Ich kann meinen Vorrednern ebenfalls nur zustimmen: Ich habe mit sechs, sieben oder acht Jahren angefangen, Gitarre zu lernen. Zu meiner "Carmencita" Klassik-Gitarre hat mir die Mama noch das "Peter Bursch I" Gitarrenbuch für zum Lernen gegeben. Ich kam dann natürlich eine Woche später in den Gitarrenunterricht (Gruppe). Was ist passiert? In der Woche hatte ich mir die ersten vier Unterrichtsstunden schon mit dem Peter beigebracht und mich im Gruppenunterricht schrecklich gelangweilt. Fortan hat der kleine Knirps "Guitarhead" jede Woche die zehn Mark von der Mama für den Unterricht in Eis und Cola investiert und sich mit der Gitarre, dem Buch und der CD alleine ins Kinderzimmer gesetzt. Das ganze lief dann jahrelang so weiter: Kein Unterricht, alles selbst beigebracht.
Ich habe durch "learning by doing" jede Menge gelernt. Vor allem auch "feeling", "Gehör" und "Kreativität". Ich kann in kürzester Zeit jedes Lied "irgendwie" wohlklingend begleiten. Trotzdem fehlen mir heute, knapp 20 Jahre später jede Menge basics. Vor allem sind meine Wissenslücken extrem verstreut, so dass ich von allem "etwas" kann, aber nix richtig. Das macht es heute schwer, versäumtes nachzuholen.
Seit ich wieder in einer Band spiele, muss ich viel Musiktheorie aufwendig und schnell nachlernen, damit ich mit unserem 1. Gitarrist, dem Basser und dem Drummer kommunizieren kann und wir über das gleiche sprechen. Ich bin plötzlich so eine Art "lead-Gitarrist", obwohl ich das nie wollte. Also muss ich jetzt mühsam, aber möglichst schnell solieren lernen. Dazu brauche ich Unmengen Theorie.
To keep it into a nutshell: Achtet auf die Balance! Der reine Musiktheoretiker wird niemals durch sein musikalisches Gehör die Töne aus einem Lied heraushören, so wie ich das kann. Er kann vielleicht stumpf Skalen vom Blatt rauf und runter spielen. Ist das Musik? Das kann mein PC mit guitar Pro auch, und zwar besser! Der reine Praktiker so wie ich es lange war, wird niemals verstehen, wie und warum die Akkorde, die er da spielt aufgebaut sind. Kein Thema! Aber dann wird der Praktiker "ewig" bei diesen "vier Akkorden" bleiben. Einfach, aber langweilig.
Lernt Theorie! So früh wie möglich, so viel wie möglich! Aber spielt auch Gitarre. Mit anderen. Mit einer Loop station! Wie auch immer.