Wie funktionert eigentlich eine Stimmzunge?

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Am vergangen Wochenende hatte ich ein sehr interessantes Telefongespräch mit einen Mensch den Ihr hier im AkkordeonForum schon etwas kennt als "Balg" oder auch Manfred genannt.


Ich sprach mit ihm, denn er bot mir freundlicherweise an mir ein paar Ratschläge für das Stimmen einen Akkordeons zu geben, und da ihm das Sprechen per Telefon viel geläufiger als das Tippen auf dem Rechner kommt, so rief ich aus Kanada an, da ich ja hier nur die bis jetzt noch etwas mageren Youtube videos als meine Lehrmeister habe.


Wer sich nun denkt, wie ich anfangs dachte, dass er mir vielleicht sagen würde: "feile hier und kratze dort", der wird mit mir sicherlich freudig überrascht sein wenn wir von ihm ein viel nützlicheres "Werkzeug" überreicht kriegen, und zwar: Ein Modell zum Verständnis der Kräfte die für zusammenwirken für das optimale Funktionieren einer Akkordeon Stimmzunge .


Hier probiere ich mein gegenwärtiges Verständnis dieses Models wieder zu geben, und ich lade alle ein dies Model zu verbessern oder eine andere Version dar zu bieten.


Also: Drei Kräfte wirken zusammen:
1. Der Balgdruck auf die Innenseite der Stimmzunge (relativ kleine Grössenordnung)
2. Die Federspannung der Stimmzunge
3. Ein Unterdruck der durch die Luftströmung verursacht wird.


Im Ruhestand steht die Stimmzunge ja etwas von der Platte ab - der sogenannter Lösabstand - und dann wird mit dem erhöhten Druck die Luft durch den Spalt zwischen Zunge und Platte geströmt. Von Bernoulli wissen wir dass der Druck fällt bei schneller LuftBewegung (wie beim Flugzeugflügel wo die Luft den längeren Weg oben herum nimmt, und der Druck dort wegen der schnelleren Strömung niedriger ist) und dieser Unterdruck zieht dann die Stimmzunge in den Spalt hinein.


Soweit so gut.
Nun sagt Herr Manfred, dass die Zunge nun 'abdeckelt' und die Öffnung in der Platte zumacht, und nun lässt der Unterdruck schlagartig nach, aber von hier an verstehe ich sein Modell nicht so gut. Bringt die Federkraft die Zunge wieder zurück? Vielleicht muss ich nochmal nachfragen.


Mir selber erkläre ich es so, dass der Augenblick wo die Zunge am nächsten an der Platte dran ist, ist die Luftströmung am schnellsten, denn die Öffnung ist am kleinsten (aber zwar nie ganz zu) und der Luftfluss am schnellsten. So wie die Zunge durch den Spalt durchschwingt (denn sie hat ja ein gewisses Momentum schon aufgebaut), nimmt dieser Unterdruck ab, und wechselt auch die Richtung in bezug auf die Zunge, denn nun 'saugt' es wieder zurück.
Das Momentum der Stimmzunge wird in Federkraft (potentieller Energie) aufgenommen, die Zunge swingt aus, und die potentielle Energie wird wieder in kinetische Energie der Stimme umgewandelt, sie pendelt wieder zurück.
Auf dem Weg zurück, wird der Spalt immer kleiner, und der Luftfluss immer schneller, deshalb der Unterdruck immer höher, bis die Zunge wieder druchschwingt. Also beim Rein- und Rausschwingen.
Ich stell mir das so vor als ob ich neben der Schaukel stehe, und mein Kind in beide Richtungen ein kleine Schubs gebe, grade dann wenn es unten druchschwingt.


Aber ich bin auch kein Physiker, also bin ich gleich bereit zu akzeptieren dass der Eine oder die Andere hier eine bessere Erklärung haben.


Vielleicht mal ein Experiment, wo wir Helium in den Balg lassen - wer hat das schon mal gemacht? - und schauen ob die Ansprache und die Frequenz der Stimmzungen noch dieselbe ist?


