Aber wie definiert sich heute die Anforderung aus Sicht einer Band ? Vermutlich gibt es da doch unterschiedliche Bands mit unterschiedlichen Anforderungen. Auch aus technischer Sicht, dürfte sich ein wenig verändert haben in den letzten Jahren. Früher (1980) musste eine Band auch wenigstens einen eigenen Song haben - gibt es diese Anforderung heute eigentlich auch noch ? Falls nicht, hat sich das Thema auch bewegt.
Lange vorbei.
Top40-Bands covern nur, die werden nicht vom Veranstalter bezahlt, um ihre eigenen Stücke zu spielen, die dann keiner kennt, sondern um die Mucke zu spielen, die auch von einem DJ kommen würde. Altherren-Blues-Rock-Combos covern auch nur. Der Metal-Schredder-Nachwuchs covert meistens auch nur. Und Tributebands covern konzeptbedingt ausschließlich.
Der Orgel-Spieler aus dem Zeitalter Wunderlich oder die ganzen Wersi-Klone, hätte heute vermutlich keine Zukunft mehr - außer auf einem Senioren-Tanz-Tee. Wobei man Musiker wie Wunderlich sicher heute suchen müsste. Die waren zu ihren Zeiten schon Legende - haben sich aber auch weiter entwickelt.
Wunderlich war einerseits anfangs sehr fortschrittlich, er hat das Multitracking im Overdub-Verfahren aufgebracht. Andererseits war er konservativ-dogmatisch und erzog all seine Jünger zu demselben Dogma: An jedweder Orgel (ich rede hier von elektronischen Heimorgeln, nicht von B3, Vox Continental & Farfisa Compact) darf ausschließlich Sinus gespielt werden, keine anderen Register, erst recht kein Rhythmusgerät und schon gar nicht die Begleitautomatik.
Blöderweise wird die E-Orgel-Szene heutzutage abseits der ganz großen Namen dominiert von Gußeisernen, die genau so denken. Ich hab das selbst gesehen, als ich in der Analogorgelszene noch aktiv war: Die Leute setzten sich an egal was für 'ne Orgel, das konnte eine Wersi Galaxis sein oder oder eine volldigitale Wersi Spectra von Mitte der 80er oder eine Yamaha D-85, und dann wurden nur Sinusregister gespielt, fertig, aus. Orgelsinus auf dem oberen Manual, Orgelsinus auf dem unteren Manual, Orgelsinus auf dem Baßpedal, Rhythmus bleibt aus. Gut, ist der kleinste gemeinsame Nenner, da kommt eigentlich immer einigermaßen, was man erwartet, aber will eine Orgel nicht mal ein bißchen weiter ausgereizt werden?
das kannst Du auch alles mit Bass, 1x Gitarre, Drums, Sängerin und 1 Keyboarder in angesagtem modernen Stil darbieten (90er?) Und das ist noch nicht mal besonders schwer. Da wirst Du bei einem Udo Jürgens Medley z.B. wesentlich mehr gefordert, aber auch das geht ohne "Rock-Version".
LMFAO – "Sexy And I Know It".
Der Keyboarder bricht sich einen ab, um aus seinem rechnerlosen Setup den amtlichen säurespritzenden Sound einer Roland TB-303 inklusive der Slides über eine und zwei Oktaven nachzubauen. Händisch geht diese Bassline überhaupt nicht zu spielen, einmal nicht wegen des erforderlichen hochpräzisen Timings einer Bassline, die in der Originalfassung von einer Maschine gespielt wurde, außerdem nicht wegen der beiden Aufwärts-Slides – Pitch Bend kann man da vergessen und Portamento auch. Das MUSS maschinell nachgespielt werden.
Und wenn der Keyboarder das dann geschafft hat, steht live auf der Bühne der Bassist da und popelt sich in der Nase, weil diese Figur auf einer Baßgitarre schon mal erst recht nicht spielbar ist und er somit nichts zu tun hat.
......., Lake & Palmer.
Der Beste von Allen ist nun gegangen.
Rick Wright. Joe Zawinul. Jon Lord. George Duke. Edgar Froese. Und jetzt Keith.
Scheint die Topic-Frage auf morbide Art zu beantworten, wirklich...
Hä? Sänger und Drummer - klar, aber Keyboard?
Wie auch immer...
Vielleicht hab ich die Albumcredits jetzt nicht richtig auf'm Zettel, aber ich meine, Phil hatte den Propheten auch mal selber unter den Händen.
Ich frage mich bei der Gelegenheit auch immer wieder, ob es bei den Gitarristen mal wieder eine Renaissance der in den 80ern üblichen "Prozessorstacks" geben wird. Ich mag das ja ganz gerne, ab und zu, wenn es dem Song guttut: eine Gitarre, mit dem EQ bis zur Unkenntlichkeit verbogen, Chorus, Phaser, Tapdelay, ordentlich Hallsuppe drauf, vielleicht noch Octaver - und das dann über einen cleanen Amp gespielt. Herrlich.
Einerseits sollte man meinen, daß die Gitarristen langsam mal den Bratsound satt haben.
