Hi Leute,
ich bin seit kurzem auch glücklicher Tube Thomsen Besitzer. Ich habe mir ein 5161 3xter Head (Century Wired) gegönnt. War viel Geld für einen Nischenamp, aber es scheint am Ende tatsächlich die eierlegende Wollmilchsau zu sein.
Anfänglich hab ich etwas mit den Speakers experimentiert.
1) Da ich eine orig. Tube Thomsen 4x12 mit V30 habe, lag es nahe, das Pärchen erstmal zusammenzubringen. Das Ergebnis hat mich überhaupt nicht überzeugt. Der Sound kalt, leblos und irgendwie Hifi. Also weiter experimentiert.
2) Harley Benton 2x12 mit G12M Greenbacks: naja, wahrscheinlich passen die Greenbacks einfach nicht zur Box. Klang ok, war mir aber zu leise.
3) Mesa Boogie 1x12 EVM Thiele Box: an der Box klingt jeder Amp geil, aber ich wollte den Vintagecharakter etwas mehr betonen
4) alte Orange Cabinet mit anfänglich 2x G12M (Pre-Rola von 1970) + 2x brandneue G12M Greenbacks; hier war das Territorium des Thomsen gefunden. Kurz darauf bin ich an ein Quad G12M Blackbacks von 1977 gekommen, die nun in der Box ihr Unwesen treiben. Die passen nun zum Amp wie Arsch auf Eimer.
Der 5161 liefert eine sehr brauchbare Mischung verschiedener Sounds auf gut aufeinander abgestimmten Gain-Stufen, die sich leicht verschiedenen Gitarren anpassen lassen. Der Eigencharakter des Amps bleibt stets erhalten. Der jeweils eigene EQ in den Kanälen verbiegt den Sound nicht und dient hier tatsächlich nur zur Abstimmung im Trio mit Gitarre und Box. Der Output Stage Regler ist mir noch ein Mysterium. Die tonalen Veränderungen sind mir noch recht subtil. Ich verwende ihn tatsächlich nur, um noch etwas mehr oder weniger Lautstärke zu generieren.
Der Reverb hält sich dezent im Hintergrund. Er ist im Cleankanal präsenter wahrnehmbar als im Crunch oder HiGain-Channel, was mir sehr gut gefällt. Einen plätschernden Fenderhall darf man hier nicht erwarten, aber der würde sich im Gain-Channel ja auch nicht zurückhalten. Der Hallkasten ist auch einer der kleinsten, die ich je in einem Tubeamp gesehen habe.
Die große Stärke des Amps ist ganz klar der Crunchkanal. Hier ist ja nach verwendeter Gitarre von lieblich schmatzendem Bluescrunch bis hin zu einem eher straffen Crunch vieles möglich. Er reagiert in diesen Gefilden ganz hervorragend auf den Anschlag und die Eingangslautstärke der Gitarre. Der Cleankanal ist auch sehr ansprechend. Sehr warm und rund. Ein gutes Konzept. Parallelen zum großen F kommen hier aber auch nicht auf. Er klingt dafür viel zu definiert und ...naja...Boutique eben.
Der HighGain Channel ist mit einer Paula-artigen Klampe schon ein ziemlich fetter Brocken. Da wundert es mich nicht, dass soviele mit den 1x12'er Combos Schwierigkeiten haben, einen zufriedenstellenden Sound zu finden. Der Kanal will ordentlich hergenommen werden. Gain auf 2-3 Uhr und die Sonne geht auf. Und das am besten an einer geschlossenen Box mit Speakern, die nicht zu sehr die Höhen betonen.
Anzumerken sei auch noch, dass die Kanäle jeweils recht weit im Master Volume gefahren werden wollen. Die Masters sind allesamt etwas über 12 Uhr (ca. 1-2 Uhr). Das ist dann aber auch eine gute Allround-Lautstärke, die locker in Proben und auf der Bühne genügen wird. Mehr darf es dann aber auch nicht sein, weil dir sonst die Ohren abfallen. Was die Wahrnehmung des Klangs bei leicht erhöhter Lautstärke angeht, verhält der Thomsen sich also wie jeder vernünftige Rockamp: Die Endstufensektion möchte gefüttert werden. Alles andere ist nur Kindergeburtstag.
Feinjustage in der Lautstärke nehme ich dann eben über den Output Stage vor. Da kann zwar wahrscheinlich nicht mal ein 1dB regulieren, was für mein Ohr in dieser Lautstärkenregion aber einen merklichen Unterschied ausmacht.
Der SweetSpot ist leicht zu finden.
Insgesamt kann ich dem Tube Thomsen ein hervorragendes Gesamtkonzept bescheinigen. Der Fußschalter ist ne Wucht!
Die Schaltung ist eigenständig und auf höchstem Niveau. So finde ich z.B. die Tatsache, dass der Amp über Relais gechaltet werden, die immer wieder beim Cleankanal einsetzen, wenn man den Amp frisch einschaltet (egal welcher Kanal vor dem Ausschalten zuletzt aktiv war) ein besonders erwähnenswertes Merkmal. Wenn man den Amp ausschaltet klickert es drinnen erstmal ordentlich herum.
Ich hab noch nicht reingeschaut, aber ich denke, dass die Kompenenten von langlebiger Qualität sind, denn anders als bei 60'er Jahre Amps, müsste man hier erstmal nach speziellen Relais etc suchen, was nicht nur teurer sondern auch schwieriger sein dürfte. Erst recht jetzt, wo Nils für entsprechende Fragen leider nicht mehr zur Verfügung steht (R.I.P.!).
Weil sich so ein Sound immer schwer beschreiben lässt, hab ich mir mal die Mühe gemacht und ein Demo auf meinen YT-Channel gestellt:
https://www.youtube.com/watch?v=oJG16V4nbt8
Viel Spaß beim Lauschen ;-)
Das waren Seppos 2 Cent.