Ulf - zeige mir mit einer Formel die ganzen Störgrößen und Unregelmäßigkeiten? Diese will erfunden werden, sofern es einen Großrechner gibt der sie berechnen könnte.
Dahinter steht die Suche nach der sogenannten "Weltformel". Im Hinblick auf die Komplexität der Klangkette der Elektrogitarre, wird das wohl in absehbarer Zeit nicht Realität werden. Allein die Übertragungsfunktion der elektrischen Filterwirkung eines Tonabnehmers füllt unter Umständen eine Seite. Der Versuch einer allgemeine Lösung zwingt dabei gängige Mathematikprogramme durchaus in die Knie.
In so einem Fall geht man besser nach dem Prinzip des "Divide et impera" vor, indem das gesamte Problem in überschaubare und damit leichter lösbare Teilprobleme zerlegt wird. Dieser Ansatz steht und fällt natürlich mit der Wahl der geeigneten Modelle. Wie die Klangkette für die Gitarre aussieht, habe ich im Artikel "
Der Klang von Akustik- und Elektrogitarre im Vergleich" vorgeschlagen. Hier das Modell für die Elektrogitarre:
Gleichwohl dieses Modell schon sehr umfangreich ist, steckt der Teufel im Detail, denn der "Verstärker" enthält sämtlich elektronischen Komponenten angefangen von den elektrischen Eigenschaften des Tonabnehmers über die Potis und Klangeinstellung, Effektgeräte und Instrumentenverstärker. Allein damit kann man Bücher füllen!
Unser Ohr befindet sich ganz am Ende der Kette. Das häufig anzutreffende Vorgehen, das, was man hört oder zu hören glaubt, lediglich einem Element der gesamten Kette (in diesem Fall dem in den Blöcken "PU.-Pos -Breite" und "Verstärker" enthaltene Tonabnehmer) quasi "in die Schuhe" zu schieben, ist meiner Meinung nach entschieden zu kurz gesprungen und führt zu falschen Schlußfolgerungen!
Eine allgemeine Lösung setzt natürlich voraus, daß sich jeder Block auch mathematisch beschreiben läßt. Für Korpus und Raum habe ich solche Lösungsansätze jedoch noch nicht gesehen. Ob es sie jemals geben wird, ist durchaus fraglich! Allerdings haben diese Blöcke nichts mit dem Tonabnehmer zu tun!
Wer wie _xxx_ (teilweise zu recht) darauf hinweist, daß die Einflüsse des gesamten Systems ja nicht vollständig bekannt sind und man deshalb ja gar nicht sagen kann, daß..., der muß sich auch die Frage gefallen lassen, woher man dann die Sicherheit nimmt, bestimmte Ergebnisse ausgerechnet und ausschließlich einem bestimmten Teil anzulasten! Also, wissen wir jetzt was da passiert oder wird da nur spekuliert?
Bei den Pickups sollte man lieber die Magneten selbst untersuchen, die sind da die Bremse. Der Wickeldraht wird da wenig sagen.
Ganz offensichtlich wissen viele nicht um die Aufgabe des Magneten in einem elektromagnetischen Tonabnehmer. Dabei läßt sich das ganz einfach ausdrücken:
Der Permanentmagnet hat nur die Aufgabe, die Saite auf einem Teilstück zu magnetisieren!
Nicht mehr und nicht weniger. Mit der Erzeugung der Induktionsspannung hat er nur mittelbar etwas zu tun.
Um zum Verständnis der Dinge zu gelangen, gilt auch hier wieder der alte Grundsatz "Divide et impera". Was geschieht also?
1. Wir haben eine Induktionsspule, die unterhalb einer magnetisierbaren Saite angeordnet ist. Wenn ich die Saite bewege, passiert zunächst nichts, denn sie ist ja nicht magnetisiert!
2. Die Saite wird durch einen passend angeordneten Permanentmagneten magnetisiert. Ist diese Magnetisierung abgeschlossen, so ist das resultierende (statische) Feld eine Überlagerung der Felder von Permanentmagnet und magnetisierter Saite. Zur Erinnerung: Felder sind Vektoren und lassen sich bezüglich ihrer Wirkung überlagern.
3. Wird die magnetisierte Saite bewegt, so bewegt sich dessen weiterhin statisches Feld. Das daraus resultierende Feld wird jetzt jedoch dynamisch. Das gesamte Feld besteht dann aus eine statischen Anteil (hervorgerufen durch den Permanentmagneten) und einem dynamischen Anteil.
Wird das dynamische Feld durch eine geeignete Konstruktion der magnetischen Kreise durch die Induktionsspule geführt, dann entstehen dort lokale Änderungen der magnetischen Flußdichte und nur die haben laut Induktionsgesetz eine Induktionsspannung zur Folge!
