Werksbesuch bei Warwick
Einleitend möchte ich sagen, dass ich versuche den Bericht als Mischung von Erlebnisbericht, Informationsvermittlung und Meinungsäußerung zu schreiben.
Vieles wurde ja schon geschrieben, deswegen werd ich jetzt nicht mehr alles schreiben, aber einige doppelte Sachen werden schon drin sein.
Die Anreise
Ich reiste zusammen mit *Jean* aus Berlin an. Nachdem wir uns gefunden hatten brauchten wir gefühlt den größten Teil der Reisezeit um überhaupt das berliner Stadtgebiet zu verlassen. Stockender Verkehr wohin das Auge reicht. Als nach etwa der Hälfte der Strecke (der ersten von gefühlt 10 Umleitungen und kilometerlangen Baustellen) klar war, dass wir wohl mindestens 15min Verspätung haben werden den ersten Kontakt mit Martin Hofmann aufgenommen.
Als wir dann endlich (schon viel zu spät), am vom Navi angezeigten, Zielort waren kam die Erkenntnis: Hier sind wir falsch. Hoteladresse aus dem Internet falsch.Na gut...tippen wir halt die Hoteladresse die hier im Forum gepostet wurde als Ziel. Die Idee war gut, dumm nur, dass das TomTom-Navi diese Adresse überhaupt nicht kannte. Einiges Herrumirren, anrufen bei Martin, durchfragen und ,wie könnte es anders sein, Umleitungen später waren wir dann auch nach einer Stunde und 70-80km mehr als gedacht endlich vor Ort. Ich hatte übrigens die Luxussuite 2 Häuser vom Hotel entfernt, bei der man erstmal immer 3 Türen auf und zusperren durfte um überhaupt ins Zimmer zu kommen. An dieser Stelle Entschuldigung an die, die auf mich warten mussten.
1.Tag im Werk
Als Schlagzeuger maße ich mir jetzt mal an zu sagen, dass ich in der (wirklich sehr schönen) Eingangshalle, da wo die meisten anderen schon hin und weg und etwas geblendet von den prächtigen Instrumenten waren, noch überzeugt werden wollte. War aber ein cleverer Schachzug die Werksführung so zu beginnen und auch (im Showroom) so enden zu lassen. Letztendlich ist es uns Musikern doch mehr oder weniger scheiß egal wie irgendwelche Instrumente hergestellt werden...was wir wollen is ein riesiges Spielzeugparadies, randvoll mit schweineteurem Zeug, das wir ausgiebig befingern dürfen. Meistens gilt ja die Devise "NUR GUCKEN - NICHT ANFASSEN". Das gerade das Anfassen bei Warwick erlaubt und erwünscht war hat sicherlich zu Beginn und zum Ende der Führung viele positive Emotionen erzeugt. Sehr clever Herr Wilfer, sehr clever
.
Jedenfalls wurden wir dann von Hans-Peter Wilfer begrüßt und dann begann die 2 Tage andauernde Informationsflut. Als erstes ein wenig zu seiner Person und zur Firma, dann gings in der Eingangshalle umher mit vielen Anekdoten zu bestimmten Stücken(die immer wieder sehr schön, interessant und lustig zu hören waren).
Über der Eingangshalle liegen per Wendeltreppe (oder Fahrstuhl) verbunden die Büroräume. Diese sind sehr weitläufig, hell, angenehm temperiert und durch hochwertige Hölzer (die, die nicht den Qualitätsansprüchen für die Instrumente entsprechen) schön anzusehen. Besonders cool fand ich das Rohrpostsystem
.
Nachdem uns die Büros gezeigt und Mitarbeiter vorgestellt wurden sahen wir den Pausenraum, in dem mehrere Fitnessgeräte ein riesen Fernseher und eine Sauna standen. Dort verweilten wir ein bisschen und es wurde über die Firmenhistorie, die Person Hans-Peter Wilfer und über die Firma und Produktion allgemein erzählt.
Dann gabs noch Essen im großen Veranstaltungsraum mit eigener Bühne (da gabs sogar ein Schlagzeug, Jippieeee) und eine "oberflächliche" Führung durch das Holzlager und die Produktion. Leider haben wir den meiner Meinung nach interessantesten Teil des gesammten Werkes, die Lakiererei, mehr oder weniger schnell abgehandelt und im Gegensatz zum Rest der Fabrik am 2ten Tag nicht nocheinmal besichtigt. Schade, ich hätte Sebastian (dem Lackiermeister) noch lange zuhören können.
Zum Abschluss der Führung des ersten Tages gings dann noch in den Showroom wo jede Menge Bässe und Gitarren in allen erdenklichen Ausführungen hingen, da gabs dann kein Halten mehr von überall her dudelte es Bass- und Gitarren-Lines.
Vorm Abendessen schnell nochmal das Framus-Museum in Markneukirchen mitgenommen. Es folgte die Rückfahrt zum Hotel (wo es als Geschenk zwei wunderschöne, dicke Bücher zum Thema Framus gab) und dann klang der Abend in geselliger Runde langsam aus. Ich hatte das Glück neben Markus (dem Produktionsleiter und Holzexperten) und Sebastian (dem Lackexperten) zu sitzen und hatte noch einige sehr interessante Gespräche mit den beiden, die wahnsinnig interessante Sachen zu erzählen hatten. Sind einfach (wie alle die ich bei Warwick "kennen gelernt" habe) zwei sehr sympathische und freundliche Menschen.
