so jetzt geb ich auch mal meinen senf ab, der nichts neues enthält aber ich quassel gerne...
Also:
Ich möchte das thema modelling eher instrumentenspezifisch betrachten:
1. Gitarre:
Imho hat hier (bis auf ganz kuriose ausnahmen, zu denen unten) modelling nahezu NUR vorteile. Ein gitarrist braucht "sich" im allgemeinen lauter als den rest der band und oft sind gitarristen fast die treibende pegelkraft auf der bühne. Setzen wir den gitarristen jetzt nur auf einen monitor, der ihm ins gesicht bläst und mit einem 60/40° horn oberhalb von so 600- 800Hz den rest der bühne unvermüllt lässt, lässt sich der bühnepegel per se um 4-5dB absenken. Gerade in kleinen Locations ist dies DER Parameter für vernünftigen Frontsound.
Man könnte jetzt in kleinen locations auf die idee komme, die gitarre nicht wirklich über die front mitzuschicken. Aber genau hier ergibt sich ein riesiges Problem. Wer sich schonmal eine Abstrahlsimulation eines standard 12" chassis angeguckt hat wird feststellen, dass diese viecher unglaublich krass (deutlich krasser als jeder monitor) bündeln. Will sagen: es klingt oberhalb von 60° oder so einfach gar nicht mehr (die grenzfrequenz würde ich grob geschätzt mal auf 1khz oder so setzen) und on axis halt entsprechend vernünftig in einem schmalen fenster von vielleicht 30° oder so. für eine standalonebeschallung also absolut unrbauchbar. Wenn man nun versucht eine zu laute gitarre zu übermischen birgt das aufgrund der breitbandigkeit (clean geht noch) unlösbare problem... im grunde gehts einfach nicht.
Das Problem wird immer dramatischer je größer die gitarrinkisten werden (ich würde behaupten dass eine 4*12er schon so unkontrolliert bündelt (4 keulen), dass sie selbst für einen gitarristen kaum noch brauchbar ist).
Jetzt die Ausnahme: Ich hab mal ne band live gesehen, deren gitarrist trat ohne modelling mit nem mesa stiletto (glaub ich) auf... der hatte da 3 kisten dran. 3x10" vollkommen kurioses setup. Zudem spielte er stereo und er setzt in einer kneipe die eine kiste in die linke die 2te in die recht ecke und die dritte für sich als monitor.
Da musste man dann wirklich nicht mehr die gitarre abnehmen und der sound war knaller... aber das ist wirklich ein sonderfall.
Also bei gitarre: Guter sound aufgrund von modelling
2. Bass
Ähnliches gilt für basser die neigen auch dazu alles zuzumüllen, aber bei weitem nicht so krass, wie gitarristen.
Bassamps haben aber den vorteil, dass sie ein Frequenzsegment bedienen in denen die lautsprecher bei weitem nicht so bündeln wie bei der gitarre. das heißt: es ist erstmal deutlich einfacher einen raum homogen mit einem Bassignal aus einer 4x10er von der bühne aus zu beschallen als mit einer 4x12er und gitarrensignal (letzteres geht wie gesagt im grunde gar nicht). Problematisch kanns nun werden, wenn man zu krassen destruktive interferenzen im bass hat und der bass an einigen stellen im raum ganze töne verliert... dann muss man den basser halt leiser machen. Auch das passiert mit modelling nicht.
Auch hier: wenn ich nem basser den tiefbass von der front zukommen lassen (dem das ohr ohnehin kaum ein timing zuordnen kann) und den rest (>100Hz) vom monitor dann ist das im grunde sicher nicht verkehrt.
Der bassound selbst ist derart instrumenten und spielerabhängig dass nahezu alle bassignale auch ohne jegliche ampsimulation brauchbar sind (DI-Box)
auch hier: Guter sound wegen fehlendem Amp
3. Schlagzeug
das ist wirklich schwierig.... Ich persönlich finde dass für rockpopzeug e-drumsignale von bassdrums und toms durchaus brauchbar sind...
was ich persönlich schwierig und meist auch nicht schön finde sind snaresounds (eben ghostnotes, rimshots, rimclicks etc...) eben weil die teppichsimulationen imho nicht so gut funktionieren.
Ich finde weiter dass hihatsimulationen oft nicht wirklich taugen... und auch becken hab ich lieber akustisch...
Obwohl n schlagzeug das lauteste dingen auf der bühne ist würd ich hier sagen:
Ein schlagzeug wirft nicht wirklich keulen, es strahlt fast kugelförmig vernünftig ab, deshalb kann man es einigermaßen übermischen. An der stelle würd ich sagen:
wenn das schlagzeug das letzte laute ist was auf der bühne verbleibt braucht man es nicht elektrifizieren...
Setzt vorraus dass n mischer da ist ders vernünftig mischen kann...
Fazit: Gitarrenmodelling ja! Kein bassamp: sehr gern... Kein akustisches Drumset: weiß nicht ^^