Hallo HëllRÆZØR,
ja richtig, wir alle haben unterschiedliche Hörgewohnheiten. Indes, all meine bisherigen diesem Forum beigesteuerten Beiträge basierten auf in Jazz- und Popularmusik gebräuchlichen, konventionellen Hörgewohnheiten. Wohlgemerkt, ich rede hier nicht von Stilformen wie Free Jazz oder contemporary avantguard music. Diese haben natürlich genauso ihre Daseinsberechtigung, aber folgen anderen Gesetzen. Des Weiteren glaube ich kaum, dass jemand, der in der Lage ist einen Cmaj7/9/#11/13 als Wohlklang zu empfinden, auch einen Cmaj7/9/11/13 als Wohlklang empfindet, da zwischen beiden Klängen doch Welten liegen!
Auch juergenPB würde dem wahrscheinlich nichts entgegen setzen. Meines Erachtens lag die Divergenz mit JürgenPB wohl eher in der etwas direkten Art meiner Schreibweise in besagtem Beitrag #19. Ich habe mich dafür bei ihm entschuldigt. Allerdings will ich hier nicht unerwähnt lassen dass seine mittlerweile von ihm gelöschten Beiträge #21 und #22 auch nicht sehr "charmant" geschrieben waren.
Ich hoffe er bleibt dem Forum erhalten! Jürgen, also BITTE, sei so gut und mache hier weiter. Ich habe Deine Beiträge immer mit viel Interesse gelesen und es wäre wirklich schade wenn wir darauf in Zukunft verzichten müssten.
HëllRÆZØR, Deinem letzten Beitrag stimme ich im Großen und Ganzen zu.
Dissonanzen, sprich: maj7, b2 und b9 Intervalle, sind aber darüber hinaus auch vorzüglich geeignet einem Voicing mehr Gewicht und Bedeutung zu verleihen.
Dabei gilt, je tiefer eine Dissonanz im Voicing auftritt, desto effektiver ist sie und je mehr Dissonanzen ein Voicing enthält, desto größer ist seine Ausdruckskraft. Allerdings können Dissonanzen nicht willkürlich zwischen irgendwelchen Akkordtönen gesetzt werden.
Grundlegend gilt dabei das von mir bereits oben Gesagte also, ein Ton gilt als avoid, wenn er einen Halbton über einem Akkordton liegt (Akkordton = 1, 3, und 5).
Kommen wir nun zu den Ausnahmen.
Bei herkömmlichen, aus Terzstruktur gewonnenen Voicings, gibt es für die Anwendung von b9 Intervallen 4 Ausnahmen:
1.) bei einem Dominantseptakkord zwischen dessen Grundton und seiner Tension b9,
2.) bei einem -7b5 Akkord kann die T11 eine kleine None unter der b5 liegen.
3.) Beim III-7 kann die Quinte eine kleine None unter der b13 liegen
4.) Bei einem maj7 kann die maj7 eine kleine None unter der 1 liegen.
(diese Regeln sind eine vereinfachte Darstellung des Klangkonzeptes des amerikanischen Pädagogen Herb Pomeroy).
Zu 1.) muss ich wohl nichts sagen.
Zu 2.) gilt, dass dieser Akkord von seiner Klangeigenschaft her betrachtet eher wie ein verkürzter Dominantseptakkord mit Quartvorhalt und Quinte im Bass klingt.
Punkt 3.) und 4.) muss äußerst vorsichtig behandelt werden da es sonst zu Missklängen führen kann. Im Normalfall ist diese Situation verboten!
Deine Frage, warum große Septimen richtig seien und b9 Intervalle nicht, ist so nicht richtig gestellt. Ich sagte lediglich dass beides Dissonanzen sind, wobei M7 im Gegensatz zu Tb9 keinen Verboten unterliegt. Warum das so ist, kann ich Dir, um ehrlich zu sein, nicht genau beantworten. Mag sein dass erstere zur Grundstruktur eines Akkordes gehört und schon dadurch ihre Legitimation erhält.
Zur Klangeigenschaft einer Quarte wäre zu sagen dass sie heutzutage nicht mehr als starke Dissonanz empfunden wird wie vor 200 Jahren. In Mottes Harmonielehre auf Seite 47 kannst Du mehr darüber erfahren. Jedenfalls klang auch damals die Quarte im Rahmen eines Quartsextakkordes zum einen dissonant und zum anderen eben konsonant, je nach Funktion des Akkordes.
Hallo Fiddler,
1.) Cadd11 gibt es nicht. Wahrscheinlich meinst Du Csus4 bzw. Csus. Die Akkordtöne von Csus sind natürlich C F G (siehe Grafik).
2.) Ein E-7 ist ein E-7 ist ein E-7...
Handelsüblich wird dieser mit kleiner Septime geliefert.
Allerdings, ob diesem E-7 eine Phrygische, Dorische, Äolische, MM2 oder HM4 Tonleiter zugeteilt wird, kannst Du nur aus dem harmonischen Kontext des Stückes ersehen. Eine Analyse des Stückes ist zur Bestimmung der Chordscale also unerlässlich.
3.) Es sind die Leitereigenen Töne die ausschlaggebend sind für die Bestimmung der None.
4.) Ein C(b13) ist verboten da die b13 als avoid note gilt da sie zur darunterliegenden Quinte ein b9 Intervall bildet.
CIAO
CUDO
P.S.: Achtung: Beim Anhang zu den Regeln 1.), 2.), 3.) und 4.) wurden der letzte Kommentar in 3.) und 4.) anstatt 2.) und 3.) geändert.