Wachsschicht auf Geige

  • Ersteller Kylwalda
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Vielen Dank fiddle, für die anerkennenden Worte, die von Dir immer auf einer so angenehmen Augenhöhe kommen, daß ich eh keinen Zweifel an ihnen hätte!

Tatsächlich hatte ich Hemmungen, die letzten Bilder zu posten, weil ich bei Friemelkrams von mir durchaus Anderes kenne, und mir das Ergebnis im Vorfeld viel schöner vorgestellt hatte. Nicht präzise, aber auch nicht mit so einem Schlenker da….auf den ich mich dann wohl kapriziert hatte. Doch daran sollte ich mich eigentlich längst gewöhnt haben: Bei der Geigenbastelei laufen die Dinge (zumindest bei mir) fast immer anders, als ich es mir vorher vorgestellt habe.
Von den Pyramiden habe ich dann mal was runter genommen. Was meint Du eigentlich mit …
hätte sie zueinander stärker versetzt.

Meinst Du: nicht in paralleler Reihe?

Mit den weiteren Arbeiten bin ich zufriedener. Der obere Backenrand mußte ein Futter bekommen,

IMG_0902.JPG

uahhh, ne viertel Stunde pro Bild.:eek:.. ich probiers lieber später nochmal.
 
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Nächster Versuch.

Also, die oberen Backenränder.

IMG_0903.JPG IMG_0904.JPG IMG_0906.JPG

Ebenso mußte der Rand auf der gegenüberliegenden Seite auch ein "Knäppchen" von der alten Geigendecke bekommen.

IMG_0912.JPG

Hier mal von hinten und von vorne:
IMG_0931.JPGIMG_0932.JPG IMG_0926.JPG IMG_0925.JPG

Aber auch am F-Loch gab´s noch was zu tun. Bei der Gelegenheit habe ich auch die F-Löcher von altem Kolofonium und Lackresten befreit.

IMG_0905.JPG IMG_0928.JPG IMG_0922.JPG

Ein "eyebrow-patch" wollte auch mal ausprobiert sein. So wird das Futter am C-Bügel über der Beere genannt. Angeblich soll nach so einem "Eingriff" dieser oft empfindliche und häufig beschädigte Bereich danach sogar stabiler sein, als frisch nach Neubau. Hier gab es (und produzierte ich) ja auch Risse. Die von mir verursachten sind übrigens deswegen entstanden, weil die Ecken meiner "Gipsbett-Zwinge" noch vor allem anderen gegriffen hatten, - also besser an den Ecken mehr Luft lassen. Die Decke ist garnicht sooo fragil, wie ich bei der von-Hand-Leimung feststellte.

IMG_0927.JPG

Zum Schluß habe ich dann noch ein paar Belege auf Stellen gesetzt, wo sich auf der Holzoberfläche Risse ankündigten. Prophylaxe halt.
Ich denke, so

IMG_0933.JPG

kann ich die Decke lassen, oder siehst Du, fiddle, noch etwas, das ich tun könnte/sollte?

Grüße
Kylwalda
 

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  • IMG_0926.JPG
    IMG_0926.JPG
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Ich habe schon ganz andere "Reparaturversuche" gesehen und das hier ist echt gut.
Meinst Du: nicht in paralleler Reihe?

Jep, ich hätte sie weniger parallel gesetzt.

Ich kann nur wiederholen: sehr ordentlich, immer schön mit der Faser, intelligent gesetzte
Anstückelungen und intelligent gesetzte Beläge. Alles ohne (Unterstellung) fachliche Anleitung!
Was will man mehr?

Es gibt ein teueres Fachbuch (das "musthave" für Reparatur) von einem "Weißhaupt" (USA), >350 Euro.
Ich hab es selber auch noch nicht, aber dort findest du die Reparaturen in der Weise ausgeführt,
wie du sie oben in der Bilderreihe bereits gezeigt hast.