Der Permanentmagnet beeinflußt die Induktionsspannung nur in so fern, daß seine Feldstärke Einfluß auf die maximale Magnetisierung des Saitenstücks nimmt. Heißt:
Je stärker der Permanentmagnet, desto größer ist die maximal möglich Induktionsspannung!
Natürlich spielt der Abstand zur Saite ebenfalls eine Rolle, denn sein Feld nimmt ja mit dem Entfernungsquadrat ab. Gleichfalls wird mit der Entfernung die Breite des magnetisierbaren Saitenteils beeinflußt.
Grundsätzlich kann man den Permanentmagneten auch durch einen Elektromagneten ersetzen. Das Resultat ist das gleiche. Es gibt ein Patent aus dem Jahre 1936, in dem genau das beschrieben wird. Details dazu sind im neuen
Guitar-Letter I nachzulesen.
Damit ist der Einfluß des Magneten auf die Induktionsspannung geklärt.
Kommen wir jetzt zu den parasitären Effekten:
Jeder magnetische Werkstoff verfügt über eine Eigenschaft, die relative Permeabilität (µr) genannt wird. Sie nimmt Einfluß auf die Induktivität einer Spule, die proportional zur relativen Permeabilität ist. Also,
je größer µr, desto größer ist die Induktivität
(unter der Annahme, daß die Eigenschaften der Spule wie Querschnitt, Länge und Windungszahl nicht weiter verändert werden).
Bekanntermaßen bilden Induktivität, Wicklungskapazität und Gleichstromwiderstand einen Tiefpaß 2. Ordnung mit Resonanzstelle, welcher klangumformend eingreift. Hier gilt:
Je größer die Induktivität, desto kleiner die Resonanzfrequenz.
Die relative Permeabilität ist eine materialabhängige Größe, welche bei ferromagnetischen Stoffen (und das sind Magnete in der Regel) auch von der Stärke der Magnetisierung abhängig ist.
Interessanterweise hat µr bei mittleren Feldstärken ein Maximum. Das heißt, die relative Permeabilität verringert sich, wenn die Feldstärke kleiner oder größer gemacht wird!
Die Konsequenz daraus lautet, daß man mit jedem magnetischen Material, egal ob AlNiCo 2,3, 5 oder keramischen Ferriten mit einer geeigneten Magnetisierung innerhalb bestimmter Grenzen die gleiche relative Permeabilität und damit die gleiche Lage der Resonanzfrequenz erzeugen kann!
Da sich dabei jedoch unterschiedliche Feldstärken für den Magneten ergeben könne, sind unter Umständen verschieden große maximale Induktionsspannungen die Folge, aber die hat keinen Einfluß auf die Klangumformung!
Damit ist der kleine Exkurs in den Einfluß des Magneten beendet. So funktioniert die ganze Sache. Alles andere ist, um mit Helmut Schmid zu sprechen, "dummes Zeug"!
Also eine Werkstoffprüfung.
Das könnte man so machen, allerdings kann man sich den Aufwand auch sparen, denn klangbeeinflussend ist in der erster Linie das Tiefpaßfilter. Wenn man die Induktivität bestimmen kann, so ist man schon einmal ganz weit vorne!
Die sogenannte "Kapazität" eines Tonabnehmer ist demgegenüber eine sehr komplizierte Sache, denn sie setzt sich aus verschiedenen Teilkapazitäten zusammen. Allein das Anschlußkabel und die verwendete Grundplatte des Tonabnehmers sind da leicht für 30pF gut. Lemme hat für den Gibson Humbucker einen Wert von 130pF veröffentlicht. Da bleiben für die beiden Spulen nur noch 100pF übrig. Schlußfolgerung:
Benutzt man ein "schlechtes", (heißt hochkapazitives) Anschlußkabel, dann verringert man die Resonanzfrequenz!
Dieser Einfluß ist jedoch eindeutig nicht den Eigenschaften des Tonabnehmers selber zuzuschreiben!
Tonabnehmer, denen ein "schlechter Klang" nachgesagt wird, haben häufig ein sehr geringe Güte und damit eine schwach ausgeprägte Resonanz. Ursache können magnetische Wirbelströme in den Kappen oder im magnetischen Kreis selber sein. Häufig ist aber auch eine zu große Kapazität in Kombination mit einem zu großen Gleichstromwiderstand die Ursache!
Was bremsen die Magneten denn?
Ich helfe einmal aus: Die Saitenschwingung.
Folglich sind schwächer konditionierte Magnete im Hinblick auf die Reinheit der Saitenschwingung als "besser" zu bewerten!
Auch, außerdem die Streuung des Feldes, diverse Unsauberkeiten etc.
