... da keine wie die Andere ... und sich pickups nach Art und Anzahl unterscheiden können (2 oder 3, PAF, P90, ...), kann man das wohl getrost als "Solid vs Semihollow" übersetzen, was hier gefragt ist.
Hm, ja ... was findet man da vor? Im Prinzip ein ziemlich mittiges Mittelding der Eigenschaften einer ganz Hohlen und einer Massiven - da ja bei 335 und Konsorten ein hohler Korpus um einen massiven Korpuskern herumgebaut wird, nicht weiter verwunderlich.
Zu Semihollow hat mich ein etwas merkwürdiges Kriterium getrieben - ich wollte eine Gitarre, die ich auf Becken oder Rippen abstützen kann, so daß sie nicht in der Lebergegend anliegt, aber in einer vernünftigen Höhe hängt und weder unterm Kinn noch in den Kniekehlen. Bin ohne Markenpräferenz und erstmal mit nicht allzu hohem Budget rangegangen und hab eine Gretsch 2622 gekauft vor gut 2 Jahren. Gretsch hatt ich immer n Bißchen aufm Schirm, auch bedingt durch einen Teil meiner musikalischen Präferenzen (Cramps, Stray Cats, ...), preislich bedingt aber auf später verschoben - hatte garnicht mitbekommen, daß sie 2016 ne Baureihe unter Electromatic nachgeschoben hatten. Naja, nun weiß ichs und hab so eine.
Feedback läßt sich wunderbar kontrolliert erzeugen, dagegen ist meine andere Gretsch - komplett hohl, 5420 - arg empfindlich, was das angeht ... mag ich aber auch, das bekommt man inn Griff.
Wie auch immer, der große, rückseitig relativ flache Korpus belastet die druckempfindlichen Areale infolge einer Operation praktisch garnicht. Die Tele muß ich schon immer etwas zu tief aufhängen, jedenfalls für längere Einsätze. Aber das ist nur für mich gültig, das ist ja nicht ab Werk, daß man da nicht angelangt werden mag...
Der hohle Aufbau bietet einfach, trotz des Blocks in der Mitte, viel mehr schwingfähige Struktur an als das ein massiver Korpus können kann, daraus leitet sich dann natürlich auch der unterschiedliche Klang ab, inklusive kürzerem Sustain je hohler und leichter Brücke und Umgebung sind, inklusive Feedback, inklusive der Offenheit und Holzigkeit auch im elektrischen Signal.
Nun wäre es supi, eine mit gleicher Hardware und Elektrik gebaute Massivbrettgitarre zum Vergleich zu haben - hab ich aber nicht. Ich kann also nur Allgemeinplätze bzgl der Bauart bestätigen, einordnen oder ausschließen, plausible Theorien bestätigen und das mir verfügbare Instrument beurteilen (das ich für nahezu 100 % empfehlenswert halte - einzig das B70 mag ich nicht so wegen der Walze, aber es verursacht keine Stimmprobleme - an einer 335 wären ja auch ggf Bigsbys dieser Art anzutreffen, seien es 7, 70, 700 oder Nachbauten anderer Firmen), dem man den hohlen Korpus anmerkt, aber auch den massiven Kern im Inneren.
Vergleichbar mit der Entwicklung der Semihollow bei Gibson als Feedback-Gegenmaßnahme und Sustainverlängerer läßt sich das Trestle Bracing von Gretsch betrachten, das im Wesentlichen eine Art feinere Form der Semihollow, mit etwas mehr hollow drin, darstellt ... aber das führt hier zu weit.
Wieviele haben schon gesagt "probespielen, ausgiebig, mehrere Version beider Sorten?" Ich sag das auch.
Am Ende ist es nichtmal wichtig, ob an dem bestgefallenen Instrument diese oder jene Eigenschaft herausragend gut mit dem eigenen Anspruch und Geschmack zusammentrifft, solange es das Ganze tut. Mir war der große, hinten einigermaßen flache Korpus wichtig - als Massivgitarre in der Größe fänd ich sie bestimmt eh zu schwer, allein das ist (besonders bei großformatigen Gitarren) schon ein Punkt, der aus Schalenelementen hohlgebaute Instrumente gleichsam mit leergefrästen attraktiver macht ... man stelle sich vor, ne Fullsize-Hollowbody, mit 17" Arschbreite und 3,5" Korpustiefe ... was wiegt die? Gute 3,5 kg, vielleicht knappe 4. So ein Trümmer in massiver Bauweise ist eine Strafe, vor dem ersten und nach dem letzten Ton, einfach weil sie extrem schwer wäre.
... und wenns nur das coole Aussehen ist - meinen Segen hat da jeder. Die Zugänglichkeit der Bünde ... das ist mehr doubecut/singlecut als hohl/massiv, was sich da auswürgt.
Aber, wie auch immer, Geschmäcker sind verschieden, mit über 30 war son Ding ja eh fällig ... und überhaupt - solange man nicht permanent mit voller Verzerrung nei'dreschen tut, sondern auch mal was Anderes, solange ist eine Semihollow oder Hollow auf jeden Fall eine ausgiebige Probesitzung wert - und wenn man hinterher nur genauer weiß, daß oder wieso man die nicht mag, ist auch etwas gewonnen. Weil, cool aussehen oder nicht, etwas, das sich unangenehm spielt, das mag man am Ende auch nicht spielen, egal wie tadellos es im meßbaren Spektrum seiner Funktionen arbeitet (wie das B70 ... es trifft die Stimmung genausogut wie das B60 an der 5420 ... ich mag aber nicht, daß man, bevor das Ding zu wirken beginnt, sone Art Losbrechmoment reintun muß, das 60 geht so richtig direkt und sanft los und das 70 ... das ist wie n oller Radbolzen oder so, es gibt einen Initialwiderstand, der zu überwinden ist, bevor Wirkung eintritt, das ist sozusagen die Leerwegatmung des Vibratos, die mich da stört, weil das bei jedem einzelnen Bewegungsvorgang erneut zu überwinden ist).
Also - ausprobieren! Und berücksichtigen, daß eine Semihollow im Vergleich mit einer auf gleichem Niveau gebauten Solid ungefähr 20...50 % druff kostet. Ist eben aufwendiger, die Dinger zu bauen, da kommt man nicht drum.