Reparatur ist spannend: es gibt selten den Regelfall - jedes "Trum" ist eine Variation von der Norm.
McGyver ist ein Spezialist für sowas und als Urvater der Improvisation wird er als Ikone der:
"Lösungsfindung schlechthin" in unserer Werkstatt an die Wand genagelt.
(den Rahmen hab ich bereits.. ;) )


cheers, fiddle

p.s.
wo sich auf der Holzoberfläche Risse ankündigten. Prophylaxe halt

sehr gut! Ganz der Reparateur
Für kleine Sachen kann man da auch mal ein Stück Natur-Trommel-Membrane einleimen.
(ein durchgeschlagenes Congafell geht z.B. super + Lochstanzer aus dem Baumarkt)
kann ich die Decke lassen, oder siehst Du, fiddle, noch etwas, das ich tun könnte/sollte?

nee, dazu müßte ich das ganze live sehen.
Die Bilder sind gut, aber die Details erkennt man halt nur direkt vor der Nase.
 
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Na jaaa, fachliche Anleitung habe ich mir aus Büchern, youtubes und sehr viel auch von Geigenbauerseiten,- eine davon bevorzugt ;), geholt. Da gibt´s so Einiges sehr Anschauliches, daß man garnicht anders kann, als loslegen. Im Prinzip habe ich ja nur nachgemacht, was ich gesehen habe, -gut manches in Abwandlung.

Ansonsten würde meine Reparatur vermutlich noch nicht mal so aussehen, wie mein "Werkstatt-Mandala" , das mich als Bastlerin in der Ausdauer der Arbeit beeindruckt, in der Ausführung stellenweise verblüfft und auf ne Art auch rührt. Daß nem Geigenbauer da die Haare zu Berge stehen ist klar, das muß so, aber ich find´s (auch als Bild) so klasse, daß ein noch nicht vorhandener Rahmen in Planung ist…:D
 
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Unsere liebe Kylwalda hat mich soeben darauf aufmerksam gemacht :great:, daß es der Herr Weißhaar ist
und nicht der Herr Weißhaupt.
Billiger wird dieses Fachbuch deshalb aber auch nicht..

Ich bin auf deine (Kylwalda) weiteren Fortschritte sehr gespannt und werde sie unbedingt weiter verfolgen!

cheers, fiddle
 
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Billiger wird dieses Fachbuch deshalb aber auch nicht..
Umso dankbarer bin ich für die Quellen, die mir zur Verfügung stehen. Unter anderem der fiddle hier im Forum :)... und für das Geld kann man ja schon nen kleinen Bildungsurlaub machen...

aber so könnte der Riss komplett geschlossen werden.
Das wird dir nicht gelingen, dafür ist die Fuge zu stark verzogen. Vermutlich war das schon Beim ersten Fugen nicht ok.

<<Er hätte wenigstens: "wird dir vermutlich nicht gelingen" schreiben können>> hatte ich damals gedacht, als ich das las, und schwang mich auf zu einem kühnen "Das wollen wir aber erstmal sehen". Doch auch nach weiteren Versuchen, bei denen ich mehr als alles gegeben hatte, kam ich lediglich zu folgendem Ergebnis:

IMG_0960.JPG IMG_0959.JPG

Rein optisch sogar noch unschöner als vorher, die Fuge sieht erst recht nicht geschlossen aus. Okay, ich geb´s ungern zu:bang:…hast richtig gelegen.:D

Aber bombenfest ist´s nu. Und da ja inzwischen fast nen Jahr verstrichen ist, darf ich hoffen, daß die Platten sich nicht ohne weiteres wieder auseinander arbeiten werden.
Diese Zuleimschrauben hatte ich letzten Sommer noch schnell zusammengeworfen.

IMG_0913.JPG
Benötigt werden dafür Buchenholzrundstab (3,5 cm) , Schloßschrauben (hier 12cm) mit dazugehörender Flügelschraube und Unterlescheibe und Kork. Den Kork (große Sektkorken filetiiert) habe ich mit hitzebeständigem Silikon aufgeklebt, falls man mal in der Nähe einer Zuleimschraube nochmal was anwärmen muß. Die Schloßschrauben kann man sehr gut in den (dann) Buchenholzklotz einschlagen. Sitzt dann auch fest. Naürlich das Loch vorbohren.


Nicht schön, doch erstmal reichts. Geplant waren die schon länger, aber dann wurde es wirklich Zeit. Das Malheur war dafür ausschlaggebend.

