wer veranstaltet von euch noch selber Untergrund-Konzerte und wie läuft es bei euch?

  • Ersteller Moshpit
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Die Alternative zu "fünf Bands für fünf Euro" ist nicht mit Bauern Heinrich auf dem Schützenfest zu saufen, sondern entweder ein gutes Konzert oder aber ein Besuch im Club wo einfach gute Musik läuft.

Das weiß ich. Das war auch einer der Sätze, mit denen ich mir persönlich mal eben Luft machen musste, weil ich bei dieser Diskussion immer an die Leute aus meinem Bekanntenkreis denken muss, die es ebenso machen wie beschrieben.

Muss ich mir denn wirklich nur weil ich selber Musiker all die anderen Bands aus der Umgebung anhören?

Nein, das musst du eben nicht. Aber du würdest doch wohl zu den Konzerten deiner Freunde gehen (und hinterher dann vielleicht auch mal lügen, wie toll es doch war :p).
Was mich jetzt stutzig macht ist, dass der Bekanntenkreis eines Musikers doch voller Musiker sein muss. Das mal eine nicht ganz so bekannte Band spielt, die man unbedingt sehen will kann passieren, aber um in den Club zu gehen würde ich meine Freunde niemals im Stich lassen, da können die auch noch so schlechte Musiker sein! Was wäre denn das für eine Mentalität?
Man muss eben Prioritäten setzen. Auch wenn die Bands noch so schlecht sind, ist ein Konzert immer noch der Ort, wo man seines gleichen trifft. Wenn ich sage, man sollte sich doch immer noch an die eigene Nase fassen, dann meine ich damit, dass man sich nicht einbilden sollte nicht zu diesem Überangebot an Bands zu gehören, von denen ein paar weniger doch so angenehm wären. Wer hört als erstes freiwillig mit dem Musikmachen auf, um unsere Welt zu entlassten? :p
Wenn ich nur in der Woche gerne Saxophon spiele und am Wochenende dann lieber einen übern Durst trinke kann das auch OK sein. Wahrscheinlich hat man dadurch dann auch mehr Freunde, die es genauso tun und warum sollte man seine Zeit nicht lieber mit denen verbringen wollen (und worum sollte es auch sonst gehen, wenn ich in einen Club gehe? Musik aus der Dose kann ich mir auch Zuhause anhören).

Mehr Bands heißt für mich auch mehr Leute, die auf Konzerte gehen. Ich spreche da von mir selbst: Ich zähle mich zu dem Überangebot an Bands, ich zähle mich auch zu den Leute, die auf Konzerte gehen. Wenn wir hier von Veranstaltungen ganz ohne Publikum reden, wo sind dann die Bands, die an diesem Abend gerade nicht spielen? Wo sind WIR dann? Wir sind dann also lieber in Clubs, oder bei Bands die mehr kosten, weil das ein Indikator dafür ist, dass sie gut sind (das wurde alles schon in diesem Thread erwähnt, geht jetzt aber nicht z.B. gegen dich MatthiasT). Deswegen frage ich mich: Kennt man sich untereinander gar nicht mehr?
Wie läuft das denn heut zu tage so ab? Tun sich heute nicht mehr mehrere Bands zusammen, um ein Konzert zu organisieren. Die Club-Freunde sind dafür bestimmt nicht zu haben. Das können nur die Konzert-Freunde.
 
Nein, das musst du eben nicht. Aber du würdest doch wohl zu den Konzerten deiner Freunde gehen (und hinterher dann vielleicht auch mal lügen, wie toll es doch war :p).
Klar, das mache ich auch. Also, von beiden Seiten aus. Ich gehe zu bekannten Bands für gewöhnlich hin und Freunde und Bekannte machen es bei meinem Kram nicht viel anders.

Das ist auf Dauer dann doch beschränkt. Denn da immer mal wer keine Zeit hat und man höchstens noch zu Schulzeiten mehr als fünfzig aktive Bekannte hatte bekommt man damit kein Konzert voll. Dazu reisen Freunde selten mit wen man außerhalb spielt und kommen auch irgendwann nicht mehr wenn man ständig in der Stadt oder im Dorf spielt. Auch eine befreundete Band muss ich nicht im Monatstakt ansehen.
Klar, es gibt oft diese zwei, drei Gestalten die immer mitreisen, das alles total toll finden und jedes mal wieder kommen. Allerdings neigen die dazu irgendwann eh auf der Gästeliste zu stehen und alleine füllen die natürlich auch keinen Saal.


Zudem: wenn das dann zu einer reinen: "Musiker schaut bei anderen Musikern vorbei" Veranstaltung wird, dann kann man sich doch genau so gut im Proberaum zur Jamsession mit anschließenden Besäufnis treffen.
 
Das Überangebot an Bands, Musik bzw. allgemein an Medien ist im Internet zum Beispiel ja nur marginal ein Problem. Es gibt ja mehr als genug Mittel und Wege für sich zu filtern, und da macht mir auch viel schlechte Musik nichts aus, eben weil durch pure Masse dann doch am Ende viel mehr richtig gutes entsteht als früher. Wenn ich mal schaue welche Bands in letzter Zeit ihren Weg in meine Media Lib gefunden haben dann ist da kaum eine bei die überhaupt noch bei einer Plattenfirma ist.

