Umstellung auf In-Ear - ein oftmals langer aber lohnenswerter Weg

Probier doch erstmal was günstiges das sich x-fach bewährt hat: den Shure SE 215.
Dem kann ich nur zum Teil zustimmen - ich hab mir nach den Shure215 die Shure 535 zugelegt, der Unterschied war eine Offenbarung. Seit einigen Jahren benutze ich angepassete von Hearsafe (durchaus bezahlbar, ich hab sie mir zum Messepreis geholt) und bin damit mehr als zufrieden - sowohl als Keyboarder als auch (und vor allem) als Gitarrist.
Was man dabei allerdings nicht außer Acht lassen sollte ist die Funkstrecke - es gibt da welche, deren Übertragungsqualität unterirdisch ist oder (bei digitalen) die Latenz zu hoch.
 
@Carrera_124 Sorry, der Meinung kann ich mich nicht anschließen. Das sind rausgeschmissenes 100€. Gerade wenn du den Mix über in-ear machen willst, brauchst du schon Hörer, die ein differenziertes Klangbild liefern, und das kann so ein einfacher 1-Wege-Hörer wie der SE 215 nicht. Und gerade, wenn man noch Akkustisches Drumset, Amps und Wedges auf der Bühne hat, braucht man schon angepasste Hörer mit hoher Dämpfung.
 
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@dr_rollo Wenn ich lese was er sich vorher über und in die Ohren gestopft hat wäre der 215er eine schöne Diskussionsbasis gewesen. Eine Offenbarung ist er sicher nicht.
 
Unser Gitarrist hat wie netstalker auch mit dem 215 angefangen, und ist dann auf den 535 gewechselt, bestätigt genau das, was netstalker geschrieben hat. Also wenn schon, dann den 535, wobei man da auch schon fast beim Preis eines angepassten Hörers angekommen ist, wenn auch nicht mit einem UE. Aber es gibt andere Anbieter für angepasste Hörer um die 400€. Die Frage ist nur, wieviel Geld will man noch versenken?
Ich habe bereits verschiedene Hörer getestet, und an UE ist noch keiner rangekommen, nicht einmal die 3-Wege FA3 von FischerAmps.
 
Ich kann immer nur wieder die Stagediver SD-3 empfehlen. Quasi ein Mittelwert aus Hunderten von Otoplastiken. Bei mir sitzen die perfekt und klingen hervorragend. Und man kann sie im Zweifelsfall zurückgeben, was bei Custom InEars ausgeschlossen ist.
 
Aus Erfahrung kann ich Dir nur sagen, dass Dir auch beim UE5 nichts Wesentlichen fehlen würde.
Das mag natürlich persönliches Empfinden sein, und dummerweise kann man die Hörer ja nicht probehören.
Ich hab mir In-Ears bei "In-Ear-Monitoring Berlin" bauen lassen und die haben etliches an Demohörern, die du als Endkunde nicht kriegst. Sprich, da kann man Universalausführungen von angepassten Hörern probehören. Ich glaube, gegen Kaution geht das auch auf dem Postweg (ich war halt persönlich da). Es wird sicher noch andere Händler geben, die das anbieten, aber wissen tu ichs nicht. Jedenfalls kann ich Probehören nur wärmstens empfehlen.

Stagediver SD-2 und SD-3 hab ich auch probegehört. Gerade den SD-2 fand ich grandios, ging mir nur im Bass nicht tief genug runter. Ansonsten hervorragend. Ich würde zwar schon sagen: Wenn ein Mix durch SE 215 nach Mist klingt, dann ist er Mist. Aber ich würde sie nicht als Referenz für nen Mix nehmen. Echt nicht. Dafür matschen sie zu sehr und haben deutliche Unausgewogenheiten an mindestens drei unterschiedlichen Stellen im Frequenzspektrum.
 
Ein IEM sollte den Klang nicht beschönigen, sondern analytisch neutral dem Musiker dienen.
 
