Nav schrieb:
Mein Vater konnte, als er jung war, sogar russische Volkslieder singen, und klassische Melodien waren damals auch bei der Jugend beliebt (z.B. kannten alle in seiner Klasse die Walzer eines Johann Strauß, man hat Opernarien gepfiffen), die Jugend von früher hat Shakespeare gelesen und sich mit Philosophie auseinandergesetzt.
Es gab auch nicht die Alternativen, die die heutige Jugend hat.
Nav schrieb:
Für das Recht, sich selbst aussuchen zu dürfen, mit wem sie vögeln (Verzeihung) wollen, sind sie auf die Straße gegangen.
Das muss die heutige Jugend nicht, sie hat das Recht auch so.
Davon abgesehen halte ich Promiskuität nicht für einen Wert, für den ich auf die Strasse gehen würde.
Nav schrieb:
Und diese Versager, die es heute wagen, sich Jugend zu nennen?
Versagt worin?
Wer hat das Recht festzulegen, was Versagen und was Erfolg ist?
Du?
Wenn ja, womit hast du es dir verdient?
Versteh mich nicht falsch: Ich bin nicht der Meinung, dass alles toll ist und die Art, wie die jungen Leutchen ihre Freizeit verbringen, die Vorbilder, die Werte sind sicherlich nicht mein Ding.
Aber genauso erging es meinen Eltern mit mir.
Du verfällst hier in diesen typischen Kulturpessimismus, der sich schon durch Generationen zieht. Dazu kommt noch diese unreflektierte Verklärung der Vergangenheit. Die Wahrheit ist: Früher war nicht alles besser, früher war alles anders. Ob dieses andere besser war oder nicht, kann und muss jeder für sich selbst entscheiden. 'Besser' ist nunmal eine sehr subjektive Einschätzung.
Ich finde es auch schade, dass sich wenige heute mit den Meisterwerken von Goethe und Shakespeare beschäftigen, aber das ist auch ein sehr subjektiver Wert. Meiner Meinung nach ist es für eine umfassende Bildung wesentlich, diese Dinge zu kennen. Das ist aber nur meine Meinung, die ich nicht auf andere projezieren kann.
Und (so weh mir persönlich das auch tut): Bildung ist auch etwas, bei dem jeder für sich selbst entscheiden kann, was sie beinhaltet und ob sie überhaupt einen Wert für ihn darstellt. Für mich tut sie das, für dich offensichtlich auch, aber ist jemand ein schlechterer Mensch und weniger wert, weil er es z.B. wichtiger findet, gut Fußball spielen zu können oder einen Motor alleine zu reparieren?
Nav schrieb:
"Ey, Alder, voll krass, ey, Klingelton von geile Brittni Spiers, voll geil, Alder!"
Das ist, mit Verlaub, eine etwas extreme Variante, also nicht besonders fair.
Aber selbst, wenn wir von dieser ausgehen: Der Sprecher fände vermutlich:
"Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?" auch nicht besonders toll, also zählen auch hier wieder die subjektiven Kriterien wie Geschmack, Situation, soziales Umfeld und vor allem die Akzeptanz innerhalb des Umfeldes herein. Innerhalb des gegebenen Umfeldes ist es vermutlich manchmal einfach die akzeptierte Form der Konversation, jeden Satz mit 'Alter' zu beginnen oder zu beenden. Ich finde das persönlich nicht besonders schön, aber das muss ich auch nicht.
Das Zauberwort hier lautet vermutlich Toleranz.