Symphonic/Operatic Metal - Gesangstechnik? (weiblich)

  • Ersteller Sunny_Hunny
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Das ist total richtig. Im Pop sind die Klangideale ganz andere. Und man singt mit Mikro. Deshalb kann man es sich hier leisten (Was ja auch schön ist) mal ganz zart und weich und leise zu sein. Ganz intim. Da geht man ganz nah ans Mikro und braucht nur noch zu flüstern. Das ist der Vorteil von Popgesang, daß eben auch die ganz zarten Klänge einsetzbar werden.

Aber nicht nur. Vor allem hilft das Mikro in den tiefen Lagen, die in der klassischen Literatur gar nicht mehr vorkommen. Ich kann in einer kleineren Jazz-Besetzung und in konzertanter Umgebung viele Songs ohne Mikro singen, die Stimme ist tragfähig genug. Aber in der ungestrichenen Oktave muss ich das Mikro nehmen - und mit desen Hilfe kann ich auch ein annehmbares, vor allem aber hörbares cis oder d singen.

Aber mal was ganz anderes: Ich musste gerade echt lachen über die Klischees in den gezeigten Videos: Immer wieder 3 bis 4 langhaarige Typen, die auf ihre E-Gitarren eindreschen und ein Glockenstimmchen im romantischen Kleid. Es sind auch immer die gleichen Gesten, die die Sängerinnen machen und immer das gleiche Gehabe der Musiker.

Na ja... das sind eben die ästhetischen Codes des Genres. Wackere nordische Krieger, mystische Feen und Nebelwabern .... das entsprechende Outfit, die Gesten, die Inszenierung, das gehört halt zum Gesamtpaket "Symphonic Metal" ;)
 
Hmm... das Thema hatten wir ja schon öfter. Ich kann immer wieder nur dazu sagen, dass Lautstärke mMn nicht durch Atemdruck entsteht sondern durch Resonanz. Der Atemdruck, den ein Mensch produzieren kann ist WESENTLICH größer als der, den man zum lauten Singen braucht. Und ja, klassischer Gesang ist oftmals wesentlich lauter als Pop-Gesang und oft auch wesentlich lauter als Rock-Gesang. Aber wie gesagt denke ich, dass das nicht am Atemdruck oder irgendeiner Power in irgendeiner Weise liegt, sondern dem idealen Ausnutzen von Resonanzen.

Aber ich habe eben auch immer mehr das Gefühl (und du schreibst es ja auch), dass mit Atempower eben nicht Atemdruck genannt ist. Aber worin genau besteht dann diese "Power"? Die Kraft, die ich aufwenden muss, um große Lautstärken zu erzeugen ist eigentlich sehr gering, wesentlich geringer z.B. als die Kraft die ich z.B. beim Husten aufwenden muss, um den dabei entstehenden Atemdruck abzufangen.

Vielleicht habe ich auch eine völlig falsche Vorstellung von klassischer Singweise, aber ich kann in klassischer Einstellung eine wesentlich größere Lautstärke produzieren als z.B. in einer Ruf-Belting-Einstellung, obwohl ich beim Belten wesentlich mehr Atempower aufwenden muss. Auch die gesangliche Ausdauer ist bei mir in klassischer Einstellung wesentlich größer, beim Ruf-Belten komme ich auch schnell mal außer Atem. Im Mix-Belting nähern sich die Stile dann an, was den Atemaufwand angeht, die klassische Variante ist aber aufgrund der volleren Resonanz weiterhin lauter.

Ich glaube, womit ich mich ein bisschen reingeritten hab, war der Begriff "Lautstärke", wobei ich eigentlich Pushing von Atemdruck meinte. Atemdruck erhöht die Lautstärke halt nur bis zu einem bestimmten Punkt, nämlich genau bis zu dem Punkt, an dem Resonanz verloren geht, weil man z.B. die hintere Weite nicht mehr halten kann. Wenn man sich im Grenzbereich des noch möglichen Atemdrucks befindet ist der Schalldruck dann zwar größer, die subjektive Lautstärke aber geringer.

Trotzdem bin ich weiterhin der Meinung, dass Tarja in ihrer Rock-Band mehr pusht als in ihrer klassischen Einstellung und weniger darauf achtet mittels Resonanz laut zu sein.

