So, ein Sonntag mit neblig trübem Novemberwetter scheint mir gut geeignet, um hier ein paar hübsche Dinge unterzubringen. Wird länger, vielleicht ist das ja eine angemessene Sonntagslektüre
Schätze #1: Schrauben
Man glaubt nicht, wie schwierig es sein kann, einen halbwegs vollständigen Schrauben-Fundus für Steinies anzulegen. Vor allem für die Vollcarbon-Paddel (GL, XL, L2), auf denen praktisch ausschließlich zöllige Schrauben zum Einsatz kommen. Die Schwierigkeiten beginnen ja schon mit der Recherche, was das überhaupt für Schraubengrößen sind. Im Internet auffindbare Quellen sind leider nicht immer konsistent, manchmal fehlerhaft, und immer unvollständig. Also habe ich eine zeitlang recherchiert, herumgefragt, meine eigenen Instrumente zerlegt, um wenigstens die wichtigsten Schraubengrößen mal zusammenzuschreiben. Hat schon mal gedauert, dann ging's ans Bestellen. Hier in DE ziemlich unmöglich, es gibt zwar immer wieder Schraubenhändler (Automobil- und Modellbau-Branche) mit Zollschrauben im Angebot, aber eigentlich nie das, was man gerade sucht.
Nicht schlimm, eigentlich, für jemanden der ständig im Ausland Zeugs bestellt. Ich hatte früher schon bei Fastenal in USA (über deren niederländische Vertretung) eingekauft, also versuchte ich, mir auf deren Website die benötigten Schrauben zusammenzusuchen. Komischerweise ging das nicht. Immer, wenn ich in einen Teilbereich (hier: Schrauben) hineingeklickt hatte, kam irgendwann nichts mehr. Über Wochen, ich hatte es immer wieder probiert, da eine Website ja auch mal kaputt sein kann. Ging aber partout nicht. Also habe ich mal eine E-Mail an die Adresse geschickt, die neuerdings bei Fastenal für Kunden in Deutschland zur Verfügung steht. Ein paar Tage später kam die Antwort: Jaja, Fastenal hat seine USA-Website für europäische Kunden gesperrt, Vertrieb nur über die deutsche Vertretung (diese E-Mail-Adresse), und ausschließlich an Industriekunden mit einem Mindestbestellwert von 500 Euro. Jetzt bin ich ja Gewerbetreibender, aber Schrauben für 500 Euro? Leckt's mich doch am Abend still zur Ruh…
Ist ja nicht so, gibt auch noch andere. Also bei einem der renommiertesten USA-Schrauben- und Werkzeughändler geguckt, McMaster-Carr. Auf deren Website funktioniert die Rumklickerei, und irgendwo in ihren allgemeinen Infos haben sie auch Infos zu internationalem Versand, wenn auch nicht allzu präzise. Also habe ich eines Samstages einen Account angelegt, meine Schrauben-Bestell-Liste mühsam in den Warenkorb geklickt, und harrte der Dinge, die dann zur Versandabwicklung etc. kommen müssten. Es kam: eine E-Mail "wir versenden nur an ausgewählte Kunden im Ausland, sorry". Hä? Meine Rückfrage, wie man denn ausgewählter Kunde wird, blieb unbeantwortet. Und da wundern sich die USA über das Außenhandels-Defizit, wenn man verzweifelt versucht, sein Geld loszuwerden… und dann nicht "ausgewählt" genug ist.
