So lange es geht, ohne In-Ear!! Musik macht man immer noch mit den Ohren und in mir sträubt sich etwas, mit verstopften Ohren zu spielen, auch wenn aus diesen Stopfen Sound rauskommt.
Ich setze da eher auf die Vernunft, auch wenn das ein aussichtsloses Unterfangen ist. Kleinere Amps, leise Schlagzeuge, gescheite Aufstellung auf der Bühne (wo es geht), gut plazierte Monitore, kontrolliertes Spielen, Lust an dem gemeinsamen, dynamischen Musizieren, das ist mein Ziel und meine Lieblingsart, Musik zu machen. In-Ear würde (und werde...) ich mir nur anschaffen, wenn ich auf großen Bühnen "industriell" Musik mache, also reines Geldverdienen im großen Rahmen, Routine-Musik ohne Seele.
Das mit dem In-Ear scheint mir auch eine Mode-Erscheinung zu sein (genau wie Digital-Mixer...). Man will professionell erscheinen und für viele Musiker ist alleine diese Bewegung, beim Gig vor Publikum das In-ear reinzustecken oder rauszuholen, die Investition wert, das sieht ja sowas von cool aus und die Profis auf Youtube machen es auch. Genau wie das Rumlaufen mit dem Tablet oder das seitliche Aufstellen der Amps (in der Eckkneipe...), Profis machen es ja auch so. Wenn man dann mit Profis arbeitet, ist es ganz oft nicht so (ich meine jetzt kleinere Veranstaltungen...).
Mich stört auch schon einfacher Gehörschutz, da der zum lauteren Spielen verleitet. Nix ist ärgerlicher als ein künstlich halb-tauber Drummer, der in sein Schlagzeug reinprügelt, als ob das sein ärgster Feind ist. Oder ein Gitarrist, der über ein 50-Watt Röhren-Combo voll auf Anschlag spielt, die Ohren aber zu hat. Entweder alle oder keiner! Ich bin schon auf Sessions bei zu lauter Musik mitten im Lied von der Bühne gegangen. Ohne Bass klingt das dann nicht mehr so gut, aber das ist mir in dem Moment egal, mein Gehör ist mir wichtig, und zwar mein barrierefreies Gehör.
Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist, sind die vielen Kinder mit Gehörschutz auf Veranstaltungen (obwohl diese tendenziell durch gesetzliche Vorgaben und viel besserer PA-Technik immer leiser werden). Ich kann die Bewegungsgründe der Eltern für diese Maßnahmen nachvollziehen, aber wäre es nicht besser, wenn diese Kinder selber die Erfahrung machen, wann es zu laut ist? Die gehen dann schon mal instinktiv auf Distanz. Wenn es Babys sind, dann bleibt mal zuhause oder steht weit hinten, man muß nicht mit einem gehörgeschützen Säugling auf den Schultern in der ersten Reihe stehen. Ich persönlich gehe auf keine lauten Konzerte und wenn's mal zu laut wird, gehe ich. Das habe ich schon öfters gemacht.
Der Kampf gegen die Lautstärke und für bessere Musik sollte über die Vernunft gehen, nicht über die Technik.
Richtig Singen lernen kann Intonations-Probleme auch beseitigen, da braucht man nicht unbedingt In-ear dazu. Kleinere, leisere Technik auf der Bühne hilft auch, es muß nicht mehr der Ampeg, das Marshall-Full-Stack oder das 20" Crash-Becken und die 24" Bassdrum sein. Ich rede jetzt für mich und für die Musik-Richtungen, die ich bediene, also gepflegte Populär-Musik, von Blues bis Cover-Rock.
Fazit: In-ear nur, wenn es nicht mehr anders geht...
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Ich hatte in meiner dreieinhalb Jahre dauernden Karriere als Drummer einer Tanz-Kapelle 40 €-Sportkopfhörer von Sony an meinem drahtgebundenen In-Ear-Verstärker von Craaft und war hochzufrieden. Im ersten Jahr waren es Shure In-Ears, die dauernd rausgerutscht sind. Als dann das Kabel durch war, mußte etwas anderes her. Da ich kein Bass-Fetischist bin und Musik über den Verstand und nicht über den Bauch mache, war es mir nicht wichtig, z.B. teure Drei-Wege-InEars zu kaufen.
Beim Media-Markt habe ich dann paßenden Ersatz gefunden. Ich habe ein Yamaha-E-Drum gespielt, dafür waren diese Kopfhörer ideal. Die Bügel auf die Ohren geklemmt, die Stecker relativ lose ins Ohr, ein guter Mix drauf und ich war zufrieden. Der relative Autismus und die akustische Einsamkeit auf der Bühne haben mich aber immer gestört, es macht nicht unbedingt Spaß, so zu spielen, aber ich brauchte das Geld...