Nun sagt der Manfred dass wenn wir die Form der Stimmzungen verändern - beim Bau, oder bei den Nachstimmen, so sollten wir uns Gedanken machen welchen Einfluss das haben wird.
Ist das Profil der Stimmzunge gleichmässig? Wenn nicht, dann pendelt es unterschiedlich mit verschiedenen Balgdrücken, oder die Stimmzunge pendelt nicht grade.
Ist der Spalt gleichmässig? Wenn nicht, kann wieder ein ungrades Pendeln enstehen, sogar die Seitenwand treffen.


Für die Einsichten und das Gespräch bedanke ich mich nochmal herzlich bei Manfred 'Balg', und natürlich hoffe ich dass noch mehr Gedanken im Forum hier dazu beigetragen werden.


Gruss vom Stefan
 
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Gut erklärt, ich habe dennoch nicht alles verstanden.
In knapp zwei Wochen weiß ich mehr, denn ich schaue es mir bei ihm an - worauf ich mich schon sehr freue. Ich hoffe, dass mein physikalisches Verständnis reicht, um es anschließend erklären zu können. Meistens hat es aber auch etwas mit Anschauung zu tun und mit Phantasie - Insofern habe ich Hoffnung. Wenn man es sieht wird es vielleicht ganz schnell klar. Er hat ja auch Messgeräte und Versuchsanordnungen, bei denen man zusehen kann was bei Veränderung passiert.

Aber Warum eine Zunge schwingt?? Kann ich jetzt noch nicht so nachvollziehen.
Helium im Balg? Glaube nicht an eine Auswirkung auf die Stimmzunge. Bei der Stimme ändert sich durch den veränderten Druck wahrscheinlich auch das Volumen der Stimmbänder, das passiert bei Metallzungen ja eher nicht. Außerdem müßte dann vielleicht ein Akkordeon in 4000 Metern Höhe anders klingen als am Meeresspiegel? Vielleicht leiser?

Oder unter dem Meeresspiegel? ;-)

p.s.
ich muß mal wieder Jean Pacalets Landschaft unter dem Meer hören...
 
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Ich bin zwar auch kein Physiker, aber mir scheint, dass v.a. 2 Faktoren wichtig sind für die Tonerzeugung bei durchschlagenden Zungen:

1. die Elastizität der Stahlzunge
2. der Luftdruck, erzeugt durch den Balg (damit meine ich nicht Manfred)

Der Bernoulli-Effekt ist sozusagen die Starthilfe, mit der die Stahlzunge vom Luftdruck aus der Ruheposition gebracht wird und anfängt zu schwingen. Dabei schwingt sie durch die Stimmplatte und unterbricht so den Luftstrom. Daraus ergeben sich Druckunterschiede in der Frequenz der schwingenden Zunge. Druckunterschiede werden gemeinhin als Töne wahrgenommen, et voilà, da haben wir den Klang!

Die Höhe über Meer spielt dabei keine Rolle, da nur relative Druckunterschiede relevant sind und das Medium. Unter Wasser dürfte die Stahlzunge träger schwingen, ergo ergeben sich tiefere Töne.

Beim Stimmen ändert sich die Elastizität und die Resonanz der Stimmzunge.

Kompliziert wird das Ganze, da die Resonanzfrequenz der Stimmzunge vom Druck abhängt und die Elastizität von der Beschaffenheit der Stimmzunge (Material, Form, Oberfläche) und vice versa. Oder so ähnlich....:D


Jetzt hab ich gerade noch kurz in Wikipedia nachgekuckt: das steht es natürlich ganz genau mit Animation etc. usw.

http://de.wikipedia.org/wiki/Durchschlagende_Zunge
 
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Was auch immer Ihr über Akkordeon und Stimmzungen wissen wollt ist nachzulesen im Buch:
"Akkordeon, Handbuch für Musiker und Instrumentenbauer" von Gotthard Richter (ISBN 3-7959-0569-9)

