Ich bind er Meinung, und ich beobeachte das auch im Bekanntenkreis, dass sich das Kaufverhalten vieler Konsumenten in den letzten Jahren wieder geändert hat, zumindest in der etwas älteren und kaufkräftigeren Generation. Wenn ich so 15 Jahre zurück denke, wo die digitalen Möglichkeiten durch PC und Co, also CDs brennen/kopieren, dann MP3 Konvertierung, Napster, Audiogalaxy, eMule, eDonkey und co. die Plattenindustrie quasi den Boden weggegraben haben, da haben wir doch alle - mich eingeschlossen - alle Register gezogen, um unsere Musiklibraries auf unseren Rechnern aufzuforsten was die Festplattenkapazität hergab, ganze Diskografien runtergeladen, die wir nie in der Lage waren, auch nur ansatzweise mal durchzuhören. Bei mir hat das relativ schnell irgendwann wieder aufgehört, weil mir der Stress und die möglichen strafrechtlichen Konsequenzen die Sache nicht wert war, außerdem hab ich festgestellt, dass je größer eine Library, um so heftiger der Pflegeaufwand, z.B. Dateinamen und Tags vereinheitlichen, doppelte und schlechte Qualitäten ausfiltern usw.
Ja, einige haben's hier auch schon korrekt auf den Punkt gebracht: Man mutiert so vom Musikliebhaber zum Konsumenten. Wo man sich früher eine LP oder CD aus der Hülle genommen und genüsslich angehört hat, skipt man heute wie blöde auf dem MP3 Player von einem Song zum nächsten.
Ich hab mir jahrelang keine CDs mehr gekauft, obwohl ich vorher viel Geld für Tonträger verbraten habe. Ich hatte über 800 LPs und 600 CDs. Meine LPs hab ich mittlerweile verkauft, nachdem sie Jahre lang in Kartons verpackt im Keller gestanden haben, und ich nicht mal mehr einen Schallplattenspieler besitze, war die Entscheidung nicht allzu schwer. Denn so weit geht meine Leidenschaft dann doch nicht. CDs nehmen nun mal weniger Platz in Anspruch, aber vermutlich ist das auch hier nur eine Frage der Zeit...
Wenn mir heute Musik gefällt, kaufe ich sie. Wobei das meiste decke ich über einen Napster Flatrate-Vertrag ab, aber das, was mir wirklich gefällt, kaufe ich separat, und zwar in den meisten Fällen als Download (Napster, iTunes, Amazon etc.), und in Einzelfällen auch als CD. Vor allem gerade von Bekannten, die eine Scheibe rausbringen, die mir gefällt. Da ist das für mich auch eine besondere Art der Wertschätzung.
Von Freunden und Bekannten nehmen wir grundsätzlich kein Geld für CDs. Die bekommen die Dinger geschenkt.
Daher zählen die bei uns nicht zu potentiellen Kunden. ...
Ich finde das ist nicht nötig. Gerade Freunden und Bekannten muss es das wert sein. Wenn sie Geburtstag haben, und Du bringst ihnen als GEschenk eine mit, ist das ok. aber warum sollten sie dafür nichts bezahlen? Und wo ziehst Du die Grenze zwischen gerade-noch-Freund und gerade-nicht-mehr-Freund? Stößt Du da nicht eher einigen vor den Kopf?
Ich sehe diese Problematik auch bei freien Eintrittskarten, Backstage-Pässen, Gästelisten für Konzerte. Gerade bei unseren Projektgeschichten, sind oft gut über 100 aktive Musiker, Techniker, Hands, Helfer etc. dabei. Früher hat jeder eine Partnerkarte bekommen, und die Chance weitere 5 Karten vergünstigt zu erwerben. Ich meine, das ist ein non-commercial Projekt, keine Gagen für Musiker, aber trotzdem jede Menge Kosten, bereits im Vorfeld, z.B. Werbung, Location-/Bühennmiete, Technik, Licht, Catering etc.
Wenn das jeder ausnutzt, wer soll das dann alles bezahlen? Gerade im Semi-Bereich muss man sich nichts vormachen, dass man durch Musik nicht wirklich reich wird, sondern es als Hobby sehen muss, und eher draufzahlt. Aber auch das Draufzahlen muss sich im Rahmen halten. Wer das, was ich mache, mag, und durch seine Teilnahme wertschätzt, der wird dafür auch bezahlen, wenn nicht, scheint's ihm nichts wert zu sein, und dann soll er wegbleiben. Wir haben i.d.R immer Ton- und auch Video-Mitschnitte von unseren Events, zumindest von den großen, und da gibt es dann eine limitierte Anzahl von CDs/DVDs. Sobald die ausverkauft sind, sagt keiner mehr was, wenn die dann auf dem Rechner zu Hause kopiert werden, weil nachpressen lassen wir nicht, es sei denn, die Nachfrage ist über Erwartung groß.
Und um damit wieder zum Thema zurückzukommen: Wer sich meine Musik irgendwo kostenlos besorgt, weil er dafür kein Geld ausgeben will, soll das tun. Letztlich lebe ich nicht davon, und muss zufrieden sein, wenn sich meine Musik in welcher Form auch immer verbreitet. Wenn ich allerdings mitbekomme, dass irgendwer - und da schließe ich irgendwelche Downloadportale im Internet, die für mich nicht greifbar sind aus - meine Musik kopiert und kostenlos verteilt, den werde ich mir definitiv zur Brust nehmen und ein paar Takte erzählen.