Als die ersten dann langsam ins Bett gingen setzte ich mich dann auch nochmal in die Nähe von Hans-Peter Wilfer und Martin Hofmann und habe den vielen Anekdoten, die die beiden zu erzählen hatten gelauscht und so viel über das Musiker-Board und das Musikbusiness gelernt.
Am zweiten Tag gabs dann die "gründliche" Werksführung. Viele haben hier ja schon extrem viel geschrieben und einige Berichte von denen die Mitgeschrieben haben (und somit bessere Fakten liefern können als ich) kommen noch, deswegen nur eine kurze Zusammenfassung.
Die Produktion ist schon beeindruckend. Man merkt zwar, dass es keine Massenproduktion ist, aber das mindert ja die Leistung der Produktion an sich nicht.
Der Automatisierungsgrad ist sehr hoch, dennoch ist es keine Fließbandarbeit. Es ist viel Platz, niemand hetzt, sondern arbeitet ruhig und gründlich. Viele Arbeiter hat man aber nicht gesehen (viele Menschen arbeiten da ja auch nicht
). Kam einem Teilweise schon ein bisschen verlassen vor die Werkshallen. Alles so sauber und ordentlich.
Die Qualität der Instrumente ist aber wirklich überragend. Ich verstehe ja nun nicht viel von Bässen, aber auf mich haben die Instrumente vom Holzscheit über Rohinstrumente und -hälse bis hin zum fertigen Instrument sowohl optisch als auch haptisch einen erstklassigen Eindruck gemacht.
Fazit, Lob&Kritik
Eine tolle Erfahrung. Ich kann den Verantwortlichen nicht genug danken mir diese Möglichkeit eröffnet zu haben. Es waren zwei sehr interessante Tage, die mir noch lange im Gedächtnis werden bleiben. Leider hab ich kein fotografisches Gedächtnis.
Besonders beeindruckt haben mich allerdings
nicht das Werk oder die Maschinen darin.
Diese sind zwar oft extra für Warwick angefertigt worden und weltweit einzigartig udn zweifelsohne tolle Maschinen, aber mit genug Geld könnte sich sowas jeder hinstellen. Was mich wirklich beeindruckt hat ist die Expertise und das Herzblut mit der die Mitarbeiter bei der Sache sind. Die fachliche Kompetenz, die Detailverliebtheit und die Freude an der Arbeit die bei Warwick an den Tag gelegt wurde. Es war für mich einfach schön zu sehen und zu hören wie Markus und Sebastian von ihrer Arbeit schwärmen und mir als Laien einen verständlichen Überblick über ihre Arbeit geben konnten. Ein besonderes Danke nochmal an die Beiden.
Man muss natürlich immer im Hinterkopf behalten, dass das ganze eine Werbeveranstaltung war und man nicht alles was dort gesagt wurde auf die Goldwaage gelegt werden sollte.
Zum Beispiel die klimaneutrale Erzeugung der Produktion oder die FSC-Zertifizierung. Natürlich ist das löblich, aber das es rein aus Menschenfreude passiert denke ich dann doch nicht. Ich habe Hans-Peter Wilfer zwar als offenen und ehrlichen Menschen kennengelernt, aber ich schätze ihn auch als knallharten Geschäftsmann ein (immerhin hat er ein Unternehmen aus dem nichts an die Weltspitze gebracht).
Und man darf auch nicht vergessen, dass wir die absolute Luxus-Manufaktur gesehen haben in der Produkte der absoluten Oberklasse gefertigt werden.Im wahrsten Sinne des Wortes eine Vorzeigefabrik.
Doch auch Warwick haben "Billig"-Produktionen in China und Korea, die die Masse bringen. Und wie es da aussieht kann ich nicht sagen. Es wird wahrscheinlich kein Kellerloch sein, in dem Kinder rund um die Uhr in 15h Schichten mit krebserregenden Stoffen hantieren, aber es wird auch nicht diese High-End-Produktion in Familienatmosphäre sein wie ich sie gesehen habe.
Mein Fazit ist aber durchweg positiv. Es war ein tolles Erlebnis für das ich allen Beteiligten nochmals danken möchte. Es hat mir einen tiefen Einblick in den Instrumentenbau und das Musikgeschäft an sich gegeben, der in dieser Art sicherlich sehr selten ist.
Ich wurde von der Qualität der Warwick- und Framus-Instrumente überzeugt. In dieser Preisklasse sind die meisten Hersteller hochwertig und es wäre sicher gelogen zu behaupten Warwick wären die einzigen, die in dieser Qualität herstellen können. Es sind halt die kleinen Unterschiede, die dort entscheidend sind. Und mit ihren Innovationen und ihrem Auge für Details sind Warwick in den nächsten Jahren sicherlich mit großen Schritten dabei ihrem selbst gestecktem Ziel, die qualitativ besten Bässe der Welt zu bauen, näher zu kommen bzw. es zu erreichen.
Viel Erfolg!
Frage an die Warwick-Offiziellen:
Wir haben ja schon Informationen zu Mitarbeiterzahl und Produktionsmenge des Markneukirchener Werkes erfahren.
Dürfte man als Gegenüberstellung die Zahlen der chinesischen und koreanischen Produktion erfahren?