Der Aufnahmeort sowie die eingesetzte Technik tragen erheblich zum Klangcharakter bei der Aufnahme bei, so daß man, will man Akkordeons miteinander vergleichen, immer die selben Voraussetzungen einhalten muß. Und selbst dann geht ein Teil des Klanges leider verloren, so daß man nur einen 2D-Eindruck gewinnen kann, während ein Akkordeon wie ein jedes analoges Musikinstrument 3D klingt.
Zurück zur Entwicklungsgeschichte des Basses, um die Klangästhetik zu verstehen, die dahinter steckt:
Mitte der 50er Jahre wurde die S-Serie (S-4 und S-5) als erstes Cassottoinstrument in Klingenthal entwickelt. Diese hatte noch ganz nach dem Geschmack der früheren Jahrzehnte 5 Chöre, ging im Baß ab "G" los und der 5. Chor war eigenständig, so daß es auch "italienische" Registerkombinationen gab.
Anfang der 60er Jahre wurden auch die beiden Baßchöre auf "E" als tiefstem Ton gesetzt. Der 5. Chor wurde weggelassen, da der Klang trotzdem noch hell genug war. Der 5. Chor tauchte nur noch in der Serie 90 lange Zeit auf und Ende der 60er Jahre wurde er ganz aufgegeben. (Er tauchte dann wieder in der Consona als uneigenständiges Anhängsel zum 4. Chor auf - bzw. auf Bestellung).
1963 wurde die Supita eingeführt, die ein geschlossenes Baßverdeck hatte, wodurch die Obertöne gedämpft und das Baßvolumen vergrößert worden war. Die S-Serie bekam ebenfalls ein geschlossenes Baßverdeck. Die Supita bekam zusätzlich noch den Umlenkstock, der den Baßchor kräftiger und tiefer klingen läßt.
Während die Cantus-Serie die S-Serie ablöste, löste die Cantora die Supita ab. Die Besonderheit der Cantora im Baß ist das zusätzliche Baßcassotto, das die Bässe nochmals verstärkt und die hohen Chöre flötiger klingen lässt - Cassotto eben. So wurde dem singenden Diskant ein kräftiges Baßfundament gegengestellt. Da der Baß tatsächlich sehr kräftig ist, ist es um so schöner, daß Beibaß und Grundchor zusammen ebenfalls einen schönen Baß ergeben, der den Diskant manierlich begleitet. (
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Bei elektronischen Akkordeons lässt sich die Lautstärke des Basses und des Diskants separat einstellen. Vermutlich gibt es noch viele weitere Parameter - zudem kann man da ja zwischen verschiedenen Akkordeons auswählen.
Bei der (größeren) Kirchenorgel hat jedes Manual und das Pedal mehrere Register, durch die sowohl die Lautstärke als vor allem der Klang bestimmt wird. Dabei folgt die Orgel einem Klangideal, sei es Barock, Romantik, Neobarock oder moderne Klangideale.
Anbei mal eine Orgel, die einen mächtigen 32-Fuß Baß hat
Da dürfen unsere Akkordeons bescheiden von dannen schreiten
und das ist auch der Grund, warum man den Baßchor eines Akkordeons nicht mit 32-Fuß betiteln sollte, da er nunmal in der 16-Fuß-Lage ist, während Orgeln tatsächlich noch eine bis zwei Oktaven weiter runtergehen können. Das 64-Fuß Register (bis 8 Hz runter) ist aber nur etwas für den Magen
Viele Grüße
Ippenstein