Wenn man mit guter Atemanbindung singt und seine Klangräume gut ausnutzt, kommt der Kehlkopf quasi von selbst in die richtige Position. Aber das geht nicht von heute auf morgen !
Genau so ist es.
Und danke für die wunderbare Unterhaltung in diesem threat an Tobia und alle anderen, vor allem Hut ab antipasti für deine wunderbar treffenden Analogien.
@ Tobia:Fällt dir was auf? Wir sind hier keineswegs untereinander uneins. Das einzige was variieren kann ist die Terminologie.
Das mit dem Herumfummeln am Kehlkopf bezeichne ich deswegen als kompliziert, weil es sehr viel einfachere Methoden gibt, jemandem zu zeigen, wie man in die Höhe kommt. Daß es für dich im Kehlkopf anstrengend ist ist zudem ein echtes Warnzeichen.
Das richtige Stichwort lautet: Bernoullie-Effekt. Das hat etwas mit der Atemnutzung beim Singen zu tun. Kurz gesagt: Die Atemkraft übernimmt die Anstrengung der Muskulatur im Kehlkopf, weshalb es dann im Hals nicht mehr anstrengend ist, die Höhe zu singen.
Ist logisch:
Kehlkopf: Kleine, empfindliche, leicht ermüdbare Muskulatur
Zwischenrippenmuskulatur/Zwerchfell: Große, starke, weniger leicht ermüdbare Muskulatur
Hohes Singen erzeigt einen starken Widerstand durch stark gespannte und geschlossene Stimmlippen.
Also: Was sagt dazu der Logiker?
Diese Lehrerin hat dir also mit tollem Effekt und für viel Geld etwas gezeigt, was mit viel weniger Mühen und Geld auch geht - und sich zudem leichter und schonender auf den Gesang auswirkt. Ihre Zertifikate sind stark umstritten in der Gesangswelt. Das alleine muss aber noch nichts heissen, wenn sie es ist, die dich zum freien und schönen und langfristig unangestrengten Singen bringen kann. Dann lohnt sich auch der stolze Preis. Unangestrengt bezieht sich vor allem auf den Kehlkopf aber nicht zuletzt auch auf den Geist. Wenn der Geist verspannt ist gelingt kein gefühlvoller Gesang. Aber genau DARUM geht es beim singen: Um Gefühl!!! Das Publikum verzeiht dir deine Fehler, wenn du es dazu bringst zu weinen, zu lachen, zu fühlen. Deine Vorbilder sind die Besten Beispiele dafür. War etwa John Lennon der tollste Sänger unter der Sonne? Musste er seinen Kehlkopf befummeln? Nein ;-) John Lennon war ja eher ein bescheidener Sänger aber ein großer Künstler. Kunst ist Gefühl, denn sonst berührt es weder dich noch dein Publikum. Freddie Mercury hatte gesanglich viel drauf ohne Frage. Im klassischen Sinne war aber auch er unperfekt. Trotzdem oder gerade deswegen ein begnadeter Künstler, jemand, der mit seinem Gesang die Gefühlwelten der Menschen ansprechen konnte.
Zurück zum technischen:
Atmung, Raum und Sitz sind entscheidend.
Das ganze ist einfach. Aber auch kompliziert, weil differenziert. Weil es mit Balance zu tun hat. Deshalb auch dein fehlendes Vibrato: Das Vibrato entsteht durch BALANCE. Es kommt niemals solange du hart und verspannt bist.
Am Kehlkopf herumzubasteln führt meines Erachtens eher zu Verspannungen als zu schönem Gesang und verspannt zudem den sängerischen Geist gleich mit.
Wie der Kehlkopf funktioniert musst du als Lehrende wissen. Ich weiß das auch und habe auch alle Muskeln einmal auswendig gelernt. Wer singt muss das nicht zwingenderweise wissen. Allenfalls zeige ich meinen SchülerInnen Bilder der Stimlippen und des Kehlkopfes. Interessant ist das allemal. Zum singen lernen ist es Beiwerk, denn die Stimgebung im Kehlkopf funktioniert nur im differenzierten Zusammenspiel mit den genannten anderen Faktoren, nämlich Atmung und dem Bereich der Ansatzräume.
Was würde passieren, wenn du deinen Kehlkopf herausnehmen und separat betrachten könntest?
Genau: Gar nichts, keine Gesangsstimme, kein Klang ohne Körper und Seele.
Shana