Weitere empfehlenswerte Bücher:
Toni Schwall: Die Akkordeonstimmung
Toni Schwall: Instrumententechnik und Reparaturkunde
Werner Fehlhaber: Das kleine Buch der Akkordeon-Akustik
Wolf Linde: Das grosse Buch der Handzuginstrumente

Gruss / Musikatz
 
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Hallo Leute,

Auszug aus Handbuch G. Richter:

Der Selbsterregungsmechanismus ist ein äußerst komplizierter Vorgang, der übrigens auch beim Ansprechen der Zunge, also beim selbständigen Aufschaukeln der Schwingung aus der Ruhelage, die dominierende Rolle spielt und der wissenschaftlich noch nicht restlos erforscht ist. Ein Gespräch mit Herrn Richter brachte mich hier auch nicht weiter. Ich habe sehr gute Kontakte zu Tonzungenherstellern und dadurch auch einen guten Einblick über die Herstellung einer Solchen gewinnen können.

Alle meine Bemühungen, in dieser Richtung Antworten zu erhalten, sind ins Leere gelaufen. Man kann eine Tonzunge herstellen und kennt nicht den Verlauf ihrer Funktion? Ich habe mir deshalb Testgeräte gebaut, um meine Überlegungen nachprüfen zu können. Die Personen, denen ich das vorgeführt habe, waren überrascht über die Logik und die Meßergebnisse. Hierzu zählen Personen wie Herr Franz Lindermaier, der noch zur Zeit von Morino und Gola bei Hohner die Abteilung Entwicklung der Sonderinstrumente geleitet hat. Er hat jetzt seinen 93. Lebensjahr erreicht bei bester geistiger Gesundheit. Dieser Mann ist durch und durch ein Akkordeon-Begeisteter und Könner. Einige User haben ihn ja beim Schwarzwaldtreffen erleben dürfen.

Vielleicht wird Euch dann Uwe (Klangbutter) nach seinem Besuch bei mir Licht ins Dunkle bringen.


Gruß
Manfred (Balg)
 
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Nun sagt Herr Manfred, dass die Zunge nun 'abdeckelt' und die Öffnung in der Platte zumacht, und nun lässt der Unterdruck schlagartig nach, aber von hier an verstehe ich sein Modell nicht so gut. Bringt die Federkraft die Zunge wieder zurück? Vielleicht muss ich nochmal nachfragen.

Hallo Pentabass,

in dem Wikipedia Link, den Accordion eingestellt hat, kannst du schon mal viel nachlesen.

Hier noch ein paar Ergänzungen zu den "Bernoulli" -kräften und er Schwingung und dem Lösabstand:

Zischt Luft durch einen engen Spalt, dann gibt es nach Bernoulli einen Saugeffekt quer zur Strömung - je enger der Spalt, desto saug!
Somit entsteht der größte Saugeffekt an der Stimmzungen dort, wo der Spalt zwischen Plattenoberfläche und Stimmzungenfläche am engsten ist - also im hinteren Bereich in Richtung Niet. Und vorne wo der Spalt aufgrund der Zungenaufbiegung etwas größer wird, ist der Saugeffetk zunächst geringer.

Anfangen tut die Schwingung, deshalb, weil die Luftströmung immer mit Verwirbelungen verbunden ist, und dadurch nicht völlig gleichmäßig an der Zunge wirkt. Weshalb der Saugeffekt minimal größer oder kleiner wird. Das wiederum bringt die Zunge zum zittern und dann zum schwingen - und zwar mit ihrer eingeprägten Resonanzfrequenz (der Tonhöhe). Erst so fängt die Schwingung überhaupt erst an.

Das reicht aber nicht zum richtig losschwingen.