Und piepsig singen mit viel Twang führt keineswegs zwangsläufig zum Drücken oder schieben, es muss halt richtig gelernt sein. Natürlich entfaltet man dann nicht die Lautstärke von klassischem Gesang, aber dafür ist ja das Mikro da. Die Belastung für die Stimme ist dann nochmal geringer, weil mit noch weniger Atemdruck gesungen wird. Diese Singweise entspricht in etwa dem Countertenor, der auch mit sehr starkem Twang aber extrem geringem Atemdruck singt.
 
Hmm... das Thema hatten wir ja schon öfter. Ich kann immer wieder nur dazu sagen, dass Lautstärke mMn nicht durch Atemdruck entsteht sondern durch Resonanz.

Das ist richtig.
Was der Zuhörer als "Lautstärke" beim Gesang empfindet ist in Wahrheit "Resonanz".
Das große klassische Ansatzrohr oder die große Beltöffnung nützt dir aber nichts, wenn keine (Atem)Power darunter liegt. Die meisten AnfängerInnen singen mit viel zu wenig Körperspannung und viel zu wenig Atemanpassung.
Aber wir können uns einstweilen vielleicht darauf einigen, daß Resonanz und Atemanpassung ("Stütze", "Anchoring", "Atemverstärkung/Power") zusammengehören und daß "Druck" und "pushen" nicht dasselbe ist wie "Atempower" und was ich meine mit "Atemanpassung". "Druck" wird für mich aus dem Kehlkopf gemacht und hat mit zuwenig Körper-, und Atemspannung zu tun. Den Atem "pushen" kann man auch. Dann ackert man unten viel rum, aber es überträgt sich nichts auf die Stimme. Worum es immer gehen muss ist ja die Verbindung des Atems mit der Tonproduktion.

Wenn du wenig Power hast nützt dir dein großes Instrument nichts. Aus einer Tuba würdest du nichts rausbringen, aus einer Blockflöte vielleicht schon. Im Falle des Singens bist du selber das Instrument. Alles, also auch Klang und Energie (Power) muss aus dir selber kommen. Ein großes Ansatzrohr ohne zugrundeliegende ausreichende Energie bleibt dann eben (im übertragenden Sinne) eine kleine Blockflöte und bekommt keinen Tubaklang.
 
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@ Shana und broeschies: Gott sei Dank fuer die letzten Posts, denn ich bekam so langsam das Gefuehl, dass Ihr einfach aneinander vorbeiredet.

Ich glaube naemlich ehrlich gesagt gar nicht, dass Ihr so verschiedenartige Dinge meint (vielleicht hier und da, aber im Grossen und Ganzen eigentlich nicht; aber vielleicht bin ich auch bloed ;)). Das Hauptproblem sehe ich darin, dass von einer Seite Begriffe benutzt werden, die von der anderen Seite negativ besetzt sind - so Begriffe wie "Druck" zum Beispiel. broeschies hat m.E. schon Recht, wenn er von mehr Druck im Sinne von Atemdruck/subglottischen Druck redet - das ist erstmal nichts Schlechtes und erfordert nur eine gewisse Anpassung, entweder auf Stimmband- oder koerperlicher Ebene. Ich will da jetzt keine technische Diskussion lostreten, weil's auch nichts bringt. Nur soviel: Ich hatte es nicht so verstanden, sich durch Twang generell irgendwas leichter zu machen (zumindest nicht primaer), sondern einfach darum, dass das einen anderen Klang gibt - und wenn man den will, erhoeht man dadurch ggf. in einer Art Rueckkopplungsreaktion auch den Widerstand in den Stimmlippen = hoeherer subglottischer Druck. Das ist nicht so sehr Druck im Sinne von "koerperlich druecken". In dem Sinne erleichtert Twang das Singen dann zwar, das ist aber nicht das Primaerziel. Was bei Euch im Einzelfall mit "pushen" gemeint ist, ist mir allerdings auch nicht so ganz klar; ich persoenlich benutze das ja eher im Sinne von "Quetschen" (also zu viel Widerstand in den Stimmlippen und mangelnde Atemanpassung) - keine Ahnung ;)

Ich hatte es uebrigens auch nicht so verstanden, dass Belting und klassischer Gesang gleichgesetzt wurden - da war doch nur die Rede davon, dass in beiden eben extreme Atemanpassung vonnoeten ist?

