"Sustain" und so

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Tieftonsüchtiger
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Hallöchen,

ich habe eine Frage zum Sinn, sich eine teuere Bridge zu holen, die das Sustain besser rüberkommen lassen soll und Bässe mit durchgehenden Hälsen, die wiederrum das Sustain erhöhen sollen, aber schonmal einen Kleinwagen kosten.

Wikipedia schreibt zum Sustain:

Unter dem Begriff Sustain (englisch für aufrechterhalten) versteht man die Länge des Ausklingvorgangs, mit der ein auf einem Musikinstrument gespielter Ton ausklingt.

Also: Wenn ich eine Saite anschlage und komplett ausklingen lasse, hab ich die Länge meines Sustains, richtig?

Ich frage mich aber: Wer zum Teufel steht auf der Bühne, schlägt eine Saite an und lässt sie minutenlang ausklingen? Bis dorthin ist doch das Lied schon längst fertig.

Warum legen so viele Leute so saumäßigen Wert darauf und sind bereit hunderte Euro mehr zu zahlen nur weil der Hals durchgehend und nicht geschraubt ist?

Oder ist das eine Art Referenz, also ein Qualitätsmerkmal, an der man die Qualität des Prügels halbwegs einschätzen kann?

mfg
 
Eigenschaft
 
Letzteres kommt meiner Einschätzung nach schon nah ran.

Vor allem beim traditionellen Einsatz des Bass' als Begleitung anderer Instrumente ist Sustain m.E. eher nebensächlich. Ich hatte zumindest noch nie die Situation in der ich gedacht habe: ,,Jetzt bräuchtest du ein Instrument mit mehr Sustain.''

Wenn man allerdings eher Solo-/Tappingmäßig unterwegs ist, könnte ich mir vorstellen, dass es durchaus Unterschiede macht und so mancher ein Instrument mit durchgehendem Hals bevorzugt (z.B. Alembic — Stanley Clarke).

Darüberhinaus kann man ja immer noch mit 'nem Kompressor nachhelfen.

Gruesse, Pablo
 
wieviel sustain gewünscht wird, ist m.e. kein qualitätskriterium, sondern geschmackssache. die meisten basser wünschen sich wohl einen bass mit gesundem sustain. ich würde auch nicht einfach die zeit messen, denn der ton/die lautstärke schwillt langsam ab. es mag z.b. ja gewünscht sein, auch ´mal ganze und halbe oder in die nächste note ´reinzuspielen ;) (das ´mal ungeachtet pablos soloarguments).
sustainförderndernd nehmen m.e. folgende faktoren einfluss.
1. Tonhölzer
2. Hals-/Korpusverbindung
3. Saitenführung und dann erst
4. Brücke
aus der rangfolge resultieren dann die teuren obigen faktoren.
 
Apropo Tonhölzer:

Ich habe einen Bass mit Agathis-Korpus. (Ibanez GSR).

Ich habe gelesen, dass Agathis gerade ein paar Stufen besser wie Sperrholz ist. Allerdings war der Bass nicht gerade billig (damals 400€).

Bei Thomann habe ich aber schon Harley-Benton Bässe mit Korpus aus Erle gesehen, für lächerliche 190€.

Wie kommt das? Ist das ganze drumherum an dem schuld oder hab ich einfach den Namen gezahlt?
 
Tieftonsüchtiger;2313206 schrieb:
... Ich habe gelesen, dass Agathis gerade ein paar Stufen besser wie Sperrholz ist. ...
quatsch. es gibt auch minderwertige, schlecht abgelagerte erle. allerdings wird auch der beste agathis-bass niemals zum meistersänger werden. ist und bleibt ein relativ weiches nadelholz.
 
Wie mir mal ein guter Verkäufer gesagt hat: Mach keine WIssenschaft draus! Wenn's passt, passts.

Allein beim Holz gibts ja nicht nur Unterschiede in der Art, sondern auch in der Qualität. Nur mal als Bsp.: lieber einen 1a Sperrholz Kontra, als einen dritt oder viertklassigen massiven. Gutes Agathis ist besser und damit auch teurer als billige Erle, Ahorn, Mahagonie, etc. Außerdem zahlst du bei Ibanez natürlich auch für den Namen. Zuguterletzt ist ja Holz nich das einzige, das einen Bass teuer macht.
 
Klingt natürlich plausibel, dankeschön!
 
wieviel sustain gewünscht wird, ist m.e. kein qualitätskriterium, sondern geschmackssache.

