Kleines Review:
Letzten Samstag habe ich das erste Konzert mit der neusten Firmware vom Qu-16 bestritten. 2Bands an einem Abend mit je 13Kanälen und 4Monitor-Mixen. Diesesmal mit digitaler Stagebox (AR2412) und entsprechend dem Cat5 Multicore-Kabel. (Remote App: Qu Pad konnte ich wegen fehlendem W-Lan Acess Point nicht einsetzen)
Vorbereitung
Ich war etwas nervös da ich für den Job kein analoges Multicore mitnegnommen habe und das Setup mit der digitalen Stagebox noch nie getestet habe... ich habe einfach mal in der Hoffnung dass dan alles klappt mein Setup aufgestellt. Die neue Firmware konnte ich ohne Probleme auf dem Qu-16 laden. Für einen ersten Soundcheck schloss ich wie gewohnt meinen Ipod am Stereo Input 1 am Pult an und drehte die Lautstärke am Main auf. Der Sound kam doch tatsächlich an den Boxen an was mir schon ein sehr gutes Gefühl gegeben hat und meine Bedenken "Hätte ich doch das nicht lieber vorher schon einmal testen sollen" vergessen lies.
Da ich noch nicht genau wusste mit welchen Instrumenten die 2 Bands ankommen werden habe ich mal noch nicht den neu verfügbaren CUSTOM-Layer belegt und somit wie bisher auf den 2 Standard-Layer mich für den Soundcheck vorbereitet sowie die Main-EQ's und Monitor-EQ's nach meinem Geschmack verbogen.
SoundcheckNach dem Eintreffen der Bands haben wir uns für ein 13CH Setup entschieden was im Nachhinein gesehen genau die richtige Wahl war. Zwar wurden für den Gig nur effektiv 12Kanäle gebraucht jedoch wollten wir auch noch die Multitrack-Aufnahmen auf dem Qu-16 ausprobieren und haben als 13Kanal noch ein Overhead (nur für die Aufnahmen) über dem Schlagzeug positioniert.
Soweit so gut… nun war die Band und ich ready für den Soundcheck, also bat ich den Schlagzeuger mal auf die Basedrum zu schlagen. Erstmals hatte ich kein Signal… das Basedrum, bestückt mit einem Beta91, brauchte natürlich noch Phantomspeisung… kein Problem: 48V beim CH1 eingeschalten… immer noch kein Pegel! Defektes Kabel? Defektes Mikrofon? Diese 2Fragen gingen zuerst durch meinen Kopf… also Anschlusskabel überprüft doch war da alles einwandfrei… dann kam mir in den Sinn dass ich ja nun nichtmehr die Preamps am Qu-16 selber ansteuern muss sondern die Preamps im AR2412 Rack! (Ich hatte ja schliesslich vorgängig die Bedienungsanleitung mit dem neuen Firmware-Update gelesen!) Da war doch eine Option irgendwo im Qu-16 Menu wo man die Inputs vom Pult auf das Rack oder auf das Qu-Drive umschalten kann. Leider konnte ich in den Settings oder auch im Routing keinen entsprechenden Menu Punkt finden. Nach etwas weiterem rumspielen habe ich dann nach gefühlten 15min. endlich die Routing-Funktion im Preamp-Menu gefunden und konnte da bequem alle Inputs vom Rack auf das Pult routen. Da war natürlich dann erstmals die 48V Speisung vom CH1 immer noch nicht eingeschaltet was mir zuerst wieder Bauchschmerzen machte da noch immer kein Signal vom Basedrum eingegangen ist… naja nach diesen Anfangsschwierigkeiten gings dann zackig voran. Die EQ's konnte man sehr genau nach meinem Geschmack einstellen und ein Gate oder Compressor war im Handumdrehen ebenfalls dazu geschaltet. Das Monitorrouting war halt wieder "Back to Basic" indem man nicht wie bei den GLD oder iLive Pulten die Sends on Fader mit der Input Quelle als "MIX" auswählen kann und halt für eine Input Quelle jeden Monitorkanal einzeln als MIX wählen muss. Leider hatte ich ja auch das Qu-App nicht einsatzbereit, so gab es während dem Soundcheck schon mal das eine oder andere Feedback das ich nicht gleich lokalisieren konnte. Trotzdem hier ein sehr schönes Feature: RTA auf den PAFL-gewählten Mixen! Somit gewünschter Monitor via PAFL angewählt, im Home-Bildschirm den RTA angezeigt und mal die Monitorsumme langsam aufgedreht. Sogleich hatte ich die Problemfrequenzen angezeigt und konnte diese mit dem eingebauten 31Band EQ herausfiltern. Beim 31Band EQ fehlten mir persönlich 2Sachen: 1. Kleiner LCD-Bildschirm mit der Anzeige welche Frequenz bei welchem Fader liegt (da gibt es zwar auf dem Touchscreen eine Übersicht trotzdem muss der gewünschte Fader gesucht werden! Es hat ja auch noch einen Aufdruck mit den entsprechenden Frequenzen auf der Pultoberfläche diese sind aber im Dunkeln so gut wie nicht zu sehen! Ich empfehle auch allen eine Pultlampe zum Qu-16 zu kaufen! Im Dunkeln erkennt man ausser dem Touchscreen so gut wie gar nichts!)