Egal, ich mach' mich hier grad selbst ganz konfus ;)
 
Was soll ich dann als autodidaktischer Laie erst sagen.... Ich lese mit und versuche zu folgen. Schwieritsch....... :confused:

Es scheint jedenfalls so zu sein, dass diverse Begriffe nicht so eindeutig sind, wie ich es mir als neugieriger Lernender wünschen würde. Das macht die Diskussionen etwas - unübersichtlich? Es gibt doch ein Board-Lexikon, könnten nicht Verweise darauf evtl. hilfreich sein?

Beste Grüße,
6f, nach Erleuchtung suchend.....
 
Was bei Euch im Einzelfall mit "pushen" gemeint ist, ist mir allerdings auch nicht so ganz klar; ich persoenlich benutze das ja eher im Sinne von "Quetschen" (also zu viel Widerstand in den Stimmlippen und mangelnde Atemanpassung)


Dem stimme ich zu.
Das hat aber nichts mit dem Singen mit großer Resonanzausnutzung und entsprechend angepasster Atempower zu tun. (AtemVERBINDUNG immer vorausgesetzt!)
 
Aber mal was ganz anderes: Ich musste gerade echt lachen über die Klischees in den gezeigten Videos: Immer wieder 3 bis 4 langhaarige Typen, die auf ihre E-Gitarren eindreschen und ein Glockenstimmchen im romantischen Kleid. Es sind auch immer die gleichen Gesten, die die Sängerinnen machen und immer das gleiche Gehabe der Musiker.

Ich bin ja nun ausdrücklich Fan solcher Mucke. Aber ja: Das Getue ist manchmal merkwürdig und dass sich einige Bands auffällig gleichen, ist auch kaum von der Hand zu weisen. Gibt es in anderen Bereichen auch. Aber wenn man sich im Klangspektrum und der Darstellung so einschränkt, bleibt - so fürchte ich - die Kreativität auf der Strecke. Auf der anderen Seite scheiden sich so Spreu und Weizen. Auch nicht schlecht....
 
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Ich mag die Musik auch :)
Ist mir halt grad aufgefallen, wie stark da mit immer wieder den gleichen Klischees gearbeitet wird. Klar gibt es das in anderen Genres auch. Trotzdem ist es lustig finde ich, wenn man es so vergleichen kann wie oben durch die verlinkten Beispiele von Vali. Anderer Name gleiches Gehabe, die Musiker und Sängerinnen sind dann auch irgendwie austauschbar.
 
Mit Twang, soweit ich den Begriff verstehe, forciert man ja auch sehr direkt die Frequenzen, die sich im Bandkontext gut durchsetzen.
Waehrend ein Kuppelklang eben doch noch weicher ist und eher untergeht. So erlebe ich das als Mann jedenfalls.
Ich will jetzt auch gar nicht behaupten wirklich super klassisch singen zu koennen, das ist wohl eher eine muede Imitation. Tatsaechlich sollte der Saengerformant ja was aehnliches bewirken. Nur empfinde ich das halt eher als eine indirekte und nicht unbedingt instinktive Geschichte. Wie ueberhaupt klangorientiertes Singen im Bandkontext eher schwer ist und ich z.B. eher sogar aufpassen muss, die Resonanzraueme nicht zuzumachen, weil man dann durch dieses "Hindernis" im Weg mehr spuert. Rauskommen tut aber eben trotzdem weniger

edit: Soll heissen: Man muss den klassischen Anssatz schon sehr verinnerlicht haben, oder perfekt beherrschen, um ihn im Bandkontext sicher finden zu koennen.
Vor allem in kleinen Proberraeumen werden manche Frequenzbereiche gnadenlos ueberdeckt. Das ist auch was anderes als ein Orchesterklang. (Wobei Blechblaeser schon fies sein koennen. ;) )
 
@ Shana: Genauuu! Und immer dann, wenn aus dem Kreis der Ähnlichen einige ausbrechen, find ich's besonders gut.

Wird das gerade OT...? dann nix wie weg...! :D
 
Die (musikalische) Uniformität und das Klischee gibt es in fast jedem Musikgenre, ganz klar.
Manche brechen da aus, in dem sie in fremden Gefilden wildern. Ich habe gelesen, daß Lady Gaga eine Jazz-CD aufnehmen will. Da ich sie für eine tolle Sängerin halte (ihre Musik hingegen mich nicht sonderlich anmacht), warte ich gespannt darauf.
 