Andererseits sind die 80er in der Rockmusik pfui-bah (einzige Ausnahmen: AC/DC, Van Halen, The Smiths, Hosen, Ärzte, Prä-
Black Album-Metallica), und Shoegaze mit seinem Effektoverkill wird wohl gerade zu Grabe getragen oder ist schon zu Grabe getragen worden. Also wird man weiter die Punk-, Grunge- und Indie-Schiene fahren, Bratsound übers ganze Frequenzspektrum mit Zerre aus Transistor-Tretmine und Röhrenamp gleichzeitig, und dann werden Quintpowerchords auf den Achteln gespielt, natürlich nur Downstroke, weil Upstroke ist 70er.
Auf einen neuen Steve Rothery werden wir lange warten müssen, glaube ich.
Und zwischen dem Gebrate wollen sie dann auch noch, daß ein Keyboarder Flächen legt?!
Das sieht bei den Keyboardern aber auch oft nicht anders aus; ist also eher ein generelles Phänomen und kann den Gitarreros nicht exklusiv angelastet werden. Vieles ist einfach abgegrast, und es wird eher versucht, die alten, legendären analogen Sounds mit modernem Synth-Equipment zu reproduzieren.
Sieht man ja beim Soundschrauben. Was macht der nichtexperimentelle Keyboarder aus Reflex? Verstimmt zwei gleich laute Sägezähne leicht gegeneinander und regelt dann zwischen Brass und Strings mit den Reglern des 24-dB-Tiefpaßfilters und vielleicht noch mit den Hüllkurven.
Wenn ich da alleine an das riesige unerforschte Gebiet denke, das einem eine einzige statische Pulswelle bietet... oder auch das Verstimmen von Oszillatoren zueinander in chromatischen Intervallen zwecks Obertonbeschaffung...
Ich meine, wer stellt sich klanglich unter einem Minimoog je was anderes vor als einen Synthbrass-Lead à la Rick Wright oder Manfred Mann oder vielleicht noch einen wuchtigen Baßsound? Wer kann sich vorstellen, daß das Uhrticken in "Like An Angel Passing Through My Room" von ABBA ein Minimoog ist, daß der sowas kann?
Deswegen haben neue Synthesearten es schwer, wenn man damit nicht die Klassiker nachbauen kann. Und wenn man damit die Klassiker nachbauen kann, macht kein Schwein irgendwas anderes damit. Ich sag nur Korg Z1 und Hartmann Neuron.
Am (sorry, bin wirklich kein Chauvi) Schlimmsten sind die "female fronted", die garantiert alle Hits von Pink dabei haben.
Und mindestens zwei Melissa-Etheridge-Nummern, und zwar "Like The Way I Do" (wir dürften eine von fünf Bands in Deutschland ohne eigene Songs sein, die das nicht spielen trotz Sängerin, obwohl sich daraus eine höllische Funk-Version stricken ließe) und "Bring Me Some Water".
Wo sind die Musiker, die einfach nur eigenes Zeugs komponieren, spielen und ggfs. als Sahnhäubchen mal an einem Bandwochende recorden wollen. Und das als Hobby ohne Allüren oder abgehobenen Zielen und ner Gewichtung, bei der regelmäßige Proben, Zusammensein mehr zählt, als 5 oder 10 Gigs vor Bekannten?
Spielen Alternative Rock ohne Tasten.
Zurück zu Ursprungsfrage: Sterben Keyboarder aus oder haben evtl. immer mehr von Ihnen keine Lust mehr auf Cover, Top40 oder Tanzmucke?
Top40 tun sich nur diejenigen Keyboarder an, die a) mittelfristig das Geld aus professioneller Mucke brauchen, aber kurzfristig das Geld für das Equipment haben, das sie brauchen, um einsteigen zu können.
Jungs ... seid mir mal nicht böse
.
Es " klingt " hier sehr .... merkwürdig .
Was ist an Cover oder Top 40 so verkehrt ? ... udn was ist daran verkehrt , es aus Spass zu spielen , ohne großen Aufwand ?
Es liest sich hier so , als wenn das alles nur möglich ist , mit einem riesen Aufwand für den Keyboarder .
Ist es wirklich so ?
Ja. Wenn eine Top40-Band was halbwegs Modernes spielt, und der Keyboarder spielt "irgendwas", das dann auch noch simpel ist, klingt das so dermaßen am Original vorbei, daß der Veranstalter diese Band nicht wieder buchen wird.
Deine Zeit, Achim, war vor dem Siegeszug des Synthesizers. Die Musik der 50er, 60er, 70er war noch von der Gitarre dominiert, an zweiter Stelle kamen Bläser, so vorhanden, und dann kam der Keyboarder mit Piano und Hammondorgel. Kein großes Theater.
