Weshalb reduziert sich das Gitarrenspiel immer auf Speed?

  • Ersteller DarkStar679
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Viele Gitarristen und Musiker finden vermutlich auch viel an langsamen, gefühlvollen, ausdrucksstarkem Spiel oder einfach guten Kompositionen und Songwriting. Aber, frag mal einen "dahergelaufenen" Hörer. Der findet das was schnell und Laut ist häufig besser. Da gabs mal so ein Video auf YT von einem Talentwettbewerb mit zwei Gitarristen. Der eine hat groovige Riffs gespielt, der andere irgendwas dahin geshredded und hing nur an seinem Whammy Bar. Die Zuschauer fanden letztes geiler...
Schau Dir aber an was in den Gitarren-Charts ist. Da sind nicht die Shredder, sondern die, die die Songs sinnvoll aufbauen.
Unabhängig davon, was jemanden oberflächlich mehr beeindruckt, der Kern wird eben nicht durchs Shredding definiert.
 
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Die Zuschauer fanden letztes geiler...
Also ob das ein Maßstab wäre. Die finden auch einen Winkeschinken namens Guetta geil, obwohl der gar nix macht .... außer da zu stehen und mit den Flügeln rudern.
 
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Schau Dir aber an was in den Gitarren-Charts ist. Da sind nicht die Shredder, sondern die, die die Songs sinnvoll aufbauen.
Unabhängig davon, was jemanden oberflächlich mehr beeindruckt, der Kern wird eben nicht durchs Shredding definiert.

Da stimme ich dir schon zu. Es gibt aber davon unabhängig durchaus eine Art ´Gitarristenszene´, in der Shredding besonders beliebt ist. Zwar gibt es auch eine ganze Menge Gitarristen, die anders drauf sind, nach meinem Eindruck haben diese aber häufig nicht so diesen `Gitarristenszene´-Bezug.
 
Zwar gibt es auch eine ganze Menge Gitarristen, die anders drauf sind, nach meinem Eindruck haben diese aber häufig nicht so diesen `Gitarristenszene´-Bezug.
Von "Szenen" jeglicher Art sollte man sich ohnehin tunlichst fernhalten. Das sind oft ganz seltsame Biotope.
 
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In den Neunzigern spielte ich einige Jahre in einer (Thrash-) Metal Band. Eine gewisse Geschwindigkeit beim Solo-Spiel war da schon vonnöten. Jetzt war (und bin) ich aber nicht der allerschnellste auf der Gitarre und damals auch noch stinkfaul, wenn's ums Üben ging :redface:.
Da musste ich halt immer mal tricksen; ein paar einfache repeating pattern und Tapping-Einlagen in fast jedem Solo und alle waren glücklich:D.
Außerdem klangen meine Soli irgendwie alle ziemlich ähnlich.
Nun ja, ich kam halt eher aus dem Blues und Classic-Rock-Bereich aber mit den Metal-Jungs verstand ich mich einfach am Besten.

Ich glaube aber, damals war das Shredding, Gottseidank für mich, noch nicht wirklich sooo ein Thema. Heute gibt es Millionen minderjährige asiatische Shredder auf Youtube zu sehen, da liegt die Messlatte wohl höher ;).

Heute habe ich viel mehr Spaß am Komponieren von Songs und wenn es ums Solieren geht, bin ich (wieder) beim Blues gelandet.

Zum Schluß noch ein Zitat von Guthrie Govan: Speed is just a byproduct of accuracy.:cool:
 
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Wobei auch Guthrie gerne das Wort "schnell" in den Mund nimmt.
 
Stimmt!:)
Wobei ich Guthrie Klasse finde. Ich hab sogar seine "Creative Guitar"-Bücher mit persönlicher Widmung von ihm.
Aber noch nie habe ich mich getraut irgendetwas von ihm nachspielen zu wollen:D.
 
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Man muss bei dieser Diskussion etwas vorsichtig sein. Die Musiker, die lange daran gearbeitet haben, um zu Griffbrettakrobaten zu werden, verdienen IMO allen Respekt dafür. Wie auch bei der Diskussion um teure Gitarren kommt da schnell auch mal das Geschäckle "die Trauben schmecken bestimmt nicht, so hoch wie sie hängen" mit rein.
"Shredden" zu können kann IMO sehr cool sein, oder auch blamabel, je nach dem, welche Attitüde der Künstler transportiert. Wann immer jemand Musik macht, um jemanden zu beeindrucken, begibt er sich IMO auf dünnes Eis....
 
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Ich finde nicht, dass man das pauschal so sagen kann wie im Thread Titel. Alleine die Unterschiede in den Genres sind bei dieser Frage so groß, dass es keine allgemeine Aussage geben kann.

Metalbands sind generell schon immer "technischer" unterwegs gewesen, wenn man jetzt mal von solchen Bands wie Kuyss o.ä. absieht.

