So, mal ein kleiner Erfahrungsbericht über den GBE 1200 und den Service, den man bei GenzBenz so erfährt.
Wie Ihr wisst, habe ich seit geraumer Zeit einen GenzBenz GBE 1200, und dass ich mit dem Sound in Verbindung mit meiner Tecamp L 810 sehr zufrieden bin. Und zwar habe ich den Tube-Channel stark geboostet, so dass er einen schönen Overdrive liefert, dann den FET-Channel dazugemischt, um die typische Bass-Auslöschung bei Overdrive-Sounds zu vermeiden. Jedoch hatte ich immer das Problem, dass der so erzeugte Zerrsound gerne etwas "undeutliche" Bässe hat, sie kommen gerne etwas ins Dröhnen, weniger ein Dröhnen als eher undeutlich, verwaschen, es ist nicht einfach zu beschreiben... So wie vielleicht bei einem Vollröhrenamp, wenn deutlich Bässe hinzugedreht werden. Zumindest sehe / höre ich das so.
Nun, ich bin mit dem Problem über Talkbass auf Member agedhorse zugegangen, der als Techniker bei GenzBenz an der Entwicklung der Amps beteiligt ist. Ich habe ihm das Problem erklärt, und hier sein Kommentar, frei übersetzt:
Der GBE hat nicht nur Gain und Kanal-Volume als Gainstufen, sondern auch einen komplett aktiven EQ, der eine weitere Gainstufe darstellt. Daher sollte man folgendermaßen verfahren: Zunächst den Overdrive-Sound im Tube-Kanal einstellen, so wie man ihn sich erst mal vorstellt. Dann auf der FET-Seite einen cleanen Sound. Nun den Overdrive durch boosten der Mitten und Hochmitten feintunen, die Höhen nach Bedarf einregeln.
Dann geht man hin und cuttet die Mitten, die Hochmitten und Höhen am FET-Channel erstmal um die Hälfte, oder wenigstens sehr deutlich. Man lässt nur die Bässe und Tiefmitten unbeeinflusst. Im Gegenzug cuttet man die Bässe und Tiefmitten der Tube-Seite. Diese beiden Sounds werden nun gemischt und so justiert, dass die Bässe, Tiefmitten und ein Teil der Mitten vom FET-Kanal kommt, das Meiste der Mitten, gerne deutlich geboostet, die Hochmitten und die Höhen sollen von der Röhrenseite kommen.
So wird eine Art Biamping simuliert, nur dass ich eben keine zwei Endstufen, keine Frequenzweiche und keine 2 Boxen benötige. Wenn ich mehr Gain auf der im Overdrive gefahrenen Tube-Seite benötige, kann ich das auch über Mitten und Hochmitten regeln, der Sound sollte dann bedeutend klarer und deffinierter sein, ohne dass ich Bass vermissen würde.
Gesagt, getan, 3 Minuten Arbeit an den EQ der beiden Vorstufen - und ein Lächeln machte sich in meinem Gesicht breit, dass mir so langsam Schwierigkeiten macht, da ich kaum mehr essen kann. Dazu stellen sich langsam Muskelkrämpfe ein. Ausserdem hab ich dauernd den Drang, in den Proberaum zu fahren, um Bass zu spielen.
Der Sound ist jetzt voluminös, mit schönen, klaren Bässen, die man leicht dosieren kann, dazu sehr drückend und wirklich spürbar, selbst bei kleineren Volumes, sehr punchy mit viel Attack 'rüberkommen. Und einem Overdrive, der wirklich seines Gleichen sucht, anschlagdynamisch, drückend, dreckig. sahnig, einfach klasse. Dazu sitzt der Sound sehr gut iim Mix. Keiner meiner Röhren-Preamps kann so einen Sound, ob Ampeg SVP Pro, SWR Redhead oder Peavey TMax. Der Röhrenpre vom Marshall MB 4410 muß eh vorsichtig eingeregelt werden, sonst ist der Overdrive schnell zu harsch, also reden wir nicht von dem Amp.
Am Wichtigsten ist mir, dass der Sound nicht nur erstklassig im Mix sitzt, sondern auch aleine herrlich klingt. Wer kennt das Problem nicht, dass man entweder einen schön klingenden oder einen im Bandgefüge durchsetzungsfähigen Sound hat? Ich meine, das war nie wirklich ein Problem für mich, es gat seit vielen Jahren funktioniert, der Sound war immer gut genug und hörbar, aber das hier ist ein Phänomen.
Mein Problem war wohl auch insgesamt zu viel Gain über das gesamte Frequenzspektrum, also auf FET und Röhrenseite, wobei sich scheinbar das Gain beim Mischen der auch noch Kanäle addiert. Denn der Amp wird auch spürbar lauter, wenn man die Kanäle mischt.
Also, ein Aufruf an alle Besitzer von ordentlichen, amtlichen Amps, die aber mit ihrem Sound nicht so vollkommen zufrieden sind: Lasst Euch nicht entmutigen! Manchmal dauert es etwas länger, bis man den Preamp seines Bassverstärkers kapiert hat. Ich habe den Amp jetzt seit ca. 1 1/2 Jahren, und jetzt ist es so weit. Das ist eben, glaube ich, der Preis, den man bezahlt, wenn man einen sehr flexiblen Amp besitzt.
Mit meinem SVP Pro hatte ich sehr schnell einen Sound, der hervorragend passte und passt. Aber eben einen Ampeg - Sound, der ungefähr so geklungen hat, wie ich den GenzBenz-Sound eingangs dieses Posts beschrieben habe.
Nochmals mein Dank an agedhorse, den man gerne und jederzeit über Talkbass mit Fragen über Genzbenz-Amps belästigen darf.
Frohe Ostern!
Ciao
Uwe
Edith sagt aus dem Hintergrund: Man kann beim GBE 750 / GBE 600 natürlich genau so verfahren, da sie über die gleiche Vorstufenarchitektur verfügen.