Die Zunge schwingt nun nach unten und oben, bis die Federkraft der Zunge so groß wird, dass die Zunge dadurch wieder zurückgezogen wird. Bei der Schwingung nach oben wirkt nur die Federkraft. Bei der Schwingung nach unten jedoch wirkt die Bernoullikraft , die die Zungen beschleunigt, bis die Zunge in den Plattenspalt eintaucht. Dann ist ja nur noch ein Spalt quer zur Zunge zwischen Zunge und Platte. Dort saugt die durchströmende Luft zwar auch, aber leider nur noch quer zur Zunge und hat somit keinen Anteil mehr auf die eigentliche Bewegungsrichtung - Hat also außer Luftverbrauch keinen Anteil mehr an der Zungenschwingung. Das ist der Zustand, den Balg mit "abdeckeln" bezeichnet - der eigentliche Plattenspalt ist nunmehr zugedeckt.

Auch hier schwingt die Zunge soweit, bis der Schwung durch die Federkraft aufgehoben und zum Stillstand gebracht worden ist. Und weil die Zunge durch den Schwung weiter durchgeschwungen ist, als der Luftdruck ausgelenkt hätte, hat die Stimmzunge nun mehr Federkraft, als der Luftdruck und kann gegen diesen wieder an Schwung gewinnen und gegen den zurückschwingen. Andernfalls würde die Zunge im Spalt stehen bleiben. Und Ruhe wäre in der Kiste.

Das alles reicht aber noch nicht aus, um eine richtig kräftige Schwingung zu erzeugen: Denn in dem Moment, wenn die Zunge anfängt in den Spalt einzutauchen, lässt auch schon die Saugkraft durch den Bernoulli Effekt nach, weil nicht mehr die volle Zungenlänge zur Verfügung steht. Und weil der vordere Teil der Zunge zuerst eintaucht, geht der Saugeffent dort auch als erstes weg.

Das Ganze bliebe also bei einer zarten Anregung.

Dem beugt man nun vor, in dem man der Zunge eine geringfügige Aufbiegung verpasst - Die Zunge steht also im Idealfall in einer Kurve leicht ab. Im hinteren Bereich fast parallel zur Plattenoberfläche und weiter nach vorne in einer leichten Kurve. Somit ist zwar der Saugefffekt zu Anfang im vorderen Bereich nicht so stark wie bei einer ganz parallel verlaufenden Zunge. Aber durch die Kurve taucht nicht die ganze Stimmzunge auf einmal in den Plattenspalt ein und es ist recht lange ein Bereich vorhanden, der weiterhin Saugkräfte erzeugt, die die Zunge noch weiter in den Plattenspalt zieht.
Das erzeugt im Gegenzug größere Federkräfte und bewirkt dadurch, dass die Schwingung viel schneller und kräftiger an Fahrt gewinnt, als wenn die Zunge ganz gerade wäre.

Die Genaue Form der Zungenaufbiegung hängt vom Schliffprofil der Zunge und auch von der Größe ab. Da gibt es im Feinen schon noch weitere Unterschiede - aber vom Generellen her funtkioniert die Sache so.

Ich hoffe, dass ich den Vorgang her etwas klarer machen konnte udn nicht noch mehr Verwirrung geschaffen habe.

...Übrigens die Schallschwingung die dabei erzeugt wird, ist vom Luftdruck praktisch unabhänging - Nur die Temperatur spielt eine Rolle. Drum sollte man entweder schnell stimmen, oder die Temperatur konstant halten, wenn man mit Messgeräten stimmt. Die Meereshöhe des Stimmortes oder auch des Spielortes ist somit egal!

Gru, maxito
 
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Gibt es eigentlich auch die Idee (oder konkretere Umsetzungen), das Akkordeon vom Luftdruck her quasi umzukehren, also statt Überdruck im Balg zu erzeugen, Unterdruck von außen? Dann könnte man ja quasi zuschauen beim Schwingen, oder?
Der Dilettantenbastler in mir denkt natürlich erst mal an eine gewagte Konstruktion aus Plastikfolie, Klebeband und Staubsauger, aber vielleicht gibt es ja schon professionellere Ansätze. Wäre so ein umgekehrter Stimmbalg bzw. -tisch denkbar?
lg,
Christian
 
Das gibt es schon lange. Ich habe mir vor Jahren mal für Vorträge so eine Kiste gebaut. Da ist an der Oberseite eine Plexiglasplatte eingelassen, auf die man Stimmplatten spannen kann. Angetrieben wird das ganze von dem Motorteil eines Kleinstaubsaugers. Darüber ist ein Galgen mit einer regelbaren Stroboskoplampe. Dadurch kann man die Zunge optisch von langsamer Schwingung bis zum Stillstand in jeder Lage ansehen.

