Das Argument "Handgemacht!" finde ich auch absolut sinnlos.
Hip-Hop-Musik wird auch handgemacht. Oft machen sich Produzenten verdammt viel Gedanken über jedes einzelne Sample. Es ist für den kommerziellen Erfolg ungeheuer wichtig, wieviel Höhenanteil die Snare jetzt hat, und solche Sachen. Ein Beat ist nicht eben mit EJay gemacht... Aber wurde ja auch schon gesagt.
Metaller spielen dann halt ihr Gitarrenzeug ein. Aber am PC wird quantisiert, bis zum geht nicht mehr. Da wird gedoppelt, Kompressoren und andere Effekte werden benutzt. Am Ende soll es auf möglichst "fette" Gitarren rauslaufen, aber die klingen dann auch unnatürlich.
Ich selber höre viel Metal, Pop und Rock und sehr wenig Hip-Hop. Allerdings spiele ich unter anderem in einer Live-Hip-Hop-Band, mit Rappern, einem DJ aber auch kompletter Band-Besetzung. Und unser Rapper macht zum Teil auch seine eigene Sachen, und so wie ich das mitgekriegt habe, ist es zum Teil ungeheuer schwer richtig zu "flowen"... auch wenn ich nicht genau weiß, was das heisst. So wie der Metaller will, dass seine Gitarre rhytmisch perfekt ist, "puncht" und "fett" klingt, so will der Rapper, dass seine Vocals exaxt auf den Beat passen, er eine geile Ausprache hat und dass alles wunderbar harmoniert. Das ist mit Sicherheit auch ungeheuer schwer.
Also liegt hier einfach beim Rap der Fokus auf dem Gesang bzw. Sprechgesang.
Ich würde mich selbst nie als Metaller bezeichnen, aber kenne einige übele Black-Metaller und Death-Metaller. Da hört man extrem viele Vorurteile gegenüber dem Hip-Hop, aber das ist alles nur gegen den Mainstream- und Aggro-Rap gerichtet, und der ist vielen "echten" Hoppern genauso zu wieder, wie vielen Metallern. Genauso hasse ich es gefragt zu werden ob ich denn heute schon Slipknot und Dimmu Borgir gehört habe, ob ich schon aus meinem Trinkhorn Met getrunken habe und wann ich das letzte mal im norwegischen Vollmond-Wald geschlafen habe.
Es klingt sicher intollerant, aber ich hab was gegen Kinder-Hopper und Möchtergern-Trvee Metal-Kinder. Ich lass die in Ruhe, ich sag auch nichts böses zu denen, aber mögen tu ich sie nicht. Vor echten Hoppern habe ich genauso wie vor echten Punks Respekt, weil ich weiß, dass die sich wirklich mit ihrer Musik beschäftigt haben. Das hat aber wahrscheinlich nicht soviel mit dem Alter zutun, ich kenne auch junge Leute, die tollerant sind.
Übrigens, die Beats von Aggro Berlin gefallen mir echt überhaupt nicht. Ich finde, sie sind sehr detaillos und lieblos gemacht. Aber nicht, dass sie dann halt einfach nur reinhauen würden, meistens fehlt sogar das. Aber Linkin Parks Powerchords gefallen mir dann genauso wenig.
Die intolleranten Metaller sollen folgendes erkennen:
-Gute Beats zu machen ist genauso hart, wie eine gute Metal-Platte zu erschaffen. Es geht nicht eben in 5 Minuten in EJay.
-Bloß weil ein Verfahren oder ein Instrument sehr viel mit PC und digitaler Technik zutun hat, ist es nicht einfacher und "unechter". Ein gutes Synthie-Solo zu spielen ist unendlich viel schwieriger als ein gutes Gitarren-Solo zu spielen. Einen guten Beat aus alten Vinyl-Platten-Samples zu basteln, der trotzdem in den Charts ankommt ist auch sehr schwer und erfordert genauso Kreativität.
-Es gibt nicht nur 50 Cent, Aggro Berlin und King Orgasmus One. Es gibt auch eine tolle Underground-Szene aber auch in den Charts super Rap-Künstler. Ich persöhnlich kann mir Cypress Hill, die Beastie Boys und Kanye West gut anhören, weil ihre Beats detailverliebt und harmonisch sind.
-Genauso wenig geht es immer um Prollerei, Bitches, Dicke Karren und Drogen, wie MTV uns vorspielen will. Aber ich finde dieses Klischee genial, es ist unendlich lustig. Man sollte sich trotzdem im klaren darüber sein, dass das nicht wirklich die Lebensphilosophie "Hip-Hop" ist.
Hip-Hopper müssen erkennen:
-Die vielen Klischees stimmen auch nicht immer. Es gibt soviele verschiedene Metal-Arten. Und nur wenige Metaller leben auch nach dem Klischee der Metal-Art, die sie gerne hören. Die meisten schwarz angezogenen Langhaar-Typen, mit der komischen schwarz-weißen Schminke im Gesicht und dem T-Shirt mit einem Bandnamen, den man wegen Verschnörkelung nicht lesen kann, sind eben genannte Metal-Kinder.
-Metal ist beweitem nicht einfach nur Krach aus Gitarren und Schlagzeug-Gedonner. Wenn man sich damit beschäftigt merkt man, dass diese Musik oft ungeheuer komplex ist. Ich weiß nicht, wer es gesagt hat, aber "die Zukunft des Progs liegt im Metal". Und Metal ist eine der komplexesten Musikarten der heutigen Zeiten. Es ist nicht nur ohrenbetäubender Krach, den nur kranke Penner hören können.
Generell wird das ganze Vorurteilsproblem mit dem Älterwerden gelöst. Oder mit der fortlaufenden Zeit mit der man sich ernsthaft mit Musik beschäftigt. Und Hip-Hop und Metal sind da ja nicht die einzigen Gruppierungen, die dazu gehören. Alternative/Indie-Möchtegern-Spießer, Anhänger der neuen Mosh-Pit-Auf die Fresse-Hardcore-Fraktion, "Raver", die klassischen Asi-Punks und neuerding suizidgefärderte Emos... die Liste ist endlos lang.
Persöhnlich finde ich da Metaller und Hopper noch sehr angenehm, was Vorurteile angeht.
Übrigens, ich war selber früher auch intollerant gegenüber nicht-Rockern. Es ist einfach so, man engt sich auf sein eigenes heiliges Musikfeld ein, hört aus Prinzip nur noch Metal (hier auch noch in Subkategorien eingeschränkt) und macht anderes kategorisch nieder. Ich war da nicht sehr extrem, aber ich habe die Tendenz auch gehabt. Als ich meinen Musikgeschmack geöffnet habe, auf Freunde, die Rap hören gehört habe und so einige tolle Rapper endeckt habe, aber auch schlichte gute Pop-Musik, da ist die Tolleranz irgendwie wiedergekommen...
Das meiste wird den meisten schon klar gewesen sein, und vielen denken in vielen bestimmt genauso wie ich. Ich wollte das nur mal sagen
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