He Zonquer, ich bin im Band I und schau/höre mir die dazugehörigen Übungen des Praxisteils an.
Danke für die Info.
Haunschild's Harmonielehre ist ziemlich auf Jazz/Rock/Pop ausgerichtet und dabei m.E. eine passable Grundlage. Der Anspruch "Klassik" wird nur in Ansätzen erfüllt, wo sich die Regeln überschneiden.
Das Werk hat auch etliche Schwächen wie die von dir angesprochene Unklarheit und enthält wohl auch Fehler. Ich kann nichts darüber sagen, wie weit die mit den späteren Auflagen aufgearbeitet wurden, weil ich noch die Erstausgabe besitze.
Ein Akkord definiert sich im Jazz durch
- den Grundton und
- den Akkordtyp (maj, min, half-diminished, diminished, augmented, dominant)
Dabei geht man oft vom Vierklang aus, z.B. C6 oder Cmaj7 statt dem C-Dur Dreiklang.
Spielt man ohne Begleitung, kann man einen Akkord für die Progression schon mit dem Grundton, der Dur- bzw. Mollterz und einer passenden Sext oder Septim eindeutig definieren. Das legt aber noch nicht die passende Akkordskala fest, dazu benötigt man den harmonischen Zusammenhang einer Akkordfolge.
Die Quint trägt nur zur Akkordqualität bei, wenn sie alteriert ist (b5/#5), also wird eine zum Grundton des Akkords reine Quint oft weggelassen, falls sie nicht für die Stimmführung der Akkordfolge gebraucht wird.
Bei #11 oder b13 wäre der Abstand zur reinen Quint ein Halbtonschritt und damit die größtmögliche Dissonanz, auch bei einer Oktavierung des Tons (b9 -
Intervall) wäre die "Farbe" oft unerwünscht bzw. ein Fehler, z.B in einem X7#11 als Schlussakkord eines Stücks. Nebenbei, die
Akkordbezeichnung b9 sagt nichts über das Voicing (konkrete Schichtung der Töne) aus.
Starke Dissonanzen sorgen für hör- und fühlbare Spannung und verlangen daher nach einer folgenden Auflösung, die in der Stimmführung oft durch einen Halbtonschritt erfolgt. Daher wäre in funktionalen Dominantakkorden ein passender Einsatz für die b9 (Tension - Release).
Halbton-Dissonanzen sind sehr eigen, das kannst Du wirkungsvoll bei Thelonious Monk hören.
http://pianologist.com/transcription-sheet-music-score/before-you-kill-yourself-read-this/
Kommen andere Töne als die zum Dreiklang gehörenden im Akkord vor, nennt man sie Erweiterungen (6,7,9,11,13) bzw. Alterationen (b9,#9, b5,#5,#11,b13). Diese Töne werden nicht beliebig zugemischt, sondern haben eine Funktion für die harmonische Entwicklung der Akkordfolge und die Stimmführung.
Was man mit solchenTönen machen kann, bzw. was große Musiker des Jazz damit gemacht haben, davon handelt in den wesentlichen Lektionen die Jazz-Harmonielehre. Einen (unvollständigen) Überblick zum Material bietet
www.jazzbooks.com/mm5/download/FREE-scale-syllabus.pdf
...Was soll ich überprüfen, wenn ich nicht weiß, wonach ich suchen soll?...
Ich vermute einmal, Du suchst nach Anwendungen, welche Akkordvoicings man in welchem Fall sinnvoll verwenden kann?
Das erfährst Du aus Jazz-Standards mit ausnotierten Voicings für dein Instrument, in für Gitarre z.B. Jazz Guitar Standards (WMB001B) oder Jazz Guitar Chord Melody Solos (WMB011BCD).
Wenn Du im musikalischen Hören bereits weit genug bist, kannst Du das auch durch Heraushören austüfteln. Aufgeschrieben nennt man es Transkription. Solche Transkriptionen von Stücken und besonders von Solos ist gängige Praxis, um die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.