Wenn ich es noch richtig im Hinterkopf habe, hat die Harmona mal ein ähnliches Ding bei der Musikmesse dabeigehabt.

Gruß Claus
 
Also: Drei Kräfte wirken zusammen:
1. Der Balgdruck auf die Innenseite der Stimmzunge (relativ kleine Grössenordnung)
2. Die Federspannung der Stimmzunge
3. Ein Unterdruck der durch die Luftströmung verursacht wird.

Hallo Pentabass,

zu Punkt 1.

Der Balgdruck liegt auf der Außenseite der Stimmzunge. Die Zunge schließt den Lösabstand und wird in Richtung Plattenspalt bewegt. Wird der Balg aufgezogen, so wird die Strömungsrichtung umgekehrt und von außen in das Akkordeon gesaugt. Aus diesem Grund sind die Tonzungen auf der Stimmplatte gegenläufig angebracht. Die angebrachten Ventile verschließen die funktionslosen Stimmzungen. Somit wird Luftverlust durch die funktionslose Zunge unterbunden. Die Ventile beeinflussen auch die Tonbildung der Zungen. Die Stimmplatten im Piccolo-Bereich und die etwas Tieferen werden ohne Ventile eingebaut, da diese Zungen nur einen kleinen Luftspalt aufweisen.

Gruß
Manfred
 
Hallo Manfred,

Tja, richtig, da hab ich nicht aufgepasst, natürlich ist es die 'Aussenseite' - oder die Seite wo die Stimmzunge auf der Platte aufliegt.

Ich lese immer noch an den Artikel auf Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Durchschlagende_Zunge
Dank an 'Accordion' dafür.

Auch hilft mir die Erklärung von Maxito zu verstehen warum die Zunge zur Spitze hin etwas hochgebogen wird.

Jedes bisschen hilft. Danke.

Stefan
 
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Hallo Pentabass,

und die anderen Leser: Der Sprachgebrauch der durchschlagenden Zunge , vermittelt den Eindruck, daß die Zunge durch den Spalt schlagen muß um zurückschwingen zu können. Dieser Vorgang wird auch so von Akkordeonexperten vertreten. Ich konte mich dieser Meinung nicht anschließen. Jetzt bin ich in der Lage, diese Theorie durch meine Versuche zu widerlegen. Die Stärke der Stimmplatte hat auch einen Einfluß auf das Zurückschwingen der Zunge. Dieser Einfluß tritt erst bei stärkerem Spieldruck auf. Nach meinen bisherigen Erkenntnissen ein Nachteil für den Rückschwingvorgang der Stimmzunge. Aus diesem Anlaß werden auch stärkere Stimmplatten für bessere Tonentfaltung eingebaut.

Gruß
Manfred
 
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Hallo Manfred und die anderen Experten,
was würde passieren, wenn ich statt eines Ventiles eine zweite Stimmzunge auf der Gegenseite hätte und die Platte so dick währe, das sich die Zungen beim jeweiligen Eintauchen nicht berühren?:gruebel: Wenn das funktionieren würde, könnte mann eine Menge Material sparen.
Gruß, Didilu
 
Hallo Didilu,

die gegenüberliegende Tonzunge im Plattenspalt müsste durch die Luft ,die durch den Lösabstand in den Spalt strömt, aus dem Spalt gedrückt werden. Das an dieser Seite angebrachte Ventil ist für die Freiheit im Tonkanal schon ein Hindernis für eine gute Strömung. Ventile sollen deshalb bei geringster Anströmung öffnen . Eine Tonzunge ist hierzu nicht in der Lage. Sie wird den Zungenspalt für die nötige Strömung nicht freigeben. Deshalb ist so eine Anordnung nicht möglich.