Für mich ist das ein Problem selber zu filtern. Das bedeutet nämlich das ich mir jede Menge Schrott anhören muss bevor ich mal eine Perle finde. Klar, früher sind mir einige Bands durch die Lappen gegangen weil die zufällig von den Medien und den Platttenfirmen links liegen gelassen wurden obwohl sie es drauf hatten. Die Wahrscheinlichkeit ist heute aber recht gering, das mir ausgerechnet diese Band irgendwie auffällt einfach weil sie in der Masse untergeht. Sich selbst den ganzen Kram zu filtern finde ich extrem zeitaufwändig und soviel Langeweile habe ich persönlich nicht. Ich höre aber wenigstens bei jeder Band die ich über myspace oder facebook kennen lerne mal kurz rein. Ich fand es besser, als die Musikindustrie und die Medien ein wenig vorsortiert haben, auch wenn dieses System fraglos Mängel hatte. Das ist das gleiche wie die 500 Fernsehprogramme die man heute empfangen kann. Ist hier irgendwer der Meinung, die Qualität des Programms hätte sich durch die Masse verbessert?
 
Das Argument mit dem Überangebot an Bands, was hier jetzt doch mehrheitlich fällt, macht mich doch ein bisschen stutzig, wenn ich etwas weiter darüber nachdenke... Warum sollen denn Veranstaltungen, besonders Konzerte, weniger besucht werden, wenn es mehr Bands gibt?

Ist doch eine ganz einfache Gleichung: mehr Bands machen mehr Konzerte, die Zahl der potentiellen Konzertbesucher bleibt gleich... da müssen doch die Besucherzahlen sinken, selbst wenn die gebotene Qualität gut wäre - was häufig nicht der Fall ist.

Ja, de Veranstalter müssen sich an die eigene Nase packen. Ich kann aber nur die Dinge ändern wo ich auch die Hand drauf habe: Organisation, Werbung, Bandauswahl, Wahl der Location, in gewissem Rahmen der Eintrittspreis. Auf den Stellenwert der Musik in der heutigen Generation, die Mentalität der Leute etc. habe ich keine Einfluss und ohne eine echte Marktforschung die ich wohl kaum betreiben kann, kann ich darüber nur spekulieren.

Jetzt ist es so: solche Konzerte werden nicht selten von Bands angeleiert. Welche Bands laden die sich ein? Bands die nicht viel kosten, Bands die einen Tauschgig anbieten, Bands mit denen sie befreundet sind und ganz zum Schluss vielleicht auch: Bands die sie wirklich geil finden. Wobei Letzteres mit Sicherheit auch durch die Kostenfrage begrenzt ist. Merkt ihr was? Genau: die Frage der Qualität kommt zuletzt.
 
Ist doch eine ganz einfache Gleichung: mehr Bands machen mehr Konzerte, die Zahl der potentiellen Konzertbesucher bleibt gleich... da müssen doch die Besucherzahlen sinken, selbst wenn die gebotene Qualität gut wäre - was häufig nicht der Fall ist.

Bitte den ganzen Beitrag lesen!
Meine Gleichung sieht in etwa so aus: Mehr Bands machen mehr Konzerte, die Zahl der potentiellen Konzertbesucher bleibt damit meiner Meinung nach keinesfalls gleich... Mehr Bands = mehr Musiker = mehr Musikinteressierte = mehr potentielle Konzertbesucher.
Man ey, ich will jetzt gar nicht mehr erklären wie ich das meine... Hab ich doch schon in zwei Beiträgen. Les bitte nochmal nach, ich fand den Gedankengang eigentlich recht interessant im Gegensatz zum Rest, den ich schrieb :(
 
Bitte den ganzen Beitrag lesen!
Meine Gleichung sieht in etwa so aus: Mehr Bands machen mehr Konzerte, die Zahl der potentiellen Konzertbesucher bleibt damit meiner Meinung nach keinesfalls gleich... Mehr Bands = mehr Musiker = mehr Musikinteressierte = mehr potentielle Konzertbesucher.
Man ey, ich will jetzt gar nicht mehr erklären wie ich das meine... Hab ich doch schon in zwei Beiträgen. Les bitte nochmal nach, ich fand den Gedankengang eigentlich recht interessant im Gegensatz zum Rest, den ich schrieb :(

Hab schon alles gelesen. Ich sehe es halt nur anders. Wieso gibt es deiner Meinung nach mehr potentielle Konzertbesucher nur weil mehr Leute Musik machen? Der Anteil an Musikern und solchen die es werden möchten ist doch nur einfach größer. Das ändert doch nicht zwingend was an der absoluten Zahl der Metalfans.Statt 5 % Musikeranteil unter den Fans hast du heute eben 25 %.
 
Man wird doch aber genauso wenig als Metalfan geboren, wie man als Musiker geboren wird. Wenn ich das richtig verstehe glaubst du, dass es eine feste Anzahl Metalfans gibt, die heute nur nicht mehr so gerne auf Untergrundkonzerte gehen. Ich gehe aber davon aus, dass die Anzahl an Metalfans keinesfalls undynamisch ist. Manche entdecken vielleicht andere Musik für sich, natürlich gehen die dann nicht mehr auf Metalkonzerte. Es kommen aber auch neue Metalfans dazu und so glaube ich, dass jemand dadurch, dass er gerne Gitarre spielt dazu motiviert werden kann auf Konzerte zu gehen.
 
Für mich ist das ein Problem selber zu filtern. Das bedeutet nämlich das ich mir jede Menge Schrott anhören muss bevor ich mal eine Perle finde. Klar, früher sind mir einige Bands durch die Lappen gegangen weil die zufällig von den Medien und den Platttenfirmen links liegen gelassen wurden obwohl sie es drauf hatten. Die Wahrscheinlichkeit ist heute aber recht gering, das mir ausgerechnet diese Band irgendwie auffällt einfach weil sie in der Masse untergeht. Sich selbst den ganzen Kram zu filtern finde ich extrem zeitaufwändig und soviel Langeweile habe ich persönlich nicht.

