Von allem natürlich nur das Feinste
Wenn du
Hammond Orgel in einem Modul
Klavier in einem Modul
Rhodes, Wurli, Clavinet genauso und immer so weiter jeweils in einem Modul:
jeweils mit einer eigenen Karte bedenkst (eine Karte Hammond B-3, eine Karte Rhodes Mk II, eine Karte Rhodes Suitcase, eine Karte Wurlitzer 200A, eine Karte Hohner Clavinet D6 usw.), dann mußt du das konsequenterweise auch hier machen:
Du müßtest zur Emulation jedes irgendwie interessanten Synthesizers der Vergangenheit eine eigene Karte haben. Wenn du so perfekt replizieren willst, daß Rhodes Mk II und Wurlitzer 200A jeweils eine eigene Karte bekommen müssen, kannst du mit Sicherheit keine einzelne Karte haben, die alle Analogsynthesizer zusammen auf demselben Niveau der Perfektion repliziert. Selbst wenn das im Prinzip nur eine "simple" DSP-Karte sein sollte, muß die ja irgendwo ihre Grenzen haben, sonst könnte man alle Rhodes, alle Wurlitzers und vielleicht auch noch das Hohner Pianet zusammen auf eine Karte packen.
Folglich hast du am Ende weit über 100 verschiedene Karten, die Analogsynthesizer emulieren, und mehrere Dutzend, die versuchen, dasselbe mit virtuell-analogen zu machen, die in den letzten 20 Jahren sicherlich in der einen oder anderen Pop-Produktion zum Einsatz gekommen sind. (Um aktuelle Popsachen auf dem von dir angepeilten Niveau spielen zu können, müßtest du hunderte VSTis in Karten gießen.)
Und alles mit wenigen Karten von wenigen Synths erschlagen zu wollen, geht am Ziel dieses Systems vorbei. Wenn du dir eine superultrarealistische Minimoog-Karte kaufst, wirst du damit nicht alle möglichen Synthsounds nachbauen. Wenn dir eine superultrarealistische Minimoog-Karte auch gut gut genug ist für Sounds vom ARP Odyssey, ARP 2600, Oberheim SEM und Sequential Circuits Pro-One, dann brauchst du auch keine superultrarealistische Minimoog-Karte, weil du gar nichts superultrarealistisch brauchst. Erzähl mir nicht, daß beim Minimoog 100% Authentizität wichtig ist, und beim SEM reicht "so ungefähr". Wenn, dann brauchst du von jedem Synth, den du replizieren mußt, jeweils eine eigene Karte, um
alles, nicht nur die Minimoog-Sounds, auf demselben Realismusniveau fahren zu können.
Ach ja:
Richtig analog kannst du das vergessen. Du wirst
niemals einen Moog IIIc, einen Yamaha CS80, einen Korg PS-3300, einen Oberheim Eight-Voice oder einen Alesis Andromeda A6 in echtanalog auf einer einzigen Steckkarte unterbringen.
Auch hier wieder: Du bräuchtest auf jeden Fall eine separate Karte, die einen Yamaha DX7 (oder meinetwegen zwei gleichzeitig alias DX5) von den Operatoren bis zu den Klinkenbuchsen (also bis
hinter die D/A-Wandler) repliziert. Dann bräuchtest du für die Authentizitätsfreaks eine, die dasselbe mit einem DX7II macht. (Ja, der klingt anders.) Dann bräuchtest du für die JPop-Fraktion eine, die dasselbe mit einem TX81Z macht. Dann bräuchtest du für die Nerds eine, die dasselbe mit einem FS1R macht. Dann könnte es ja sein, daß jemand eine Replika braucht vom AFM-Teil der SY77 oder SY99 oder von einem Korg DS-8 oder 707.
Eine Roland-D-70-Karte für "Narcotic" von Liquido, eine Yamaha-Motif-Classic-Karte für "Yeah" von Usher, eine Roland-JD-990-Karte für "Insomnia" von Faithless, eine Korg-M1-Karte für die ganze Ende-80er-Anfang-90er-House-Schiene, eine Kurzweil-K2000-Karte für Robert Miles... Alleine an die Rechte für die ganzen Samples zu kommen, wird schwierig. Roland hat z. B. keine Chance, den D-50 irgendwie zu reissuen, weil die Attacksamples nicht ihnen gehören, sondern Spectrasonics.
einen erstklassigen Sampler
Da müssen dann auch wieder klassische Sampler emuliert werden können. Fairlight CMI bis zum IIx, NED Synclavier (die samplelosen Klangerzeugungen von beiden bräuchte es dann auch noch als Karten), die diversen E-mu-Emulator-Generationen, Ensoniq Mirage, Sequential Circuits Prophet-2000/2002/3000, Akai S612, E-mu SP-1200, Akai S1000, jeweils mit voller Datenkompatibilität zum Original oder gar vollumfänglich beiliegenden Original-Libraries, z. B. OMI Universe of Sound für den Emulator II... Und dann kommt natürlich mindestens ein moderner Highend-Sampleplayer obendrauf.
Wieviele Slots hätte denn der Kartenrahmen? Und jetzt sag nicht acht oder 16. Das wird nicht reichen. Selbst mit 64 Karten wirst du als ernsthafter, semi- oder vollprofessioneller Coverkeyboarder nicht auskommen, wenn du auf
diesem Niveau arbeitest. Wenn du in einer Top40-Band mit einem Repertoire von 500 Songs spielst, wirst du sehr schnell 300-400 Karten brauchen.
Und wenn die Steckkarten eh digital sind, könnte man, statt bei Veraltung die ganze Karte wegzuschmeißen und auszutauschen, viel eher die Firmware aktualisieren – außer die Hardware ist dann nicht mehr leistungsfähig genug, und in dem Fall müßte man sie auf eine andere Funktion umwidmen können.
Martman