Hi Chris!
erkläre einem 4-Jährigen Gitarristen doch bitte mal wie man eine Amp "ausreitzt"..
ich beziehe mich jetzt nur auf diese Aussage, und die verteh ich einfach nicht!
denn ein amp tut nichts anderes als ein signal zu verstärken, es vielleicht ein bischen zu verbiegen und zu "quetschen". Aber der amp macht das immer gleich gut, egal weche technik du hast, ob du viel oder wenig gefühl du in dein spielen legst, ob du sweepen, tappen ober was auch immer beherrscht.. (=> es geht nur ums Hören!!)
deshalb lese ich bei dieser aussage nur raus: bist du es WERT (als Gitarrist! -wir wollen ja nicht persönlich werden) diesen Amp zu spielen?
Nein, das hast du missverstanden.
Erstmal: das hat mit "wert sein" nix zu tun. Wie schon gesagt, mir ist es egal, wer was mit seinem Geld macht.
Wegen dem Ausreizen: das ist schwierig zu erklären. Ich versuche es trotzdem mal, evtl verstehst du dann was ich damit meine. Hattest du schon mal die Gelegenheit einen VHT oder einen Rivera zu spielen? Die sind wohl mit die schwierigsten Amps zu spielen, weil sie sehr trocken und unkomprimiert daherkommen. Man muss schon ordentlich spielen können, damit man aus den Amps einen ordentlichen Sound rausbekommt.
Nun schau dir als Gegenbeispiel dazu einen Amp an der sehr stark komprimiert, z.B. nen Line6 Spider mit Gain auf Anschlag. Ist man jetzt nur den Spider gewöhnt, und kann auf dem Amp z.B. ein bestimmtes Lick flüssig spielen, sollte man das gleiche Lick mal auf einem Rivera spielen. Du wirst Augen machen. Denn das gleiche Lick, dass du eben noch konntest, klingt plötzlich nach gar nix mehr. Die Töne kommen nicht mehr sauber raus, Lautstärkeunterschiede wegen unterschiedlich starkem Anschlag, alles was nicht ganz sauber gegriffen wurde verschwindet aus dem Soundbild, kurz und gut: es klingt scheiße! Ist jetzt der Amp scheiße? Nein, der Spieler kann ihn nur nicht ausreizen. Er ist es eben nicht gewohnt, so sehr auf alle Einzelheiten zu achten und so sauber zu spielen. Eben weil sein gewohnter Amp ihm nie so schnörkellos gezeigt hat, dass er es noch nicht kann.
Das ist nur ein Beispiel, wie sich dieser Unterschied bemerkbar machen kann. Das geht noch weiter: die detailwiedergabe unterschiedlicher Amps ist ebenfalls sehr verschieden, das Obertonverhalten usw. usw.
Um das alles zu ergründen und objektiv dazu was sagen zu können, muss man solche Erfahrungen aber erst mal gemacht haben. Und man muss eben viel Zeit und Übung in die Fähigkeit gesteckt haben, seinen "Tone" in den Fingern zu kultivieren. Das ist die immer wieder belächelte und doch wahre Aussage: "Der Sound kommt aus den Fingern." oder wie Mike Soldano es ausdrückte: "if you want your Amp to sound better, you got to play better".
Müssen wir uns jetzt alle einen VHT oder Rivera kaufen? Nein. Interessanterweise haben Leute, die einen guten "Tone" entwickelt haben, die Fähigkeit aus fast jedem Equipment einen guten Sound zu holen. Sie können der Gitarre und dem Amp quasi ihren Sound "aufdrücken". Genau das geht aber natürlich nur so weit, wie es der Amp letztendlich zulässt. Wenn er Dynamik nur beschränkt zulässt, kann diese technische Barriere niemand sprengen. Aber man wundert sich immer wieder, wie hoch diese Barriere selbst bei kleinen Amps ist. Plötzlich klingt auch ein Spider dynamisch, wenn der richtige Spieler dran ist.
Wenn du die Gelegenheit hast, schau dir doch mal Produktvorführungen an. Z.B. von Hughes&Kettner, mit Thomas Blug. Was der aus nem Edition Blue rausholt, ist unglaublich. Was der dann aus einem Triamp, VHT, Rivera, Diezel rausholen kann, ist eben noch "mehr". Aber 90% aller Gitarristen würde der Sound des Edition Blue reichen, wenn sie den so spielen könnten wie Thomas Blug.