Jazz ist auch oft recht Technik-lastig, muss aber nicht

Blues lebt ja eher von Feel und Phrasierung oder Bending

Bei Funk wird das Solo ja auch eher ausgespart

Ich glaube es hat ausserdem viel mit dem Alter zu tun. Als ich jünger war, waren für mich Clapton und Konsorten die totalen "Loser" ... 3 Töne in 2 Minuten ... wo ist da der Anspruch ? Damals gab es die Van Halens, Gilberts, Malmsteens, Kotzens, Howes etc....

Mittlerweile finde ich das Shredden zwar immer noch faszinierend - aber nicht als Mittel zum Zweck. Inzwischen stehe ich mehr auf coole Songs, gute Rythmik, gute Melodien.

Wenn ich mir z.B. die ersten Ritchie Kotzen Platten anhöre, und das was er seit "Motherheads Family Re-Union" bringt - dann hat sich da auch viel verschoben. Auch zwischen Racer X und Paul Gilberts Electric Fence liegen Welten.

Einer der immer schon beides perfekt vereint ist imho Eddie Van Halen. Melodie, Technik, Speed, Innovation, Songwriting ....
Auch wenn ich es heute kaum noch höre, gefällt mir Van Halen immer noch, wenn ich es mal irgendwo zu Ohren bekomme. Die ersten Alben von I - 1984 sind für mich nach wie vor einige der besten Rockalben ever
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Man muss bei dieser Diskussion etwas vorsichtig sein. Die Musiker, die lange daran gearbeitet haben, um zu Griffbrettakrobaten zu werden, verdienen IMO allen Respekt dafür.
"Shredden" zu können kann IMO sehr cool sein, oder auch blamabel, je nach dem, welche Attitüde der Künstler transportiert.

ja, es gibt Shredderei, die sehr musikalisch ist und wo es einfach passt - und dann gibt es Sachen wo eher die Profilierungssucht im Vordergrund steht.

Aber - immer Geschmacksache - und eine MENGE Übungsdisziplin !
 
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das hier ist meist langsam:
 
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Sry für kurz OT, aber :eek: wie bekommt er diese ganz hohen Töne hin??? Ist das irgendein Effektgerät? So eine Art umgekehrter Octaver? Die Töne sind ja teilweise viel höher als das, was er auf dem Griffbrett spielt. Und alles nur Flageolet kann ich mir nicht vorstellen. Nicht mal bei Gilmour.
 
Grund: Siehe Edit.
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irgendwie fustriert mich die e-gitarre.
egal, was man sich an videos anschaut, oder literatur, oder auch mein gitarrenlehrer....irgendwie geht es immer um schnell, schneller, noch schneller.

ich lerne auch klavier. dort gibt es den speed-wahn irgendwie nicht. keiner käme auf die idee die monscheinsonate von beethoven entweder in doppelter geschwindigkeit zu spielen, oder sie in 1/16-triolen zu zerlegen.
dort geht es um korrektheit und ausdruck.

ist das ideal (oder endziel) eines gitarristen der shredder?

Nein das ist nicht das Ende , das ist(nicht nur bei der Gitarre )ein zwangsläufiger Zyklus - irgendwann sind wir bei 440 Anschlägen bzw bei
440 Zungenstößen /sec ( bei Blasinstrumenten) angekommen :D:evil:
 
Der hier fehlt noch:

Eiskalt analytisch auf den Punkt argumentiert:D;)
 
Vivaldis und Paganinis Musik empfinde ich auf Dauer ermüdend. Zuviele Noten
 
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So geht es mir auch. “More is more“ ist eben doch nur die halbe Wahrheit.
Für andere, je nach Perspektive, erscheint kann Yngwies Weisheit des Jahrhunderts auch als ganze Wahrheit erscheinen. Aber so überspitzt wie er das zum Ausdruck bringt, kommen vermutlich fast jedem zumindest leise Zweifel daran, ob “more is more“ tatsächlich schon die ganze Erklärung sein soll.

Also nochmal, auch von mir - nur kein Stress. Man kann auch jenseits des Shreddings toll Gitarre spielen. Wenn man shredden will, soll man es üben. Aber bevor ich mich gegen meine Motivation dazu überreden lasse oder genervt davon bin, Pfade abseits des Gitarrensports nicht weiterentwickeln zu sollen, führe ich ein ernstes Gespräch mit meiner Band. Oder ich versuche, meine Spieltechnik weiterzuentwickeln und auch ohne Soli kleine, mich reizende Fill Ins oder Rhythmuspattern abseits von Akkorden einzubauen, die meine Entwicklung auf die nächste Stufe tragen. Ob am Ende der Stufe Shredding steht oder einfach die Fähigkeit, neu gehörte Musik zügig geschmackvoll, treffsicher und auch noch interessant (den Zuhörer erfreuend) zu gestalten, muss jeder selbst entscheiden:);)
 
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irgendwie fustriert mich die e-gitarre.
egal, was man sich an videos anschaut, oder literatur, oder auch mein gitarrenlehrer....irgendwie geht es immer um schnell, schneller, noch schneller.