@Xanadou Probier doch erstmal was günstiges das sich x-fach bewährt hat: den Shure SE 215. Wenn dann dein Mix immer noch nicht klingt, liegt es am Mix.
Sehe ich auch so. Ortbarkeit, Klang usw. sind auch mit < 200€ Hörern möglich. Ich würde während der Probe auch einfach mal Studio-Kopfhörer nehmen, das langt häufig auch schon. Wenn das Grundsetting passt kannst du dich nach oben tasten.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ein IEM sollte den Klang nicht beschönigen, sondern analytisch neutral dem Musiker dienen.
Korrekt, und hierfür sind die Shure 215 ausreichend. Sicherlich gibt es "bessere" Hörer, aber gerade als Instrumentalist ist der "Klang" eigentlich dem "Feedback zum Spiel" unterzuordnen. Meinen Mix würde ich so niemals im Zug hören wollen. Auf der Bühne sind aber HiHat, Snare und meine Gitarre wichtiger als Keyboard und Background-Gesang. Wenn man an diesem Punkt angelangt ist, kann man auch teurere Hörer kaufen. Aber einen "vernünftigen" Mix, der das Spiel deutlich rüber bringt, bekommt man auch unter 200€ hin.
 
Nochmal: wenn man sich den PA Mix auf die Ohren legen möchte und trotzdem sich selber noch klar hören möchte, dann kommt man nicht um gute Hörer herum. Mit den UE funktionierte das bei mir immer, selbst mit den 3-Wege FischerAmps funktionierte das nicht mehr.
 
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...und darum geht es hier im Moment doch!
 
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So lange es geht, ohne In-Ear!! Musik macht man immer noch mit den Ohren und in mir sträubt sich etwas, mit verstopften Ohren zu spielen, auch wenn aus diesen Stopfen Sound rauskommt.
Ich setze da eher auf die Vernunft, auch wenn das ein aussichtsloses Unterfangen ist. Kleinere Amps, leise Schlagzeuge, gescheite Aufstellung auf der Bühne (wo es geht), gut plazierte Monitore, kontrolliertes Spielen, Lust an dem gemeinsamen, dynamischen Musizieren, das ist mein Ziel und meine Lieblingsart, Musik zu machen. In-Ear würde (und werde...) ich mir nur anschaffen, wenn ich auf großen Bühnen "industriell" Musik mache, also reines Geldverdienen im großen Rahmen, Routine-Musik ohne Seele.
Das mit dem In-Ear scheint mir auch eine Mode-Erscheinung zu sein (genau wie Digital-Mixer...). Man will professionell erscheinen und für viele Musiker ist alleine diese Bewegung, beim Gig vor Publikum das In-ear reinzustecken oder rauszuholen, die Investition wert, das sieht ja sowas von cool aus und die Profis auf Youtube machen es auch. Genau wie das Rumlaufen mit dem Tablet oder das seitliche Aufstellen der Amps (in der Eckkneipe...), Profis machen es ja auch so. Wenn man dann mit Profis arbeitet, ist es ganz oft nicht so (ich meine jetzt kleinere Veranstaltungen...).
Mich stört auch schon einfacher Gehörschutz, da der zum lauteren Spielen verleitet. Nix ist ärgerlicher als ein künstlich halb-tauber Drummer, der in sein Schlagzeug reinprügelt, als ob das sein ärgster Feind ist. Oder ein Gitarrist, der über ein 50-Watt Röhren-Combo voll auf Anschlag spielt, die Ohren aber zu hat. Entweder alle oder keiner! Ich bin schon auf Sessions bei zu lauter Musik mitten im Lied von der Bühne gegangen. Ohne Bass klingt das dann nicht mehr so gut, aber das ist mir in dem Moment egal, mein Gehör ist mir wichtig, und zwar mein barrierefreies Gehör.
Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist, sind die vielen Kinder mit Gehörschutz auf Veranstaltungen (obwohl diese tendenziell durch gesetzliche Vorgaben und viel besserer PA-Technik immer leiser werden). Ich kann die Bewegungsgründe der Eltern für diese Maßnahmen nachvollziehen, aber wäre es nicht besser, wenn diese Kinder selber die Erfahrung machen, wann es zu laut ist? Die gehen dann schon mal instinktiv auf Distanz. Wenn es Babys sind, dann bleibt mal zuhause oder steht weit hinten, man muß nicht mit einem gehörgeschützen Säugling auf den Schultern in der ersten Reihe stehen. Ich persönlich gehe auf keine lauten Konzerte und wenn's mal zu laut wird, gehe ich. Das habe ich schon öfters gemacht.
Der Kampf gegen die Lautstärke und für bessere Musik sollte über die Vernunft gehen, nicht über die Technik.
Richtig Singen lernen kann Intonations-Probleme auch beseitigen, da braucht man nicht unbedingt In-ear dazu. Kleinere, leisere Technik auf der Bühne hilft auch, es muß nicht mehr der Ampeg, das Marshall-Full-Stack oder das 20" Crash-Becken und die 24" Bassdrum sein. Ich rede jetzt für mich und für die Musik-Richtungen, die ich bediene, also gepflegte Populär-Musik, von Blues bis Cover-Rock.
Fazit: In-ear nur, wenn es nicht mehr anders geht...
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich hatte in meiner dreieinhalb Jahre dauernden Karriere als Drummer einer Tanz-Kapelle 40 €-Sportkopfhörer von Sony an meinem drahtgebundenen In-Ear-Verstärker von Craaft und war hochzufrieden. Im ersten Jahr waren es Shure In-Ears, die dauernd rausgerutscht sind. Als dann das Kabel durch war, mußte etwas anderes her. Da ich kein Bass-Fetischist bin und Musik über den Verstand und nicht über den Bauch mache, war es mir nicht wichtig, z.B. teure Drei-Wege-InEars zu kaufen.
Beim Media-Markt habe ich dann paßenden Ersatz gefunden. Ich habe ein Yamaha-E-Drum gespielt, dafür waren diese Kopfhörer ideal. Die Bügel auf die Ohren geklemmt, die Stecker relativ lose ins Ohr, ein guter Mix drauf und ich war zufrieden. Der relative Autismus und die akustische Einsamkeit auf der Bühne haben mich aber immer gestört, es macht nicht unbedingt Spaß, so zu spielen, aber ich brauchte das Geld...
 
