Tiwaz
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Be.Em:
Da muß ich leider wieder kurz intervenieren. Dein Vergleich der dünnen Bäume mit den Granitblöcken ist ungünstig. Denn es ist nicht die Eigenschaft des Holzes vs. des Granits, weshalb in deinem Gedankenbeispiel die dünnen Bäume die Schwingungen weiter geben...sondern eine Frage des Gewichts! Der Granit wird die Schwingung nämlich sogar besser (!) weitergeben als die elastischen Bäume, die durch innere Reibung beim hin- und her Biegen einiges an Schwingungsenergie "fressen" werden. In deinem speziellen Beispiel trifft also diese Nullweitergabe auf die Granitblöcke nur deswegen zu, weil so ein dicker, schwerer Granitbrocken dazu erstmal in Schwingung versetzt werden muß...was bei einem dünnen Bäumchen eben nicht so sehr die Herausforderung ist. Somit ist dein Beispiel nicht geeignet den Unterschied zwischen den Werkstoffen zu erklären...und deine Schlussfolgerung ist meiner Ansicht nach sogar falsch - da der harte, steife Granit jegliche Schwingungen viel besser weiter gibt als ein elastisches Holz, welches nunmal dazu neigt diese Schwingungen in Wärme umzuwandeln.
Ferner hat dieser Vergleich auch mit Gitarren nichts zu tun - da man hier, wie erwähnt, garnicht verhindern kann und will, daß diese Schwingungen auf den Korpus übergehen. Ganz im Gegenteil will man dies mit möglichst großen Kontaktflächen sogar begünstigen, damit an diesen "Schwachstellen" keine Schwingungsenergie verloren geht! Es ist zwar richtig, daß man noch mehr Sustain ausbeuten könnte, wenn es gelänge die Schwingung konsequent auf die Saite zu beschränken...da dies nicht möglich ist, ist es aus physikalischer Sicht nun am Zweitsinnvollsten, diese Energie möglichst gut auf die restliche Gitarre überlaufen zu lassen um sie dort in der Masse zu "speichern".
Dies suggeriert, daß es bereits unter Laborbedingungen nachgewiesen wurde, daß die Steinberger GL tatsächlich trotz Körperkontakt länger schwingt - sofern dies nicht der Fall ist, bitte ich darum mich aufzuklären, warum dann "dieser Satz" schon der Beweis des Irrtums ist...tut er doch nichts anderes, als eben an diesem längeren Sustain zu zweifeln.
Nehmen wir mal an...:
Du hältst eine kleine Triangel. Aber nicht wie vorgesehen am Bändchen (?) - sondern an ihrer oberen Spitze...also dem Resonanzkörper selbst. Wenn du jetzt die Triangel anschlägst, wird der Ton nur einen kurzen Moment bestehen bleiben, weil deine Finger diese Schwingungsenergie sofort aufnehmen und wie Stoßdämpfer "fressen". Wir Gitarristen sprechen hier von Palm Mutes!
Als nächstes stellen wir uns vor, wir halten ebenfalls mit zwei Fingern am unteren Ende so eine schwere Kirchenglocke...und nun schlägt jemand mit nem Hammer dagegen. Was meinst du...kannst du diesen Ton genauso schnell palm muten wie bei der 300g Triangel - oder klingt er länger?
Er wird länger klingen! Wenn man einen so schweren Körper erstmal in Vibration versetzt (wozu wir hier einen Hammer benötigen) - dann lassen sich 300kg nicht mehr so einfach von zwei Fingern aufhalten. Aus dem gleichen Grund wird eine extrem leichte Gitarre bei Kontakt mit dem Körper des Gitarristen immer in seiner Resonsnzschwingung schneller ausgebremst wie eine schwere Gitarre.
Ansonsten ist es aus physikalischer Sicht leider immernoch falsch zu glauben, daß eine "massive Brücke" oder ein "Carbon-Body" weniger geneigt seien Schwingungen weiter zu geben. Mir ist auch unklar, warum du hierzu anderer Meinung bist. Die Schwingungen haben nur zwei Möglichkeiten...entweder, sie breiten sich von dem einen Körper auf den Anderen aus (festes Material zu festem Material) - oder sie werden von dem zweiten Körper absorbiert (festes Material zu weichem Material) und in wärme umgewandelt. Zu glauben, daß "Hitech-Materialien" wie Carbon an einfachen physikalischen Gesetzen etwas ändern würden ist Voodoo. Resonanzschwingung ist nichts anderes als Vibration...also eine kleine 3-dimensionale Bewegung. Sobald du eine Saite anschlägst, bewegt sich also die gesamte Gitarre...und stößt dabei mit diesen winzigen Bewegungen gegen deine Beine, deine Hand am Hals, den Unterarm deiner Schlaghand und deinen Oberkörper. Dabei wird diese Bewegung der Gitarre abgebremst - sie hört also langsam auf zu vibrieren, womit der Ton stirbt.