Ich war jahrelang mit mehreren Metalbands unterwegs ... zuletzt im Bereich Tech Death! Was war das was gezählt hat? Möglichst viele Noten in möglichst hoher BPM-Zahl mit möglichst vielen komplizierten Taktarten und Tempiwechseln. Das war das Mantra und einer der Gitarristen war besser als der andere. Konnte irgendeiner von den ganzen Gitarristen der Szene, die ich über die Jahre kennengelernt habe, auch nur ein richtig gutes langsames Riff mit Gefühl oder sogar einen schönen Blues spielen? ... ich habe dutzende Gitarristen gesehen, gehört und auch näher kennengelernt ... das mit dem Riff und dem Blues konnten am Ende 2 - 3 von denen und die konnten das auch schon bevor sie gelernt haben in Highspeed und masturbationsartig die Skalen und alles andere abzuspulen.

Eine meiner Bands war mal etwas cooler drauf. Wir fingen an die Songs in den Proben immer langsamer zu spielen oder losten das Tempo ... da kamen alle mal ordentlich ins Stolpern und bei jedem Fehler wurde wieder von vorne begonnen! :twisted:

Ist doch sympathisch. Heute sieht man doch immer technisch perfekte Bands mit klinisch-unemotionalen Songs

Das bemängele ich schon seit Jahren, aber so ist die Jugend von heute nunmal ... irgendwie traurig das zu sagen (wirklich alt bin ich auch nicht, höchst aus der Sicht von Zehnjährigen). Technik und Leistung zählen mehr als Ausdruck, Zahlen mehr als Gefühle. Finde das auch generell fürchterlich. Ich kenne viele Leute die technisch supergut Gitarre spielen, ich kenne viele die ne klassische Gesangsausbildung haben ... mir wird schon beim Begriff übel, denn irgendwie bringen die es alle totz aller Fertigkeit nicht fertig mal ein Gefühl rüberzubringen. Da sind mir Musiker lieber die es nicht ganz so drauf haben und auch mal einen schiefen Ton raushauen oder greifen, wenn am Ende der gefühlte Faktor stimmt.

Ich dachte mir auch immer beim eigenen Gitarrenspiel, ich muss ich muss ich muss und ich bin so schlecht. In letzter Zeit denke ich mir: Sch**ss drauf und mach einfach! ... und seitdem ich mir Zeit lasse, in meinem eigenen Tempo arbeite, in möglichst viele Gebiete nach Interesse rein schnuppere und das mache was ich will und mich interessiert, habe ich so viel gelernt, wie in der ganzen Zeit zuvor nicht. Ich muss niemandem was beweisen, höchstens mir selbst und auf einmal bin ich ziemlich zufrieden. Das ich nie der Welt bester Gitarrist sein werde ist mir schon länger klar und so lange man am Ende mit sich selbst zufrieden ist, ist alles OK.
 
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Also mit dem "Geshredder" kann ich persönlich nichts anfangen, weil ich für mich darin (noch) keinen Nutzen gefunden habe.
Demnach bin ich beim Solieren auch nicht der Schnellste.
Deshalb finde ich es aber nicht schlecht.
Ich konzentriere, bzw. habe eher Spaß am Rhythmusspiel, und bin da meiner Meinung nach auch schnell unterwegs.

Von Social Distortion bis Parkway Drive, bis hin zu Abort.
 
Konnte irgendeiner von den ganzen Gitarristen der Szene, die ich über die Jahre kennengelernt habe, auch nur ein richtig gutes langsames Riff mit Gefühl oder sogar einen schönen Blues spielen? ... ich habe dutzende Gitarristen gesehen, gehört und auch näher kennengelernt ... das mit dem Riff und dem Blues konnten am Ende 2 - 3 von denen und die konnten das auch schon bevor sie gelernt haben in Highspeed und masturbationsartig die Skalen und alles andere abzuspulen.

Für mich trainiert sich Feel, Audruck, Phrasierung, etc. am besten tatsächlich langsam. Meiner Meinung kann man auch beim shredden feel rein bringen, aber durch Skalen hoch und runter jagen und durch Technik Übungen trainiert man eben eins nämlich Geschwindigkeit und Präzision. Um dem ganzen Leben einzuhauchen muss man meiner Meinung nach neben der technischen Seite auch mal musikalisch versuchen was interessantes, kreatives zu machen. Dabei hilft wirklich sich stark zu reduzieren und halt aus wenig viel machen zu wollen.

Gerade Improvisation würde ich nie nur über high speed backings spielen sondern auch mal über ungewohnte Sachen. Das hilft mir aufjedenfall feel reinzubringen. Vielleicht sehen viele es auch anders, aber ein Petrucci oder Loomis haben für mich schon feel in ihrem shredd :D Auch wenns dort flott zu geht. Der Loomis denkt sich ja auch sicher was bei den mode changes.
 

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