Letztlich half mir dann Tim (Small, ihr kennt ihn von den R-Trem-Armen), der meine Bestell-Liste dann bei McMaster-Carr abgearbeitet und mir dann die Teile geschickt hat. Doppelte Versandkosten (von denen zu ihm, von ihm zu mir), und dann noch ein besonders zäher USPS-Versand, der trotz "Priority" über vier Wochen gedauert hat. Aber jetzt: Hurra, ich bin Schrauben-Magnat (wie immer, Rechtsklick --> Bild anzeigen macht's größer)
Falls also hier jemandem irgendwelche Steinie-Schrauben fehlen, es besteht die Möglichkeit, dass ich sie habe. Meine Sammlung ist nicht 100%ig vollständig, aber ich glaube, die wichtigsten sind dabei
So, das war Teil 1, der nächste folgt dann gleich…
Grüße,
Bernd
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Schätze #2: Music Yo Prototyp
Dies hier ist die Fortsetzung von
diesem Beitrag. Ich habe endlich die Zeit gefunden, den unerwartet unter schwarzem Finish gefundenen Music Yo "black cherry" Prototypen wieder in den eigentlichen Ursprungs-Zustand zurückzuversetzen. Da ja die Elektronik komplett herausgerissen war, weiß ich nicht, ob ursprünglich ein aktiver EQ drin war, aber ich hatte sowieso noch einen hier, also habe ich ihn mit eingebaut. Hier mal das kleinere Bild, das große Bild wird demnächst auf die Steinieland Wallpaper-Seite wandern. Hübsch geworden, nicht wahr? Mit Fotografieren war's ein bisschen schwierig, ich habe da gestern lange herumgetan. Normalerweise mache ich das immer bei Tageslicht draußen im Freien, aber zur Zeit gibt es kein Tageslicht und kein Draußen. Doofe Jahreszeit
So, und jetzt muss ich noch den dritten Teil schreiben…
Grüße,
Bernd
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Schätze #3: Steinberger GL Prototyp
Kürzlich hat eine Steinberger GL2 mit Hardtail - angeboten bei Yahoo Auctions in Japan - meine Aufmerksamkeit erregt. Ein paar Details ließen mich vermuten, dass diese Gitarre ein bisschen "besonders" ist. Ich habe mich entschlossen, sie zu kaufen. Der hier kürzlich verlinkte "Middle Man Service" für Einkäufe in Japan war leider gerade wegen Abwesenheit nicht verfügbar, aber es gibt andere Services, die bei Einkäufen in Japan helfen (wenn auch nicht ganz billig). Langer Rede kurzer Sinn, es hat geklappt, die Gitarre ist vor ein paar Tagen hier angekommen, und zumindest bisherige Forschungen bestätigen, dass sie etwas besonderes ist. Ausgestattet ist sie in allen Details wie die GLs aus der "Pre-Production"-Reihe (mit den handgefrästen "P-xxx"-Seriennummern), von denen nur ein bisschen mehr als hundert existieren. Diese Details sind: Faceplate von oben geschraubt, Hardtail mit drei Schrauben fixiert (spätere Serienmodelle hatten vier Schrauben), das alte, schräge Headpiece, Plug-In Legrest, Pickup-Bestückung mit EMG 81 (neck) und 81/60 SG (= Steinberger Guitar, bridge). So guckt sie aus:
Der einzig ersichtliche Unterschied zu den "P-numbers": sie hat keinerlei Seriennummer.
Es gibt aber Hinweise im Inneren der Gitarre, die eine ungefähre zeitliche Zuordnung erlauben. Ich habe in allen Vorserien-GLs Nummern entdeckt, die vermutlich sowas wie "Batch-Nummern" sind, also Gruppen von gleichzeitig hergestellten Gitarren. Was mir noch fehlt, ist die offizielle Bestätigung für diese Vermutung, denn Ned selbst kann sich leider überhaupt nicht erinnern, wozu die gut waren. Plausibel ist es aber allemal, denn diese Nummern sind wie gesagt in allen Vorserien-GLs enthalten. Ich habe das mal vergleichsweise zusammengestellt. Mein bestätigter Prototyp von 1982 hat die Nummer "320-3", die hier beschriebene Gitarre die "320-25", und eine "P-Number" (P-37) die 320-29. Das scheint mir eine (chrono)logische Abfolge, die demzufolge vermuten lässt, dass meine neue GL2 einer der letzten Prototypen war, bevor der "Pre-Production Run" mit den 100-150 P-numbers gelaufen ist.
Interessant auch, dass die Gitarre wohl 1983 in Japan verkauft wurde, genau das Land, das die Ursache für den schnellen Pre-Production Run war. Weil dort schon Gitarren-Kopien abgeleitet vom Bass-Design aufgetaucht sind, noch bevor Steinberger selbst eine Gitarre im Angebot hatte.
So, ich habe erstmal fertig, ich hoffe, der trübe Sonntag wurde hierdurch etwas angenehmer
Bernd