Als ich mit einer dieser Wolfcraft-Zwingen:

IMG_0914.JPG

eine kleine Strecke Zarge wieder am Boden anleimen wollte, passierte nämlich das hier:

IMG_0286.JPG

Ich kann froh sein, daß ich keine originalen Deckenteile als Gegenlager verwendet hatte. Diese Wolfcraft-Zwingen werde ich für solche Zwecke nie wieder einsetzen, die beißen zu brutal zu. Außerdem finde ich es sowieso sympathischer, wenn ich die Druckstärke selbst dosieren kann, - was die Zuleimschrauben nämlich erlauben.

Grüße
Kylwalda
 
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A propos "Quellen": Für die Bastler hier mal eben die Bücher, die ich für ne gute Mischung halte.

IMG_0966.JPG

Das ganz linke heißt "Die `Geheimnisse´ Stradivaris " von Simone F. Sacconi (ne Kopie, da mit bis zu 375,- Euro auch nicht grad erschwinglich, in Stadtbüchereien aber durchaus zu finden, und die ordern auch untereinander!).
Unter https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Angebote/autor=M%F6ckel&titel=Die+Kunst+des+Geigenbaues regelmäßig stöbern, kann man z.B. den "Möckel" auch schon mal für unter 30,- Euro finden.
Alle zusammen bieten viele Informationen zum Handwerklichen, Historischen, Experimentellen und (auch rückwärtig) Forschenden.

Außerdem noch eine kleine Aktualisierung: Der http://www.stringrepair.com/Violin_Crack_Repair.htm link in Beitrag #47 ist unbrauchbar geworden, das in jenem Beitrag Gemeinte ist jetzt unter http://www.stringrepair.com/violin-cracks/ zu finden. Sind übrigens tatsächlich Rohrabschnittreste, die er da genommen hat. Hat er in nem Forum verraten.
 
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Hi!

Weiter geht´s...

Bevor ich mich an meinen Zargenbruch begeben habe, hab´ ich mir aber erstmal noch Mut an einer für diese Geige eher kosmetischen Angelegenheit angebastelt. Bei einem Modell wie diesem ;) wird das klanglich keinen Unterschied machen, aber ich stelle mir vor, daß bei solchen Geschichten bei einem ansonsten präzis gebauten Instrument Schwingungen auch hörbar in solch einer Bruchstelle "verenden". Ich vermute, das ist schon beim Neubau passiert, - Holz am Biegeeisen nicht feucht genug oder zu feucht gemacht oder zu schnell gebogen….Habe ich bisher so in fast jedem Schrottchen gesehen.

IMG_0942.JPG IMG_0948.JPG IMG_0951.JPG IMG_0957.JPG

Dann das zuvor rausgelöste, weil eh teils lose, Reifchen neu eingeleimt.

IMG_0946.JPG IMG_0947.JPG IMG_0964.JPG

Und wie ging´s´s jetzt weiter mit der zerbrochenen Zarge? Laaaaaange Geschichte, hochgradig kniffelig, sehr langwierig, Finger, die ständig lange vor dem Holz verklebten und…man ahnt´s ja fast… weitere Brüche…ha nee…und nach soviel Getüntel natürlich ein ganz schmales Ergebnis. :weep:Aber nutzt ja nix...

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Mein Ziel war es, die Fassade äußerlich zu erhalten und von innen ein Zargenfutter zu setzten, das aber durchaus den "Schwingungsauftrag" übernehmen soll. Hieß also, von der Innen`wand´ Holz abzuziehen. Dafür habe ich die Geige in einer Form in den Schraubstock einspannt. Die Zarge zwecks Arbeitserleichterung abnehmen, wollte ich nicht, da ich die Ecke niiiie im Leben wieder so zusammen bekommen hätte.

IMG_0963.JPG

Die vorsichtig dünner,- eher: geschabte -, Zarge und das Futterstück vorbereitet für die Verleimungsvorrichtung:

IMG_0971.JPG IMG_0972.JPG

...five, four, three, two, one, zero, yeah! Fiddle, ich stimme Dir zu, ne "Granate wird das nicht", aber mindestens ne Rakete!

