Ok, denken wir das mal richtig durch:
Wir haben eine Band, deren Instrumente alle ihren Klang komplett elektrisch erzeugen. Das heißt, im Proberaum läuft alles über die Anlage.
Jetzt stellt die Band ihren Sound ein. Gehen wir mal davon aus, sie schafft es, einen schönen Sound einzustellen, so dass sich jeder gut hört, nichts dröhnt usw.
Was haben wir jetzt für die Livesituation? Einen Monitormix! Und der hört sich jetzt erst mal wieder komplett anders an, als im Proberaum. Um diese Situation herzustellen, kann man jetzt versuchen, die Anlage auf die Proberaumanlage zu entzerren. Die Raumakustik kann man kaum per EQ angleichen, weil eine Entzerrung ja nur für einen Punkt im Raum möglich ist.
Und wie gesagt, das ist nur der Monitormix. Der unterscheidet sich im Allgemeinen doch deutlich vom Mix für das Publikum.
Die Idee, einen Inear-Mix selber zu machen, passt natürlich.
Ich sehe das auch aus der Sicht des Technikers:
Ich würde mich nicht darauf verlassen wollen, dass die Band da was sinnvolles zusammengebastelt hat. Wie schon erwähnt, guter Klang ist Geschmackssache. Aber wenn die Band da mir einen "unpassenden" als Stereosignal liefert, mit dem ich kaum mehr was machen kann, dann ist das als Techniker eine Horrorvorstellung. Denn dann heißt es wieder: "was steht denn da für ein Trottel am Pult, so ein scheiß Sound".
Und auch mit dem SummenEQ kann man nicht so viel machen. Was mache ich beispielsweise, wenn im Mix das Keyboard durchaus noch ein paar Hochmitten vertragen könnte, mir die Gitarren aber schon zu viel haben?
Und das die Einstellungen für einen guten Livesound andere sind, als für eine gute Aufnahme ist doch wohl selbstverständlich oder?
Es schadet nie, sich über seinen Sound Gedanken machen. Aber der einzige Weg zum guten Livesound führt meiner Ansicht nach über einen guten Tontechniker. Von der Bühne selber mischen funktioniert meiner Erfahrung nach einfach nicht so gut. Auch die Modellertechnik ändert meiner Ansicht nach daran nicht, weil eben der Monitormix nicht gleich dem Frontmix und der Proberaum nicht gleich dem Auftrittsraum ist.
Es ist genauso möglich, mit konventionellen Methoden Sounds zu schaffen, bei denen der Techniker nur noch sehr wenig verändern muss.
Ich verstehe den Wunsch nach Unabhängigkeit vom Mischer. Aber aus meiner Sicht ist das Utopie und kann nach hinten losgehen.