Hey Leute
Ich steh momentan vor einem ähnlichen Problem: ich hab gestern mein neues Tama Superstar Hyperdrive (Birke) aufgestellt, aber konnte trotz stundenlangem tüfteln noch keinen guten Sound rauskitzeln. Nun stellt sich die Frage: was versteht der Herr unter "gutem Sound"?
Kurz und knapp - viel Attack und wenig Sustain, ohne dass die Toms zu hoch klingen oder zu wenig Widerstand bieten, sie sollen ja auch gscheit federn.
Als Referenzsound seien hier mal die Kits von "Neaera" oder "The Black Dahlia Murder" genannt, es sollte also in den Metal-Bereich gehen.
Vorneweg: ich hab mir bereits die Drum-Tuning-Bibel zu Gemüte geführt und auch wenn dort Schritt für Schritt erklärt wird, wie man am besten vorgeht, erziele ich dennoch nicht mein gewünschtes Ergebnis. Ausserdem wurde mir trotz 8 Jahren Unterricht nie das Handwerk des stimmens beigebracht, es ging bloss ums spielen - bzw. mein Lehrer (der spieltechnisch wirklich erste Sahne war) hatte die Drums im Proberaum mit Gaffa und Tempos usw. gedämpft. Soviel mal dazu
Momentan habe ich bei meinen Toms die Felle relativ fest (keine Sorge, noch genug Raum vorhanden) angespannt, dass es mir vom Spielgefühl her bereits taugen würde - aber in meinen Ohren klingen sie noch zu hoch und vor allem viel zu lange. Sprich mit sehr viel Sustain. Die Schlag- und Resofelle haben +/- den selben Pitch, so wie ich's in Bob Gatzen's Drum Tuning Videos auf YT gesehen habe. Stellt sich nun die Frage: wenn ich tiefere, schöne Töne will, die v.a. über viel Attack verfügen... Beide Felle runterspannen? Schlagfell höher als Reso? Reso höher als Schlag?
Ein ähnliches Problem zeigt sich bei der Bassdrum: spanne ich das Schlagfell zu wenig, federn meine Beater nicht genügend zurück. Stimmt diesbezüglich die Spannung, klingt die BD zu hoch und ebenfalls mit zu viel Sustain. Auch hier stellt sich halt wiederum die Frage, wie ich Schlag- und Resofell auf einander abstimmen muss, um einen kräftigen Punch zu erhalten der kaum nachklingt. Ein Dämpfungskissen ist bereits bestellt und ich werde wohl bei nächster Gelegenheit noch ein Loch ins Resofell schneiden, denn da ist noch nix.
Bassdrum: 22" x 18"
Tom 1: 10" x 6,5"
Tom 2: 12" x 7"
Floor Tom 1: 14" x 12"
Floor Tom 2: 16" x 14"
Felle sind Tama Standard "Hazy", einlagig, unbeschichtet und ungedämpft - denen allein schieb ich aber die Schuld nicht zu, da ich bereits Kits gehört habe, die auch so bespannt waren und recht ansprechend klangen.
Wäre echt froh wenn mir hier irgendwer (ausführlich!) helfen könnte, denn allein mit Videos und der Bibel komm ich irgendwie nicht mehr weiter
Ich klinke mich mal ein:
generell ist mal zu sagen, dass eine Hyperdrive schon gerade am Anfang nicht leicht zu stimmen ist. Man sollte wissen, mit welchen Mitteln man welchen Sound erzielt. Grundsätzlich kann es an vielen Faktoren liegen, warum ein Set gut klingt oder halt nicht. Ich gehe mal davon aus, dass du dir deine Gratungen angeschaut hast und du nicht in einer Besenkammer mit einem Grundriss von 2x2 Metern spielst, die am besten noch gefliest ist.... Wenn du in einem "normalen" Raum spielst, der nicht viele Reflektieren zulässt, ist schon mal der erste Schritt in Richtung von dir gewünschter Sound gemacht (wenn viel Hall gewünscht ist, ist das natürlich kein Punkt)... Ich habe erst vor ca. 4-6 Wochen ein neues Hyperdrive gestimmt und kann auch bestätigen, dass die Werksfelle durchaus brauchbar sind. Soundtechnisch sind sie für moderne was-auch-immer-Core Sachen oder Punk/Metall nicht die erste Wahl. Aber du kannst durchaus gute Ergebnisse erzielen.
