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broeschies
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Ich hab ja nicht geschrieben, dass es mit so tiefem Kehlkopf genommen wird wie klassische Stücke, es liegt halt etwa zwischen Rock und Klassik. Ich kann z.B. Rock-Songs fast nur "aus dem Kopf" singen mit ganz ganz viel Twang, das würde dann unheimlich schneidend, quäkend und eng klingen, so würde nie im Leben ein Musical-Sänger singen. Dass Twang im Musical verwendet wird bestreite ich nicht, es ist aber wesentlich dezenter als es im Rock Verwendung findet. Deine Begriffe machen das schon deutlich. Wenn die Ballade hell und leicht klingen soll, dann kann man gar nicht so viel Twang verwenden, sonst würde sie vielmehr schneidend und aggressiv klingen, aber auf keinen Fall leicht (hast du schonmal "leichtes" Babygeschrei gehört). Rock-Songs gehen ja auch noch ein ganzes Stück höher als Musical-Stücke, oft bis in den Falsett-Bereich, was ich im Musical doch sehr sehr selten höre.sorry, aber ich versuchen würde, alle musicalballaden mit tiefem kehlkopf zu singen, könnte ich meinen beruf nach 5 jahren an den nagel hängen oder beschränkte mich auf ein sehr kleines und mittellagiges matierial.
So einfach ist das alles nicht ! Musical besteht aus sehr vielen unterformen, wie du, broeschies ja schon sagst, und bei klassischem Musical könnte man sogar behaupten, dass man die "klassisch" nimmt (dennoch längst nicht so klassisch und tief-kehlkopfig wie "echte" klassiksänger ihn behaupten zu haben), aber es gibt eben noch 480 andere möglichkeiten einer ballade, und die müssen die meiste zeit hell, leicht und OFT twangig genommen werden, damit sie überhaupt singbar sind. Ganz zu schweigen von brustlastigen belts. Das stimmt nicht !
Das steht auch eher in amerikanischer/ niederländischer Tradition, oder?
Ich find's ja spannend, dass wir hier, wenn es um die unterschiedlichen Grundsätze zwischen klassischer und funktioneller Pädagogik/ Technik geht, wir uns immer nur auf die Atmungsgeschichte stürzen, dabei scheint mir das hier viel essentieller. Dass der Kehlkopf für die hohe Lage nicht nur steigen darf sondern sogar soll halte ich für eine der krassesten Abweichungen, zumal ja jede Seite behauptet, das jeweils andere sei schädlich.
Ja, das empfinde ich auch als den weit größeren Unterschied. Der Klassiker übt auf "ui", der Funktionale übt auf "äi" um es mal ganz vereinfacht auszudrücken. Die Atemtechnik geht mMn allerdings ein bisschen damit einher. Wenn ich mit sehr viel Twang singe, dann brauche ich fast nicht zu stützen, da ist fast völlig egal wo ich hinatme. Gerade bei klassicher Einstellung ist es (zumindest bei mir) aber schon sehr wichtig wo genau die Luft herkommt im unteren Bereich des Körpers. Ich persönlich bin der Meinung, dass Twang tatsächlich der "natürlichere" Weg ist zu singen (Babygeschrei und so). Aber leider klingt es eben auch genau so (wie Babygeschrei), wenn man es wirklich in Reinform anwendet, was nicht gerade meiner Klangästhetik entspricht.
Bei der Schädlichkeit bin ich der Meinung, dass Twang in wirklich hohen Bereichen tatsächlich wesentlich gesünder ist als die klassische Einstellung, deshalb beschränken sich die Klassiker ja auch in der Regel auf eine kleinere Range als die maximal mögliche. Tatsächlich ist es auch (zumindest bei mir) unmöglich einen Twanged-Falsetto-Scream mit klassisch tiefer Kehlkopfstellung zu machen. Wenn man allerdings innerhalb der "klassischen" Range bleibt (also Bariton bis g', Tenor je nach Auslage bis a', h' oder c'' usw.), dann macht es glaube ich keinen großen Unterschied. Das gilt allerdings nur, wenn man eine gute Technik erlernt hat. Bei Verzicht auf Twang ist die Gefahr mMn erheblich größer etwas falsch zu machen, weil man wirklich sehr guten Stimmsitz braucht, um nicht zu pressen. Wenn ich mit sehr starkem Twang singe ist es fast unmöglich zu stark zu pressen, die Stimme macht den Registerausgleich da quasi automatisch. Bei eher klassicher Einstellung braucht man nur mal etwas vom Stimmsitz abzurutschen und bei den hohen Belts fängt man dann an zu pressen. Deshalb kann ich auch nachvollziehen, warum der klassische Ansatz teilweise als "technisch schwieriger" angesehen wird.
Für mich persönlich ist es deshalb ein bisschen eine Kompromisssituation. Mit viel Twang gehen die hohen Belts wesentlich leichter, aber mit tieferem Kehlkopf klingen sie (mMn) besser. Deshalb versuche ich immer mich etwa in der Mitte aufzuhalten (ich übe auf "ui" UND "äi"). Deshalb belte ich den "klassichen" Bereich meiner Range (bis f' bei mir als Bassbariton) mit eher mittlerer bis tiefer Kehlkopfstellung und wechsle erst bei den sehr hohen Tönen (die ich ausschließlich im Rock-Gesang verwende) auf mehr Twang. Bei softeren Songs ohne Belts bleibe ich auch bis in die absoluten Höhen nahezu twang-frei (wobei das Falsett dann entsprechend hauchig klingt).
Ja, das werde ich auch nie verstehen. Und da ich es auch nicht nachvollziehen kann, habe ich schon lange beschlossen, es zu ignorieren und mich am Klang und Körpergefühl zu orientieren. Klingt es okay, fühlt es sich gut an - dann ist es mir sch... egal, was der Kehlkopf macht, ob er hoch oder tief steht - ich kümmere mich gar nicht darum.
Genau das ist mein Problem: Auf ganz hohen Belts fühlt sich Twang super an, klingt aber sch..., tieferer Kehlkopf klingt besser, ist aber anstrengender und ich muss mehr stützen.