Mich persönlich (als Mensch) stört es nicht, wenn ich mich durch 100 oder 200 Platten wühlen muss, bis ich mal eine finde, die mir zusagt. Ich habe da auch keine Langeweile bei, sondern sehe es als "Abenteuer" an, auf die Suche nach neuen Sounds zu gehen. Und ich habe dabei auch schon unendlich viele Musiker gefunden, die mir super gefallen, aber oftmals nie in irgendwelchen Charts waren und oft sogar gar keinen Plattenvertrag haben, z. B. Coco & De Belles - "Ik Spring Op En Neer". Allerdings habe ich auch zunehmend das Problem, dass mir oft schlichtweg die Zeit fehlt, weil einfach das Angebot immer größer, die Ausbeute aber immer kleiner wird. Da wäre eine gewisse Art von Vorsortierung schon von Vorteil, wie du ja schon geschrieben hast:

Ich fand es besser, als die Musikindustrie und die Medien ein wenig vorsortiert haben, auch wenn dieses System fraglos Mängel hatte.

Hmm... ich muss auch sagen, dass die Musikindustrie da heutzutage ein Problem hat - und zwar weil im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer mehr unterschiedliche Musikrichtungen entstanden sind, und der Markt sich dadurch immer mehr aufgesplittet hat. Schauen wir doch mal in die 50er/60er zurück, da waren auf dem Unterhaltungsmusik-Markt praktisch nur zwei Musikrichtungen wirklich relevant: Pop/Rock mit seinen Variationen (Rock'n'Roll, Beat...) auf der einen Seite, und Schlager auf der anderen. Diese Musikrichtungen waren musikalisch meist recht einfach strukturiert, hatten eingängige Melodien und sprachen so eine breite Masse an Leute an. Man hörte sich die Schallplatten an, aber die Lieder waren auch so aufgebaut, dass man sie relativ leicht nachsing- und -spielbar waren. So entstand übrigens auch der Begriff "Schlager", ein Song, der bei einer breiten Bevölkerungsschicht regelrecht "einschlägt" und akzeptiert wird. Lediglich Jazz und Klassik waren damals schon "Nischen-Genres", die von den Mainstream-Medien weitgehend abgeschottet existierten. Ansonsten wurden Pop/Rock und Schlager von der Mehrheit der Bevölkerung gehört und konnten so problemlos im Radio und Fernsehen laufen. Im Grunde brauchte man auch nur zwei Sender: Der eine sendete dann Pop/Rock (Elvis, Beatles, Rolling Stones usw.), der andere Schlager (Freddy Quinn, Peter Alexander usw.).

Im Laufe der Zeit kamen jedoch immer mehr Musikrichtungen hinzu, die vor allem härter und unmelodischer wurden (Punk, Metal, Gothic, Hip-Hop, Techno, Gabber usw.), aber alle jeweils ihre Fangemeinde fanden. Was allerdings offensichtlich nicht mehr funktionierte, war der Versuch, diese ganzen Musikrichtungen gemeinsam in ein und dasselbe Radio- und Fernsehprogramm zu packen. Es bildeten sich unterschiedliche Jugend-Subkulturen ("Szenen") heraus, die sich durch ihre Musik abzugrenzen versuchten, und mit den jeweils anderen Musikrichtungen nichts zu tun haben wollen. Das geht sogar so weit, dass selbst artverwandte Musikrichtungen gegenseitig runtergemacht werden, siehe z. B. die Diskussionen zum Thema Trance vs. Hands Up, oder Techno vs. Hip Hop. Im Gegenzug verliert der klassische Mainstream-Pop und Schlager an Marktwert. Jemand wie Unheilig oder Helene Fischer finden sicherlich den ein oder anderen Hörer in ihrer Zielgruppe, aber es kommen eben nicht mehr solche einfachen, aber trotzdem guten Melodien dabei raus, wie es bei alten Songs wie etwa "The House Of The Rising Sun" oder "Ein bisschen Goethe, ein bisschen Bonaparte" der Fall war.

Es ist verständlich, dass die großen Plattenfirmen diese enorme Bandbreite nicht vernünftig bieten können, weil sie selber nicht mehr wissen, was nun ankommt bei den Leuten und was nicht. Einen Titel wie "Nein Mann" von Laserkraft 3D hätte vor ein paar Jahrzehnten kein Label veröffentlicht. Heute landet sowas in den vorderen Chartregionen. Andersrum gibt es Songs, die unglaublich eingängige Melodien haben, von denen man eigentlich überzeugt ist, dass sie beim Publikum super ankommen müssten, aber Fehlanzeige: "Flying The Flag" von Scooch etwa hatte eine Top-Promo (englischer ESC-Beitrag), trotzdem wollte die Platte dann fast keiner kaufen. Auch diesem holländischen Song würde ich super Hitpotential zutrauen - aber der wurde bislang hier in Deutschland gar nicht erst veröffentlicht und ist bislang nur über Youtube & Co. erhältlich. Der Song "Nemmt mich met" ist im Kölner Raum längst Kult - aber eben nur dort, weil der Song bislang nur in Kölner Mundart vorliegt. Die Platte ist bei EMI erschienen - die haben also die Rechte - aber nicht mal die scheinen ein Interesse daran zu haben, diesen Wahnsinns-Ohrwurm mal mit einem englischen etc. Text zu versehen und entsprechend zu promoten... Offenbar scheint man selbst mit derart eingängigen Melodien kein Geschäft mehr machen zu können - weil es "ja nicht cool" ist. Die Teenie-Szenen ziehen sich hingegen immer mehr Songs ohne großartige Melodien und damit ohne hohen Wiedererkennungsfaktor rein (z. B. Eminem). Diese Songs sind dann nicht mehr vernünftig nachsing- und -spielbar...mit ein Grund dafür, warum Hausmusik, Musizieren in der Freizeit etc. immer unbeliebter wird. Selbst in den 90ern sah das noch etwas besser aus... da gab es zwar auch schon oft Rap-Einlagen etc., aber Dance-Hits wie "Mr. Vain" oder "Generation Of Love" basierten immer noch auf einer gut gemachten, eingängigen Melodie. Aber scheinbar polarisieren solche Sachen immer mehr, und die Plattenfirmen wissen selber nicht mehr, was sie veröffentlichen sollen und was nicht.

