Vintage bis zum Abwinken

Getrue dem Motto „Es wurde bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ stelle ich mal den Link zu einem Interview rein, was ich in der aktuellen Gitarre&Bass gelesen habe:

https://www.gitarrebass.de/stories/thomas-weilbier-im-interview/

Laut dem Herrn geht Vintage bis 1969.

Und da er die Dinger verkauft, lobt er sie auch in den Himmel. „Was könnten die jungen Gitarristen mit einer alten Gitarre und ihrer Persönlichkeit nicht alles tolles machen.“

Klar, Greeny oder The Beast sind zum Niederknien. Es gibt wohl niemanden, der eine solche LP ablehnen würde, wenn es im Rahmen seiner Möglichkeiten läge. Zuviel Konjunktiv für mich.

Ich spiele meine Gitarren, bastele an denen rum und erfreue mich daran. Eine alte LP Special ist ein Traum von mir, vielleicht findet sie ja mich. Bis dahin spiele ich einfach mit meinen neuen Klampfen weiter, weil ich auch erst vor ein paar Monden angefangen habe Gitarre zu lernen.

Meiner Meinung beeinflusst Amp und Box den Sound deutlicher, als ein Pickup-Wechsel o.ä. Aber das ist auch ein anderes Thema, wohl hier für eine Diskussion deplaziert.
 
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Im alglo-amerikanischen Sprachgebrauch nennt man unsere Oldtimer glaub ich Vintage-cars
Auch im anglo-amerikanischen ja, im Angelsächsischen Sprachgebrauch mit Britischem Einschlag eher "classic-car". Also ein recht heterogen verwendeter Begriff, ebenso wie "Vintätsch". :D
 
Vintage heisst das ganze doch nur, weil die E-Gitarren Industrie nunmal hauptsächlich amerikanisch ist, bzw. war. Auf deutsch heisst "Vintage Les Paul" einfach nur "Klassische Les Paul". Wie sollen Sie das denn sonst nennen. Über "Modern Les Paul" regt sich seltsamerweise keiner auf:D
Nein, Vintage ist ein wesentlich enger gefasster und im allgemeinen sehr positiv besetzter Begriff. Was genau Vintage bedeutet, ist vom Objekt abhängig, auf den sich der Begriff bezieht.
Vor ein paar Seiten waren wir da schon mal weiter, da wusste @DerZauberer noch, dass sich der Begriff ursprünglich auf den Jahrgang eines Weins bezog. Hier scheint sich die Diskussion immer mehr auf "Frei-Schnauze-Meinungen" zu beziehen.
Auch bei Autos ist die Bedeutung des Begriffs ziemlich festgelegt, er bezieht sich (laut englischsprachigem Wikipedia) auf Autos der Jahrgänge 1919-1930. Ein Ford Mustang ist KEIN "vintage car". Dass hier jetzt schon über Spritverbrauch gestritten wird, zeigt das Niveau der Diskussion :rolleyes:

Edit: Hab etwas Zeit für die Zusammenstellung des Beitrags gebraucht, aber ich scheine mit meiner Einschätzung ja nicht ganz alleine zu sein, wie die letzten Beiträge zeigen. :)
 
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Genau.
Eine Schecter von 1980 mag deutlich jünger als eine Paula von 1955 sein, aber beide sind älter als ich und somit echte Museumsstücke ;)
 
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Ich lese hier sehr viele Aussagen, die "Vintage" als Voodoo, oder nicht toll etc. bewerten.

Aber wer von euch hat denn schon mal eine wirkliche Vintage Gitarre von Gibson oder Fender in der Hand gehabt, also ein spätes 50er oder frühes 60er Modell?

Ein Urteil darüber kann sich doch nur derjenige anmaßen, der von wirklichen Erfahrungen sprechen kann. Alle anderen die hier Urteile fällen, sind schlicht und ergreifend unglaubwürdig und bilden sich ein Urteil aufgrund "Hörensagen". Das kann ich auch alleine, wenn ich lange genug in Internet Foren lese :evil:

Die älteste Gitarre die ich bisher spielen durfte, war eine 1969er Les Paul, eine 1959er bis 1960er, gerne auch 1961er in SG Form zu spielen fände ich schon sehr interessant. Solange ich das aber noch nicht getan habe, kann ich auch kein Urteil darüber fällen. Die 1969er fand ich übrigens nicht besonders:D


Dass aus Vintage nun ein "ich bau Vintage nach" Trend geworden ist, ist ein völlig anderes Blatt.

Ich kann deine Worte nur unterstreichen. Ich spiele seit 1969, besitze momentan so um die 35 Gitarren von 1955 - 2015, also Vintage bis modern, habe mit Guitarpoint und SESSION sowohl Vintage wie Neu- und Custom Shop Händler um die Ecke und habe mir folgendes Urteil gebildet.

