Das sind eigentlich ganz spannende Fragen, wie viel Musiktheoriewissen für gutes Singen notwendig ist. Wünschenswert klar, aber notwendig?
Was nützt mir zu wissen, dass ich eine Septime singen muss, die im Dominantseptakkord (so heißt das Ding zumindest auf russisch) liegt, wenn ich sie trotzdem nicht treffen kann? Bei dem Grundton Dreiklang ist dann der Druck eigentlich noch schlimmer "Kannst nicht mal den Grundton (Terz, Quinte, Oktave) singen?"
Mit den Zahlen und Buchstaben von vorher kann ich in der Tat wenig anfangen, soweit war meine Musiktheorieausbildung damals nicht. Aber ich mag es gerne trotzdem bei den schwierigen Akkorden, sie mal in Ruhe auseinander nehmen, und zu verstehen was da eigentlich los ist... ungefähr so:
Bbadd9 bedeutet: Ein Bb-Durakkord mit zusätzlicher (add) None (also Ton C in diesem Fall). Oft löst sich so ein Akkord dann in den normalen Dreiklang auf, also die None wird zur Terz.
Bbadd9 hätte ich alleine nicht verstanden, aber diese Erklärung verstehe ich gut, und gehe selber ähnlich vor ;-)
Praktisch hilft mir vor allem dieses Reinhören in den Gesamtakkord: wie klingt es denn? Wie klingt es wenn ich nur meine Stimme weg lasse? Langweilig
) Und wenn ich Tenor weg lasse, oder den Bass? Auch doof. Und dann höre ich rein, und noch mal, und noch mal, und gewöhne much an den Klang und übe dann solang bis ich die anderen Stimmen im Akkord laut spielen kann und meinen Ton laut dazu singen.
Wenn ein Stück durch Instrumente begleitet ist, suche ich ob mein Ton irgendwo in der Begleitung auftaucht. Oder wurde durch die Begleitung eingeleitet? Und klingt durch die Harmonie schon fast in der Luft? Oder muss ich hier sogar gegen die Begleitung singen und darf das Ganze färben, wie turko es oben so schön beschreibt? Na dann
Was mir noch praktisch hilft, ist auch tatsächlich nur meine Melodie acapella laut zu singen im "Solo" Modus - meine Arie! ...und schauen, was passiert. Ob es Stellen oder einzelne Töne gibt, die richtig falsch sind (passiert auch mal, wenn im Kopf warum auch immer eine etwas andere Melodievariante klingt) oder eben nur leicht ungenau, also quasi "abrutschen". Bei dieser "leichten" Ungenauigkeit liegt es häufig an mangelnder Spannung, oder Überspannung, oder schlechtem Vordersitz - also weniger reine Gehörthemen, sondern mehr Gesangstechnik. Wenn ein Ton aus der Maske nach hinten rutscht, verliert er ja z. B. den Glanz und klingt tiefer. Bei Überspannung steige ich. Also versuche ich jeden Vokal auf seinen Platz in der "Maske" zu bringen, und die Konsonanten so kurz und knackig vorne auszusprechen, dass sie vielmehr helfen als nicht stören. Unglaublich wie gut das Ganze hilft.
Und die letzte Sache, die gerade in meinem Fall super zutrifft: je vorsichtiger ich singe, desto wackeliger und ungenauer wird es. Also tue ich so, als ob ich es schon könnte - und dann stimmen die Singapparat-Einstellungen und dann klappt es häufig auf einmal
Also, es gibt schon so einige Methoden und Tricks ;-) , vielleicht kannst du etwas davon brauchen.
Liebe Grüße,
Kristina