Oh, ja. Das klingt interessant. Sie ist eine wirklich gute Sängerin und Pianistin, das unterscheidet sie von manch anderem Popsternchen.

Und schon kommen wir zu der These, dass zum Ausbrechen aus dem Rahmen zumindest ein wenig echtes eigenes Können gehört.
 
Ja, ich glaube auch, dass Shana und ich einfach was anderes unter Druck verstehen. Pushen ist bei mir im Allgemeinen erstmal nicht negativ besetzt. Pushen bedeutet für mich ein eher "nach außen" gerichtetes Singen. Der Gegensatz dazu ist das "nach innen gerichtete" Singen, das manchmal mit Bildern wie "die Stimme trinken" oder ähnliches verstärkt werden soll. Ich glaube das entspricht auch ein wenig den klassischen Vorstellungen von "gedeckt" oder "offen" zu singen. Beim Ruf-Belten versucht man halt durch einen nach außen gerichteten Singstil den Verbleib in der offenen Klangproduktion zu forcieren.

Bei gedeckten Singen ist das Stützgefühl stärker als das Push-Gefühl und es ist eher als würde man den Gesang "herausstöhnen" und ihn nicht rauspushen oder hat eben sogar das Gefühl, dass der Gesang eher nac hinnen gerichtet ist. Ich habe halt den Eindruck, dass die Symphonic Metal Sängerinnen eher länger offen singen und erst später in den gedeckten Modus wechseln als ihre klassischen Kolleginnen. Dadurch wird das Klangbild insgesamt breiter und technisch gesehen müssen sie stärker ausatmen (das ist Pushen nach meinem Verständnis).

Da fällt mir ein, dass es genau dazu ein Video von Christopher Lee gibt (vielleicht find ich das wieder), der ja bei Rhapsody in ein paar Songs mitgesungen hat und von der Technik auch ein wenig klassisch orientiert ist. Da wird gezeigt wie er bei der Aufnahme eines Songs mit den Rhapsody-Leuten diskutiert, ob er in den Höhen eher offen oder gedeckt singen soll und die Sagen ihm in etwa: "Das ist Rock-Musik, da wird erwartet, dass du offen singst". In etwa das meine ich. Auch Sänger, die sonst früh gedeckt singen würden, tendieren in der Rock-Musik zum offenen Singen und das offene Singen erfordert eben ein stärkeres Ausatmen, ist aber nicht unbedingt lauter als gedecktes Singen.

Wenn man bei Tarja z.B. das "Ave Maria"-Video mit ihren Nightwish-Sachen vergleicht, kann man zumindest als Indikator erkennen, dass ihre Mundöffnung beim "Ave Maria" tendenziell kleiner ist, was für einen gedeckteren Stil spricht.

Ich denke auch, dass gedecktes Singen mit Twang einhergeht. Dabei denke ich, dass ein sehr wichtiger Nutzen des Twang-Mechanismus die Adduktion der Stimmlippen ist. Dadurch kann mit geringerem sub-glottischen Druck der gleiche Druck innerhalb der Glottis erreicht werden wie beim Singen ohne Twang, also lauter gesungen werden bei geringerem Atemdruck. Man muss bei stärkerem Twang also weniger Atemdruck pushen.

Genau das steckt auch hinter der Idee halt mit starkem Twang zu arbeiten. Meine 2-jährige Tochter bspw. produziert mit ihren "Twanged-Belts" ganz erhebliche Lautstärken (gemessen am zur Verfügung stehenden Resonanzkörper und Atemvolumen) und ich kann mich nicht erinnern, dass sie je an ihrer Atempower gearbeitet hätte.
 
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Ich finde immer noch, dass Tarja ein schlechtes Beispiel ist. Natürlich singt sie beim Ave Maria anders als sonst bei Nightwish. Seit Century Child natürlich, weil sie mit Absicht anders singen wollte. Aber davor hat sie mMn schon versucht vollklassisch zu singen, nur war das damals das falsche Stimmfach für sie und sie war noch nicht so weit mit ihrer Gesangsausbildung. Natürlich singt sie das Ave Maria "klassischer" als zu Zeiten von Oceanborn, weil sie in ihrer klassischen Technik schlicht weg besser geworden ist. Wenn man sich z.B. Passion And The Opera anhört, hört man deutlich, dass es ihr an Können noch gefehlt hat. Ich glaube kaum, dass das Absicht war. Gerade bei den Koloraturen hätte sie ihre klassische Stimme in vollem Ausmaß präsentieren können (was sie sicher versucht hat).
Ich denke, es ist sehr wohl möglich mit richtiger klassischer Technik bei einer Symphonic Metal Band zu bestehen ohne mit irgendwelchen Tricks zu kompensieren. Es scheitert nur bisher am Können und natürlich auch an Ansprüchen der Songwriter und Fans, die sich zumindest ein bißchen Contemporary Klang in der Stimme wünschen. Aber es ist nicht unmöglich/inpraktikabel und wenn man es kann, muss man auch nicht kompensieren.
Und jeder Sänger, egal in welchem Stil er singt, braucht in einer Metalband ein gutes Körpergefühl und -kontrolle. Nicht nur die klassische Singenden.
 
