Ich empfinde den Blues ansich als eine musikalische Zumutung. Das hat damit zu tun, dass er maximal stereotyp und vorhersehbar ist. Die wenigen Ausnahmen sind ausdrücklich von dieser, meiner persönlichen Bewertung ausgeschlossen! Das ist zwar kein Phänomen womit man den Blues als Alleinstellungsmerkmal stigmatisieren muss, aber es ist in diesem Umfeld signifikant auffällig.
So wie es aussieht ist die Community der Blueser aber glücklich und zufrieden über ihre ungeschriebenen Gesetze und deren Kompatibilität untereinander und auch die kultische Verehrung ihrer Helden. Naja, vom verbreiteten Bauch und der Stirnglatze mal abgesehen. Ich bekomme sowas immer mit wenn ich die besseren Musikgeschäften besuche. Wer da nicht die drei charakteristischen B.B. King Gedenktöne aus der Strat quetscht gehört nicht wirklich dazu, es sei denn, er spielt weit über dem gängigen Blueser Niveau.
Es wäre aber unfair den Blues aus persönlicher Abneigung heraus komplett zu dissen. Denn: Als Gitarrist profitiert man in spielerischer Hinsicht maximal von der Beschäftigung mit dem Blues, man lernt nicht nur spielen, man lernt darüber hinaus sehr spezifisches Spielen. Außerdem stammen auch abwechslungsreichere Stilistiken anteilig vom Blues ab, Allem voran Sowas wie der LA Blues-Jazz.
Des Weiteren sind Blueser Sound Fetischisten allererster Güte. Sie spielen die besten Gitarren und Amps, sie wissen einfach wie es zu klingen hat! In dieser Hinsicht orientiere ich mich seit jeher an Bluesern obwohl mir Jazzer und RocknRoller in musikalischer Hinsicht näher sind. Bei R'n'R und Blues gibts zumindest noch das Bier und Röhrenamps als Schnittmenge
. Was ich meinen Lebtag nicht nachvollziehen kann ist die Anschaffung einer Relic Fender aus dem Custom Shop. Bislang bin ich ganz gut mit zeitgenössischen Interpretationen ikonischer Designs ohne künstlich hinzugefügte Alterserscheinungen klar gekommen. Ich gebe aber zu, dass es eine sündhaft teure 68er Tele gibt die mein gesteigertes Interesse gefunden hat.