Bestimmt sind viele von Euch schon über diese schöne Squier-JV-Seite
http://www.21frets.com gestolpert (wobei ich mich übrigens frage, ob das Forum dort gehackt ist, oder warum man sich dort seit einer ganzen Weile weder anmelden noch registrieren kann
, egal) - bzw. speziell über die Seite mit den "Domestic"-Spezifikationen
http://www.21frets.com/squier_jv/jv_specs.htm. Leider steht dort nur wenig zu Bässen... Aber irgendwo meine ich gelesen zu haben, daß die Export-JVer einen besseren Ruf hätten als die Domestics. Sollte man doch glatt mal vergleichen.
Mir kommt's so vor, daß ich mit meinem letzten JV-Jazz-Kauf überraschend an einen "Domestic" gekommen bin - aber ich wollte halt einen bundierten mit den alten PUs haben, nachdem ich einen Fretless-JV ewig schon spiele und der bundierte, an den ich vorher gekommen war, von einem Vorbesitzer in den 80ern mit EMGs verschlimm-bessert worden war
. (Falls sich jetzt jemand wundert - ja, ich hab es schon mit passiven Fender-Customshop-PUs probiert und mich anderswo im Forum schon drüber ausgebreitet, daß die mir zu fett klangen
.)
Aber das Nebeneinanderstehen von offensichtlichem Export- und fast ebenso offensichtlichem Domestic-Teil schreit ja schon fast nach einem Vergleich...
Dann mal zur Modenschau: das hier dürfte also für meine Begriffe mit ziemlicher Sicherheit ein Domestic sein (JV 13xxx) - gehe ich nach dem blauen kleinen "55"-Aufkleber auf der Rückseite der Kopfplatte, sollte das ein SJB-55 sein:
Im Vergleich dazu der Export-Baß (JV 50xxx) - die EMGs sind übrigens
uralt. Zum Glück hat sich das Rumgefräse im Korpus in Grenzen gehalten:
Und noch ein Export - mein altes Fretless-Schätzchen (JV 86xxx):
Unterschiede?
Viele werden sie gleich gesehen haben, vor allem bei der Hardware. Fangen wir oben an:
Die Mechaniken sind bei den Export-Bässen (bekanntermaßen) die schönen alten Vintage-Teile, die sich "verkehrt rum" drehen:
Beim Domestic erinnert mich das an meinen 76er Jazz, drehen sich "richtig rum":
Die Exports stimmen sich für mein Empfinden leichter, butterweicher, die Übersetzung ist auch kleiner.
Ganz unten der nächste Unterschied: der Steg. Da haben Exports gleich zwei Versionen zu bieten:
der 50xxx die Version mit den Führungsrillen:
und der 86xxx, ein paar Monate jünger, einzelne Nuten:
der Domestic-13xxx von 1982 dann gaaaaanz anders:
In der Funktion tun sie sich zum Glück alle nicht viel. Klang? Siehe unten.
Um das Chaos unter Exports noch ein bißchen zu vergrößern
: die Korpusse (Korpi?) sind unter den Schlagplatten unterschiedlich lackiert.
Der 50xxx ähnlich wie dort auch mein 1976er Fender in einem Zweifarben-Sunburst:
Der 86xxx dagegen richtig schön stilvoll - sieht aus wie die Jaco-Bässe aus den 90ern. Da kann man die Schlagplatte auch glatt mal weglassen, wenn man will:
Bei Domestic- und Export-Strats soll es auch bei der Elektronik Unterschiede gegeben haben. Da seh ich bei den Bässen nix Großes, auch beim Domestic-13xxx sind die Kabel mit Stoff umkleidet. Die PUs scheinen mir äußerlich auch ziemlich identisch.
Beim Domestic gibt's allerdings eine Auskleidung der Fräsungen mit Kupferfolie:
beim Export sieht mir das nach Graphitlack aus - aber vielleicht hat Squier da von 1982 auf 83 auch bei allen Serien was verändert:
Ergänzend gibt's beim Domestic offenbar auch eine Art Brücke aus Kupferfolie von der Elektronikfräsung über die Schlagplatte zur PU-Fräsung (die ist allerdings nicht mehr ganz komplett):
Schon genauer hingucken muß man beim Domestic, um was optisch nicht ganz so Schönes zu sehen
Genaue Anpassungen in Halstaschen sind auch was anderes
. Das würde man bei den berüchtigten JVern eigentlich nicht erwarten... Bei den Exports paßt zwischen Hals und Korpus denn auch nicht mal ein dünnes Papierblatt
.
Nach all den Äußerlichkeiten käme die Substanz:
Klang??
Ohne Amp kommen mir die Exports wärmer vor, der Domestic etwas hochmittig-drückender. Wer weiß, was da also jeweils für ein Korpusholz verbaut worden ist...
Mit Amp kann ich jetzt nur die beiden passiven vergleichen - also den Export-86xxx (Fretless) und den Domestic-13xxx (bundiert); beide mit unterschiedlich alten Saiten, aber nah an der Brücke angeschlagen klingt der Fretless teilweise ziemlich ähnlich wie ein bundierter (jedenfalls mit derart alten Saiten). Und bei den Leersaiten ja sowieso
.
Und der Unterschied??
Wenn Ihr mich fragt, den bundierten/fretless-Unterschied mal außen vorgelassen: über meinen 1986er Gallien Krueger 200MB hör ich
keinen . Der Domestic kommt in Ton, Sustain etc. genauso saftig und schön wie der Export. Besonders mit Blick auf die zweifelhaft angepaßte Halstasche finde ich das beruhigend.
Übrigens gab es gleich bei der ersten Probe mit dem Domestic ungefragt für den Klang ein durchweg lobendes Echo von Bandkollegen. Passiert einem auch nicht mit jedem Baß.
Unterm Strich für die Exports - von der leichteren Stimmbarkeit abgesehen - also für meine Begriffe lediglich ein Vorsprung in der B-Note
: das Griffbrett scheint mir eine Wiiiiinzigkeit kleineren Radius zu haben, es ist an den Rändern ein kleines bißchen schöner abgerundet, und auch die Palisanderoberfläche sieht mir, weil matter, etwas schöner aus. Fühlt sich im ganzen noch schöner an, wenn man drauf spielt (bis hin zum Willichgarnichtmehrloslassen-Faktor), als der Domestic.
Michael