IMG_0974.JPG

:D

Grüße
Kylwalda
 
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Hi Kylwalda,

sehr gut!
Kleiner Tip: bei Zulagen, wie in der Ecke, kann man diese auch in Frischhaltefolie einpacken.
Hier zwar nur Kork (der läßt sich leicht wieder entfernen), aber bei Zulagen aus Vollholz mit Lederbelag
kann das ne mühsame Frickelei werden, die festgeleimten Reste wieder herunter zu bekommen.
Die Trocknungszeit verlängert sich durch die Folie - dann lieber 2-3 Stunden Länger eingespannt lassen.

Was auch ein sehr guter Zulagen-Belag ist: 2-3 mm starker PVC-Fußbodenbelag (mehr die billige Sorte..).
Flexibel, polstert und gibt nach wie Kork, klebt (leimt) nicht fest.

(bei Reparaturen kommen die seltsamsten Werkstoffe zum Einsatz. Was funktioniert, ist erlaubt ;) )

cheers, fiddle
 
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Hi,

Was auch ein sehr guter Zulagen-Belag ist: 2-3 mm starker PVC-Fußbodenbelag (mehr die billige Sorte..).
Flexibel, polstert und gibt nach wie Kork, klebt (leimt) nicht fest.

Sehr guter Tipp, fiddle! Danke dafür! (Wußt ich´s doch, die PVC—Reste müssen aufbwahrt werden…:engel:)

Während die "Rakete" noch in ihrer "Abschussrampe" steckt, schonmal was zu Grundierung, Lack und Wirbelloch.

Eine Grundierung bekam die Decke ja bereits im letzten Jahr durch die "Vernice Bianca" (Ei-Tempera). Nachdem ich die Decke fertig geflickt hatte, habe ich nun schon (zeitlogistische Gründe) eine Safranlösung aufgetragen. Wäre eigentlich später erst dran gewesen, ist aber auch nicht schlimm, wenn jetzt schon. Dann bin ich nochmal mit einem ultrafeinen Schleifschwämmchen, mit dem ich zuvor ein mit Leinölfirnis behandeltes Möbelstück poliert hatte, drübergegangen. Leinölfirnis wird, wie fiddle an anderer Stelle ja mal erwähnte, kurz aufgetragen und direkt wieder abgenommen im Geigenbau u.a. auch als Grundierung genommen.
Das hier sind Safranfäden aus dem Supermarkt. Man sollte immer Safran-Fäden (nicht gemahlen) nehmen, um sicherzugehen, daß man keinen Safranverschnitt erwischt. Warum diese dann aber in diesen durchsichtigen Döschen verkauft werden, wenn man echten Safran immer in einem lichtdichten Gefäß aufbewahren soll, mh…:gruebel:

IMG_0976.JPG .....IMG_0980.JPG .....IMG_0982.JPG .....IMG_0986.JPG

Die Fäden zwerstoßen, damit sie ihre Farbe besser abgeben, in warmem Wasser ausziehen lassen, später durch zum Beispiel einen Seidenstrumpf sieben, erhält man eine Tinktur, die dann mit einem Schwämmchen auf´s Holz getupft wird. Der Farbton hier auf dem Bild gibt´s nciht richtig wieder. Ist´n schönes warmes Honiggelb.

Tja, mit der Lackierung, das ist so eine Sache, … auf "alt machen" ist mein Fall nicht so, auch wenn ich die Techniken interessant finde. Aber da ich bei dieser Geige nicht den kompletten Lack abnehmen möchte, muß ich irgendwie ne Kompromisslösung finden. Die neue Lackierung so zu gestalten, daß sie das alte Erscheinungsbild nicht zu sehr stört. Schauen wir mal also mal, ob´s gelingt…

Dann gab´s da ja noch das auszubuchsende Wirbelloch. Angefangen letzten Sommer

IMG_0676.JPG .......IMG_0678.JPG ..........IMG_0679.JPG
............................................ahh, "Pollen-to-go".......................igitt, der is wirklcih zum Weglaufen....


hatte ich es natürlich vor dem Ausreiben verleimt, was aber nicht gehalten hatte. Also nochmal neu.

IMG_0949.JPG IMG_0950.JPG IMG_0970.JPG IMG_0989.JPG IMG_0993.JPG IMG_0994.JPG IMG_0993.JPG IMG_0995.JPG
.......................................................................................................................................................nachfeilen...............mh...........nochmal feilen......................................schon besser....