Das mit dem In-Ear scheint mir auch eine Mode-Erscheinung zu sein (genau wie Digital-Mixer...). Man will professionell erscheinen und für viele Musiker ist alleine diese Bewegung, beim Gig vor Publikum das In-ear reinzustecken oder rauszuholen, die Investition wert, das sieht ja sowas von cool aus und die Profis auf Youtube machen es auch.
Das hab ich auch mal gedacht, wobei ich wirklich nicht verstehe, was an Digital-Mixern eine Modeerscheinung sein soll, aber das können wir für diesen Thread gerne ausklammern. :D Wird sonst zu OT. Aber ja, ich hab auch mal ein bisschen so über In-Ear-Verwender gedacht. Ich bin ja selbst auch eher auf Umwegen dazu gekommen und hab mich lange dagegen gewehrt. Auch jetzt mache ich manche Musik lieber akustisch mit den Ohren und so viel Monitoring wie eben nötig, aber nicht mehr. Deswegen kann ich deine Haltung gut nachvollziehen - in manchen Kontexten sehe ich das genau so.

So lange es geht, ohne In-Ear!!
Tja, und ich finde, das ist so ne Sache. Vieles KÖNNTE ich auch ohne In-Ear machen, aber ganz ehrlich: Seit ich auf Bühnen nicht mehr diese Lautstärken habe, die auch bei moderatem Drummer entstehen, bin ich echt empfindlich geworden und will auf den Gehörschutz nicht mehr verzichten. Muss ich das deswegen? Nicht unbedingt. Aber meiner Meinung nach kann man keine Trennlinie ziehen zwischen dem Bereich, in dem In-Ear überflüssig ist und dem, wo es nur so geht. Manche Musikstile oder Liveproduktionen lassen sich nicht ohne In-Ear umsetzen. Dann sind wir natürlich in dem Bereich, wo es wirklich nicht ohne geht. Aber auch in anderen Kontexten will ich, wie gesagt, nicht mehr darauf verzichten. Es bringt halt Vor- und Nachteile mit sich und die muss man für seinen persönlichen Zweck abwägen.

