x-Riff
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Exakt: Der rote Faden in den eigenen Träumen, Bildern, Assoziationen ist selbst gelegt - und damit individuell. Jedes Individuum legt also seinen eigenen Faden. Das ist eine Tätigkeit - und damit konstruiert dieses Individuum seine Welt.Der rote Faden, von dem Du sprichst: Ist dieser nicht (wenn wir den Annahmen des Konstruktivismus folgen) auch so etwas wie ein Konstrukt unseres konstruktivistischen Systems? Ist der rote Faden da, oder finde ich ihn aufgrund meines persönlichen, erlernten Ordnungsprinzips - ein anderer würde einen anderen Faden entdecken?
Das Wiederfinden dieses Fadens ist allerdings nicht trivial. Zum einen speisen sich viele Inhalte aus dem nicht bewußten Teil - und das ist ja nicht zufällig: es gibt Verbotenes, Tabuisiertes etc. Und Assoziationen passieren wahnsinnig schnell - während deren reine Dokumentation oder Nachverfolgung aufwändig ist und Zeit braucht. Man versuche einmal konsequent, seine eigenen Gedanken zu beschreiben - man kommt sozusagen nicht nach und müßte immer wieder die Pausentaste drücken.
Tatsächlich glaube ich, dass aus jedem beliebigen Stoff jeder Betrachtende sich das raussucht, was ihm/ihr etwas sagt. Von 100 Personen in einem Kino faßt keine/r den gleichen Film genau gleich auf: Es gibt unendlich viele Reize, die geboten werden und jede/r trifft seine/ihre eigene Auswahl. Und das trifft natürlich auch auf Assoziationen zu. Jede/r wird etwas anderes finden. Und zwar in weit größerem Maße als es beispielsweise bei einem Sachtext über Dörrobst der Fall wäre.
Das kann ich aus dem Stand nicht beantworten. Da müßte ich noch mal nachschauen,Der rote Faden ist doch das, was in der Kybernetik als Beobachtung zweiter Ordnung nennen würde - konstruierte Be-Deutung ...
Ja - so meine ich das.Hier stimmen wir 100% überein! Da meine Assoziationen MEINE Assoziationen sind, müssen sie auch (auf mich bezogen) folgerichtig sein. Wenn sie keiner teilen will oder kann, fühle ich mich vorübergehend ziemlich einsam. Aber meine Erinnerungen an einige erfolgreicherer Texte trösten mich immer wieder!
Genau. Das ist das Spannende an assoziativen, bilderreichen und/oder psychodelischen Texten. Ein riesiges Lager aus dem sich jede/r nach Belieben bedient. Allerdings: es gibt natürlich kulturelle, generationelle, geschlechtliche, milieubedingte etc. Codes, Bilder und Erfahrungen. Welches Bild habt Ihr, wenn ich 9.11. sage? Vermutlich zwei Türme, in denen zwei Flugzeuge stecken und die einstürzen. Fall der Mauer, Brandenburger Tor, Leute, die auf einer Graffitybesprühten Mauer sitzen oder stehen, feiern und zur anderen Seite rübersehen ... Viele songtexte benutzen solche Codes, die nicht allgemeinverständlich sind bzw. welche die verstehen, die sie verstehen sollen: Blues ist voll davon, Rock n Roll, HipHop, Gospel ...Assoziationen sind individuell verschieden, und somit gibt es zwar die erwähnten Brücken, aber jeder findet andere Brücken.
Ein Texter kann also seine Lyrik völlig frei mit seinen Assoziationen füllen, aber die Leser und Zuhörer verbinden sie mit unterschiedlichen Bildern und Gedanken. Das kann sehr erfolgreich sein (wer versteht schon wirklich die Texte von Bob Dylan), es führt aber nicht dazu, dass die Leute das Gleiche verstehen.
Geht mir auch so.Und langsam sitzen einige Schreiber gut gelaunt im selben Zug! Empfinde ich das richtig??
Es geht ein Zug nach Nirgendwo
Man liest in den Abteilen
Und schreiben tut man sowieso
Über Wörter, die enteilen
Man sollte sich sowieso fragen, was die Dinge machen, wenn man grade mal nicht hinschaut ...Aber jetzt kommt das Wesentliche: Warum zerbrechen Flaschen in einer Kiste, die nie bewegt wurde?
x-Riff
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