Der Verlauf des statischen Feldes wird in erster Linie durch die U-förmige Konstruktion des magnetischen Kreises und die beiden Eisenkerne bestimmt. Das eigentliche Feld eines Balkenmagneten ist immer gleich. Im Hinblick auf den magnetischen Kreis unterscheiden sich die Humbucker in der PAF-Bauform nicht. Hier gibt es lediglich quantitative Unterschiede, die sich dann auf die Stärke der Saitenmagnetisierung und (nicht so sehr, aber auch) auf die Breite der Magnetisierung auswirken.
Die Magneten sind das was bei den Pickups wirklich grotten schlecht ist,
Was auch immer für Dich einen schlechten Magneten ausmacht.
mit einem guten Magneten (z.B. von einem kaputten Duncan oder so) werden auch die epi Pickups ganz brauchbar. Habe ich schon einige male so umgebaut mit guten Ergebnissen.
Das kann ich mir denken. Seymour Duncan konditioniert seine Magnete selber. Andere Feldstärke -> anderes µr -> andere Induktivität -> andere Resonanzfrequenz
Setzen wir das gleiche Material voraus, dann ist eine stärkere Magnetisierung in der Regel mit einer höheren Resonanzfrequenz und größerer Ausgangsspannung verbunden. Wenn "lauter = besser" ist, dann hast Du natürlich recht!
Das Ergebnis eines solchen Tausches ist jedoch immer ein "Vabanque-Spiel"! Mit anderen Magneten hätte es auch ganz anders aussehen können!
Wenn ich mich nicht irre, ist die Permeabilität des Magneten ein Faktor für die Induktivität. Diese hat dann eben einen entsprechenden Wert ... der sich bei den Übertragungseigenschaften wiederfindet (Resonanzfrequenz usw.).
Genau so!
Ich habe diesen Thread aufmerksam verfolgt und war mit seinem Verlauf jedoch nicht so recht glücklich.
Zum einen ist der Titel "Wertschätzung von Epiphone Pickups" nicht so recht Programm, denn hier geht es ja um den sogenannten "Klang" oder besser gesagt um die Klangfärbung und nicht um einen materiellen Wert, der sich in Euro und Cent (Mark und Pfennig war irgendwie besser
) ausdrücken läßt.
Zum zweiten sollten hier (offensichtlich) zwei "Epiphone Alnico Classic Humbucker" mit einem "Gibson Dirty Finger" und einem "Ibanez Super70" klanglich verglichen werden. Damit das auch sauber funktioniert, wurden doch glatt zwei Instrumente genommen, die allein aus konstruktiver Sicht nicht unterschiedlicher sein können. Hier wurden also (wieder einmal) Äpfel mit Birnen verglichen, was dem Autor auch klar ist, denn er schreibt
Eigentlich müsste ich die Pickups für einen umfangreichen Test in allen Lebenslagen tauschen. Da darunter die beiden Gitarren eher leiden würden, erspare ich mir das.
Das die Ergebnisse dieser Untersuchungen nicht haltbar sind, gibt hups also selber zu.
Ich denke, es würde auch nichts bringen. Der Ibanez Super70 Pickup würde mit seinen Höhenanteilen auch in der Epiphone Firebird in der Steg-Position brillianter als der doch wesentlich stärkere Epiphone Steg-Pickup rüber kommen. Also lassen wir das.
Vermutlich wird das so sein, aber ein Nachweis ist das leider nicht!
Unter dem Strich bietet dieser Thread, trotz des gute Ansatzes, in meinen Augen leider nur wieder Zündstoff für die Kontroverse "Epi-PU" gegen den Rest der Welt, was im weiteren Verlauf auch mehrfach deutlich geworden ist!
Hier ist insbesondere die Verwendung des Statements "schlechter" Tonabnehmer sehr zweifelhaft. Schlecht wäre ein Tonabnehmer definitiv, wenn er mikrophonisch wäre. Eine sehr geringe Resonanzfrequenz von nur 1,5kHz verbunden mit einer kleinen Güte ist unter Umständen für die persönlichen Sound-Vorstellungen "schlecht". Allerdings muß man hier dann korrekterweise davon sprechen, daß der betreffende Tonabnehmer für den gewünschten Anwendungsfall ungeeignet ist! Eine solche Aussage hat dann eine ganze andere Qualität, als einfach zu sagen, der Tonabnehmer sei schlecht!
Treibt man das ganze auf die Spitze, so könnten Fans eines knackigen Rockabilly-Sounds auf die Idee kommen zu sagen, der SH-6 wäre schlecht! Immerhin liegt seine Resonanzfrequenz "nur" bei 2kHz. Besonders viele "Höhen" kann man von ihm also wirklich nicht erwarten. Und trotzdem...
Bei einem SH-55 mag es dann gerade umgekehrt aussehen!
Ulf