Sicher gibt es noch den ein oder anderen Song, der musikalisch sehr anspruchsvoll ist, und trotzdem ein totaler Ohrwurm ist, z. B. "The Show Must Go On" von Queen, und so dann wirklich fast ausnahmslos jedem gefällt. Aber um einen solchen Song zu schreiben, muss man schon ein absolutes Ausnahmetalent sein; ein "Durchschnittskomponist" bzw. gar ein Amateur schafft so etwas eben nicht...

Das ist das gleiche wie die 500 Fernsehprogramme die man heute empfangen kann. Ist hier irgendwer der Meinung, die Qualität des Programms hätte sich durch die Masse verbessert?

Nee... aber auch hier ist das Problem, dass es im Laufe der Zeit immer mehr Themen gab, über die man berichten konnte, und sich dadurch der Publikumsgeschmack immer weiter ausdifferenziert hat, und keine Sendung mehr richtig hohe Einschaltquoten vorweisen kann. Ausnahmen dürften noch Events wie die Fußball-WM sein. Im Fernsehen kommt auch immer mehr zum Tragen (genau wie bei der Musik), dass die Sender versuchen, sich auf die schmale Gratwanderung zwischen Massen-Unterhaltung und etwas spezielleren Sachen zu bewegen. Doch letztlich scheiten sie damit alle, weil die Zuschauer längst ins Internet abgewandert sind und sich bei Youtube & Co. durchklicken. Nur entsteht da auch wieder genau das Problem wie bei der Musik auch: Man muss auch mal in 100 oder 200 Schrott-Videos klicken, um mal eins zu finden, was man brauchen kann. Und da fehlt einfach vielfach die Zeit für.

Das Problem lässt sich im Grunde nur durch eine Art "Regelung" lösen, wo irgend ein "Diktator" uns vorzuschreiben hat, was wir hören dürfen und was nicht. Die Frage ist, ob sich die Musikfans umorientieren würden, wenn es "ihre" Musikrichtung plötzlich nicht mehr geben würde, oder ob sie dann nicht einfach gar keine Musik mehr hören würden. Einmal angenommen, man würde die Death-Metal-Sparte "dicht machen". Würden die Death-Metal-Fans dann auf einmal anfangen, z. B. Pop zu hören? Würden die Trance-Fans anfangen, Schlager zu hören, wenn es Trance nicht mehr gäbe? Fakt ist jedenfalls, dass ein derart unübersichtliches Angebot an immer neuartigen Stilrichtungen (Thrash-Metal, Electro-Progressive-House, Merengue, Krautrock, Crunk, Jumpstyle, Latino-Electro, 2 Step...) in der Praxis einfach nicht finanzierbar ist, weil sich die Konzert- und Partygäste sowie CD/MP3-Käufer immer mehr verteilen, und fast keine Veröffentlichung mehr auf hohe Zahlen kommt.

Früher war das alles noch einfacher: Da konnte z. B. eine Amateur-Coverband einen (damaligen) Charthit wie "Rock Around The Clock" oder "Skinny Minny" vortragen, und alle anwesenden Leute kannten und mochten die Musik - wie man so schön sagt, "die Musik verbindet". Ich weiß noch, als ich Anfang der 90er in der Schule war, orientierte ich mich - und alle anderen Klassenkameraden auch - an den "normalen" Charts. Jeder, aber auch wirklich JEDER konnte was mit den Titeln anfangen, egal ob es jetzt Ace Of Base, Michael Jackson, Madonna, Pur, Bon Jovi, Snap oder Dr. Alban waren. Alles war bekanntes, massenkompatibles Material mit hohem Wiedererkennungswert. In den modernen Zeiten der immer weiter zersplitteten Musikszene gibt es dieses Zusammengehörigkeitsgefühl nicht mehr. Es kommt oft kein Gespräch zusammen, weil der eine von Songs schwärmt, die der andere nicht kennt, und umgekehrt. Früher war das noch anders, da wurde ein Song im Fernsehen gespielt, und am nächsten Tag hat sich die ganze Schule drüber unterhalten, weil fast alle dieselbe Sendung gesehen haben. Aber heute... schaut sich zwar jeder bei Youtube irgendwelche Videos an... aber jeder findet ganz andere... somit kennen nicht mehr alle Leute dieselben Tracks. Und da gebe ich meinen Vorschreibern schon Recht.

DJ Nameless
 
Man wird doch aber genauso wenig als Metalfan geboren, wie man als Musiker geboren wird. Wenn ich das richtig verstehe glaubst du, dass es eine feste Anzahl Metalfans gibt, die heute nur nicht mehr so gerne auf Untergrundkonzerte gehen. Ich gehe aber davon aus, dass die Anzahl an Metalfans keinesfalls undynamisch ist.

