Wenn ich songdienliche Basslinien zitiere, meine ich bestimmt keine Sachen a la AC/DC, bei denen die größte Schwierigkeit besteht, den Bassisten am Einschlafen zu hindern.
Ohooo, da lehnt sich aber jemand weit weit weeeeeiiiiiit aus dem Fenster...
Es gibt unzählige AC/DC-Coverbands, die (fast) alle das selbe Problem haben: Sie klingen einfach sch***, sehr wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.
Woran liegts? Kaum jemand kommt an die unglaublich tighte Rhythmusarbeit von Phil, Cliff und Malcolm (meiner Meinung nach ganz klar die beste Rhythmusgitarre der Welt) ran. Klar kann man einen AC/DC-Song nach dem ersten Mal Hören mitspielen. Aber das Ganze so zum Grooven zu bringen wie das Original, daran scheitern die meisten Bands kläglich!
Wie fast immer in solchen Threads hier im Board wird gerne mal unterschätzt, wie schwierig es eigentlich ist, wirklich zu grooven. Ich meine so richtig grooven, so wie die ganz Großen. Tony Levin, Leeland Sklar, James Jamerson - das beeindruckt mich deutlich mehr als Victor Wooten oder das Dream Theater Geschreddere. Um zu dieser rhythmischen Souveränität zu kommen, braucht man viele viele Jahre.
Dann gibt es noch die Möglichkeit, mit wenigen Tönen völlig neue harmonische Dimensionen in einen Song zu zaubern. Mein persönlicher König ist da Pino Palladino mit seinem singenden Fretless. Diese Intonation, dieser Ton, das Gespür für songdienliche Fill-Ins und Beinahe-Solos - ich find's großartig!
Da ich derzeit ausschließlich als Covermucker unterwegs bin, ist mir die Komplexität der Basslines quasi vom Original vorgegeben, auch wenn ich mich natürlich nicht immer stoisch Note für Note daran halte. Aber letzten Endes ist mir die Komplexität eines Songs ziemlich egal. Klar tobe ich mich gern mal bei einer Nummer wie "Stayin' alive" ein bisschen aus. Aber genaus gerne spiele ich Songs, die nur aus einer Handvoll Noten bestehen.
Viel wichtiger als die Komplexität eines Songs ist mir, wie wir als Band es schaffen, das Feeling auf den Punkt rüberzubringen. Und ich bin sehr dankbar, dass ich Mitmusiker habe, mit denen das meistens ziemlich gut klappt. Das gibt mir sehr viel mehr als wildes Rumgefrickel.
Konsequenter Weise ist mein derzeitiger Lieblingssong aus unserem Repertoire "Purple Rain". Man kann wirklich nicht sagen, dass die Bassline schwierig wäre. Jeder Anfänger kann den Song nachspielen. Aber ihn mit der ganzen Band auf den Punkt zu bringen, mit der Dynamik zu spielen und den Song zum Leben zu erwecken - das erfordert doch einiges mehr. Und macht einfach riesig Spaß - obwohl es doch "nur" ein paar wenige Noten sind...