Techniker war übrigens Stefan Knüpfer.

Ich finde diese CD großartig. Das ist genau die Art von Musik, die ich am liebsten schreiben würde (wenn ich gut genug dafür wäre). Wenigstens teile ich mit Joel eines: ich kann viele meiner Stücke selber nicht spielen ...

Wie dem auch sei, Joel zeigt auf dieser CD, dass in ihm noch viel mehr steckt.

Andere Frage:

Das Köln Konzert von Keith Jarrett? Klassik? Jazz? Unidentifizierbar?

Grundsätzlich liebe ich interessante, komplizierte Klaviermusik. Dabei gefällt mir Chopin immer besser als Debussy, und Beethoven immer besser als Bach. Sonst mag ich "klassische" klassische Musik eigentlich nicht.

Obwohl ... Filmmusik hat viel von der Klassischen Musik (gelernt?), und ein besonders positives Beispiel dafür wäre Michael Nymans Soundtrack zu "The Piano". Könnte man "To the edge of earth" als klassisch betrachten?
 
MVS schrieb:
Grundsätzlich liebe ich interessante, komplizierte Klaviermusik. Dabei gefällt mir Chopin immer besser als Debussy, und Beethoven immer besser als Bach. Sonst mag ich "klassische" klassische Musik eigentlich nicht.
"Klassische" klassische Musik? Du meinst die klassische Epoche von ca. 1750 bis 1820? Da käme bei Deiner Aufzählung nur Beethoven rein. Chopin ist nur für den Spieler kompliziert, nicht für den Hörer. :)

Gruß,
Gitta
 
@ Gitta:

Tja, Geschmäcker sind verschieden. Mir hat der Celi die 3. Bruckner mal so vorgespielt (also live im Konzert), dass isch nach dem Ende noch eine Viertelstunde völlig fassungslos sitzengeblieben bin. Weil ichdie Symphonie eigentlich sehr gut kenne - aber er hat Sachen herausgeholt, die habe ich vorher noch nie gehört. Dagegen finde ich die Furtwänglers, Haitinks, Wandts ausgesprochen akademisch.

Miles spielt auf "Sketches of Spain" genau gesagt nur das Adagio aus dem Concierto, er übernimmt den Gitarrenpart. Arrangiert hat´s Gil Evans, and that´s how he´s done it:

A careful hearing, especially a side-by-side comparison with the original Concierto, can dispel much of the criticism of this work. Evans does not merely imitate the piece; he imaginatively rethinks it for wind ensemble. Instead of the spare English Horn and strings with which Rodrigo opens the work, Evans creates a shimmering bed of castanets and harp, over which he layers low flutes and French horns an muted brass, moving in a dense carpet of parallel fourths. While the main points of the original form are followed, with Miles taking mostly the guitar parts, there are many sections that illustrate the genius of Evans, the arranger. Particularly impressive is Evans rethinking of the guitar cadenzas. For the first cadenza Evans contrasts Miles in his dark low register, with beautifully balanced chords in the flutes and low brass, characterized by unusual voicings that include tense dissonances at the top of the chord. Also stunning is the original section that Evans uses to replace the second cadenza. The bass begins an understated vamp. Miles solos over it with his typical cool understatement and the orchestra builds to the climax of the work.
 
duden schrieb:
Dagegen finde ich die Furtwänglers, Haitinks, Wandts ausgesprochen akademisch.
Hallo duden,

stimmt! Ich glaube, diese "unterkühlte" Art liegt mir mehr (nicht immer!). Selbst bei Bruckner. Aber wie Du sagst: Viele Wege führen nach Rom. Es gibt Foren, da geraten sich die Leute wegen so was verbal in die Haare. Kann mir nicht passieren! :)

Das mit Miles, bzw. Evans ist ja hochinteressant! Ich entnehme der Beschreibung, daß es keine bloße Imitation ist, sondern quasi gedanklich neu für Bläserensemble. Beim Vergleich mit dem Original werden also Bedenken zerstreut. So wie es da beschrieben wird, wären die Kadenzen bes. interessant.
Gibt es diese Transkription (oder eher Neukomposition) auf CD?

