Mir haben sie gerade n paar songs von Abba aufgetragen, wo ich dann spontan gesagt hab "Kein problem, bereite ich mal eben vor!" Ist leider doch nicht ganz so einfcah, vor allem wenn man mit einigermaßen Anspruch auf Authentizität daran geht. Es ist weniger Fingerfertigkeit, sondern Multitaskingfähigkeit, vor allem wenn man einziger Keyboarder in der Band ist.
Yep, normalerweise bräuchte es für amtliche ABBA-Sachen zwei Keyboarder, davon einen beidhändigen Pianisten.
Und auch die Soundgestaltung ist nicht mal so eben. War da seinerzeit nicht irgendiwe ein Koloss von Yamaha im Spiel, GX1?
Das ist bei ABBA-Replicas das Schwierigste, den Sound der GX-1 nachzubauen. Das Problem ist, daß es praktisch keine Hardware gibt, die strukturell den vollen Funktionsumfang einer GX-1 nachbauen kann (und Benny Andersson hat das Ding wirklich bis zum Letzten ausgereizt im Gegensatz zu Stevie Wonder, der sie fast nur als Stringmachine benutzt hat). Jede Stimme hat nur einen Oszillator, aber der gibt vier Waveforms (Saw, Pulse + eigenem PWM-LFO, Triangle, Sine) gleichzeitig und absolut synchron aus (wie ein alter Moog-Modular-Oszillator), von denen zwei gleichzeitig (!) dry und jeweils individuell gefiltert verwendet werden können, plus Noise. Dann zwei Filter in Reihe. Filterhüllkurve ist IL/AL/ADR, mach das mal mit einer Multistage- oder gar ADSR-Hüllkurve nach, die nicht ins Negative gehen kann.
Jeweils zwei solcher Tones werden separat gewählt und gemischt, optional kommt noch ein (inzwischen neuntes) Filter drauf. Die Tones können jeweils um etliche Oktaven transponiert und feinverstimmt werden. Eine Art Attack-Bender gibt's auch noch (man höre sich die ersten paar Takte von Arrival an).
Klanglich wirkt sich aus, daß die GX-1 vollanalog und diskret aufgebaut ist, daß sie die schnellsten Hüllkurven hat, die je ein analoger Polysynth gesehen hat, daß ihre Klangerzeugung weit in den Ultraschallbereich geht (ohne Scheiß, die Cutoff-Frequenzen gehen bis 25.600 Hz), und dann sind da noch die typisch kratzig-verzerrenden Yamaha-Filter, die klanglich mit Moog, ARP oder Oberheim nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun haben. Selbst ein Virus muß passen, nicht nur, weil du mit Geld und guten Worten die Oszillatoren nicht synchron kriegst, sondern auch, weil der Waveshaper bombenfest zwischen den Filtern sitzt. Und dann wäre da noch polyphoner Aftertouch auf dem Solo- und dem oberen Manual. Ach ja, Benny Andersson hat die GX-1 an ihren Röhrenkabinetten abmikrofoniert und mit einigem an Studio-Voodoo veredelt. Als John Paul Jones von Led Zeppelin exakt dieselbe GX-1 gespielt hat (All My Love mit den Stevie-Wonder-Streichern), hörte sie sich ziemlich anders an.
Ich glaub, am ehesten wird das was mit einem Arturia Origin als Klangerzeuger, zwei alten Ensoniq-Samplern als Solomanual und UM, einem beliebigen Keyboard als LM und einem Haken Continuum Fingerboard als Ribbon. Eventuell wirst du ein Vollpedal brauchen.
Wenn das "beliebige Keyboard" eine Workstation ist, besorg dir Samples von der Linn LM-1, und du kannst mit einer Sängerin The Day Before You Came als Duonummer spielen, denn das besteht nur aus Agnetha am Mikro und Benny an der Linn und der GX-1.
Sei froh, daß deine Kollegen nicht Fanfare For The Common Man in ELPs Albumversion spielen wollen.