Fazit: In-ear nur, wenn es nicht mehr anders geht...
Dachte ich auch mal, aber es geht schon so, dass es sich relativ natürlich anfühlt. Dafür muss natürlich mischpultseitig die Zeit und das Know-How investiert werden. Aber es ist möglich. :)

Der Kampf gegen die Lautstärke und für bessere Musik sollte über die Vernunft gehen, nicht über die Technik.
So, wie ich das beobachte, wird beides gemacht. Und das ist der effektivste Weg. Silent Stage oder etwas, das nah rankommt, ermöglicht (quasi) maximale Kontrolle über die Lautstärke jedes Signals an jeder Stelle. Ich sehe es nicht so, dass man Vernunft und Technik hier gegeneinander ausspielen kann. Idealerweise nutzt man alle verfügbaren Mittel, um sein Ziel zu erreichen. Mir scheint, du siehst das ganze Thema sehr dogmatisch.
 
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Soso, wenn ich bedingt durch einen beruflichen Streß hervorgebrachten Tinnitus IEM als Gehörschutz nutze, dann falle ich in die Rubrik Modeerscheinung? :gruebel:

Kann ja jeder halten, wie er mag.

Ich jedenfalls freue mich, daß

1. es diese Technik gibt und
2. daß es sehr bezahlbar geworden ist. :prost:
 
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Das mit dem In-Ear scheint mir auch eine Mode-Erscheinung zu sein
Als Mode-Erscheinung würde ich eine Technologie, die nun seit Anfang der 90er des letzten Jahrhunderts auf den Bühnen Gang und Gäbe ist, nicht bezeichnen.
Die bessere Kontrolle des eigenen Tuns, die 500kg weniger am Band-Truck (für 6 Wedges + side fill und Endstufen), immens weniger Verkabelung, ...
Klar - wenn man mit einem Trio in den Kneipen dieser Welt unterwegs ist, mag das alles ohne IEM funktionieren - mit einer 6-Mann/Frau-Band sieht das alles etwas anders aus.

Da ich kein Bass-Fetischist bin und Musik über den Verstand und nicht über den Bauch mache,
Mit deinem Einwand kanzelst du jeden, der einen vernünftigen (dafür vorgesehen) IEM benutzt als ohne Verstand handelnden Musiker ab.
Zur Qualität der Hörer kann ich nur sagen: irgendwelche Bl..markt-Telefon-Ohrhörer haben mit IEM nichts zu tun und haben schon viele davon abgehalten IEM zu benutzen. Das hat nichts mit Verstand zu tun, sondern mit Übertragungsqualität: man hört es - oder man hört es nicht.

Ist zwar OT in diesem Thread - kann ich aber so nicht stehen lassen:
eine Mode-Erscheinung zu sein (genau wie Digital-Mixer...)
Digitale Mixer sind keine Modeerscheinung sondern technischer Fortschritt - dem kann man sich verschließen oder offen gegenüberstehen. wenn ich mit geringerem finanziellem Aufwand das gleiche (oder mittlerweile ein besseres) Endergebnis erzielen kann, ist das ein logischer Schluss....
 
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Es ist verständlich, daß jeder die IEM-Geschichte aus seiner persönlichen Warte basierend auf seinen Erfahrungen/Gegebenheiten in Sachen Band sieht. ABER: Runter mit den Scheuklappen!

Es gibt verschiedenste Gründe, warum der einzelne zum IEM greift und selbst wenn es "nur" das Tanz-Trio ist, das eben daran den feedbackfreien, stressfreien, praktischen Weg schätzt, weil es ersten bei den Gala-Jobs nicht pfeifen darf und man zweitens dreimal die Woche auf die Bühne geht und das nicht persönliche Selbstverwirklichung sondern Job ist. Von seelenlos zu sprechen, nur weil der Ton aus einem Ohrhörer kommt, halte ich für Unsinn. Dann sind wir nämlich schnell auch an dem Punkt, wo man technische Unzulänglichkeiten wie das Knacksen der Klinkenbuchse der Klampfe (die man schon seit Jahren hätte tauschen sollen...) dazu hoch stilisiert, daß es der eigenen Musik Seele gibt. lol