Momente, wie auf Bild zwei liebe ich. Der Hebeldruck, der durch die festgezurrte Leimschelle auf den Schraubenzieher ausgelöst wurde, führte (zunächst verblüffender Weise) genau dazu, daß der Riss zusammengepresst wurde. Nach einigem Überlegen fand ich´s auch logisch, aber erstmal..na ja, jedenfalls ist manchmal das Simpelste das Zielführendste.

…und hier mache ich grad´ weiter.

Grüße
Kylwalda
 
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Hi,

Wie gut, daß ich nur an Schrottis bastle. Es ist mir gelungen, trotz Abklebung Macken um die Wirbellöcher zu zaubern. :(

IMG_1006.JPG IMG_1007.JPG IMG_1009.JPG

Aber gut, wird ja eh überpinselt. Ich hoffe, ich habe innen im Kasten sauber genug gearbeitet, da es ja später keine Beschädigungen an den an der Wand anliegenden Saiten geben darf.

Nun bin ich mir unsicher, und kann es bei aller Vergrößerung und sogar unter Verwendung einer Lesehilfe nicht entscheiden, ob der Riss am D-Wirbelloch "ernst zu nehmen" ist und auch durchgeht, - man dort also auch besser ausbuchsen sollte, oder ob man das vernachlässigen kann. Hatte dort, auch mal dezent ausgerieben.

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fiddle, was meinst Du?

Grüße
Kylwalda

ah, nach Vergrößerung hier im MB würde ich sagen: ja!
 
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Irgenwie ist ein post von mir verloren gegangen..

Also, da muß ich mal n bischen reinsenfen.

Was wir im vorletzten post gesehen haben, ist ein klassischer A-Wirbel-Riss, die klassische Archillesferse.
Der wird als erstes geleimt.
Dein Schraubenzieher-Hebel will mir nicht so richtig gefallen - es gibt Reparaturzwingen, die hier viel
gezielter den Druck ausüben können.

Ein Ausbuchser wird normalerweise an einem Stück auf beiden Kastenwänden eingeleimt und später getrennt.
Wenn der Ausbuchser verleimt ist, bohre ich mit einem 4mm Bohrer im Wirbelkasten quer durch und den Rest
verschneide ich mit einem Schnitzer, Stemmeisen.

Ein Ausbuchser sollte soweit ausgedreht werden, daß keine Fuge mehr sichtbar bleibt.
Das ist auch manchmal ein Komprmiss, ok..

Ein Ausbuchser wird den A-Wirbelriss alleine nicht sichern können.
Du mußt den Riss mit einem eingepassten Ahorn-Dübel sperren. (standard-Methode)
Ein 2mm Dübel von oben mittig durch die Bruchstelle - jawoll. Gefummel? korrekt!
(Es gibt hier noch viel verzwicktere Reparaturmethoden, aber das ist extremst tricky!)

Gut ankörnen, 1mm, 1,5mm, auf 2mm aufbohren und zwar so, daß das neue Wirbelloch den Dübel nicht anschneidet.
Sauber in der Mitte des Wirbelkastens und ohne durchbohren.
Den Ahorndübel schleife ich an ner Bohrmaschine auf Maß.
Bei sowas: Titebond, nicht Heißleim.

Ausbuchser sauber einpassen, verschneiden und nahezu unsichtbar retouchieren ist eine hohe Kunst.
Ich sage das nicht ohne Grund - das wird dir jeder Reparateur unterschreiben.

Wenn das Retouchieren einer Decke Telemann ist, dann ist das Retouchieren eines Wirbelkastens Beethoven Violinkonzert!

Es schaut bei dir als Amateur ganz ok aus, aber im Profibereich darf man so ne Passgenauigkeit nicht ausliefern.
Das ist keinesfalls abwertend gemeint - sowas sauber zu machen ist wirklich, wirklich schwer!
Und: wenns nacher hält und funktioniert .. ist doch super .. weiter so! :D


cheers, fiddle

p.s. jeder noch so kleine Riss im Wirbelkasten ist von Bedeutung.
Hier wirken große Kräfte. Auch der D-Wirbelriss muß geleimt und gedübelt werden, sonst platzt dir das später auseinander. Ein Ausbucher ist nicht zwingend notwendig, wenn ein neuer Wirbel (großer Schaft) einzupassen geht.
 
