Diese Aussagen möchte ich kommentieren:
Protestieren gegen ein kollektives Versagen der Musik Industrie
An dieser Stelle möchte ich mal eine Bresche schlagen für die viel gescholtene Firma Behringer. Behringer war - und ist nach wie vor -
der Vorreiter schlechthin in Sachen gute bis hervorragende Audio-Technik zu günstigen Preisen.
Die X32-Serie darf man ohne weiteres als das "Volks-Mischpult" für den internationalen Markt bezeichnen.
Auch viele andere Produkte sind durchaus innovativ und Behringer lässt kaum eine Nische aus, so dass für jeden Anwendungsfalls etwas günstiges und passendes im Portfolio ist, beispielhaft möchte ich den kleinen "Flow-8"-Mixer nennen, der für den kleinen Gig praktisch alles nötige an Bord hat.
All das klingt auch mit 48 kHz Samplerate gut.
Ein "kollektives Versagen" kann ich nicht erkennen.
Wann hast Du auf irgend einer relevanten Bühne dieser Welt das letzte Mal ein Kabel an einem Mikrofon gesehen?
Da ich aus dem "Klassik"-Bereich komme, jede Menge. Außer der Mikrofontechnik für (szenisch agierende) SängerInnen wird alles nach wie vor mit per Kabeln installierten Mikrofonen abgenommen. Bei einer nicht szenischen, rein konzertanten Aufführung, wo sich die Sängerinnen und Sänger als nicht bzw. kaum bewegen, stehen auch kabelgebundene Mikros vor ihnen. Meist auf sehr schlanken Stativen abgesetzte kleine Schoeps-Kapseln.
Aber wie dem auch sei, spätestens ab der Stage-Box gehen die Signale überall über LAN oder optische Kabel weiter ans FOH usw.
Die aufgerufenen PA-Experten nehmen also die schlechte Technik und beschallen damit das Universum und das offensichtlich nur, weil Show wichtiger ist als Musik.
Das finde ich sehr anmaßend angesichts der vielen klanglich sehr gut bis hervorragend gemanagten Veranstaltungen die es gibt. So schlecht kann die Technik also gar nicht sein, bzw. können die Techniker offensichtlich sehr gut damit umgehen.
Warum gibt es überhaupt noch analoge Funkstrecken, wo doch digitale Lösungen viel besser wären, wenn sie nicht auf Grund von schwachen Rechnerleistungen auf billige Tricks wie Kompressoren und Expander angewiesen wären, und wenn sich nicht das Nutzerkollektiv von dem Anbieterkollektiv darauf beschwätzen liesse, dass der Zerhackerstandard der für eine CD ausreicht auch für alle anderen Audioanwendungen gut ist. (Wozu anstrengen, wenn unser Schöner
Schrott auch reicht um Geld zu verdienen)
Auch hier finde ich "Schrott" sehr anmaßend. 44,1 kHz Samplerate packen den Frequenzumfang des menschlichen Gehörs mehr als ausreichend - denn auch wenn das immer wieder von gewissen Skeptikern angezweifelt wird: das Nyquist-Theorem funktioniert in der Praxis. Alle ganz, ganz früher mal problematischen Aspekte wie z.B. Aliasing spielen schon seit mindestens zwei Jahrzehnten bei den Wandlern definitiv keine Rolle mehr, u.a. dank Oversampling.
Etliche Jahrmillionen hat dem Menschen sein Gehör mit seinem Frequenzumfang bis ca. 20 kHz (bei jungen Menschen mit gesundem Gehör) mehr als ausgereicht, und als Profi-Musiker darf ich sagen, zum Genießen aller Musikgattungen und Stilrichtungen und aller erdenklichen Instrumente und Stimmen reicht er nach wie vor.
Meine CD-Sammlung mit fast nur sehr guten Aufnahmen beweist mir das immer noch tagtäglich - und natürlich meine Praxis als Musiker.
Wie können diese superschlauen PA-Experten es akzeptieren, das Die Stimme der Musikerinnen drei mal analog-Digital umgewandelt werden bis sie über Lautsprecher an das Publikum adressiert werden?
Wo geschieht das?
Seitdem ich meine PA-Technik auf Digital umgestellt habe, verlässt das Signal nach der AD-Wandlung (nach der Gain-Stufe) die digitale Welt erst wieder bei der DA-Wandlung vor den Endstufen.
Im Rundfunk ist bei DAB noch stringenter: nach der AD-Wandlung hinter der noch analogen Vorverstärkung wird das Signal erst wieder beim DAB-Empfänger zu Hause in die analoge Welt zurück geholt.
Also: Wer wandelt das Signal drei mal analog-digital und wo geschieht das (noch)?
Ich habe mich auch schon beim Marketing von Dynacord beschwert, warum es noch immer keine Powermate mit tabletsteuerung gibt.
Im Kern sind die Powermate-Mixer analoge Geräte nur mit einfachen digitalen Schnittstellen für die Anbindung eines PC.
Technisch ist die digitale Steuerung rein analoger Schaltkreise erheblich aufwändiger als bei komplett digitalen Mischpulten. VCA´s können zwar an sich unkompliziert extern angesteuert werden (dafür wurden VCA quasi erfunden). Aber um die etlichen analogen Schaltkreise (Gain/EQ/Fader/Busse usw.) alle digital steuern zu können, muss es eine Wagenladung an DA-Wandlern geben.
Technisch im Prinzip alles machbar, aber die Geräte würden so teuer, dass sie keiner mehr kaufen würde.
Außerdem: Kämen dann nicht von irgendwo her Meckerer, die über so eine "nicht-Fleisch-nicht-Fisch-Technik" herziehen würden?
Noch einmal: warum bekomme ich keine Anlage angeboten, bei der das Analoge Signal meiner Gitarre oder meines Mikrofons direkt nach der Erfassung im Wandler Pickup oder Kapsel in bester Qualität AD-gewandelt wird, dann (kabellos) in ein Gerät gelangt, dass das komplette Processing übernimmt und dann direkt an Ort und Stelle der Ausgabe zurückgewandelt, verstärkt und abgegeben wird.
Solch ein System für 12 Kanäle, Ausgsbeleistung von 2000 Watt würde für 15 bis 20 tausend Euro das aequipment ersetzen das eine normale 4 Köpfige Band als Amps und Anlage zu normalen Auftritten mitschleppt.
Schau dich doch mal bei Behringer um. Mit dem XR12-Air kommt man da schon ganz gut heran. Noch eine fette Endstufe dazu, und schon kann es mit Technik im kleinen Packmaß los gehen. Allerdings immer noch mit Kabeln.
Denn was die Funktechnik angeht, gibt es einige Hürden. Die freien Frequenzen bieten weder sehr viele Kanäle noch umfangreiche Störsicherheit. Wer beides braucht, muss sich besser bei der Profi-Funktechnik umsehen, die aber vorwiegend im lizensierten Frequenzbereich stattfindet und natürlich alles in allem sehr teuer ist, zumal die Lizenzgebühren dazu kommen.
Im Profi-Breich ist das durchaus Standard, für Amateure aber in der Regel viel zu teuer.
Dass deshalb viele bei simplen, aber preiswerten und störsicheren Kabeln bleiben und Funktechnik nur in geringem Umfang einsetzen, ist daher mehr als verständlich.