Bei uns z.B. stehen hinter den Singenden zwei Posaunen und drei Trompeten auf der Bühne. Die sind laut. Da ist Schlagzeug ("normal" gespielt) Kindergarten gegen.
Will ich die Leadstimmen via Wedge so laut bekommen, daß sie ordentlich über den Bläsern stehen, erhöhe ich nicht nur deutlich den Pegel auf der Bühne, sondern muß am EQ durch die rumrennenden Singenden auch so viel ziehen, daß der Sound, der am Ende rauskommt, nicht mehr gut klingt. Dann doch lieber den Singenden IEM verpasst.

Außerdem möchte ich bezweifeln, daß jemand, dessen IEM-Erfahrungen nie über den Level "Kaufhaus-Hörer" hinaus gegangen ist, wirklich einschätzen kann, wie gut professionelles IEM sein kann.


domg


PS: Derzeit stehe ich mit Wedge auf der Bühne, streite aber dennoch die Vorteile von IEM nicht ab.
 
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Es gibt immer Leute, die in-ear ablehnen. In den meisten Fällen sind es Argumente wie Musikalität oder Zusammenspiel bleibt auf der Strecke, Kontakt zum Publikum nicht mehr gegeben, zu teuer etc.
Zu teuer ist zum Teil Quatsch, weil auch kurzsichtig gedacht, denn eine vernünftige Monitorbox kostet auch Geld, aber die kauft man ja nicht selbst, sondern die wird ja gestellt... :engel::evil::tongue:
Kontakt zum Publikum kann man über Ambience Mikros hinbekommen
Musikalität? Also je besser ich mich und die Kollegen höre, um so besser kann ich performen.
Ich will eigentlich sagen, man kann im Prinzip jedes Gegenargument widerlegen. Die Vorteile überwiegenden jedem Fall - so meine Meinung. Bei Clubgigs, kleines Trio - da schließe ich mich den Vorrednern an - geht‘s sicherlich auch ohne Weiteres ohne.
 
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Ich bin mittlerweile auch bei der Einsicht, das es kein Schwarz-Weiß bei diesem Thema gibt.

Mittlerweile ist der „große“ Gig, von dem ich hier bereits etwas erzählt habe, gelaufen.
Noch mal kurz zur Erinnerung, dort war der Veranstalter eben nicht angetan von einer autarken/bandeigenen InEar Lösung...
Wie war’s nun? Die Techniker dort waren wirklich absolute Profis! Es war dann auch nicht so, dass InEar gar nicht ging. Unser Bassist hatte vorab nochmal angefragt, weil er wegen Tinnitus auf InEar angewiesen ist, was dann aber auch kein Problem war.
Trotz des sehr engen Zeitplan mit gerade mal 20 Minuten LC, haben die uns einen klasse Bühnensound gezaubert. Ein eigener, fähiger und routinierter Stage Monitor Engineer an der Seite, ist schon eine feine Sache !!
Unter diesen Bedingungen, geht wahrscheinlich eh alles. Unsere Bühnenlautstärke ist aber auch absolut ok. und diszipliniert. Ich habe ein 50 Watt Topteil mit 2x12er Box mit genommen und habe mir dennoch meine Gitarre auf die Wedges(!) vor mir geben lassen... Insgesamt ein toller Gig, bei dem sich alle wohl gefühlt haben und es war der beste Sound, den ich je erleben durfte.

Heute haben wir wieder einen Biergartenauftritt mit eigener Anlage und vor gut 300 Leuten gespielt. Ohne so eine Tech Crew...
Drei Bandmitglieder mit InEar und drei „konventionell“. Die Bodenmonitore haben Feedbackprobleme gemacht, die zunächst auch schwer zu lokalisieren waren.
Vier Leute unserer Band haben Tablets und auch mittlerweile den Durchblick, sich ihren Mix selber machen zu können. Die waren happy und zufrieden, die beiden, die „mitversorgt“ werden müssen, litten unter „zu Anfang war der Monitorsound super, aber nach dem zweiten Set, habe ich mich/xy nicht mehr gehört...“.