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Ja, ich glaube auch, dass Shana und ich einfach was anderes unter Druck verstehen. Pushen ist bei mir im Allgemeinen erstmal nicht negativ besetzt. Pushen bedeutet für mich ein eher "nach außen" gerichtetes Singen. Der Gegensatz dazu ist das "nach innen gerichtete" Singen, das manchmal mit Bildern wie "die Stimme trinken" oder ähnliches verstärkt werden soll.

Ehrlichgesagt glaube ich nicht, daß wir wirklich ähnliches meinen. Würde ja gern was anders behaupten um der Harmonie willen ;-)
Es könnte aber vielleicht daran liegen, daß wir von unterschiedlichen Standpunkten aus auf die Dinge schauen, du als Beobachter von Sängervideos und Aufnahmen und Interviews und Beschreibungen - ich als Gesangslehrerin, die ja versuchen muss, den Leuten etwas möglichst optimiertes beizubringen.

Zur obigen Aussage: Ich glaube nicht, daß man aus "Singen nach außen" und "Singen nach innen" einen Gegensatz konstruieren kann. Das ist mit das erste, was ich meinen SchülerInnen beibringe und zwar unabhängig davon, welche Stilrichtung sie anpeilen: Du bist das Instrument, der Klang entsteht und entfaltet sich IN dir. Ein pushen nach Vorne führt immer zu einem tutigen und mageren Klang. Das ist ganz unabhängig vom Musikstil.
Das Instrument besteht aus Atembasis, Kehlkopffunktionen und Ansatzrohr und je nach Stilrichtung wirken diese unterschiedlich zusammen. Darum geht es im Gesangsunterricht und daran misst sich auch professioneller Gesang. Eine Anette Louisian, die ja ganz zart und fein singt ist deswegen nicht besser oder schlechter als Christina Aguilera, die sehr viel schmettert und sehr viel Power für ihre Songs braucht. Beide stimmen den Atem darauf ab, was herauskommen soll. Beide nutzen die innere Resonanz.





Ich denke auch, dass gedecktes Singen mit Twang einhergeht.

Das ist falsch. So wie ich "Twang" verstehe ist damit eine Verkleinerung des Instrumentes nach Vorne hin gemeint, ein sehr starker Vordersitz. "Decken" beschreibt dagegen eine große Erweiterung des Ansatzrohres nach unten/hinten bei gleichzeitiger Massenverkleinerung.




Genau das steckt auch hinter der Idee halt mit starkem Twang zu arbeiten. Meine 2-jährige Tochter bspw. produziert mit ihren "Twanged-Belts" ganz erhebliche Lautstärken (gemessen am zur Verfügung stehenden Resonanzkörper und Atemvolumen) und ich kann mich nicht erinnern, dass sie je an ihrer Atempower gearbeitet hätte.

Deine 2 jährige Tochter wird wohl kaum ein Konzert aus 20 Symphonic-Metal Songs in stilistischer Vollendung singen. Oder auch nur eine Opernarie. Sorry, aber der Vergleich mit dem Geschrei kleiner Kinder sagt überhaupt gar nichts aus und hat mit Gesang in einem professionellen Kontext nichts zu tun.
 