2. Ein EXIT Button um aus dem GEQ rauszukommen oder noch besser die Möglichkeit mit jeglicher weiterer Taste in den Standard-Mix Betrieb zurückzukehren. Sobald man sich im GEQ-Sends-On-Fader-Modus befindet kann man nur über 2weitere Klicks auf den GEQ-Button aus dem Equalizer herauskommen. Mal schnell in der Hektik in den Main-Mix eingreifen geht da nur wenn man konzentriert bei der Sache bleibt und die GEQ Taste betätigt!
Naja… schlussendlich hat der Soundcheck geklappt und dank dem Custom Layer konnte ich mir dann die 13Kanäle plus den Stereo Kanal1 und die 2FX Returns auf eine Bank (Eine Bank hat 16Fader) legen und hatte so immer Zugriff zu meinen im Live-betrieb benötigten Kanalzügen.
RecordingBei der Ersten Band wollte ich bereits das Multitrack Recording ausprobieren. Also drückte ich den Record-Button im entsprechenden Display-Menu. Nach der ersten Band wollte ich dann man die Recordings anschauen und habe bemerkt dass man durch den Klick auf den Recording Button erst die Recordings vorbereitet aber noch nicht startet.. da braucht es noch einen Klick mehr auf den "Play" Button um diese zu starten. Bei der 2.Band hat das dann reibungslos geklappt! Auch den Abgreiffpunkt im Signalpfad kann man mehr oder weniger frei bestimmen was ich als sehr schönes Feature empfinde! Gestern habe ich dann zu Hause mal in die Recordings reingehört und muss sagen dass sich diese Spuren wirklich weiterverarbeiten lassen! (Ich bin zwar kein Studio-Mensch, aber die Qualität war hörbar!) Die Aufnahme war ca. 1.5h lang und jede Spur war gute 1.2GB gross.
LiveWährend dem Gig bekam ich richtig Spass mit dem Qu-16. Die Effekte sind genau nach meinem Geschmack und wie ich es von meinem GLD kenne! Die Preamps vom AR2412 haben einen grossen Headroom so dass ich nie einen Preamp nachstellen brauchte. Die Kompressoren haben ihren Job getan und dies recht unauffällig/unaufdringlich sowie auch die Gates! Die EQ-Sektion könnte nach meinem Geschmack noch die einen oder anderen LED-Anzeigen haben damit man sich nicht NUR mit Hilfe vom Touchscreen-Bildschirm eine Übersicht über die Regler Positionen machen kann. Der eingebaute RTA und die METER-Ansicht finde ich genial und sind im Live-Einsatz praktisch unerlässlich.
FazitSchade dass da nicht noch kleine LCD-Displays oberhalb der Fader sind die Gaffa&Edding komplett weglassen würden sowie beim GEQ die entsprechenden Frequenzen anzeigen könnten! Auch bei der EQ-Sektion im Channelstrip fehlt mir noch eine kleine Anzeige in welcher Stellung die Potis sind. Oder wenigstens dass wenn man ein Poti anfasst automatisch der EQ auf dem Touchscreen erscheint. Dieser wird nur angezeigt wenn man von Hand den entsprechenden Menu-Punkt auf dem "Prozessing-Bildschirm" auswählt. Betreffend den Buttons auf der Oberfläche hatte ich das Gefühl dass diese etwas schwerfälliger gehen als bei meinem GLD, was besonders beim Tap-Delay etwas mühsam war.. aber vielleicht ist das auch nur Einbildung!
Die Motorfader, gesamte Pult-Verarbeitung und die Potis sehen unverwüstlich aus und funktionieren einwandfrei und ohne ungewollte Fehlbedienung! Soundqualität unbestritten gut und der Touchscreen schnell und genau. Effekte wie schon erwähnt genau nach meinem Geschmack und mit praktisch unbegrenzten Möglichkeiten (De-Esser und Multiband-Compressor fehlen mir noch.. letzteres auch beim GLD).
Wenn man sieht dass sich hier um ein Low-Budget Pult handelt dann bin ich der Meinung dass diesem wohl kein anderes Pult aktuell das Wasser reichen kann. (Behringer X32 Compact oder auch Producer kenne ich nicht, könnte mir vorstellen dass diese aber ziemlich vergleichbar sein werden… würde da gerne mal ein Erfahrungsbericht von jemandem lesen!)
Die Begrenzung liegt bei den max. 16Mono Inputs und 3Stereo Inputs welche aber alle via digitale Stagebox auf das AR2412 oder AR84 Rack geroutet werden können. Wer mehr Inputs braucht ist mit dem Qu-16 nicht befriedigt! Für den Live-Einsatz sollte noch beachtet werden dass der Custom Layer am besten noch mit 2 FX Kanälen belegt werden und somit max. 14Input Channels auf der ersten Bank liegen können. Für mich persönlich werde ich wohl ab 15 (oft benutzten) Input Kanälen auf mein GLD-80 zurückgreifen. (Ausser das Budget oder der vorhandene Platz spricht dagegen ;D)
So falls ich noch was vergessen habe was euch interessiert dann einfach fragen! Gebe sehr gerne Auskunft darüber und lese auch sehr gerne andere Erfahrungsberichte zu diesem oder ähnlichen Pulten!