1. es gibt in allen drei Segmenten (Vintage, Custom Shop und Neu) sowohl sehr gute Instrumente aber auch richtige Gurken
2. ich habe sowohl auf der Masterbuild wie als auch auf der Ebene von bekannten Gitarrenbauern allerdings noch keine Gitarre in der Hand gehalten, die an die Top Instrumente aus dem Vintage Bereich vom Sound her heranreichen konnte, wenn es sich um ein vergleichbares Instrument handelte. Auch nicht wenn sie vom gehypten John Cruz stammen.
3. Gitarren aus den 50ern die 60 Jahre im Koffer unter dem Bett verbracht haben mögen zwar sehr gut aussehen, klingen aber häufig nicht besonders weil sie nicht gespielt wurden
4. Gitarrenbauer die wirklich Ahnung haben wie eine alte Burst oder 59er Strat aufgebaut ist und worauf man achten muss um an den "alten" Ton zu kommen habe ich in all den Jahren auch nur eine Handvoll kennen gelernt.
5. wenn du "Mojo" haben willst bekommst du den nur mit einer Vintage Klampfe und nicht mit einer so aussehenden Relic oder Heavy Relic. Da fehlt der Geruch nach Schweiss und Tabak und auch die neuen "Nitrolacke" sind nicht echt.
 
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Dass hier jetzt schon über Spritverbrauch gestritten wird, zeigt das Niveau der Diskussion :rolleyes:
Wer streitet sich denn. Alles gut. Solange Kreuzfahrtschiffe fahren dürfen...naja, anderes Thema. Vielleicht ist Vintage auch ein schönes Wort, es mag ja auch im Detail den Zustand des Objektes beschreiben, eben "Alt" oder "Historisch" oder was auch immer. Nur leider wurde das Wort in letzter Zeit für meine Augen und Ohren zu sehr "verwurstet" und gegenüber dem eigentlichen Sinne "entwürdigt". Schade eigentlich. Oft mußte man schon lesen, "tolles teil....übliche Gebrauchsspuren...leider eine Macke hier oder da...aber echt Vintage..." oder sowas. Und das nicht nur bei Gitarren. Es sollte wohl nur den überteuerten Preis rechtfertigen. Wenn ich mir eine alte Gitarre kaufen würde, und sie wäre total schön beschrieben und dann stünde noch "echt Vintage" dabei...Ich weiss ja nicht. Aber vermutlich ist das bei seriösen Angeboten auch nicht so.
 
Vintage ist kein Eigenname, es bedeutet grundsätzlich: "classis, showing the best characteristics of it´s kind"

In Bezug auf Wein bedeutet vintage "Der Jahrgang", also zwei unterschiedliche Bedeutungen. Die Anwendung des Wortes Vintage Wine für alten Wein ist eigentlich falsch.

Um nun wieder aufs Thema zurückzukommen. Vintage ist kein Schimpfwort, aber es ist ein Modeweort und wird für viele Sachen mißbraucht, die die eigentliche Sache außer acht lassen.
 
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In Bezug auf Wein bedeutet vintage "Der Jahrgang"
Verrückt. Ich komme aus einem Weinbaugebiet, der Begriff "Vintage" ist mir in Verbindung mit Wein noch nicht unter gekommen. Es gibt jungen und alten Wein. Vielleicht mögen Sammler das so nennen. Oder die, die alles mögliche rausschmecken, aber keinen Wein mehr.:rolleyes:
 
Bildschirmfoto 2018-11-06 um 15.42.50.png
 
AH ok. Danke für die Aufklärung. Ich wollte schon meine ganzen bekannten Winzer tadeln ;)
 
Bei einem Saitenniederhalter? Na gut, das ist dann Detailverliebtheit in Fashionangelegenheiten.

@Seven 11

Finde die eingestellten Sounds bei allen dreien nicht sonderlich. Das liegt aber nicht an den Gitarren. Wenngleich einem mancher Amp eben auch Grenzen setzt.

Es geht nur sekundär um den eingestellten Sound, das ist natürlich Geschmackssache, wobei mir die Settings im ersten Vid sehr gut gefallen. Bei diesen Paulas geht es mehr um das Timbre generell, um den mittleren Output der PAF's und um den Twang den sie haben wenngleich solche Qualitäten eher einer Tele zugeschrieben werden. Mir ging es auch darum den Fokus auf die LP mal alternativ zur Rockschiene zu lenken.

Vielleicht sind wir ohnehin zu sehr vom Thema abgedriftet. Auch wenn die 59' LP ein Synonym für den Vintage Hype ist dürfte das gesamte Spektrum breiter sein :)

Wenn wir aber gerade bei Synonymen sind fallen mir im Zusammenhang mit Amps ein paar Begriffe ein die ebenfalls mit Vintage verknüpft sind wie z.B. Fender-Clean, Marshall-Grunz, Mesa-HiGain und Vox Jingle Jangle. Es ist doch in gewisser Weise beispielhaft, dass Hersteller versuchen diesen Klangidealen möglichst nahe zu kommen und möglichst inflationär viel davon in ein einziges Gerät (Kemper?) zu bekommen....

