Was also macht ein Jazz-Stück zu einem Jazzstück - welche Merkmale brauchts damit das klar jazzig ist - selbst wenn man nur das Stück spielt, ohne dass da noch irgendwer eine Improvisation dazu gespielt hat?
Wenn jemand Take five spielt, ohne irgendeine Note zu improvisieren, dann wird trotzdem jeder sagen: das ist ein Jazz Stück.
Na dann ist doch gut.
Wenn das reicht, ist das völlig in Ordnung.
Ich brauche auch nicht unbedingt freies Genuddel um mich jazzig zu fühlen.
Man kann auch Hänschenklein reharmonisieren.
Das hatte ich hier mal irgendwo mit Noten gepostet.
Oder Stille Nacht wie
@polifonico letztens.
Haas fängt auch mit dem Greifen erweiterter Harmonien an, wenn ich mich recht erinnere.
Das ist ja das schöne. Bei Interviews sagen die Jazzgrößen auch immer in blumigen Worten, was Jazz für sie persönlich bedeutet. Es ist eben sehr individuell und jeder fasst es etwas anders auf.
Wenn wir passgenauer auf
@Tygge diskutieren wollen, müssen wir auch genauere Vorgaben bekommen.
Ich glaube, Du
@maxito möchtest die Diskussion lieber näher an der Stilistik halten.
Doch auch da gibt es so viel verschiedenes.
Schau Dir die Licks oben nochmal an. Da steht welches Lick wo her kommt und man hört wie unterschiedlich die Sachen klingen.
Was ist nun das, was Du unter Jazz verstehst?
Für mich ist die Bebop Phrase am interessantesten, weil mir die anderen einigermassen geläufig sind.
Für manche mag es der Django Style sein, wozu auch eine gewisse Phrasierung, Betonung und Rhythmik gehört, die man über diese Beispiele besser inhaliert als über Noten.
Die selbe Analyse oder Auswahl könnte man auch mit Akkorden machen.
Wenn man das alles aus Büchern ziehen möchte, braucht man einen ganzen Haufen, mal abgesehen davon, dass es für Akkordeon so gut wie nichts gibt.
Ausser die schon genannten, wobei Du stilistisch dann auch auf den Geschmack des Herausgebers angewiesen bist, wenn es nicht gerade ein Lexikon ist.
Wennn es nur um das Niveau gehen sollte, hast Du völlig recht, denn man kann mit 2 Harmonien und 5 Tönen auch was jazziges spielen.
Dadurch verliert man auch sofort die Ehrfurcht und bekommt den Drang, diese Struktur selbstständig zu erweitern.
Und das ist der Punkt, der eigentlich am interessantesten am Jazz ist weil er sich dadurch am meisten von festgelegter Klassik unterscheidet. Deshalb kann man auch von keinem "Wagnis" sprechen, wie es oft bei Klassik gesagt wird. Man spielt mit innerem Ohr und Gefühl das, was man kann, Akkorde die Dir am bequemsten liegen und Material sowie Phrasierung die sich aus dem zusammensetzen, was Du willst und was Du kannst - autodidaktisch, frei lernend. Man kann sich eine winzige Struktur oder Melodie nehmen und sein eigenes Ding daraus machen und es ist in Ordnung. Meist geht das besser als wenn man Notiertes wiedergibt, denn da beginnt die Gestaltung erst nach dem Verständnis, während Unverstandenes aus Dir selbst garnicht erst herauskommen kann.
Deshalb finde ich es auch nicht schlecht, wenn hier ungefiltert Beiträge kommen. Jeder liest was ihn interessiert und überliest was ihn nicht interessiert und jeder zieht das für ihn wichtige heraus.