Also gerade bei Bands ohne eine Horde an Techs, wo die Musiker das mit erledigen müssen, ist InEar IMO eine sehr sinnvolle Sache, die viel Stress vermeiden kann (wenn da wirklich alle mitziehen...)
Ein Faktor ist auch die Anzahl der Musiker in der Band. Ein Trio ist viel einfacher auszusteuern, als sechs oder noch mehr Leute.
 
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Es ist verständlich, daß jeder die IEM-Geschichte aus seiner persönlichen Warte basierend auf seinen Erfahrungen/Gegebenheiten in Sachen Band sieht. ABER: Runter mit den Scheuklappen!

Es gibt verschiedenste Gründe, warum der einzelne zum IEM greift und selbst wenn es "nur" das Tanz-Trio ist, das eben daran den feedbackfreien, stressfreien, praktischen Weg schätzt, weil es ersten bei den Gala-Jobs nicht pfeifen darf und man zweitens dreimal die Woche auf die Bühne geht und das nicht persönliche Selbstverwirklichung sondern Job ist. Von seelenlos zu sprechen, nur weil der Ton aus einem Ohrhörer kommt, halte ich für Unsinn. Dann sind wir nämlich schnell auch an dem Punkt, wo man technische Unzulänglichkeiten wie das Knacksen der Klinkenbuchse der Klampfe (die man schon seit Jahren hätte tauschen sollen...) dazu hoch stilisiert, daß es der eigenen Musik Seele gibt. lol

Bei uns z.B. stehen hinter den Singenden zwei Posaunen und drei Trompeten auf der Bühne. Die sind laut. Da ist Schlagzeug ("normal" gespielt) Kindergarten gegen.
Will ich die Leadstimmen via Wedge so laut bekommen, daß sie ordentlich über den Bläsern stehen, erhöhe ich nicht nur deutlich den Pegel auf der Bühne, sondern muß am EQ durch die rumrennenden Singenden auch so viel ziehen, daß der Sound, der am Ende rauskommt, nicht mehr gut klingt. Dann doch lieber den Singenden IEM verpasst.

Außerdem möchte ich bezweifeln, daß jemand, dessen IEM-Erfahrungen nie über den Level "Kaufhaus-Hörer" hinaus gegangen ist, wirklich einschätzen kann, wie gut professionelles IEM sein kann.


domg


PS: Derzeit stehe ich mit Wedge auf der Bühne, streite aber dennoch die Vorteile von IEM nicht ab.
Das mit den Shure-Hörern haben Sie überlesen? Ich habe Erfahrung (und Erfahrungen...) mit ziemlich vielen Sachen, was Musik angeht, so daß ich sehr wohl mitreden kann.
Die Sony-Kaufhaus-Hörer habe ich mir bewußt gekauft und ich für mich konnte keinen großen Unterschied zu den viel teureren Shure-Hörern ausmachen. Die Information war da, ich habe gehört, was ich hören muß und das hat mir gereicht.
Meine besten Gigs waren die einfach gehaltenen, mit guten bis sehr guten vernünftigen Musikern, ohne In-ear und Digital-Mixer (auch auf großen Bühnen),
deswegen kommt diese Zeug für mich nicht oder nur ungern in Frage. Ich mach einfach Musik. Das mit dem Seelenlos unterschreibe ich gerne, so richtig macht es mir keinen Spaß,
mit verstopften Ohren auf einer Bühne rumzustolpern, mit an mir rumhängenden Kabeln, auch wenn ich die Kollegen über die In-ears höre. Ich will alles unvermittelt hören, die Band, das Publikum,
die rappelnden Schrauben an der Bassdrum, mein Handy in den Kulissen, das ganze Drumherum.
Den Mehraufwand mit externen Monitoren, Boxen, Amps usw. nehme ich gerne in Kauf, ich habe sehr leichtes und relativ klein gehaltenes Equipment, das ist mir lieber als die In-Ear Lösung.
 