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Hi fiddle,

vielen Dank für Deine Erläuterungen,

zum Schraubenzieher: Ursprünglich wollte ich so den Riss dehnen, um Leim reinzu"niddeln". Dabei stellte ich fest, daß der Riss dadurch aber zusammengedrückt wurde. Und das gefiel mir ausgezeichnet, da ich ja keine Reparaturzwingen dafür habe. Hatte ja auch Gummi drunter gelegt.
Ich kapiere ja immer am besten bei Bildern, und habe netzweit nicht eine einzige Abbildung finden können, wie genau die Ausbuchser in die Wirbellöcher gelangen. Die von Dir beschriebene Vorgehensweise hatte ich als erstes auch im Sinn, dann aber keine Idee, wie ich´s trenne ohne größere Schäden im Wirbelkasten anzurichten.
Nee, schön ist das echt nicht geworden, und der zweite Ausbucher heute auch nicht….hab´ auch beschlossen, das Ganze für die nächste Woche erstmal ruhen zu lassen. Danach mache ich beide Ausbuchser nochmal komplett neu. Ich glaub, ich geh mal bei nem Geigenbauer nachfragen, der mir zeigen kann, wie das im Procedere aussieht….sowas muß ich sehen.

Grüße
Kylwalda

P.s.
Wenn das Retouchieren einer Decke Telemann ist, dann ist das Retouchieren eines Wirbelkastens Beethoven Violinkonzert!
...deswegen sagte ich ja auch "überpinseln" :D

P.p.s.
Ich muß ja nochmal sagen: Ich find´ das richtig klasse, fiddle, daß Du einen auch bei sooo einem "Restholz" (das gefällt mir, Cello:)) ernst nimmst, und Dir die Mühe für so ausführliche Erläuterungen machst (auch wenn ich´s im letzten Fall erst fünf Mal lesen mußte, bis ich kapiert hatte, wie´s von statten gehen muß) und (mir) hier hilfst, - mit einsteigst in (m)eine " Das sei jetzt mal eine richtige Geige"-Fantasie. DANKE!:great:
 
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Söööchen,

da hat mein diesjähriger "Bildungsurlaub" über Nürnberg, Bamberg, Treppendorf mich doch geradewegs in fiddles Werkstatt geführt.

Passenderweise hatte fiddle auch grad ne Geige da, an der ich mir das mit dem Dübel im Wirbelkasten anschauen konnte. Das war sehr hilfreich. Außerdem bin ich in den Genuß gekommen, von ihm eine Menge zu Stimmstock(position) mit Vorher-Nachhervergleich (soundtechnisch) an einer spielfertig zu machenden Geige zu erfahren. War schon ziemlich beeindruckend, zu hören, wieviel das ausmacht. Habe dabei überhaupt mitbekommen, wieviel in wie kurzer Zeit da noch an einer Geige passiert. So konnte ich noch viele andere kleine Infos über Geigen eintüten und das Tempo war ideal für mich. Aber wenn ich bedenke, wie schnell das gegangen wäre, wenn Du, fiddle, mir nicht noch so allerhand zwischendurch erklärt und gezeigt hättest, wird mir ganz schwindelig. Hat mit meinem "Zelebrieren" :D hier nix mehr zu tun. Aber ich hab´s auch genossen, mal zu sehen, wie flott und präzis es bei jemandem von statten geht, der genau weiß, was er tut.

Ja, und das Sahneschnittchen war, ein komplettes amtliches Stegaufschneiden gezeigt zu bekommen, inclusive aller zu treffenden Vorüberlegungen. So manches hatte ich mir ja schon angelesen, aber es gab doch auch so einige Punkte, die nie irgendwo erwähnt werden. Und live ist´s einfach besser zu begreifen. Nun hoffe ich inständig, nicht zuviel vergessen zu haben, bis ich bei dieser Geige beim Steg angekommen bin.

fiddle, nochmal ein ganz großes DANKE :great: für diese überaus bereichernden "Unterrichtseinheiten", die ich in sooo ausführlicher Weise, noch dazu als "Ein-Person-Kursus" wohl nirgends sonst erhalten hätte.

