Anmerkung: Ich gehe mal davon aus, dass unser Exkurs ausgelagert wird und habe mich deshalb getraut, zu antworten.
Hallo Paul,
die Unterschiede sind ja auch minimal und "das meiste" funktioniert oft mit allen Systemen.
Die wesentlichen Club-Vorteile bestehen in der Einheitlichkeit: Bassbelegung überall identisch, vielleicht noch unmaßgebliche Septakkorde bei der Ouvertüre dazu. Nur die Club-Morino bietet Zusatzakkorde mit echtem Mehrwert.
Auch die Diskant-Basis ist überall gleich, eventuell ein paar Knöpfe mehr oder weniger (vor allem in der Hilfsreihe).
Abweichungen
Wenn ich hier die Bassbelegung höre, entspricht diese einer Club-Harmonika.
... fast
Ich habe mal den Anfang notiert (Copyright...? aber der kleine Ausschnitt reicht).
Ich habe die übliche Club-Tabulatur gewählt (mit den Club-Ziffern für die Bässe), die Melodie klingend darübergeschrieben. Soweit passt alles
(fast).
Offensichtlich ein Instrument in G/C, den schönen a-Moll-Akkord am Anfang und vieles andere hätte man genau so auch auf einer Club-Harmonika. Auch die 8 Bassknöpfe passen schon mal.
Aaaaber: das gezeigte Intstrument hat (wie so oft und abweichend vom Club-System auf den Bassknöpfen innen/unten auf Zug und Druck einen F-Dur-Akkord. Das hört und sieht man sehr deutlich im Video bei 0:06. Da wechselt sie für das letzten Viertel mit Takt von Zug auf Druck und es klingt weiterhin ein F-Dur-Akkord.
Die fragliche Stelle habe ich mit einem roten Kasten markiert.
Das "?" steht da, weil es keinen
F-Dur auf Druck im Club-System G/C gibt.
Trotzdem ließe sich die mit dem Club-System spielen, weil man bei Club hier nicht die Balgrichtung wechseln muss, denn
bei Club gibt es einen Gleichton, d. h. die Griffschrift mit dem Notenkopf auf der Mittellinie bedeutet, man kann hier bei der Club-Harmonik weiter auf Zug spielen, hat den Gleichton und auch den gewünschten F-Dur-Akkord.
Bie der Box im Film muss man allerdings kurz auf Druck wechseln, weil die eben keinen Gleichton hat und das klingende G auf Zug nicht verfügbar ist.
Steirische haben zwar ebenfalls Gleichtöne, aber völlig andere Bassbelegungen und im Gegensatz zu Club keine dritte Hilfstonreihe, sondern nur weitere reguläre Reihen.
Dein Hohner-Bild
... zeigt eine auffällige Ähnlichkeit zu meiner uralten Club-Victoria, die ich mal kurz mit dem Handy fotografiert habe (das Diskantverdeck ist gerade abmontiert)
Du hast recht, eine Erica ist das offensichtlich nicht. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass sie einen Gleichton hat, ich sehe auch keine Markierung.
War das nicht das (unabhängig vom Modellnamen, Erica war nur ein Beispiel), was Hohner mit "Wiener Modell (Zweireiher)" bzw. "zweireihige Handharmonika" bezeichnet hat?
Definition von Club-System
Ich habe eine alte Harmonika-Schule von Helbling (ZH), da gab es wohl den Begriff "Club-System" noch nicht und dort heißt es noch
HELBLING-Harmonka-Schule schrieb:
für 2 Reihen mit Gleichton und 2 und mehr Kreuztönen
[...]
Die bewährtesten Handharmonikas besitzen 2 Reihen Melodie- und 8 Baß- und Begleitungs-Tasten, ferner zwei oder mehrere Halbtöne (genannt Kreuztöne) zur Erweiterung der Tonarten. Zur besseren und bequemeren Spielart sind diese Halbtöne als 3. Reihe auf dem Melodie-Griffbrett angebracht.
Die 5. resp. 6. Taste der 2. Reihe soll im Aufziehen und Zudrücken gleichtönend sein. Diese für das Spiel des Instruments wichtige taste heißt Gleichton-Taste.
Das scheint mir eine recht passende Charakterisierung des Club-Systems zu sein. Hinzu kommt noch die typische Bass-Belegung.
Teilweise wurde früher sogar empfohlen, in sein Wiener Modell nachträglich den Gleichton einstimmen zu lassen, spätestens dann wird's unübersichtlich...
Auch Dir einen schönen Sonntag
Torsten