Ich habe auch nur gesagt, das sich die Zahl der Fans nicht ZWINGEND ändert nur weil es mehr Musiker gibt. Ich denke schon das es heute mehr Leute gibt die Metal hören aber den Eindruck das die Szene im Untergrund gewachsen ist hab ich jetzt nicht. Vergiss nicht, wir reden hier nicht von Konzerten im allgemeinen sondern von kleinen Sachen mit 1-200 Besuchern.
 
Ich gebe dir recht, den Eindruck, dass die Untergrund-Szene gewachsen ist habe ich nämlich auch nicht, eher im Gegenteil. Deswegen frage ich mich auch, wo sich die ganzen Amateur-Bands verstecken. Es gibt sie doch ohne Frage, aber sie fehlen auf den kleinen Veranstaltungen im Publikum. Die können doch unmöglich alle an jedem Abend selbst ein Konzert haben. :eek:
 
Es gibt sie doch ohne Frage, aber sie fehlen auf den kleinen Veranstaltungen im Publikum. Die können doch unmöglich alle an jedem Abend selbst ein Konzert haben. :eek:
Wahrscheinlich sind die meisten von denen sogar auf einem Konzert. Aber selbst wenn zu einer Band drei andere kommen und von denen jeder einzelne auch noch Zeit hat - macht das 10-15 Leute im Publikum. Wenn jede Band 200 Zuschauer auf dem Konzert haben will dann braucht es halt mehr als Freunde und Kollegen.

Es ist ja im Grunde kein Problem im Schnitt 50 Leute für ein Konzert zusammen zu bekommen. Nur reicht das halt nicht um die Kosten zu decken.
 
Ich gebe dir recht, den Eindruck, dass die Untergrund-Szene gewachsen ist habe ich nämlich auch nicht, eher im Gegenteil. Deswegen frage ich mich auch, wo sich die ganzen Amateur-Bands verstecken. Es gibt sie doch ohne Frage, aber sie fehlen auf den kleinen Veranstaltungen im Publikum. Die können doch unmöglich alle an jedem Abend selbst ein Konzert haben. :eek:

Die fehlen da durchaus nicht. Ich sehe immer einige Kollegen von anderen Bands bei solchen Konzerten und ich habe ein paar hundert solcher Gigs gespielt und war auch gelegentlich als normaler zahlender Zuschauer da. Die zwanzig Nasen füllen aber alleine noch nicht mal den kleinsten Saal im Jugendzentrum.
 
Die Leute sind von den reginolen Bands gesaettigt (ideal waere halt ein "bekannter" Headliner) , es werden zu oft Konzerte organisiert und meistens gibts keine Getraenke-Specials....Werbung wird idR auch zu wenig gemacht und wenn doch, sieht der Flyer meistens aus wie dahin gerotzt bzw ueberhaupt nicht ansprechend.
 
Die Leute sind von den reginolen Bands gesaettigt (ideal waere halt ein "bekannter" Headliner) , es werden zu oft Konzerte organisiert und meistens gibts keine Getraenke-Specials....Werbung wird idR auch zu wenig gemacht und wenn doch, sieht der Flyer meistens aus wie dahin gerotzt bzw ueberhaupt nicht ansprechend.

Tja, die Auswahl eines Headliners bei dem die Zahl der Leute die er zieht zu der Gage in einem gesunden Verhältnis steht ist extrem schwierig. Meistens passt das nämlich nicht. Eine überregional bekannte Band nimmt gerne mal Gagen zwischen 300 und 600 Euro. Meistens ist das schon mehr als die Hälfte der Abendkasse bei so einem kleinen Konzert/Festival mit 4-5 Bands. Die müssen dir also mindestens 50 Leute zusätzlich bringen (das ist ne Menge Holz!) und dann haben sie gerade mal ihre eigene Gage verdient und keinen müden Cent zur Deckung der anderen Kosten beigetragen. Ich bin jetzt mal von 7 Euro Eintritt ausgegangen. Kann ja regional unterschiedlich sein was so an Preisen üblich ist aber ich denke das ist ein realistischer Mittelwert. Ach so: nicht selten wird dann ja auch GEMA fällig. Das sind dann auch noch mal 10 % von der Abendkasse wenn man die Härtefallregelung anwenden kann.

Finde ich sehr riskant.

Achja: danke für den Tipp mit den Getränken. Das werde ich mal mit dem Typ von der Location bequatschen was man da machen kann.
 
Eine überregional bekannte Band nimmt gerne mal Gagen zwischen 300 und 600 Euro.
Vor allem ist meine Erfahrung dass den überregional bekannten Headliner dann trotzdem kein Schwein kennt.

Irgendwie ist das ganze Kleinst-Rockkonzert Ding sehr undankbar für alle Beteildigten. Für die Veranstalter ist ein ein ziemlicher Krampf, die Bands gekommen keine vernünftige Gage und als Zuschauer bekommt man mit guter Wahrscheinlichkeit eine Show geboten ohne die der Abend ohne Band mehr Spaß gemacht hätte. Irgendwo ist das ein Fehler im System. ;)
 
Das Ganze steht und fällt mit dem Booking.
Bands mit 3-5 Bandmitgliedern, die keinen Bekanntenkreis um die 50 Leute haben, die bereit wären für ihre Musiker auch Eintritt zu bezahlen, können auf Dauer keine Gigs mehr bekommen. Die müssen sich dann eben an die städtischen Jugendzentren heranklemmen, die Bandförderung mit Kulturgeldern machen können. Für Underground-Konzerte kommen sie nicht in Frage.
Wenn geile Bands am Start sind, über die die Leute reden, dann läuft der Rest mit Werbung leichter. Zwar nicht von selbst, aber die effektivste Werbung ist immer noch Mundpropaganda. Wenn über ein Konzert niemand redet, helfen auch keine 10.000 A6-Flyer, 500 A2-Poster und 100 MySpace-Bulletins.
 