Trotzdem gibt es jeweils Fans der einzelnen Klangideale und die zeichnen sich eben nicht nur durch ihren jeweiligen Klang ansich aus, sondern eben auch von der Dynamik und ihrem Verhalten, der Interaktion mit dem Spieler aus. Man könnte heute ketzerisch sagen, dass all diese Amps One Trick Pony's sind. Das stimmt aber nur bedingt. Stelle einem guten Gitarristen einen Blackface Amp hin und höre was rauskommt. Paar Pedale noch dazu und die Möglichkeiten potenzieren sich - wobei der gute Grundsound immer im Gepäck bleibt. Ich habe den Eindruck, dass gerne versucht wird mit viel technischem Regelwerk am Gear versucht wird Defizite im spielerischen Bereich zu kompensieren.

Und es gibt ja auch Gegenbeispiele: In den USA kennt wohl fast jeder Sammler von Vintage-Instrumenten eine ganz bestimmte Pre-CBS-Fender. Niemand behält sie lange, da sie einfach grottig (plump, fast kein Sustain) klingt und alle paar Monate steht sie erneut zum Verkauf. Die Sammler haben ihr sogar schon einen Namen gegeben und es hagelt jedes Mal Schadenfreude, wenn sie einen neuen Besitzer hat. Es sollen sogar Wetten laufen, wie lange es diesmal dauert, bis sie erneut verkauft wird. Fragt mal einen US-Sammler nach "Gertrude" (sprich Göörtruud) :D
Will eigentlich nur sagen: Vintage ist nicht automatisch = gut oder gesucht, selbst wenn ein großer Markenname auf dem Headstock steht.


Es ist nicht so lange her, dass ich ein Interview mit einem Fender Master Builder gelesen habe. Es sagte (durchaus werbewirksam) dass der Fender Custom Shop heute die besten Gitarren jemals baut. Klar, marketingtechnisch darf er nix Anderes sagen, ich denke aber durchaus, dass die heutigen Möglichkeiten zur Analyse was eine gute Gitarre ausmacht besser ist, die Werkzeuge zur Umsetzung sowieso, insofern könnte was dran sein. Ich habe mal eine traumhafte 68' Telecaster beim Captain Koerg angespielt. Sie war besser als meine CS Tele, aber nicht Welten, sondern Nuancen, diese aber durchaus signifikant. Beim Aufpreis von € 4000 wäre ich dann aber schon ins Grübeln gekommen. Bin sehr zufrieden mit meiner CS Tele!
 
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Klar, Greeny oder The Beast sind zum Niederknien
Sorry. Was ist das?
Was könnten die jungen Gitarristen mit einer alten Gitarre und ihrer Persönlichkeit nicht alles tolles machen.“
Ich hoffe gut spielen. Nur besser klingen wohl eher nicht, ist mir dann doch zu weit hergeholt . Habe das Interview gelesen. Ist schon ein spezielles Hobby denke ich, und vor allem für gut betuchte.
 
Vintage ist kein Schimpfwort, aber es ist ein Modeweort und wird für viele Sachen mißbraucht, die die eigentliche Sache außer acht lassen.
Na, das hört sich jetzt aber sehr höflich an :) Irgendwie schrillen bei mir bei dem Wort "Vintage" mittlerweile alle Alarmglocken, weil es wird so inflationär benutzt und meist steckt dahinter nur "abgeranzter Müll für den dreifachen Preis" ist übrigens mit "geaged" vielfach genauso, jeder zerkratzte Mist wird heute versucht als geaged zu verkaufen :-(
 
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Vintage ist kein Schimpfwort, aber es ist ein Modeweort und wird für viele Sachen mißbraucht, die die eigentliche Sache außer acht lassen.
Das ist dann halt einfach Pseudo Vintage
Festlegen kann man sich ja auch wie bei den Autos ..alles was 20 Jahre auf dem Buckel hat ist Echt vINTÄÄÄTSCH (Hey GEIL , da fällt ja meine olle Japan Washburn drunter)
 
Es sagte (durchaus werbewirksam) dass der Fender Custom Shop heute die besten Gitarren jemals baut.
Das glaube ich sofort. Die geben sich da wirklich Mühe, wählen hochwertige Komponenten aus, haben qualifizierte Mitarbeiter, usw. Und sie lassen sich das natürlich auch bezahlen. Die Qualität ist mit Sicherheit höher als die der 70er/80er und auch der 50er/60er, wo ökonomische Gesichtspunkte wohl im Mittelpunkt standen und die Produktionsmittel noch nicht so ausgereift waren.

Klar gibst da auch Streuung und persönlichen Geschmack aber im Wesentlichen ist es wohl der Mythos/Voodoo/Mojo der "vintage" Instrumente, gegen den man rational nicht ankommt.
 
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