Gruß Manfred

---------- Post hinzugefügt um 18:58:03 ---------- Letzter Beitrag war um 15:25:03 ----------

Ich habe ein Stimmplattenmodell nach meinen Erkenntnissen aus " H O L Z " hergestellt. Stimmplatte mit Schlitz und Tonzunge aus HOLZ. Ich habe dieses Teil für den Besuch von Uwe (Klangbutter) hergestellt. Dieses Modell ist nicht nur zum Anschauen , sondern die Tonzunge schwingt im Spielwind ( Balgdruck ). Dieses Modell bestätigt die Richtigkeit meiner Erkenntnisse. Bevor ich das Teil gebaut habe, war ich schon sicher,dass dieses Ergebnis zu erwarten ist. _Die Stimmplatte aus HOLZ !!! Wer möchte darf sich wundern. Zwei kleine Teile sind aus Metall. Diese könnten aber auch aus Holz sein. Ich schreibe bewußt "meine Erkenntnis" da ich bei aufwendiger Suche ,wie die Stimmzunge funktioniert, keine Angaben bekommen habe die zu dem Ergebnis beigetragen haben.

Gruß
Manfred
 
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Hallo Manfred,
hab´s immer schon gewusst: " DU HAST ES EINFACH DRAUF !!! "
Ich verneige mich vor deinem umfassenden Wissen und bewundere deinen Charakterzug dein Wissen auch an andere weiter zugeben.
Vielen Dank für deine Geduld und stets freundliche Hilfe !

Gruß
Michael
 
habe ein Stimmplattenmodell nach meinen Erkenntnissen aus " H O L Z " hergestellt.

Ah Klasse!
Ein großes Demonstrationsmodell zum anfassen wo man mit den eigenen Fingern die Mechanismen der Stimmzunge erfühlen kann!

Das find ich echt stark!!!:great:

gruß, maxito
 
Bin sooo gespannt auf alles... Es ist fuer mich ein bischen so wie wenn ein Anfaenger geich zum Meister geht. Denn ueber die Funktion der Stimmzungen habe ich noch nie so viel nachgedacht. Aber entgegen meiner Überzeugung, dass es Spezialisten für Akkordeonspiel und Herstellung getrennt geben muesste, begebe ich mich nun gleich in beste Haende bei Balg um zumindest Grundlagen zu lernen.
Bin sehr stolz, dass er extra fuer mich ein Anschauungsmodell hergestellt hat. Ich werde es wohl brauchen.
Vielleicht steht am Ende doch ein Instrument der Superlative.
 
Bin sooo gespannt auf alles... Es ist fuer mich ein bischen so wie wenn ein Anfaenger geich zum Meister geht. Denn ueber die Funktion der Stimmzungen habe ich noch nie so viel nachgedacht. Aber entgegen meiner Überzeugung, dass es Spezialisten für Akkordeonspiel und Herstellung getrennt geben muesste, begebe ich mich nun gleich in beste Haende bei Balg um zumindest Grundlagen zu lernen.
Bin sehr stolz, dass er extra fuer mich ein Anschauungsmodell hergestellt hat. Ich werde es wohl brauchen.
Vielleicht steht am Ende doch ein Instrument der Superlative.

Lieber Klangbutter,

Nun will ich keinerlei Zwänge auflegen, aber für mich ist der Weg zu Fuss sehr weit, deshalb möchte ich bitten um ein ausführlichen Bericht von den Besuch bei Manfred 'Balg'.
Wenns geht, mit Video oder Bildern, und viel getippt. Hauptsache wir verstehen was der Manfred uns sagen will. Du hast dieselbe Verantwortung wie derjenige der damals die Noten bei Beethoven abholte... ;)

Gruss vom Stefan in Kanada

---------- Post hinzugefügt um 20:32:19 ---------- Letzter Beitrag war um 20:21:32 ----------