Vor allem ist meine Erfahrung dass den überregional bekannten Headliner dann trotzdem kein Schwein kennt.

Was aber auch wieder an den blöden Medien liegt. Die berichten einfach nix über diese Leute. "Überregional bekannt" ist in Zeiten des Internets heute praktisch jede Band. Gut möglich, dass eine Gruppe, die vor 20 Jahren nur im Düsseldorfer Raum unterwegs war, heute auch auf einer Festplatte in Flensburg oder München landet. Die Frage ist aber letztlich: Wie viele Leute in der jeweiligen Region kennen und mögen die Band wirklich? Und da ist inzwischen das Problem, weil übers globale Internet heute Musik aus aller Welt bekannt wird, und man kennt dann nicht unbedingt die Bands aus den umliegenden Regionen.

Die einzige Schnittmenge, die es bei der Popmusik noch gibt, also das was jeder kennt, ist also das, was die großen Formatradios (privat und öffentlich-rechtlich) senden. Man müsste im Grunde genommen als Headliner einen absoluten Megastar wie Rihanna oder Eminem engagieren. Und diese Leute spielen aber nicht für kleine Beträge in winzigen Clubs, weil es einfach nicht rentabel ist.

Irgendwie ist das ganze Kleinst-Rockkonzert Ding sehr undankbar für alle Beteildigten. Für die Veranstalter ist ein ein ziemlicher Krampf, die Bands gekommen keine vernünftige Gage und als Zuschauer bekommt man mit guter Wahrscheinlichkeit eine Show geboten ohne die der Abend ohne Band mehr Spaß gemacht hätte. Irgendwo ist das ein Fehler im System. ;)

Der "Fehler im System" ist ganz klar ein "Fehler" in unserem Wirtschaftssystem. Die Idee unserer heutigen Marktwirtschaft entstand in einer Zeit, als es noch keine derartige völlige Marktübersättigung gab. Jeder Anbieter und Konsument konnte den Markt überschauen und sehen, was es gab, was noch fehlte usw. ... Heute haben wir - einfach weil JEDER was veröffentlichen kann - das Problem, dass es sooo viel gibt, dass niemand mehr den Markt überschauen kann. Dadurch gehen selbst sehr gute Bands in der Masse unter, weil sie nicht gefunden werden. Umgekehrt gibt es sicher viele Musikfans, die gerne auf irgend ein Konzert bzw. Party gehen wollen, aber mit den ganzen Angeboten, z. B. in Veranstaltungskalendern, schlichtweg völlig überfordert sind. Im Internet sieht es noch heftiger aus: Der Markt splittet sich immer weiter auf; der Großteil der Youtube-Videos und MP3-Downloads hat nur noch eine Handvoll Zugriffe. Bei einem derartig überschwemmten Markt kommt es zwangsläufig zum Marktversagen - einfach weil jedes Produkt einfach immer "da" ist. So hat es einfach kaum mehr einen Wert. Wozu soll man etwa den Aufwand betreiben, und wer weiß wohin zu einem Konzert zu fahren, wenn es da Musik zu hören gibt, wie sie in dieser Art von 10.000 Bands im Internet angeboten wird? Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass viele Bands - von Hobby-Band bis hin zu Top-Stars - es nicht schaffen, einen ordentlichen Sound ohne Verzerrungen und ohne übertriebene Lautstärken zu fahren. Da klingt dann selbst ein 128 kb/s encodiertes MP3-File um Längen besser.

Im Grunde genommen müssten die Wirtschaftsexperten eine Lösung finden, wie man am besten mit dieser völligen Marktüberschwemmung umgeht. Das Angebot wird ja auch noch immer größer werden, einfach weil JEDER heutzutage veröffentlichen kann, was zur Folge hat, dass die Konsumenten ihr Budget auf immer mehr Anbieter verteilen. So bekommen am Ende zwar immer mehr Leute was von dem Kuchen ab, aber von den Krümeln wird niemand mehr satt.

DJ Nameless
 
@DJ Nameless: das halte ich zwar im Prinzip auch für richtig aber das führt jetzt echt zu weit und hilft nicht weiter. Mich interessiert ja, wie man es trotz der widrigen Umstände geregelt bekommt. Ich bin überzeugt das es immer eine Möglichkeit gibt. Inzwischen denke ich das nur eine Konzertserie mit einem vernünftigen Konzept sich etablieren kann, so das mit der Zeit der Name des Events schon die Leute zieht und die Namen der Bands nicht mehr so wichtig sind. Wenn sich rumspricht, das bei deinem Event gute Qualität für's Geld geboten wird, kommen mit der Zeit auch mehr Leute. Man muss nur Geduld haben und darf nicht beim ersten Misserfolg das Konzept ändern. Das Konzept kann nur Qualität heissen, womit ich meine das die Band unterhaltsam sein und ihr Handwerk beherrschen muss. Die müssen an ihren Instrumenten keine Virtuosen sein. Ich gehe mittlerweile so weit, das ich keine Band mehr holen werde die ich nicht selber auf der Bühne oder im Proberaum gesehen habe. Auf den Aufnahmen kann man viel zu viel zurecht pfuschen und auch ein guter Musiker kann auf der Bühne stinklangweilig rüberkommen weil er einfach keine Entertainer-Qualitäten hat.
 
@DJ Nameless: das halte ich zwar im Prinzip auch für richtig aber das führt jetzt echt zu weit und hilft nicht weiter. Mich interessiert ja, wie man es trotz der widrigen Umstände geregelt bekommt. Ich bin überzeugt das es immer eine Möglichkeit gibt.