Grüße,
Gitta
 
duden schrieb:
... da gehe ich völlig mit Dir kondom.
Find' ich nicht so ganz passend! Danke für den Link!

Gitta
 
War nicht so gemeint - nurn Spruch. Viel Spaß mit Miles!
 
ich gebs zu, ich bin zu faul, alles genau durchzulesen, also hab ich den thread nur überflogen... aber irgendwie ham öfters n paar leute sowas in die richtung "klassik sei anspruchsvoller als viel modernes" gesagt. und ich wollt nur sagen, dass es genauso bekannte stücke gibt, die eigentlich richtig langweilig sein müssten, es aber nicht sind - trotz ihres einfachen aufbaus. ich sag nur "freude schöner götterfunken". das besteht nur aus tonschritten und rhythmisch variiert es nur zwischen vierteln und halben.
genauso kann ich als gegenargument, dass modernes anspruchsvoll ist mal dreamtheatre oder joe satriani anbringen - das ist (musikalisch) nicht grad leichte kost.
 
Hm ich hör ziemlich selten klassische Musik,weiss nicht bin nie in stimmung dafür :D.

was mir aber aufgeffalen ist das ich zur klassischen musik gut lernen kann...
 
SonicYouth schrieb:
Hm ich hör ziemlich selten klassische Musik,weiss nicht bin nie in stimmung dafür :D.

was mir aber aufgeffalen ist das ich zur klassischen musik gut lernen kann...
Und Kühe geben bei Mozart-Musik mehr Milch!
lips.gif
Ist wissenschaftlich erwiesen!

Gitta
 
Stimmet! Und Hühner hören Jazz zur besseren Eiproduktion! (ernst gemeint - auch wissenschaftlich erwiesen)!
 
simia schrieb:
genauso kann ich als gegenargument, dass modernes anspruchsvoll ist mal dreamtheatre oder joe satriani anbringen - das ist (musikalisch) nicht grad leichte kost.
Ich persönlich finde Dream Theater zwar technisch, nicht aber musikalisch besonders anspruchsvoll. Da gibt's doch weitaus interessantere Sachen.
 
Gitta schrieb:
"Klassische" klassische Musik? Du meinst die klassische Epoche von ca. 1750 bis 1820? Da käme bei Deiner Aufzählung nur Beethoven rein. Chopin ist nur für den Spieler kompliziert, nicht für den Hörer. :)

tatsache, aber es macht spaß chopin zu spielen!

ich bin auch eher der romantiker! ich kann z.b. oratorien und passionen nicht ausstehen! ansich mag ich auch keine nähmaschinen-bachmusik (simples beispiel: bach-inventionen).

meine favoriten sind da eher schumann, mendelssohn und verdi (aaah, das requiem ist eines der besten werke, die ich kenne).

und nochmal zum thema "klassische musik - über den kopf oder gefühlssache":
es ist einfach so, dass es bestimmte techniken gibt, die das gefühl ausmachen! und bei mir ist es mitlerweile leider so, dass ich in einem konzert hocke, mir das orchester anhöre und z.b. denke "schön, da war es wichtig, dass die celli und die bratschen die terz gespielt haben, das lässt eine vorstufe des schlusses entstehen und betont die fröhlichkeit", also diese techniken rausfilter und analysiere. einfach nur dasitzen und genießen ist eher schwer. zumal ich spielfehler nie gedanklich übergehen kann, und ich find immer welche.... :(

aber ansonsten stimmt es schon, dass musik klar eine gefühlssache ist, nur nicht jeder besitzt dieses gefühl oder hat es mitlerweile entwickelt!!!
 
I steh total auf moderne music.
Aber nur zum spielen ;)
Wenn i ma sowas anhörn müsst....na, des würd i net druckn ;)
 
geri schrieb:
I steh total auf moderne music.
Aber nur zum spielen ;)
Wenn i ma sowas anhörn müsst....na, des würd i net druckn ;)

det is bayrisch, wa? Ick steh auf so wat. :cool: Et jibt aba ooch total modern klassische Mucke, wa? :D

Tschüssi,
Gitta
 

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