Für mich ist es ist auch kein objektives Qualitätskriterium, da hab ich mich etwas ungenau ausgedrückt.

Aufgrund der Tatsache, dass sich die Länge des Sustain vermeintlich ganz gut ,,messen'' lässt (,,ey guck ma, was für'n Sustain der X hat. Da kannste den Y vergessen...'') wird es halt oft als Qualitätsmerkmal herangezogen.

Alle anderen Klangeigenschaften lassen sich meiner Meinung nach verbal um einiges schlechter beschreiben (fett, knurrig, brilliant, häh?) und sind für das ungeübte Ohr teilweise auch schwerer wahrzunehmen/abzuschätzen, zumal meistens nicht im Bandkontext getestet wird.

Ich zumindest habe mit meinem Alembic mit durchgehendem Hals gute Erfahrungen im Studio gemacht (da man ihn im Mix besser wahrnimmt) und live bringt's der Preci.

Gruesse, Pablo
 
Eine kleine Frage dazwischen vielleicht:
Wie kommt es dass bei manchen (wenigen) Buenden
- zumindestens vom Gefuehl her was ich hoere- die Toene ein bischen laenger klingen oder kuerzer. Oder der Ton klarer oder auch mal etwas dumpfer raus kommt?
Liegt das an der Holzstruktur, also dass das Holz an der spezifischen Stelle beispielsweise weicher ist?
 
Das hat was mit Phasenauslöschungen zu tun. Gewisse Materialien haben eine Eigenresonanz (bzw. eine ganze Menge), die Frequenzen absorbieren oder verstärken. Je nachdem, ob du nun eine solche triffst, wird der von dir gespielte Ton verstärkt oder ausgelöscht. Probleme, wie zum beispiel die Deadspots entstehen dadurch.

Idealerweise liegt die Eigenresonanz des Materials, aus dem das Instrument gebaut wurde ausserhalb des Tonalen bereichs des Intruments selber, dann kommt es nicht zu diesen Auslöschungen. Bässe aus alternativen Materialien (z.B. Graphite und was es da inzwischen noch so alles gibt) machen von diesem Prinzip Gebrauch. Dazu kommt, dass diese Materialien sehr steif sind und deshalb wenig Schwingungsenergie verloren geht => mehr Sustain.

Allerdings ist die Gradwanderung zwischen physikalisch idealem Klangverhalten und Toncharakter nicht ganz einfach. Denn diese Resonanzen sind natürlich auch klangbeeinflussend und unser Ohr hat sich halt die letzten Jahrzehnte sehr daran gewöhnt, wie ein E-Bass zu klingen hat. Deshalb sind die ganzen Klassiker auch nicht totzukriegen, auch wenn modernere Bässe physikalisch gesehen besser sein mögen [1].

Letztere Abschnitt ist eine These von mir, vielleicht mag sie jemand wiederlegen. :)

Gruesse, Pablo


[1] Jetzt ausser acht gelassen, dass sich mit modernen Materialien das Verhalten von Hölzern nachempfinden lässt, aber da könnte man ja auch gleich Holz nehmen. ;) *g*
 
außerdem isses meiner Meinung auch (wie immer^^) ne Frage des Geschmacks von wg Eigenfrequenzen und so. Hab bei meinem die Erfahrung gemacht dass es einfach nochmal geil is wenn man bei nem bestimmten Ton (bei mir isses das A) auf ma merkt das iwie alles so nen bissl anfängt zu zittern...zudem bringt mein A passend gespielt auch noch unwillkürlich unsern Proberaum zu Beben :)
 
Also Sustain definier ich für mich als Stehvermögen und Tragweite eines Tones, und das find schon sehr wichtig... Wenn man mal in einem Song mit gleichen Gitarren, Drums etc. zwei Bässe vergleicht, einen mit wenig und einen mit viel Sustain, da merkt man schon deutliche Unterschiede. Der mit mehr Sustain ist präsenter, der Ton steht (auch in hohen Lagen) länger, der Bass ist tragender, kurzum, das Lied klingt einfach besser!
Ist natürlich Geschmackssache, ich mags wenn schön "wummert" :D
Aber auch für alle Filigranbassisten, jene Mischwesen, die sich nicht entscheiden konnten ob sie Bass- oder Gitarrist werden, und sich gerne in den höheren Tonlagen verlaufen, ist Sustain wichtig, weil ansonsten nicht viel vom Ton zu hören ist, wenn sie nicht richtig anschlagen und somit sind Sachen wie Pull-Offs oder Hammer-Ons für die Katz...

greets
 

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