Hallo Pentabass,

und die anderen Leser: Der Sprachgebrauch der durchschlagenden Zunge , vermittelt den Eindruck, daß die Zunge durch den Spalt schlagen muß um zurückschwingen zu können. Dieser Vorgang wird auch so von Akkordeonexperten vertreten. Ich konte mich dieser Meinung nicht anschließen. Jetzt bin ich in der Lage, diese Theorie durch meine Versuche zu widerlegen. Die Stärke der Stimmplatte hat auch einen Einfluß auf das Zurückschwingen der Zunge. Dieser Einfluß tritt erst bei stärkerem Spieldruck auf. Nach meinen bisherigen Erkenntnissen ein Nachteil für den Rückschwingvorgang der Stimmzunge. Aus diesem Anlaß werden auch stärkere Stimmplatten für bessere Tonentfaltung eingebaut.

Gruß
Manfred

Hallo Manfred,

Nur um ein paar Bedeutungen zu klären:
Mit 'Zurückschwingen' - meinst Du: Zurück zur Ausgangslage (also Aussen)?

Heisst das also, dass die Zunge Anschwingen kann (von der Ausgangslage, bis VOR dem Spalt, aber nicht Durch den Spalt) und dann wieder zurückswingen?
Sie 'braucht' den Spalt nicht zum Zurückschwingen?

Wie also sind die Kräfte bei den Rückschwingvorgang? Mehr als nur die Federkraft von der Zunge?

Von meiner Seite würde dann die Idee flachfallen, dass auch auf den Rückweg in die Ausgangslage, der Bernoulli Effekt die Zunge beschleunigt - - schade, denn ich habe mich grade an den Gedanken gewöhnt...

Gruss von Stefan

Anm. d. Mod.: Bitte etwas sinnvoller Zitieren und nicht einfach komplette Vorgängerbeiträge übernehmen (siehe: https://www.musiker-board.de/board-regeln-bt/111467-bitte-um-sinnvolles-quoting.html), sowie Gebrauch von den "Zitat+"- bzw. "Bearbeiten"-Funktionen machen! Dies trägt ernorm zur Lesbarkeit/Übersichtlichkeit von Threads bei.
Danke und Gruß, Wil Riker
 
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ich bitte auch noch zu bedenken, daß die Angaben des Herrn Bernoulli im wandnahen Bereich nicht dem üblichen Verlauf folgen, da die laminare Strömung (durch Reibung an der Wand) dem entgegen wirkt.
 
Mit 'Zurückschwingen' - meinst Du: Zurück zur Ausgangslage (also Aussen)?

Heisst das also, dass die Zunge Anschwingen kann (von der Ausgangslage, bis VOR dem Spalt, aber nicht Durch den Spalt) und dann wieder zurückswingen?
Sie 'braucht' den Spalt nicht zum Zurückschwingen?

Wie also sind die Kräfte bei den Rückschwingvorgang? Mehr als nur die Federkraft von der Zunge?



Gruss von Stefan

hallo Pentabass,

nochmal speziell für Dich: Der Schwingvorgang, den ich als Steuerung der Zunge bezeichne, läuft oberhalb der Platte komplett ab. Ohne den Spalt in der Platte wäre ein Steuervorgang nicht möglich. Wird der Spieldruck erhöht, benutzt die Stimmzunge natürlich die Spaltöffnung um ihre gespeicherte Energie ungehindert ausschwingen zu können. Die Rückstellung in ihre Ausgangslage wird nur durch ihre eigene Federspannung ausgeführt. Der Spalt nimmt auf die Rückschwingung in ihre Ausgangslage (Ruhestellung) keinen Einfluß.

Gruß
Manfred
 
laminare Strömung (durch Reibung an der Wand) dem entgegen wirkt

soweit ich das verstanden habe, wirkt der Bernoulli Effekt nur ausserhalb des Stimmplattenkanals (oder Wände, wie Du sagst) und dient dazu, die Stimmzunge aus der Ruheposition zum Schwingen zu bringen.

Danach sind Luftdruck und Elastizität die wesentlichen Kräfte. Dabei kommt es sicher zu sehr komplexen Interferenzen dieser Kräfte.
 

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