Da bin ich dabei,
ein ausgesprochener Sammler oder zumindest doch engagierter Plattenkäufer war ich nur bis etwa Mitte 20, habe aber das Vinyl nie aus der Wohnung verbannt und schon gar nicht entsorgt. Das gleiche gilt für Kompakt-Kassetten, Tapedeck und VHS-Video. Mein Unterhaltungselektronik-Möbel ist also zusammen mit den neueren Geräten eingermaßen ausgelastet und sieht im Prinzip noch aus wie in den Neunzigern (inklusive Ikea-LACK-Regal bzw dessen Erbe EXPEDIT).
Eine endgültige Umstellung von zB Vinyl auf CD hat es bei mir nie gegeben. Es gab halt lediglich eine Phase in den Nuenzigern, in denen ich vermehrt CDs gekauft habe. Mein letzten Anschaffungen waren wieder Vinyl, aber am liebsten höre ich zur Zeit alte Mix-Tapes von früheren Freunden auf dem Kassettendeck.
iPod habe ich übersprungen, da ich kein Freund des mobilen Musikkonsums bin und Streaming-Dienste kommen mir nicht ins Haus.
Meine Vinyl-Story
Mein erster Plattenspieler war ein grauenvolles Kombigerät von "Universum", der damaligen Hausmarke des
Quelle-Versands. Ein schreckliches Teil mit eingebautem Verstärker und Boxen aus Kunststoff in Holz-Optik.
Als Teenie kamen bessere Geräte, aber ein HiFi-Nerd wurde ich nie. Der erste richtige Plattenspieler war ein gebrauchter, vollautomatischer Technics mit Riemenantrieb. "Vollautomatisch" bedeutete damals nicht nur, dass man die Nadel nicht mit der Hand aufsetzen musste. Sondern auch, dass es eine "Repeat-Funktion" gab. Man konnte außer "endlos" sogar bis zu zehn Wiederholungen voreinstellen. Was für ein enormer Luxus.
Der hat ziemlich lange gehalten, bis er anfing zu leiern. Alle Nachfolger waren Geschenke von dankbaren FreundInnen, die ihren Keller entrümpeln wollten. Der aktuelle ist ein Telefunken HS 800.
Den Umfang meines Vinyl-Vorrates kann ich nur schätzen. Ich habe selbst vielleicht 120 bis 150 Alben in den Haushalt gebracht. Meine Freundin noch mal so 80 bis 100.
Hinzu kommen zwei Sammelalben mit je 20 bis 30 Singels aus den 50er und 60erjahren als Ausbeute eines Schrottwichtel-Abends.
Das wäre ja noch nicht so außergewöhnlich. Ich habe allerdings auch den passenden Plattenspieler dazu: Ein tragbarer ELAC Kofferplattenspieler.
Meine Plattensammlung im Groben:
Es begann im Alter von geschätzt 8 bis 10 mit der roten und blauen Beatles-Kompilation. Danach folgten so ziemlich alle anderen offiziellen Beatles-Alben, viele noch mit dem Parlophone-Label. Zwischendurch gab es kleinere Ausrutscher, so dass sich auch mal "Smokie", "Supertramp" oder sogar die "Bay City Rollers" in meine Sammlung verirrten, aber auch Status Quo oder Elvis.
Mit 13 oder 14 folgte eine vielleicht zweijährige Frank-Zappa-Phase mit einigen Alben.
Im Alter zwischen 16 und etwa 26 kaufte ich fast ausschließlich Musik von afroamerikanischen KünstlerInnen: Disco-Funk, Jazz-Funk, Soul und P.Funk von Kool & The Gang, Earth, Wind & Fire, Commodores über Crusaders, Chaka Khan, Ohio Player bis Prince, Graham Central Station oder Parliament/Funkadelic uvm. Diese Ära macht auch den größten Teil meiner Sammlung aus. Danach ließ es dann nach.
Diese galt damals schon als Rarität:
Völlig unfreiwillig befindet sich noch ein ganzer Batzen Hardrock, Metal, Deutschrock und ein bisschen Wave in meinen Regalen. Die hat ein Freund vor ca. 30 Jahren bei mir deponiert, um sie später auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Leider kam ihm einiges dazwischen und es verschlug ihn um die halbe Welt. Ich habe ihn kürzlich zum ersten Mal seit dieser Zeit wiedergetroffen. Er will sie nicht mehr auf dem Flohmarkt verkaufen.
Meine letzte Vinyl-Platte war "Blackstar" von David Bowie oder "Pet Sounds" von den Beach Boys. Die Reihenfolge weiß ich nicht mehr genau. Irgendwann in den letzten sieben Jahren halt.
Und zu guter Letzt ein
Plädoyer für die Vinyl-Platte:
Ich bin wie gesagt kein HiFi-Nerd und kann daher zum Sound nicht soviel beitragen. Aber auch darüberhinaus gibt es klare Argumente für analoge Datenträger.
Unter optimalen Bedinungen (und nur dann) sagt man einer CD/DVD/Blu-Ray eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren nach. Aber wenn sie im Eimer ist, ist sie im Eimer und kann auf den Müll. Bei mäßiger Behandlung und Lagerung kann das deutlich früher passieren. Von Selbstgebrannten brauchen wir gar nicht zu sprechen.
Eine Vinyl-Platte hat bei guter Pflege kein Verfallsdatum. Und bei nachlässigem Umgang? Hört man den einen oder andern Knackser, im schlimmsten Fall springt oder hakt es. Pure Nostalgie. Und sie funktioniert noch.
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