Zur obigen Aussage: Ich glaube nicht, daß man aus "Singen nach außen" und "Singen nach innen" einen Gegensatz konstruieren kann. Das ist mit das erste, was ich meinen SchülerInnen beibringe und zwar unabhängig davon, welche Stilrichtung sie anpeilen: Du bist das Instrument, der Klang entsteht und entfaltet sich IN dir. Ein pushen nach Vorne führt immer zu einem tutigen und mageren Klang. Das ist ganz unabhängig vom Musikstil.
Das Instrument besteht aus Atembasis, Kehlkopffunktionen und Ansatzrohr und je nach Stilrichtung wirken diese unterschiedlich zusammen. Darum geht es im Gesangsunterricht und daran misst sich auch professioneller Gesang. Eine Anette Louisian, die ja ganz zart und fein singt ist deswegen nicht besser oder schlechter als Christina Aguilera, die sehr viel schmettert und sehr viel Power für ihre Songs braucht. Beide stimmen den Atem darauf ab, was herauskommen soll. Beide nutzen die innere Resonanz.
Wenn du deinen Schülern ohnehin immer beibringst nach innen zu singen, dann ist es definitiv so, dass wir unter "Atempower" und "Pushen" eher nicht das gleiche verstehen. Eine nach außen gerichtete Didaktik wird z.B. bei "Zen of Screaming" verwendet. Typisches Bild da ist das singen "over the pencil", also sich vorzustellen man hätte einen Bleistift im Mund und würde darüber hinweg rufen. So eine Technik erfordert echtes Pushing von Atemdruck und wird dann halt hinterher zum Screaming ausgebaut. Der Atemdruck da ist deutlich höher als bei nach innen gerichteten Techniken.


Das ist falsch. So wie ich "Twang" verstehe ist damit eine Verkleinerung des Instrumentes nach Vorne hin gemeint, ein sehr starker Vordersitz. "Decken" beschreibt dagegen eine große Erweiterung des Ansatzrohres nach unten/hinten bei gleichzeitiger Massenverkleinerung.
Twang an sich erhöht den Kehlkopf und verkleinert damit das Instrument, das ist richtig. Deshalb ist es sehr wichtig genau das zu machen, was man beim gedeckt singen tut, nämlich die hintere Weite so groß wie möglich zu halten und damit den Kehlkopf wieder abzusenken. Nur so macht es wirklich Sinn Twang im Gesang zu verwenden. Wenn man das "Gegensteuern" durch Senken des Kehlkopfes nicht macht, wird der Klang nasal. In einem seiner Videos sagt z.B. Rob Lunte sinngemäß "This is the typical twang sound. To make it actually useful for singing we have to lower the larynx to prevent nasality".

Was den Vordersitz angeht würde ich sagen, dass Ruf-Belten vordersitziger ist (also von der gefühlten Resonanz her) als Twang. Twang hat, wenn man es mit hohem Kehlkopf verwendet den Stimmsitz eher so am Gaumensegel, bei klassisch tiefem Kehlkopf sogar eher im hinteren Raum. Nur wenn Twang "falsch" verwendet wird, landet der Stimmsitz im Bereich Nase/Maske.

Das ist nämlich gerade der Fehler beim Verwenden von Twang (den ich am Anfang auch gemacht habe), nämlich dass man mit Twang versucht "nach außen" zu singen. Das geht ziemlich sicher in die Hose. Nach außen singen funktioniert nur im brustigen Ruf-Belt-Modus mit viel Atempower und eben wenig Twang.

Ich werde mal demnächst versuchen eine klassische Hörprobe von mir aufzunehmen. Würde mich mal interessieren, ob ich da vom Klangideal wirklich so falsch liege. Ich twange nämlich gerade in den Höhen ganz erheblich beim klassischen Gesang. Am ausgeprägtesten wird das ganze im Countertenor-Bereich. Da ist das Singen ohne Twang eigentlich unmöglich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry, aber der Vergleich mit dem Geschrei kleiner Kinder sagt überhaupt gar nichts aus und hat mit Gesang in einem professionellen Kontext nichts zu tun.
Bei Symphonic-Metal speziell vielleicht nicht so sehr, aber bei Metal im Allgemeinen durchaus. Das sind eben gerade die durchdringenden Frequenzen, die gefragt sind und uebrig bleiben.
Orchester- und Bandklang kann man in dieser Hinsicht meines Empfindens nach nicht gleichsetzen.
 
Ich werde mal demnächst versuchen eine klassische Hörprobe von mir aufzunehmen. Würde mich mal interessieren, ob ich da vom Klangideal wirklich so falsch liege. Ich twange nämlich gerade in den Höhen ganz erheblich beim klassischen Gesang.


Oh ja, mach das, darauf bin ich gespannt.