Wie wir am Vergleich der leichten Triangel und der schweren Glocke erahnen können, kann ein schwerer Körper solche Bewegungsenergie besser speichern...womit schwere Gitarren unter diesem Effekt weniger leiden als Leichte. Aus diesem Grund habe ich Zweifel daran, daß so eine extrem leichte Steinberger Gitarre "real gespielt" tatsächlich längeres Sustain bietet.
Es spricht aus meiner Sicht nur ein Argument für die leichte Steinberger: da die Vibrationsenergie der Saite nur einen leichtern Gitarrenkörper zum Mitschwingen bringen muß, geht hier weniger Energie verloren. Bei der leichten Triangel reicht zum Anschlagen schon die Energie eines kleinen Metallstäbchens - wo wir bei der schweren Glocke einen Hammer brauchen.
Viel Masse hat also einen negativen und einen positiven Effekt und mir fehlen beim besten Willen die Formeln, um das jetzt gegeneinander ausrechnen zu können. Aber rein aus meiner "Laien-Vernunft" und anhand meiner praktischen Erfahrungen (Gibson SG - 2,8kg / Fernandes Dragonfly - 3,8kg) bin ich mir sicher, daß ein schwerer Gitarrenkörper unterm Strich deutlich besser ist für das Sustain.
Liebe Grüße
Matze
Materialabhängig geht die Schwingung an den Übergangsstellen (Saite ---> Brücke ---> Body ---> Wampe) eben mehr oder weniger stark auf die nächste Komponente über. Um dir das bildlich vorzustellen: Spanne ein dickes Gummiseil zwischen zwei dünne Bäume, und versetze das Gummiseil in Schwingung. Werden die Bäume mitschwingen? Und wird diese Schwingung sich bis zum Boden übertragen? Eher ja. Und jetzt stell dir das gleiche Gummiseil zwischen zwei Granitblöcken vor. Eher unwahrscheinlich, dass da noch viel im Boden ankommt. Der dann wohl am ehesten der energieschluckenden Wampe entspräche
Da muß ich leider wieder kurz intervenieren. Dein Vergleich der dünnen Bäume mit den Granitblöcken ist ungünstig. Denn es ist nicht die Eigenschaft des Holzes vs. des Granits, weshalb in deinem Gedankenbeispiel die dünnen Bäume die Schwingungen weiter geben...sondern eine Frage des Gewichts! Der Granit wird die Schwingung nämlich sogar besser (!) weitergeben als die elastischen Bäume, die durch innere Reibung beim hin- und her Biegen einiges an Schwingungsenergie "fressen" werden. In deinem speziellen Beispiel trifft also diese Nullweitergabe auf die Granitblöcke nur deswegen zu, weil so ein dicker, schwerer Granitbrocken dazu erstmal in Schwingung versetzt werden muß...was bei einem dünnen Bäumchen eben nicht so sehr die Herausforderung ist. Somit ist dein Beispiel nicht geeignet den Unterschied zwischen den Werkstoffen zu erklären...und deine Schlussfolgerung ist meiner Ansicht nach sogar falsch - da der harte, steife Granit jegliche Schwingungen viel besser weiter gibt als ein elastisches Holz, welches nunmal dazu neigt diese Schwingungen in Wärme umzuwandeln.
Ferner hat dieser Vergleich auch mit Gitarren nichts zu tun - da man hier, wie erwähnt, garnicht verhindern kann und will, daß diese Schwingungen auf den Korpus übergehen. Ganz im Gegenteil will man dies mit möglichst großen Kontaktflächen sogar begünstigen, damit an diesen "Schwachstellen" keine Schwingungsenergie verloren geht! Es ist zwar richtig, daß man noch mehr Sustain ausbeuten könnte, wenn es gelänge die Schwingung konsequent auf die Saite zu beschränken...da dies nicht möglich ist, ist es aus physikalischer Sicht nun am Zweitsinnvollsten, diese Energie möglichst gut auf die restliche Gitarre überlaufen zu lassen um sie dort in der Masse zu "speichern".
