Ich habe vor 3 Wochen endlich das umgesetzt, worüber ich schon seit ein paar Jahren nachdachte - nämlich die Platine im E-Fach meiner USA Les Paul Standard 2008 gegen konventionelle Elektronik-Teile auszutauschen. Ich schreibe jetzt aber keine längere Geschichte hier in Forum, da es ja schon erstklassige, detailiierte Berichte über den Einbau, die Verdrahtungsoptionen etc. gibt. Trotzdem wollte ich mal ein paar Fotos einstellen und ein paar kurze Eindrücke schildern, da auch ich mich immer wieder gerne an beidem hier im Forum erfreue.
Anhang anzeigen 559978 Anhang anzeigen 559979
Da ich immer mal wieder was ausprobiere, wollte ich nun auch selbst das viel besprochene 50s wiring selbts testen. Zwei Dinge, die diesem nachgesagt werden, waren für mich von besonderem Interesse. Zum einen die (angeblich) bessere Regelung des Zerrgrades durch das Volumen-Poti und zum anderen das Vermeiden des Höhenverlusts beim Zurückdrehen des Volumen-Potis. Speziell letzters störte mich seit jeher.
Ich bin zwar nicht der Typ, dem historische Korrektheit wichtig ist, aber da es in dem Shop, in dem ich die Teile besorgte nichts anderes gab, griff ich auf das sogenannte braided wire, um den Tonabnehmer-Wahlschalter zu verkabeln. Lieber wäre wir ein simples 4-fach abgeschirmtes Kabel gewesen. Aber das gab es wie gesagt nicht. Ich löte zwar nicht zum ersten Mal, aber dieses braided wire hat so seine Tücken. Deshalb ist mir die Lötarbeit auch nicht so gut gelungen, wie ich es gewollt hätte. Bei den Potis griff ich auf 4 Stück von CTS mit 500k Ohm zurück in der logarithmischen Variante. Auf der Platine verbaut Gibson standardmäßig lineare 300k-Potis fürs Volumen, und logarithmische 500k-Poti für den Tone, jeweils mit relativ starken Abweichungen nach unten wie eine Messung zeigte. Außerdem besorgte ich mir 2 0,22er PIO-Caps. Bei den Potis hätte ich gerne welche mit einer Kurve von 30% oder mehr gehabt. Ein Shop bot diese auch unter der Bezeichnung TVT an. Jedoch stellte sich durch eigene Messung heraus, dass diese tatsächlich eine Kurve von 18% hatten. Das bedeutet, bei 18% des Regelweges liegt die Hälfte des Gesamtwiderstands von 500k an, also 250k. Bei linearen liegt die Hälfte des Gesamtwiderstands bei 50% des Regelweges an.
Ich war soweit immer recht zufrieden mit meiner LP Standard 2008. Was mich aber schon immer etwas störte, war so ein quietschiger Ton bei bestimmten Griffen, speziell in mittleren Lagen auf der g- und h-Saite, sowie in hohen Lagen bei verzerrten Soli auf dem Hals-Tonabnehmer. Der Klang dieser LP ist von Haus aus sehr mittig denke ich, mit einer Spitze an einer bestimmten Stelle des Frequenzspektrums, die dann zu dem "Quietschen" führte. Hinzu kam der bereits beschriebene starke Höhenverlust bei Benutzung des Volumen-Potis. Auch störte mich etwas ein zähes Drehgefühl mancher Potis.
Unter der Platine kam ein FSC-Zeichen zum Vorschein. Hab ihr auch so einen Stempelabdruck dieses Zeichens oder ist das noch ein Stempelabdruck, der vielleicht auf der ursprünglichen Rohholz-Charge aufgebracht wurde und nun sozusagen zufällig in meinem E-Fach ist?
Anhang anzeigen 559980
Nun kurz zu meinen Eindrücken was den Klang betrifft: Was auf jeden Fall vollends geglückt ist, ist dass der Höhenverlust bei Benutzung des Volumenpotis sehr viel weniger geworden ist. Außerdem ist es tatsächlich so, dass ich mit dem Volumen-Potis den Zerrgrad gut steuern kann. Jedoch vermute ich, dass das weniger am 50s wiring liegen könnte als vielmehr an den nun logarithmischen Potis bei denen ein Dreh von 10 auf 8 am Volumen-Poti einem Dreh von 10 auf 5 auf einem linearen entspricht. Wenn ich vor dem Umbau das Tone-Potis benutze, wurde der Klang einfach nur Dumpf. Jetzt kann ich mit dem Tone-Poti die Klangfarbe etwas verändern und erst ganz am Ende des Regelwegs, zwischen 3 und 0, wird der Klang dumpf. Aber das wichtigste ist für mich, dass das "Quietschen" komplett weg ist! Damit hatte ich gar nicht gerechnet, und es auch gar nicht beabsichtigt. Ich dachte, dies wäre eine Eigenschaft speziell meiner LP oder vielleicht aller 2008er Standards mit dem nur bei diesem Jahrgang verwendeten spezifischen Chambering. Die Standard LPs danach haben nämlich ein anderes Chambering. Gerade lese ich jedoch, dass im aller ersten Beitrag dieses Threads Dr. Paf schreibt, dass ein 300k-Volume-Poti die Hochmitten betonen würde. Vielleicht ist also genau dieses für die überpräsenten Mitten, die bei mir den Eindruck eines Quietschens hinterließen, verantwortlich gewesen.
Auch das etwas Kratzige bei Soli auf dem Hals-Tonabnehmer in hohen Lagen, das mich sowohl bei verzerrtem als auch bei unverzerrtem Klang störte, ist komplett verschwunden. Ich habe den Eindruck der Klang ist nun insgesamt offener, weicher und vor allem ausgeglichener, nachdem dieses Mittige weg ist. Einen solchen Unterschied hätte ich nicht erwartet, da ich formal bis auf die zwei 500k Vol. Potis (original 300k) keine anderen Werte, weder bei den Potis noch bei den beiden Kondensatoren, verwendet habe. Zuguterletzt lassen sich die neuen Potis auch schön leicht drehen. Jedoch rächt sich andererseits, dass ich nur solche mit 18% Audio-Taper bekommen habe. Denn das Volumen-Poti reagiert nun zwischen 10 und 7 äusserst sensibel. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Wesentlich lieber wären mir welche 30 oder 40%. Weiß jemand, ob ein Laden in Deutschland sowas anbietet? Mein kurzes Fazit: Der Rausschmiss der Platine hat sich sehr gelohnt. Es passt jetzt einfach! - Bis auf das sensible Volumen-Poti. Hier das Ergebnis:
Anhang anzeigen 559981
Noch eine Frage an die Spezialisten: Auf Verkabelungs-Diagrammen im Internet verbindet manchmal der Kondensator den mittleren Pin des Volume- mit dem mittleren Pin des Tone-Potis. Und das wird dann auch als 50s-wiring bezeichnet. Weiß jemand wie sich diese Variante in der Praxis von meiner (mittlerer Pin zu äusserem Pin) unterscheidet?