Deinen Vorschlag, größere Wirbel einzusetzen, werde ich, glaube ich, doch umsetzen. Außerdem habe ich den Mittelteil des Wirbelkastens entlackt, da ich selbst ein holperiges Überpinseln der Macken bei mir für illusorisch halte. War auch gut so, denn so hat sich gleich der nächsten Riss entlarvt.

IMG_1194.JPG

Hier kann man den nach unten reichenden Riss sehen. Der muß bestimmt auch gedübelt werden, oder?


IMG_1198.JPG

So, nicht grad mittig, aber immerhin meine erste Wirbelkastendübelbohrung. Vorgekörnt hatte ich, sieht man so aber nicht. Das war jetzt 1mm. Nach einem 2mm Bohrer mache ich mich jetzt angesichts des ersten unerwarteten Fundes im Kramfach frohgemut auf die Pirsch.

Grüße
Kylwalda
 
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Hier kann man den nach unten reichenden Riss sehen. Der muß bestimmt auch gedübelt werden, oder?
Hmm, so einen hatte ich auch noch nicht.. Besser wärs wahrscheinlich.
Ich denke gerade: von der Gegenseite aus, also genau auf der Kante von hinten.
(bei nem 10.000 Euro Instrument würd ich allerdings ne andere Lösung suchen..)

Dübel 1: dein Bohrwinkel erscheint mir a bisserl flach. Das geht auch steiler.
Das is ne ganz vertrakte Stelle, ich weiß.
Mit nem normalen Bohrfutter kommt man hier nur sehr schwierig zurecht.

Tip: es gibt a) auch längere Bohrer zu kaufen und man kann sie auch b) kurz einspannen..
(..und dann beginnt der Eiertanz..)

Die Zeit ist ein Schweinepriester.
Ich muß lernen, daß andere Menschen langsamer lernen - und, verdammt: es war bei mir auch so.

..die wird am Ende vielleicht noch n Geigenbauer.. :eek:


:D cheers, fiddle
 
..das ist sie doch schon längst insgeheim ;)

:D

Wenn ich hier so beschaulich weitermache, wird´s nie was mit nem Projekt: "selbstgebaute Geige." Wäre aber auch nicht soo dramatisch, ich nutze u.a. diese Geigenbastelei als entschleunigenden Kontrapunkt zum sonstigen Leben. Und das funktioniert auch. Das Tempo gestalte ich ja selbst. Aber das wirklich Merkwürdige bei dieser Bastelei ist, daß sie sowohl spannend als auch entspannend ist.Gleichzeitig.

BTW: Diese Gleichzeitigkeit so konträrer Modi könnte der Grund sein, warum irgendwo in einem italienischen Gefängnis die Häftlinge Geigenbau/-reparatur "verordnet" bekommen. Hab´ da nen Radiobericht - leider nur "on the fly" - gehört, aber es ging um erfolgreiche Aggresssionsminderung. Klar, die Jungs/Mädels brauchen schon ne gewisse (höhere) Dosis Kick, die so eine Geige ja auch bietet, gleichzeitig beruhigt diese Tätigkeit (wenn man die ersten Berührungsängste, falls vorhanden, abgebaut hat). Sie trainiert unweigerlich die Frustrationstoleranz und es scheinen Geigen, vielleicht auch durch ihren Mythos, einen Respekt/Ehrfurcht? auf viele Menschen auszustrahlen, sodaß das Konzept in diesem Gefängnis auch greift.
Wollte ich nur mal erzählen, weil ich´s so toll finde…auch wenn ich persönlich keine Geige mehr anfasse, wenn ich so richtig aggressiv bin.:D

dein Bohrwinkel erscheint mir a bisserl flach.

Nee nee, der Winkel ist nur beim shooting so flach geraten. Tatsächlich hatte ich diesen Winkel gebohrt:

IMG_1199.JPG

Den "jüngsten" Riss möchte ich lieber von innen dübeln. Habe heute neben einem 2mm Bohrer auch ein altes Schusterwerkzeug auftreiben können, daß ich mir so zurecht basteln werde, daß ich innen einen "Kanal" für den Dübel anlege.

IMG_1200.JPG


Missverständniss fiddle,: Dein Vermittlungstempo war absolut passend, - das Tempo Deiner Verrichtungen hatte ich so (positiv gemeint) bestaunt.