Ich glaube, dass es unter derart widrigen Umständen kaum mehr klappen kann. Selbst wenn viele Bands und DJ's schon anbieten, kostenlos zu spielen, fangen die Probleme bereits damit an, dass eine heutige Band Unmengen an Elektrik/Elektronik braucht. Früher war die Sache noch einfach: Ein kleines Unterhaltungsmusik-Ensemble, wie es früher üblich war, kam in einem kleinen Veranstaltungsraum ohne jegliches Equipment aus. Ein Liedermacher braucht in einer kleinen Location eine einfache Verstärkung für Gitarre und Gesang, was mit dem Kauf einer Aktivbox und eines Mikrofons auch noch recht problemlos umsetzbar ist. Nun sind aber die meisten modernen Bands im Rock/ Pop etc. Bereich unterwegs, und da ist eine aufwändige Sound-Anlage für E-Gitarren, Keyboard, Vocals etc., dann noch Mischpult und dergleichen erforderlich. Eine entsprechend dimensionierte PA dürfte bei den wenigsten Hobby-Bands bereits vorhanden sein und müsste in der Veranstaltungs-Location vorhanden sein, angemietet oder gekauft werden. Dasselbe gilt für Lichtanlagen und dergleichen. Da kommen einfach irrsinnige Kosten zusammen, die es früher schlichtweg nicht gab, als die Musiker einfach mit Geige, Flöte und Akkordeon auf die Bühne kamen und loslegten. Bei kleineren Veranstaltungen führt das dann dazu, dass man mit dem Eintrittsgeld noch nicht einmal die Technik finanziert bekommt.

Inzwischen denke ich das nur eine Konzertserie mit einem vernünftigen Konzept sich etablieren kann, so das mit der Zeit der Name des Events schon die Leute zieht und die Namen der Bands nicht mehr so wichtig sind. Wenn sich rumspricht, das bei deinem Event gute Qualität für's Geld geboten wird, kommen mit der Zeit auch mehr Leute. Man muss nur Geduld haben und darf nicht beim ersten Misserfolg das Konzept ändern.

Meine Erfahrung ist da eine andere: Zum einen informieren sich viele Leute nicht großartig selber, wann die nächste Veranstaltung ist; man muss also im Grunde für jede Ausgabe die Werbetrommel aufs neue rühren. Zweitens beobachte ich dasselbe Problem wie beim Radio/TV auch: Die Veranstalter legen sich auf ein spezielles "Format" fest, und gespielt werden schließlich nur die Titel, von denen man quasi weiß, dass das Publikum sie hören will. Dadurch bleibt Neues/Unbekanntes meist außen vor, und gleichzeitig werden die bereits erfolgreichen Titel immer und immer wieder gespielt. Ein Bekannter von mir machte mich vor rund 2,5 Jahren auf die monatlich in Wuppertal stattfindende "Latin Session" aufmerksam (ich bin ja u. a. Latin-Fan - mehr Infos zu der Reihe unter www.cafeada.de). Seither bin ich bei dieser Veranstaltung regelmäßig, stelle aber fest, dass einige Titel wirklich fast jedes Mal laufen - das sind dann so Klassiker wie "Corazon Espinado" oder "Moliendo Café" - zweifellos Top-Songs... und der "normale" Gast, der nicht so intensiv diese Musik hört, freut sich vielleicht auch, wenn er viele Titel wiedererkennt. Aber wenn man wie ich ein absoluter Fan ist und sich jeden Titel, den man gut findet, für die eigene Musiksammlung besorgt usw., dann fällt es schon auf, wenn man dann bei jedem zweiten Titel sagt: "Der lief doch letzten Monat erst noch." In anderen Musik-Genres sieht es nicht anders aus: Der Radiosender "Sunshine Live" etwa überträgt im Radio seine regelmäßige Partyreihe "Welcome To The Club". Der Musikstil an sich gefällt mir meistens. Dass fast jedes Mal dieselben DJ's auflegen, wäre ja auch noch zu verschmerzen. Aber: Die spielen jedes Mal dieselben Platten, nur immer in einer etwas anderen Reihenfolge. Nur sporadisch kommt mal ein neuer Titel dazwischen. Aber wenn ich mir den dann direkt besorge, kommt es häufig vor, dass der dann in den kommenden Ausgaben wieder bis zum Erbrechen gespielt wird. Aber ich sehe das ja selber bei meiner DJ-Arbeit: Die Leute sind fast gar nicht offen für Neues; wenn man denen immer wieder die selben abgedroschenen Sachen vorspielt, finden die es am besten.

Sicherlich wäre es für Veranstalter und Bands bzw. DJ's recht einfach, für mehr Abwechslung zu sorgen. Aber die Mehrzahl der Konzert- und Partybesucher (überwiegend "Gelegenheitsinteressierte") scheinen daran überhaupt kein Interesse zu haben. Die Präsentation unterschiedlicher Gastmusiker bzw. -Bands stößt dann mitunter auf Ablehnung, weil das Publikum nichts damit anfangen kann. In der Zielgruppe sind also nur wenige Sachen konsensfähig, und so werden dann über Monate hinweg immer wieder dieselben Bands und Songs gebracht.

Ich gehe mittlerweile so weit, das ich keine Band mehr holen werde die ich nicht selber auf der Bühne oder im Proberaum gesehen habe. Auf den Aufnahmen kann man viel zu viel zurecht pfuschen und auch ein guter Musiker kann auf der Bühne stinklangweilig rüberkommen weil er einfach keine Entertainer-Qualitäten hat.