Ach das geht schon etwas ins esoterische, finde ich. Am besten wäre ja vollkommen unplugged und alles ohne Strom. So mit vier Streichern oder Wandergitarre, Harmonika und Klarinette. So in die Richtung. Da brauchts gar nichts, der Aufbau und Soundcheck ist minimalst und die Darbietung unverdorben von irgendwelchem technischen Schnickschnack. Oder gleich auch auf die Instrumente verzichten und einfach nur singen. Das wäre das Ergebnis wenn man die Idee des Unvermittelten fertig denkt.

Ich denke aber dass es für beide Lösungen, Inear oder konventionelles Monitoring, Anwendungsfälle gibt. Ca. 60-70% der Jobs bei denen ich die Tontechnik mache, sind dergestalt, dass es meist mehr Sinn macht mit konventionellem Monitoring zu arbeiten. Die Bands sind sehr unterschiedlich, und auch wenn des die selbe ist, dann heißt das nicht dass sie immer auch in der selben Besetzung auftreten. Da sind Wedges einfacher zu handeln. Zumal die BAnds oft mit minimalstem Monitoring auskommen. Hin und wieder, gar nicht soo selten, stehen dann Monitore rum, auf denen letztendlich nichts drauf ist, weil der Musiker auch so alles ganz gut hört. So etwas ist mit Inear nicht wirklich möglich, da man dann immer was auf den Ohren braucht. Hin und wieder kommt dann ein Musiker, meist sind es die Schlagzeuger oder Keyboarder, die mit einem Inear-System arbeiten. Meist haben die einen kleinen Mixer mit, auf dem sie dann gerne ihr Instrument und den Rest getrennt haben wollen.
Bands mit durchgängigem Inear-Monitoring haben dann in der Regel auch ihren eigenen Monitormixer mit (oft genug ist es das X32 Rack). Ich bekomme dann ein Spltter-Signal, so wie hier oft besprochen. Und die Band kommt dann schon in der Regel mit dem eigenen Mikroset daher, denn damit haben die ihr Setup im Pult genau im Griff. Mir ist das auch recht. Weniger aufzubauen und ich kann mich voll auf den FOH-Sound konzentrieren.
Ich selber spiele in Bands, die konventionelles Monitoring benutzen. Einfach weil wir selten genug und wenn dann eher in sehr kleinen Locations unterwegs sind (echte Hobby-Band sozusagen). Da reichen dann ein, zwei Wedges für die Leadsänger und der Rest kommt schon direkt daher (auch wenn es trotzdem nicht laut ist). Mikrofone gibt es maximal für Vocals und den Kick. Für uns würde da Inear ein logistischer Overkill mit relativ wenig Benefit sein.

Zum Thema Digitalpulte. Ich denke dass erst mit der Einführung der digitalen Pulte, die noch dazu inzwischen mit Latenzen unter 1ms arbeiten, sinnvoll Inearmonitoring betrieben werden kann. Denn eines ist klar, erst mit dem Digitalpult sind reproduzierbare Ergebnisse wirklich möglich. Analogtechnik kann das einfach nicht leisten. Und mit aktuellen digitalen Systemen hat man eine deutlich höhere Kontrolle auf das Endergebnis dank der eingebauten Klangbearbeitungsmöglichkeiten. Auch das hilft einem einen idealen Monitorsound für die Ohren zu bauen. Und da reden wir noch lane nicht von Personal-Monitoring wie Axiom und Co.

Ich denke schon dass Inear auch etwas Zeit zur Eingewöhnung braucht. Ich habe z.B zweimal die selbe Band betreut, einmal kurz nachdem sie auf Inear umgestellt haben, das zweite mal 3 Jahre danach. (X32 Rack mit Mixapp am Handy) Beim ersten mal haben die während des Konzerts ständig nach korrigiert. Es sah fast so aus als ob die ständig irgendwas herum twittern würden;-) Beim zweiten mal war das um vieles entspannter. Die haben beim, deutlich kürzeren, Soundcheck ein paar mal nachjustiert und das wars dann schon auch. Ein nachträgliches Hantieren an der App während des Konzerts wäre mir nicht mehr aufgefallen.

Ach und noch was. Einen direkten Zusammenhang zwischen musikalischer Qualität und dem verwendeten Monitor-System konnte ich bisher nicht erkennen. Von wegen "seelenlos". ;-)
 
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