Weshalb reduziert sich das Gitarrenspiel immer auf Speed?

  • Ersteller DarkStar679
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Für "Speed" brauchts weder Talent, noch Harmonielehre oder spezifisches Wissen.
Selbst wenn sich dieses ziemlich eindimensionale Statement nur auf die Anschlagshand bezieht, ist es leider falsch.

Schönen Gruß von einem, dem Speed alleine auch nicht reicht.
 
Ich behaupte mal ein bisschen provokant:
Für "Speed" brauchts weder Talent, noch Harmonielehre oder spezifisches Wissen. Da hat jeder - oberflächlich betrachtet - den Eindruck ohne besonderen Aufwand das "leicht" zu erlernen.
Dieser Eindruck macht "Speed" natürlich populär.

Mit Eindruck ist hoffentlich eine Annahme gemeint.

Ich möchte bitte den sehen, der Jason Becker Altitudes komplett Bund für Bund, Finger für Finger auswendig lernt ohne zu denken der Akkord jener Akkord. Respekt vor der Person die sich die Bünde als Zahlenreihen merken kann, hintereinander runter leiern und sich nicht darin verliert. Die wenigsten Menschen kommen im Kopf so schnell mit ohne zu automatisieren.

Wenn du eine gewisse Geschwindigkeit knacken musst, dann musst du auf Autopilot schalten können und da hilft nunmal die richtige mentale Herangehenweise. Es ist sicher nicht verkehrt zu wissen, welche Noten überhaupt gerade in Frage kommen in meiner Skala, welche Akkorde gespielt werden und vorallem wie ich das alles minimalistisch mir merken kann, dass ich mich auf die anderen konzentrieren kann, anstatt auf mich selbst. Denn letzendlich muss ich ja im Bandgefüge klar kommen und nicht einfach wild irgendwas übers Griffbrett hämmern.

Klar ein einfaches repetitives pattern kann man auch ohne extra wissen auf Geschwindigkeit bringen, aber das ist ja echt mehr eine Fingerübung als alles andere. Auch wenn man shreddet muss man alle anderen Aspekte wie Rythmus, Timing, Phrasierung und Ton haben. Nur weil jemand schnell spielt heißt das nicht, dass die alle sich nichts dabei denken.
 
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Nur weil jemand schnell spielt heißt das nicht, dass die alle sich nichts dabei denken.

Das hat auch niemand behauptet.
Ich bin trotzdem der Meinung, daß es einfacher ist mit unglaublich schnellen Läufen mehr Eindruck zu machen als mit ausgefeilter (Noten-, Harmonie- etc.)Technik.
Das ist auch - meiner Meinung nach - der Grund warum "Speed" als der heilige Gral angesehen wird.

Ausgehend von einem "nichtgitarrespielenden" Konzertbesucher/Musikhörer lässt sich feststellen, daß Geschwindigkeit ein scheinbar hoch bewertetes Kriterium speziell innerhalb der Gitarristengemeide ist.

Es versteht sich von selbst, daß gute Spieler auch schnelle Spieler sind und "schnell" nicht gleichbedeutend mit mangelndem Wissen ist.

Ich kenne aber keinen guten Spieler mit umfangreichen Wissen der Geschwindigkeit als besondere Leistung hervorhebt. Das ergibt sich ab einer bestimmten Könnensstufe von selbst.
Ich kenne aber verhältnismaßig viele Anfänger und weniger Fortgeschrittene die "schnell sein" wollen und hauptsächlich das auch trainieren (Noten? Wozu?). Sehr häufig mit stark bis extrem stark verzerrtem Sound. Das hört sich dann auch in den meisten Fällen schnell an und sorgt für Furore. Ohne Zerre ists dann aber auch oft recht "unsauber".
Das muss mit dem Umstand zusammenhängen das "schnell" leichter erlernbar ausschaut als "gewusst wie und warum".
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Selbst wenn sich dieses ziemlich eindimensionale Statement nur auf die Anschlagshand bezieht, ist es leider falsch.

Falsch wäre es wenn ich das als allgemein gültig behauptet hätte. Aber ich sagte "oberflächlich betrachtet" und nicht, daß das die Regel ist.
 
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Meiner Erfahrung nach ist es so schnelle Passagen zwischen drinn, werden meistens gefeiert, aber dauerhaft high speed wollen wenige. Gerade so pop songs sind sicher erfolgreich, weil sie gut ins Ohr gehen und eher einfach gestrickt sind. Da kann man dann schön zu tanzen und mitrgrölen. Hingegen wenn ich Malmsteen oder Pagnini auspacke sind die Leute eher überfordert und man verliert schnell den Zuhörer.

Auf Gitarrenevents kann man witzigerweise wirklich durchshreddern was geht und viele mögen es. Gleichzeitig gibts natürlich die Anti-Speed Gruppierung, die man dann natürlich verliert. So gesehen unter Musikern kann man glaub ich gern mal übertreiben und mehr Eindrücke reinpacken als für nicht Musiker.

Ich glaube Geschwindigkeit kann man als besondere Leistung dann hervorheben, wenn man sportlich motiviert ist. Gibt ja mehr als genug Versuche den schnellsten Gitarristen der Welt zu machen. Bei mir ist es so, dass Geschwindigkeit zu mir irgendwie dazu gehört und ich einfach den Drang habe manche meiner Riffs schnell zu spielen, um mich so auszudrücken wie ich möchte, weil ich diesen oder jenen Klang mir wünsche.