Na, und alleine dieser Satz zeigt ja, dass da ein Wurm in der Überlegung steckt.
Dies suggeriert, daß es bereits unter Laborbedingungen nachgewiesen wurde, daß die Steinberger GL tatsächlich trotz Körperkontakt länger schwingt - sofern dies nicht der Fall ist, bitte ich darum mich aufzuklären, warum dann "dieser Satz" schon der Beweis des Irrtums ist...tut er doch nichts anderes, als eben an diesem längeren Sustain zu zweifeln.
Nehmen wir mal an...:
Du hältst eine kleine Triangel. Aber nicht wie vorgesehen am Bändchen (?) - sondern an ihrer oberen Spitze...also dem Resonanzkörper selbst. Wenn du jetzt die Triangel anschlägst, wird der Ton nur einen kurzen Moment bestehen bleiben, weil deine Finger diese Schwingungsenergie sofort aufnehmen und wie Stoßdämpfer "fressen". Wir Gitarristen sprechen hier von Palm Mutes!
Als nächstes stellen wir uns vor, wir halten ebenfalls mit zwei Fingern am unteren Ende so eine schwere Kirchenglocke...und nun schlägt jemand mit nem Hammer dagegen. Was meinst du...kannst du diesen Ton genauso schnell palm muten wie bei der 300g Triangel - oder klingt er länger?
Er wird länger klingen! Wenn man einen so schweren Körper erstmal in Vibration versetzt (wozu wir hier einen Hammer benötigen) - dann lassen sich 300kg nicht mehr so einfach von zwei Fingern aufhalten. Aus dem gleichen Grund wird eine extrem leichte Gitarre bei Kontakt mit dem Körper des Gitarristen immer in seiner Resonsnzschwingung schneller ausgebremst wie eine schwere Gitarre.
Es ist einfach so, dass die massive Brücke und der Carbon-Body die Schwingung eben nicht so stark von Komponente zu Komponente weiterreichen, und deswegen ist der Wampeneinfluss begrenzt
Ansonsten ist es aus physikalischer Sicht leider immernoch falsch zu glauben, daß eine "massive Brücke" oder ein "Carbon-Body" weniger geneigt seien Schwingungen weiter zu geben. Mir ist auch unklar, warum du hierzu anderer Meinung bist. Die Schwingungen haben nur zwei Möglichkeiten...entweder, sie breiten sich von dem einen Körper auf den Anderen aus (festes Material zu festem Material) - oder sie werden von dem zweiten Körper absorbiert (festes Material zu weichem Material) und in wärme umgewandelt. Zu glauben, daß "Hitech-Materialien" wie Carbon an einfachen physikalischen Gesetzen etwas ändern würden ist Voodoo. Resonanzschwingung ist nichts anderes als Vibration...also eine kleine 3-dimensionale Bewegung. Sobald du eine Saite anschlägst, bewegt sich also die gesamte Gitarre...und stößt dabei mit diesen winzigen Bewegungen gegen deine Beine, deine Hand am Hals, den Unterarm deiner Schlaghand und deinen Oberkörper. Dabei wird diese Bewegung der Gitarre abgebremst - sie hört also langsam auf zu vibrieren, womit der Ton stirbt.
Wie wir am Vergleich der leichten Triangel und der schweren Glocke erahnen können, kann ein schwerer Körper solche Bewegungsenergie besser speichern...womit schwere Gitarren unter diesem Effekt weniger leiden als Leichte. Aus diesem Grund habe ich Zweifel daran, daß so eine extrem leichte Steinberger Gitarre "real gespielt" tatsächlich längeres Sustain bietet.
Es spricht aus meiner Sicht nur ein Argument für die leichte Steinberger: da die Vibrationsenergie der Saite nur einen leichtern Gitarrenkörper zum Mitschwingen bringen muß, geht hier weniger Energie verloren. Bei der leichten Triangel reicht zum Anschlagen schon die Energie eines kleinen Metallstäbchens - wo wir bei der schweren Glocke einen Hammer brauchen.
Viel Masse hat also einen negativen und einen positiven Effekt und mir fehlen beim besten Willen die Formeln, um das jetzt gegeneinander ausrechnen zu können. Aber rein aus meiner "Laien-Vernunft" und anhand meiner praktischen Erfahrungen (Gibson SG - 2,8kg / Fernandes Dragonfly - 3,8kg) bin ich mir sicher, daß ein schwerer Gitarrenkörper unterm Strich deutlich besser ist für das Sustain.
Liebe Grüße
Matze
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