Die 80er dagegen waren schon großes Synthesizer-Theater. Der Keyboarder saß nicht mehr zwischen Rhodes, Hammond und vielleicht noch Mellotron und spielte im wesentlichen Akkordbegleitung. Der saß auf einmal zwischen Prophet-5, OB-Xa und Jupiter-8 und fuhr ein synthetisches Soundfeuerwerk ab. Im Studio hatte man dann zusätzlich noch ein Fairlight oder Synclavier, einen Eight-Voice, einen Minimoog, einen Odyssey, einen Polymoog, mehrere Drummachines usw. usf. etc. pp. Wohlgemerkt, wir reden hier von Rockmusik.
Dann kamen auch noch Gruppen auf, die hatten gar keine Gitarristen mehr, keinen Bassisten, keinen Schlagzeuger, das war nur noch ein Sänger oder eine Sängerin und einer, der die Synthesizer bediente. Sogar die Drums waren elektronisch und maschinell. Eurythmics. Yazoo. Erasure. Soft Cell. Oder Leute wie Howard Jones oder Thomas Dolby, die waren beides in Personalunion. Die stürmten aber noch mehr die Charts als die einschlägigen Rockbands, und folglich mußten die hitorientierten Coverbands deren Musik nachspielen.
Heute ist es noch extremer. Da wird das gesamte instrumentale Backing am Rechner produziert mit einem Aufwand, für den man Anfang der 80er eine Garage mit Synthesizern hätte füllen müssen, darunter eine ganze Längswand mit Synclavier-Racks, eine weitere mit Outboard-Effekten, eine dritte mit Achtspur-Bandmaschinen, und in einer Duplexgarage stünde das Mischpult (O-Ton der Typ von Neve: "Seid ihr größenwahnsinnig, oder wofür braucht ihr ein Pult mit 200 Kanälen?"). Nur daß dafür heute nicht mehr eine Bootshalle oder eine Scheune gebraucht wird, sondern ein David Guetta macht das alles auf einem Laptop.
Diesen Overkill hat man dann als Keyboarder in einer Top40-Band bitteschön nachzubilden. Häufig genug wollen es die anderen Bandmitglieder, die nicht den blassesten Schimmer davon haben, was ein Keyboarder kann und was nicht, und was das jeweils für ein Aufwand ist. Und wenn nicht die, dann die Veranstalter. Die wollen dann erst recht, daß es wie auf CD klingt.
Versteh ich nicht wirklich ....
Strings , Piano , Orgel ... das müßte doch für 90 % der Hobby Leute reichen ( die nichtgerade damit Geld verdienen wollen und nur Spass an der Mucke haben ! ) .
Im Hobbybereich vielleicht. Aber wenn man versucht, damit ins Fahrwasser professioneller Tanz- oder Top40-Bands vorzudringen, wird man nicht gebucht, sondern ausgelacht.
Im Top40-Metier wiederum ist es üblich, alleine im Strings-Bereich dutzende verschiedene Sounds am Start zu haben und im Synthbereich hunderte, allesamt auf die jeweiligen Titel zugeschnitten. Vorproduzierte Audio-Zuspielungen nicht mit eingerechnet.
Weiß ich ja - dieses Geblubbel am Anfang habe ich halt nie als relevant für den Song empfunden und fange direkt mit dem Hauptthema an...
Bei uns ist das einer der wenigen Songs, die wir ziemlich umgepflügt haben. Das war, als das noch eine Nummer von der "großen Keule" Chaka Khan war und noch nicht von dem piepsigen britischen Girlie Jasmine Thompson, geschweige denn von Felix Jaehn auf House umeditiert. Und da war ich noch so neu in der Band, daß ich mich da noch an die anderen drangehängt und nicht auf Authentizität bestanden hab.
Das Intro spielt mein Kollege mit einem Layer nach seinem Geschmack – und zwar auch nur die Leadfigur. Die Sequenz gibt's gar nicht. Ich hab damals, damit das schnell ging, einfach zwei Hammondsounds genommen, damit was ziemlich ganz Eigenes gemacht (was geil mit dem Chorgesang im Refrain harmoniert) und irgendwann zur Begeisterung der Band das Geplinkel am Ende des Refrains auf dem MicroKorg nachgebaut.
Jetzt will ich da dann doch nicht mehr auf Authentizität bestehen, denn dann bräuchten wir Click. Außerdem haben wir eh den "First you put your arms around me"-Zwischenteil nicht drin, sondern statt dessen das "liegende" instrumentale Pendant aus der Version der Hermes House Band. Und von dem Song gibt's eh schon eine Zillion Versionen, von den keine wie Rufus klingt.
Das geblubbel am anfang von ain't nobody finde ich wichtig und cool. Da denkt man nämlich erst die zählzeit “1“ wäre woanders.
Damit lassen sich Drummer prima irritieren, gerade bei uns, wo die Eins im Intro imaginär ist, wenn der Basser nicht mitspielt. Interessanterweise nicht der Ersatzdrummer, mit dem wir letztens gegiggt haben, und den wir uns weiterhin warmhalten, weil unser neuer fester Drummer einige Wochen im Jahr keine Zeit hat. Klappern tut die Nummer bei keinem der beiden, auch nicht, wenn sie wie im Original im Groove auf der Drei aussetzen.
Martman