Hmm... nur Bands zu holen, die man selber schon gesehen hat... auch das ist ein massiver Aufwand, sich erst mal alle möglichen Bands live anzuschauen, um dann eine Auswahl zu treffen... für die meisten Veranstalter ein viel zu hoher Aufwand.

Es müssen m. E. auch nicht unbedingt immer "Entertainer" sein. Hartmut Priess, Bassist der Kölner Kultband Bläck Fööss, steht eigentlich immer nur still auf der Bühne, macht nur gelegentlich eine (sehr schlichte) Ansage, bewegt sich nicht groß, aber macht einen Super-Job. Vor zwei Jahren war ich auch mal auf La Palma in Urlaub, und da gab es an einem Abend in meinem Hotel ein Konzert mit spanischer/kanarischer Folklore. Präsentiert haben sich da drei Musiker: zwei Gitarristen und einer mit Mini-Maracas; Gesang alle drei. Auf Ansagen haben die Drei komplett verzichtet - vermutlich sprachen die nur Spanisch, was die meisten Touristen da eh nicht verstanden hätten. Tanzbewegungen etc. gab es auch nicht. Dennoch war die Musik ein Erlebnis, und ich habe mich überhaupt nicht dran gestört, dass da keine Performance hintersteckte und man sich aufs Wesentliche, nämlich die Musik, konzentriert hat. Bei vielen älteren Musikrichtungen, z. B. Chansons, scheint das ebenso zu funktionieren, siehe etwa Georges Brassens - der stellt sich einfach steif mit seiner Gitarre in die Gegend und liefert einfach nur einen Super-Song ab. Auch ein Kammerorchester oder ein Streichquartett kriegt es hin, ohne Mega-Show super zu unterhalten. Einfach mit Instrumenten auf die Bühne und los. Warum erwarten die Leute in anderen Stilrichtungen immer die "Mega-Entertainment-Show"? Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese "Show" nur über schlechte Musik hinwegzutäuschen versucht. Und dann funktioniert es auch nicht, zu versuchen, nach dem Konzert als Merchandising CD's zu verkaufen. Wenn ich die CD im Player habe, sehe ich ja den Künstler nicht - und dann zählt alleine die Musik. Und die muss von sich aus überzeugen - und dann ist eine Show eigentlich gar nicht mehr nötig.

DJ Nameless
 
@DJ Nameless: das halte ich zwar im Prinzip auch für richtig aber das führt jetzt echt zu weit und hilft nicht weiter.

Leider hat er in allem komplett unrecht, besonders was die Ausführungen zum Thema Musikmarkt betrifft, da wir uns da eigentlich im Verbauchsgütermarkt oder FMCG bewegen, weswegen auch keine Sättigung eintreten kann. Mit einer Veranstaltung bewegt man sich aber auch nicht im Musikmarkt, man konkuriert ja nicht mit der CD sondern mit Fernseher und Kino.

Alles andere zur Marktüberschwemmung und wie es angeblich dazu kam ist auch völliger Quatsch, aber das ist hier nicht Thema.

Mich interessiert ja, wie man es trotz der widrigen Umstände geregelt bekommt. Ich bin überzeugt das es immer eine Möglichkeit gibt. Inzwischen denke ich das nur eine Konzertserie mit einem vernünftigen Konzept sich etablieren kann, so das mit der Zeit der Name des Events schon die Leute zieht und die Namen der Bands nicht mehr so wichtig sind.

Das und alles weitere, was du schreibst, ist absolut wichtig. Letztlich musst du denken wie ein Gastronom.

In München gab es mal einen Band-Stammtisch, ursprünglich war das nur der Stammtisch einer Probenraumgemeinschaft aus dem sich über die Jahre eine regelmässige Veranstaltung etabliert hat. Es kamen Bands aller Stilrichtungen, konnten dem DJ ihre CDs geben bzw im Internetzeitalter dann auch vorher Material schicken. Wurde es auf der Veranstaltung gespielt, bekam die Band eine Runde Freibier. Die Veranstanltung zog durch meherere Kneipen und hat verschiedene Locations überlebt.
Da hat sich eine Veranstaltung etabliert.

Was du machen musst, damit du auch eine etablierte Szene-Veranstaltung bist, ist neben all den vor dir genannten Dingen vielleicht noch das Thema Networking. Früher hatte eine Szene eine tatsächichen "Treffpunkt", was auch oft eine Bar in der dann die Bands der Szene spielen, war. Heute ist die Szene virtuell aktiv, und obwohl du da als Veranstaltung nicht mirhalten kannst - Bands sieht man eben immer noch live - ist das einfach dein Promotionkanal. Ich würde da nicht regional sondern nach Interessensgebieten denken. Auch wenn der Fan einer Band oder Musikrichtung aus Flensburg nicht zu dir kommt (wo auch immer deine Veranstaltung sattfindet), so erfährt er davon, hat Fotos auf Facebook gesehen, Videos auf Youtube und von seinen Freunden davon gelesen. So etabliern sich Marken.

In München gibt es nette Idee, da mietet einer Reisebusse und macht Metal-Kaffe-Fahrten. Da geht es dann mal in berühmte Clubs nach Berlin oder so und nachts dann wieder zurück oder zu Konzerten. Die haben sich vorher natürlich abgesprochen, da bringt das Netz dann die Szenen zusammen.

Nur mal so als Anregungen. Man kann sicher aber noch eine Menge machen, damit sich die Sache lohnt und die Leute kommen. Der Gedanke, dass das nicht von jetzt auf gleich geht, stimmt meiner Meinung nach auch absolut!
 

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