Grundsätzlich zu Gatzen und der Tuning bible ist aus meiner Sicht zu sagen, dass es echt gute Standardlösungen für das Stimmen sind. Die Videos von Gatzen erklären viel und die Bible ist in meinen Augen wichtig um die Materie auch zu verstehen. Aber auch diese Medien haben ihre Grenzen... Ich persönlich kann nur jedem empfehlen einen Workshop mitzumachen, da man so direkt, interaktiv lernt, wie man richtig an den Schräubchen dreht... Mir hat das die Augen geöffnet!!!
Hab ich mal wieder weiter ausgeholt.... Sorry,
nun zum Stimmen selber... Nimm dir mal dein tiefes Standtom und stimme mal nur das Reso, ich lege dazu die trommel andersrum auf den Boden und lege eine Decke drunter, so dass das Schlagfell komplett nicht schwingen kann... Stimme das Fell so tief, dass es keine Falten mehr wirft...Hör dir den Ton an, den das Fell produziert... Wenn du gleichmäßig gestimmt hast sollte da ein sauberer Ton entstehen, der auch ausklingen kann...wunder dich nicht, dass dieser dir recht hoch vorkommt... Der wird im Gesamtkontext tiefer sein... (Jetzt kommt der Schritt um das Sustain zu verkürzen, falls gewünscht, deswegen in klammern: Stimme das Fell ein wenig höher! Ein wenig bedeutet Erfahrungswert: viertel bis halbe Umdrehung je Schraube, und gleiche die Schrauben an, so dass Sie einen sauberen Ton und Sustain ergeben...Falls du mit einer Schraube übers Ziel hinausgeschossen bist, runterstimmen! Dabei ist es wichtig die Schraube weiter rauszudrehen und dann wieder hochzustimmen). Das War Reso nummer 1... Jetzt würde ich das 12er nehmen und nur das Reso Stimmen, genau wie das Standtom.... Hör dir das Intervall beider Resos an... (Ich habe da immer ne Haustür-Klingel im Ohr: Bing Bong (kann es nicht besser erklären))... Meiner Erfahrung nach ist es, je höher/kleiner das Tom ist, schwieriger zu stimmen, da sich schon kleinere Änderungen an den Schrauben deutlich bemerkbar machen.... So nun hast du ein erstes Intervall. Nun nimm das 14er und stimme das Reso irgendwo dazwischen und ich mache dann wieder den Klingeltest und höre dann, wenn ich es richtig gemacht habe ein Bing-bang-bong raus.... Dann noch das 10er... selbstredend wieder stimmen und abschließend dass komplette Intervall der 4 Trommeln anhören... Das waren die Resos, das ganze würde ich dann noch mit den Schlagfellen machen und fertig ist die Kiste... Wirklich wichtig bei dieser Methode ist es von Anfang an nicht zu hoch zu stimmen... Versuche mit möglichst wenig Aufwand einen sauberen tiefen Ton hinzubekommen... Falls du zu viel Sustain hast, dir der Ton und Grundcharakter der Trommel aber gefällt, nimm Gaffa, nicht zu viel, oder Moongel... Die Werksfelle sind halt nicht für den von dir gewünschten Sound die erste Wahl!
Nun zur Bassdrum.... Benutzt du ein Kickpad oder nen Falam Slam? Welche Beater? Das Thema Loch in der BD ist auch ne Wissenschaft für sich... Ich spiele auf Grund der besseren Kontrolle immer mit Loch... Dadurch verliert Sie zwar an Low-End und Wumms, ist für mich aber besser zu spielen... Beater-Rebound ist neben den Parametern Fell, Federspannung auch eine Sache der Spieltechnik! Gerade die BD ist auf Grund der tiefen Frequenzen extrem raumabhängig, ein richtig gestimmtes Reso ist dafür verantwortlich, ob Sie wummert oder kurz klingt...
Oh Gott, mal wieder ausgeartet... Falls du noch Fragen hast, nur zu, ansonsten viel Spaß beim rumprobieren... Stimmen ist nix, was man in ner halben Stunde lernt...
Kurz noch was zu dem Sound der von dir genannten Bands:
Es ist nicht ganz leicht diesen Sound in Natura zu erzeugen... Trigger für die BD.... auch das danmar kickpad gibt diesen Metall-kick.... Auch die Toms und die Snare sind weit weg von einem "in natura" klingenden Set...