Witzigerweise egak wie gut oder wie schnell man wird. Ich hatte noch nie den Punkt, wo ich sage jetzt bin ich super zu Frieden und stolz drauf. Ich denke anderne geht es genauso. Man hat halt sein Standardlevel, dass immer höher geht, aber ausgehend davon bewertet man eben die eigen Leistung auch nur als Durchschnitt, weil man sich daran gewöhnt hat.

Ich glaube auch als Anfänger ist schnell sein beeindruckend und irgendwie ein Ziel. Ehrlich gesagt ist es doch auch ätzend auf 60 bpm das Lied zu üben, das man eigentlich auf 120 spielen möchte. Gerade als Kind geht das irgendwie nur schwer in den Kopf.

Zerre finde ich gar nicht mal immer hilfreich beim schnellen Spiel. Wer nur unter Zerre saubere Noten spielen kann, der hat oft auch keine gute Abdämpftechnik. Dann klingt alles nur noch nach wildem Wirrwar. Ich finde so ein Plexi mid gain Sound sogar praktischer, wenn man richtig übertreiben möchte. Damit die Noten transparenter rüber kommen und man auch als Zuhörer alles mitbekommt. Wenn die Noten ineinander bluten, lohnt sich das schnelle Spiel dann irgendwie garnicht finde ich. Ausnahme ist für mich Stéphan Forté mit Prophecies of Loki XXI. Das ist so schnell da verschmelzen die Noten schon fast wieder mit einander für das Gehör :D

Hier das Video als Anhang, falls es wen interessiert:

 
Ich glaube auch als Anfänger ist schnell sein beeindruckend und irgendwie ein Ziel. Ehrlich gesagt ist es doch auch ätzend auf 60 bpm das Lied zu üben, das man eigentlich auf 120 spielen möchte

Mein Gitarrelehrer zeigte mir (vermutlich auch anderen), daß langsam das "echte Schnell" ist. Hört sich wirr an ist aber schnell erklärt.

Nachdem ich einen nicht ganz einfachen Part mit 140bpm sauber spielen konnte und ich das mit stolz geschwellter Brust vorzeigte, meinte er nur lapidar:
"Na, schaun wir mal" und stellte das Metronom auf 30bpm.
Ich hatte damit erheblich Probleme. Als ich nach einigen weiteren "Trainingsversuchen" die 30bpm fehlerfrei spielen konnte stellte er 150bpm ein und es klappte (für mich noch) sauberer als ein paar Tage zuvor die 140bpm.

Meine persönliche Erkenntnis damals: "Schnell" kann man üben, "Wissen" kann man lernen aber ein Ziel zu erreichen verlangt auch Erfahrung. Genau die kann man aber nicht lernen nur "erfahren" - und das braucht Zeit und nicht Geschwindigkeit.
 
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:D Von 140bpm zu 30 bpm kann man auch schnell den Bezug verlieren, aber ich verstehe was du meinst. Es stimmt schon, wobei meistens das Riff dann auch auf 140 bpm nicht sauber war. Als Anfänger merkt man es noch nicht, weil das Ohr fehlt als Lehrer dann leider doch. Das ist dann immer so der Moment wo man stolz ist und erstmal ordentlich aufläuft. Ich sag immer wenn man es sauber einspielen kann zum recorden, dann klappts wirklich. Dafür übe ich auch auf den ätzenden Geschwindigkeiten, aber muss man halt leider bis man das Gefühl hat und alles stimmt. Vorraussetzung ist natürlich das man langsam so spielt, wie man es schnell spielen wollte. Also muss da schon die Grundlage und die saubere Technik gelegt werden.

Erfahrung ist halt was worauf Autodidakten nicht zurück greifen können. Da sehe ich auch das Problem, wenn man allein lernt. Mit Lehrer geht das schon, aber trozdem wird jeder Anfänger seine Fehler und seine Erfahrungen sammeln müssen. So auch bei Geschwindigkeit. Einmal ordentlich übertreiben, stolz sein und dann beim Leher erstmal zusammen gestaucht werden. Das gehört irgendwie dazu :D
 
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:confused: Weiß nicht .... nach einiger Zeit ziemlich nervig :stars:

 
Ich würde auch sagen, dass es mehr auf den Ausdruck ankommt als an das schnelles Spielen. Mit Ausdruck meine ich Akzente zu setzen, mit Lautstärke bzw. Anschlagstärke variieren. Gute Slides und Bendigns. Das alles können gute Gitarristen. Erst dadurch wird das Solo lebendiger.

Hier mal ein gutes Beispiel: Jeff Becks ab: 11:52

Von Geschwindigkeit her ist es eigentlich nicht schwer. Aber der Ausdruck, also wie er es spielt macht es zu dem was es ist.

Mick Ronsons Slaughter on 10th Avenue ist auch ein gutes Beispiel. Seine Bendings machen das einfache Stück interessant.
 
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Das Gitarrespiel ist bunt und vielfältig.

Wer meint, dass es sich ausschließlich auf Speed reduziert offenbart vor allem eines: die enorme Kraft seiner blinden Flecken und die gewaltige Magie seines Tunnelblicks. :D
 

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