Wenn sie nämlich so blöde gemacht ist, dass das bestraft gehört.
Nicht nur die Anzeigengestaltung schreit manchmal nach Strafe. Die Insolvenz eines Modelleisenbahn-Herstellers wurde von meinem Händler mal als Strafe für unzweckmäßige Verpackungen bezeichnet!
Wenn ein Händler im Verkaufsraum und im Kommissionsregal und im Lager viel Platz hat, gibt es keine Probleme, aber mal ehrlich, in der Praxis ist der Platz doch sehr knapp kalkuliert. Also legt man die Kartons und Schachteln mit der Stirnseite voran ins Regal. Das wird beispielsweise dann zum Problem, wenn man für 5 Kunden 5 verschiedene Kühlwagen bestellt. Die Unterschiede liegen hier nämlich in Lackierung und Aufdruck, während die Fahrzeuge selbst baugleich sind, so dass man sie auf stärker verkleinerten Schwarzweiß-Abbildungen nur schlecht identifizieren kann. Und mitunter hat der Kunde die Artikelnummer nicht parat und der Verkäufer die Bestellung nicht zur Hand. Also lässt er seinen Blick über die Verpackungen bzw. deren Stirnseiten schweifen, und was bekommt er da zu sehen? Genau, nichts als Artikelnummern und kleine Schwarzweiß-Bildchen, kein einziges Wort Produktbeschreibung.
Umbenennung von Bressot zu Bresso (nur weil Tante Frieda nicht kappiert hat, dass das T nicht mit ausgesprochen wird).
Da befindet sich Tante Frieda leider in bester Gesellschaft. Wenn ich mir anhören muss, dass sich Äivril Levine oder Cemeron Diaz (warum ist eigentlich noch keiner auf die Idee gekommen, auch ihren Nachnamen zu verunstalten?) neue Dessoußßßßß gekauft hat, kriege ich jedes Mal Krätze in den Ohren.
BTT: Ich mache meine Kaufentscheidungen nicht von Endorsements abhängig. Natürlich wäre es reizvoll, die Arbeitsgeräte seiner sämtlichen Vorbilder da zu haben, und natürlich ist es blöd, wenn ein Typ, den man überhaupt nicht abkann, als Endorser für das eigene Wunschgerät auftritt, aber mal ehrlich: Wenn mich ein Produkt wirklich überzeugt, dann will ich es so oder so haben, Endorsement hin oder her. An erster Stelle stehen die Produkte, die in technischer und gestalterischer Hinsicht perfekt zu meinen persönlichen Vorstellungen passen. Danach kommen Nachbauten von Vintage-Teilen, die noch bestehende Lücken schließen sollen und in der jeweiligen Ausführung entweder klassisch sind oder von einem meiner Vorbilder gespielt wurden. Bis das alles abgedeckt ist, bin ich eh schon dreimal insolvent.
Ganz zuletzt kommen dann die Signature-Instrumente, sofern es sich nicht um Artikel handelt, die für mich schon in die erste Kategorie fallen.
Zur Beurteilung der Produktqualität ist die Frage, wer was endorst, meiner Meinung nach aus zwei Gründen unerheblich. Zunächst sollte gehobene Qualität bei Produkten aus Hochlohnländern einerseits selbstverständlich sein, ist es aber andererseits selbst bei Signature-Instrumeten nicht. Zum anderen ist die Qualität nur einer von vielen Faktoren, die die Musiker bei der Auftragsvergabe berücksichtigen. Hat der Auftraggeber beispielsweise Vorstellungen in der Art "Korpusshapings wie bei Marke X, Hals wie bei Marke Y und Tonabnehmer der Marke Z", dann kann ihm passieren, einige Hersteller ablehnen und andere mit sich reden lassen, so dass die Auswahl zwischen verschiedenen Firmen an Hand von Merkmalen erfolgen muss, bei denen man nicht von Qualitätsunterschieden sprechen kann.
Leider kommt es auch, wie schon angeklungen, vor, dass das Signature-Instrument wenig mit dem zu tun hat, was der Künstler dann wirklich spielt. Die Fender Iron Maiden Stratocaster beispielsweise sehe ich eher als Verkaufsgag denn als Arbeitsgerät der drei Maiden-Gitarristen. Zwar stimmt es, dass mittlerweile alle drei eine Strat mit Vibratosystem spielen und genretypisch von der klassischen Elektrik abweichen, aber das war es auch schon. Die Signature-Gitarre bietet bei der Bestückung den kleinsten gemeinsamen Nenner der drei Endorser und ist mit einem in Heavy-Kreisen bewährten Vibratosystem ausgestattet; ansonsten wurde wohl in erster Linie versucht, die Gitarre möglichst "evil" aussehen zu lassen, damit sie neben den Maiden-Fans auch noch vom ganzen New-Metal-Nachwuchs gekauft wird. Die Endorser jedenfalls sind bei Dingen wie Potiknöpfen und Schlagbrettern mit der Standardausstattung zufrieden, und für eine schwarze Lackierung konnte sich auch nur einer von dreien begeistern.
Interessant ist in dieser Hinsicht auch die Telecaster von Avril Lavigne. Bislang dachte ich immer, dass man Sonderanfertigungen nur für viel Geld im Custom Shop bekommt und dafür auch ein Instrument in Händen hält, das man auf keinen Fall mit einem Instrument aus einer chinesischen Squier-Großserie vergleichen darf. Doch dann ließ sich Avril mit einer Telecaster in Sonderanfertigung ablichten und sagte dazu in etwa: "Fender wird demnächst eine in Zusammenarbeit mit mir entstandene Signature-Tele herausbringen, die Nachwuchsmusiker für wenig Geld kaufen können. Trotzdem wird diese Gitarre sogar die Ansprüche von Berufsmusikern befriedigen. Ich spiele sie immerhin selbst."
Ich will jetzt Avrils Aussagen nicht den Fender-Leuten in den Mund legen, aber diese beiden Beispiele zeigen recht deutlich, worum es beim Endorsement meines Erachtens in erster Linie geht: Der Künstler kommt billig an eine Sonderanfertigung, solange er wenigstens bereit ist, sich für die nächste Zeit irgendeine andere Pfanne desselben Herstellers um den Hals zu hängen. Der Hersteller wiederum kommt zu einem neuen Produkt, das ihm von den Fans dieses Künstlers aus den Händen gerissen wird und das sich nebenbei sowohl vom bisherigen Sortiment abhebt als auch universell und genretypisch genug ist, um auch für den Nicht-Fan als Zweit- oder Drittinstrument interessant zu sein.
Meine Kritik gilt nicht speziell der Firma Fender, auch wenn mir hierzu die meisten Beispiele einfallen. Das liegt letzlich daran, dass mich die Produkte dieses Unternehmens besonders interessieren. Wie sagte doch einst ein klassischer Trompeter: Kritik bedeutet letztlich Wertschätzung.