Ich habe keine Ahnung, ob Userthreads noch gewünscht sind. Wenn nicht, dann bitte einfach löschen. Im Moment zerteilen sich die Fragen und Themen zum Strymon Iridium auf mehrere Threads und ich fände es besser, sie in einem Thread zu bündeln.
Ich freue mich derzeit täglich über meinen Strymon Iridium, den ich mir vor zwei Wochen geholt habe
Ein ausführliches Review ist eigentlich - glaube ich - gar nicht erforderlich, da es im Netz mittlerweile wirklich unzählige gute Reviews und Videos über das Teil gibt. Aber wer weiß, vielleicht ergeben sich ja doch weitere Beiträge, Fragen, Kommentare oder Entwicklungen zu dem Teil hier im Forum.
Mein erster Eindruck ist absolut positiv! Die erreichbaren Klangvariationen mit den 3 Amps und 3 x 3 Cabs sind wirklich beachtlich. Die Simulationen klingen erwartungsgemäß sehr gut und sie reagieren sehr feinfühlig. Den Übergang zwischen Clean und Crunch nur mit dem Volumenregler der Gitarre hinzubekommen, geht völlig problemlos.
Ich habe den Eindruck, dass sowohl die Gain- als auch Klangregelung des Iridiums jeweils einen extrem weiten Bereich umfasst, mehr als beim "Original" scheint mir. Dadurch lässt sich wirklich alles sehr feinfühlig und punktgenau einstellen und die einzelnen Parameter lassen sich sehr weit verändern.
Erwartungsgemäß (für einen Modeller) erreicht auch ein Iridium nicht die irre Dynamik, die manche Röhrenamps so auszeichnet. Das haben Helix, Boss, Kemper & Co. gemeinsam und ich wundere mich immer wieder, dass so oft behauptet und ständig wiederholt wird, die Dinger
spielen sich
exakt wie ein Röhrenamp. Nein, dass tun sie nicht in jedem Fall, sie
klingen allenfalls so (ähnlich).
ABER (bevor es Haue gibt): Natürlich bewegt sich bei den genannten besseren elektronischen Nachahmern die Dynamik dennoch in einem Bereich, der mehr als genügend Raum für eigenen spielerischen Ausdruck bietet. (Zumal übertriebene Dynamik eines Röhenamps im Bandgefüge durchaus ein Problem werden kann, wenn man sich nicht bewusst diszipliniert oder aber mit Kompressor "glattbügelt". Das ist mir anfangs mit meinem kleinen Fender Vaporizer im Proberaum passiert, wo wir eigentlich in recht moderater Lautstärke spielten, ich aber nur aus den Fingern heraus unwillkürlich immer lauter wurde und die anderen daraufhin ebenfalls "zulegten".) In diesem Sinne kann man sagen, der Iridium ist "verdammt nah daran". So nah, dass die Unterschiede objektiv betrachtet kaum praktische Relevanz haben.
Unter diesem Aspekt betrachtet verfügt der Iridium also (wie seine vorgenannten Artgenossen natürlich auch) über wirklich genügend Dynamik, um vernünftig mit ihm interagieren zu können und ein angenehmes Spielgefühl zu vermitteln. Das Spielgefühl des Iridium, also die gesamte Interaktion mit ihm, finde ich ohnehin absolut herausragend. Man hat wirklich das Gefühl, es mit einem echten Amp zu tun zu haben. Und persönlich habe ich im Moment den Eindruck, dass das Gesamtpaket aus Spielgefühl und Klang ein gutes Quentchen besser ist, als bei meinem Helix LT.
Kurz gesagt: Es macht einen Heidenspaß, ihn zu spielen und seine klangliche "Spannweite" (vom kristallklarem Cleansound bis zum brachialen High Gain) auszuloten!
Zwei Dinge an ihm gefallen mir nicht ganz so gut:
Auch wenn man schon nach kurzer Zeit die gewünschten Sounds sehr schnell und intuitiv einstellen bzw. wechseln kann, wären 4 bis 5 Presets wünschenswert gewesen, um seine eigenen Sounds abzuspeichern. Wem das eine Preset, welches man speichern kann, nicht ausreicht, der muss tief in die Tasche greifen: Entweder 124,- Euro für den hauseigenen Multiswitch, der dann 3 + 1 Presets schaltet oder einen Midicontroller, mit dem man dann bis zu 300 Presets speichern und abrufen könnte. Wohlgemerkt: Die 300 Presets speichert der Iridium, sie werden lediglich per Midi abgerufen! Mit zwei Tastern und einer kleinen LED-Anzeige hätte man den Iridium etwas praxistauglicher gestalten können. (Vermutlich werde ich den Morningstar MC3 oder MC6 dafür anschaffen).
Damit wäre ich schon beim zweiten (kleinen) Kritikpunkt: Die Presets speichern sämtliche Regler- und Schalterstellungen ab, wobei sich deren tatsächliche physische Stellungen natürlich nicht mitbewegen. Das führt manchmal zu überraschenden Ergebnissen, da sich im Moment des Regelns das Preset der Regelstellung schlagartig anpasst. Statt mehr Gain (Regler von 9 auf 12) käme z.B. weniger Gain, da das Preset auf 13 stand. Kleine LEDs an den Reglern würden das Problem lösen, aber das passt wiederum auch nicht recht in das minimalistische Konzept.
Unterm Strich im Fazit ein kleines, feines Teil mit bewusst minimalistischem Konzept, welches für mich auch den Kaufausschlag gab. Den Preis von 419,- Euro würde ich in Anbetracht des Gebotenen als "ambitioniert" bezeichnen. Das Sondermodel des Line 6 HX Stomp z.B. bekommt man für nur 60,- Euro mehr - und bekommt dafür einen ganze Menge mehr Amps und zusätzlich noch Effekte. Der Strymon Iridium ist somit eher etwas für Puristen, die die vielen Möglichkeiten der Modeller nicht brauchen oder aber (wie ich) einfach eine wohltuende Abwechslung dazu suchen. Und beim Spielen in Anbetracht des Sounds, der aus diesem winzigen Ding kommt, ein breites Grinsen im Gesicht haben wollen.
@ Mods: Vielen Dank für's Umkopieren des Threads! Ich hatte mit "Iridium" gesucht, weshalb mir dieser Thread nicht angezeigt worden war.