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Bei Symphonic-Metal speziell vielleicht nicht so sehr, aber bei Metal im Allgemeinen durchaus. Das sind eben gerade die durchdringenden Frequenzen, die gefragt sind und uebrig bleiben.
Orchester- und Bandklang kann man in dieser Hinsicht meines Empfindens nach nicht gleichsetzen.

Ja, aber es geht ja um die Ausdauer, einen bestimmten Sound über lange Zeit konstant beizubehalten OHNE sich die Stimme zu schädigen und mit professionellem künstlerischem Anspruch. Und in diesem Sinne ist das Beispiel mit dem plärrenden Kleinkind einfach nicht aussagefähig. Auch wenn Broeschies 2jährige Tochter es möglicherweise für 5 Minuten schaffen würde, sich mit ihrem Geschrei gegen eine Rockband durchzusetzen. Ich denke tatsächlich, da wären 5 Minuten schon viel und mit Gesang im künstlerischen Sinne hätte es nichts zu tun. Was aber auch nicht in der Absicht kindlichen Geschreis liegt. Das Kind will einfach bloss gehört werden. Ich als Sängerin habe da schon einen etwas differenzierteren Anspruch.
 
Oh ja, mach das, darauf bin ich gespannt.
Ja, aber es geht ja um die Ausdauer, einen bestimmten Sound über lange Zeit konstant beizubehalten OHNE sich die Stimme zu schädigen und mit professionellem künstlerischem Anspruch. Und in diesem Sinne ist das Beispiel mit dem plärrenden Kleinkind einfach nicht aussagefähig. Auch wenn Broeschies 2jährige Tochter es möglicherweise für 5 Minuten schaffen würde, sich mit ihrem Geschrei gegen eine Rockband durchzusetzen. Ich denke tatsächlich, da wären 5 Minuten schon viel und mit Gesang im künstlerischen Sinne hätte es nichts zu tun. Was aber auch nicht in der Absicht kindlichen Geschreis liegt. Das Kind will einfach bloss gehört werden. Ich als Sängerin habe da schon einen etwas differenzierteren Anspruch.
Mir ging es bei dem Beispiel jetzt nicht um Ausdauer, sondern um Lautstärke und Tragfähigkeit und die Annahme, dass man dafür keine Atempower braucht. Es kommt aber auch nicht von ungefähr, dass einer DER nützlichsten "primal sounds" beim Erlernen von Gesang ein babyähnliches Jammern/Weinen ist. Bei hohen männlichen Belts in der Klassik ist der Twang auch ziemlich eindeutig klanglich zu hören. Hier in dem Video demonstriert Brett Manning das ein wenig mit einer Pavarotti-Referenz (von ihm wird dieser Klang als "epic whine" bezeichnet):
http://www.youtube.com/watch?v=v3zd8wHZsXY

Gerade in der Randstimme ist Twang kaum klanglich wahrnehmbar, wenn er gut kaschiert wird. Es fällt dann nur auf, dass die Stimme mehr "Fokus" hat und weniger "breit" klingt, weil die Stimmlippen näher zusammen sind, genau um den Stimmlippenschluss geht es auch in dem Video, wobei der Begriff Twang bei Brett Manning als solcher aber generell nicht verwendet wird soweit ich weiß.
 
@Shana:

Eben, es will gehoert werden. Und auch wenn Babys durchaus mal heiser werden, die haben ein beachtliches Durchhaltevermoegen. (Aber Erwachsene sind natuerlich keine Kleinkinder mehr und muessen die Hoehen enstprechend erzwingen. ICh denke aber nicht, dass die Tonerzeugung auf diese Art und Weise an sich schaedlich ist.)
Grundsaetzlich setzt sich aber gegen eine Metalband, die ihr Klangspektrum vollpackt, gar keine menschliche Stimme ohne Verstaerkung durch und wenn mit Verstaerkung, dann eben eher in den Hoehen, wo der Klassiker eher abdunkelt und der Saengerformant nicht mehr so eine grosse Rolle spielt.
Beim Orchester ist neben dem anderen Klang ja auch eher fuer Abwechslung gesorgt, das spielt ja nicht durchgehend mit allem was es hat, waehrend das bei manchen Metalbands fast schon eine "Tugend" ist stumpf durchzukloppen.
Aber da drehen wir uns jetzt auch im Kreis. Bzw. es wird ein wenig unuebersichtlich, wenn ich da jetzt auch noch meinen Senf dazu abgebe.
 

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