Grüße
Kylwalda
 
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Hi allerseits,

Es ist wieder viel passiert. Die alten Ausbuchser wieder herauszuholen, ging ja noch gut. Erst immer größere Bohrer, dann den Rest mit meinem wundervollen präzisen neuen Schnitzer :) , eine Wonne – gutes Werkzeug!

Was dann wie und in welcher Reihenfolge passierte, weiß ich nicht mehr so genau, und an Fotos habe ich auch nicht mehr gedacht. Die Kurzfassung: Wieder mit Reibahle ausgerieben und zu spät erkannt, warum die bei aller Sorgfalt so komisch "waberte" -> inzwischen auch A-Wirbelriss auf der gegenüberliegenden Seite. Den geleimt, gefolgt von völlig dämlicher erneuter Reibahlenaktion, statt mal vorher die Dübel einzusetzen (O.k. kleiner Akkuschrauber war da nicht verfügbar, es fehlten noch Bohrungen für´s Dübeln und ich wollte unbedingt weitermachen.), dann am nächsten Morgen auch noch den nach unten gehenden A-Wirbelriss vollständig auf/in den Wirbelkastenboden reichend und verschoben klaffend vorgefunden….ohne daß ich IRGENDWAS daran vorgenommen hätte,….es sei denn, ich schlafwandle….
Allerdings gab es in den Tagen sehr starke und schnelle Luftfeuchtigkeitsschwankungen.

Erste Maßnahme: Den größten Kastenriss geleimt. Hier muß ich mich doch loben, gemessen daran, wie abscheulich das zwischenzeitlich aussah,- ich dachte wirklich: "Das war´s jetzt!" , ist die Leimung garnicht so schlecht geworden.

IMG_1215.JPG IMG_1218.JPG

Man sieht es zwar nicht mehr, aber der Riss ging tatsächlich bis Mitte der Kastenkehlung.

So, dann aber als erstes die Dübel rein:

IMG_1207.JPG.................................IMG_1213.JPG

Von Hand geschnitzter Ahorndübel. Die dritte, letzte Bohrung ist schon mittiger geworden. Leider ist dort beim Abschneiden ein Fitzel an der Oberfläche weggebrochen.

Das Schuhmacherwerkzeug ist deswegen ideal, weil es gerade die richtige, -nicht zuviel und nicht zu wenig –, Krümmung hat und damit eine Schneide/-Schabklinge im nötigen Winkel bietet. Ist ja nicht grad geräumig so ein Geigenwirbelkasten.

IMG_1214.JPG IMG_1209.JPG IMG_1210.JPG

Ich habe es etwas zurecht geschliffen und später noch geschärft. Momentan bin ich dabei, im Kasteninneren ein Wandwanne zu graben, um dort ein Futter zu setzten, das den geleimten Riss stabilisieren soll.

Ob ich Rückschritte gemacht habe? Kann man so sehen. :D

Grüße
Kylwalda

p.s. ...und Danke für Eure ermutigenden Likes immer!:)
 
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Hi Kylwalda,

noch ist nichts verloren! (Das gibts, genau genommen, bei Geigen garnicht)

Weil ein Kollege gerade an einer Cello-Schnecke rumfuhrwerkt - und er eigentlich garkeine Ahnung von sowas hat
trotz professionellem skill als Gitarrenbauer (ich befürchte Schauerliches..):

Wirbelkasten-Reparaturen ist was für die Großen! - Das ist ne ganz ausgefuchst-tricky Baustelle und da kann man
viel vermurksen. Hier gibts nur: Geduld, Plan (knoffhoff), richtiges Werkzeug und n Haufen Fertigkeit.

Aber unsere Kylwalda schafft das - da bin ich mir sicher.
Bei soviel Kampfgeist und Ausdauer sind kleine Rückschläge nebensächlich ;)
Und hey: das ist keine del Gesu, also kann man hier ganz entspannt durch die Hose atmen. :D

cheers, fiddle
 
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p.s. ...und Danke für Eure ermutigenden Likes immer!:)

Sowas von gerne und aus vollem Herzen! Es ist toll, was du leistest, ich finde es sehr nett, dass du es hier dokumentierst und auch fiddle als Tippgeber/Lehrer ;) gehört hier Dank!
 
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