Spielbarkeit von digitalen Akkordeons?

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Eine Frage an erfahrene digitale Akkordeonisten - entspricht das spielgefühl des bugari evo, des Cavagnolo air oder des korg fisa einem mechanischen Akkordeon in Bezug auf Druck- und Zugverhalten des Balkens?

Ich selbst spiele ein FRX-4 und bin nicht so begeistert in diesem Zusammenhag.
 
Ich musste bei meinem fx4 lange rumfummeln bis ich es so eingestellt hatte das das gefühlsmäßig nicht mehr völlig daneben war. Bei den teureren Kisten ist das wohl besser. Weiß ich aber nur vom Hörensagen. Würde mich auch interessieren was die versierten digi Spieler dazu sagen.
 
Vielen Dank für deinen Input jedoch allein vom Hörensagen hilft mir in diesem Fall nicht weiter, da ich mich mit dem Gedanken trage ein nun doch viel teureres Instrument zu kaufen.
Natürlich loben alle Hersteller ihre eigenen Instrumente in den Himmel um dann eben auch den entsprechenden Preis zu rechtfertigen jedoch würde ich diesbezüglich gerne Genaueres von einem erfahrenen Benutzer hören.

Im Vergleich zu meinem älteren mechanischen Akkordeon fühlt sich der jetztige Balken übertrieben hart an und sowohl Cavagnolo als auch Bugari machen ja speziell Werbung für ihre ”Originalmechanik”.
 
So eine einfache Frage, die soo schwer zu beantworten ist und doch so oft gestellt wird.
Wie immer lautet die korrekte Antwort, das muss man selbst probieren und doch ist dies keine befriedigende Antwort, weil man ja oft nicht selbst probieren kann oder möchte.

Zudem ist es eine sehr sehr subjektive Angelegenheit.
Es gibt Grobmotoriker, welche kaum einen Unterschied spüren, weil sie immer mit viel Kraft spielen und praktisch permanent am Anschlag des Instruments sind.
Die spüren höchstens, dass der Luftdurchfluss anders ist. Meistens fließt je nach Einstellung weniger bis gar keine Luft im Digitalen.

Nun gibt es da natürlich auch Unterschiede von Modell zu Modell.
Das 8X hat einen Motor, der einen Luftdurchfluss ermöglicht. Dieser ist nach Anzahl der Chöre und Anzahl der gedachten geöffneten Klappen genau berechnet. Außerdem kann man nach eigenem Geschmack die Öffnung des Ventils einstellen und es gibt zusätzlich Dynamik Kurven, die die Lautstärke an jedem Punkt des Kraftaufwandes skaliert.

Bei den billigeren Modellen gibt es nur eine Stellschraube - ein mehr oder weniger großes geöffnetes Loch, das immer offen ist. ... keine gute Sache

Beim Evo gibt es eine echte Tastatur mit echten Klappen, die eigentlich das gleiche machen wie der Motor oder anders gesagt das Verhalten eines echten Akkordeons simuliert. Nur ohne Motor und ohne die Möglichkeit, den persönlichen Durchfluss zu regulieren. Trotzdem - viele Klappen offen - viel Luft.

Zu Korg kann ich leider Gottes nichts sagen. :cautious:


Ich persönlich spiele seit 1997 akustisch und digital, hatte eigentlich alle Marken in der Hand, auch Gwerder, Cavagnolo oder stummgeschaltete Limex Modelle.
Jedes ist etwas anders, genau wie wenn man verschiedene akustische Instrumente in die Hand nimmt.
Ich habe zum Beispiel zwei Jupiter, das eine nimmt viel Luft wenn ich tief oder hoch spiele, das andere verbraucht mehr in der Mittellage. Sensibel eingerichtete Balgwege funktionieren nicht auf beiden Instrumenten gleichermaßen.
Da fragt allerdings niemand nach dem Spielgefühl. Aber es gibt ungeahnte Unterschiede.

Ganz allgemein beobachte ich bei 90 % aller Erst-Testern ein Unbehagen beim Ausprobieren von Digitalen, eben weil der Unterschied zum eigenen gewohnten akustischen Instrument doch recht groß ist. Meistens heißt es "Wahnsinn, das geht aber schwer".

Ich erkläre mir das vor allem mit einem natürlichen "Fallbalg" beim akustischen Instrument.
Wenn du so gerade sitzt oder stehst und irgendeine Taste oder einen Knopf drückst, kommt dir schon mittlere Lautstärke entgegen, ohne dass Du überhaupt ziehst. Beim Schieben hilfst Du Dir auch mit irgendwelchen Gravitations-Tricks.

Das geht mit Digitalen so nicht. Die Bälge sind oft steifer, das Gewicht des Bassteils geringer.
Wenn Du nicht ziehst, hörst Du nichts. Da kannst Du einstellen was Du willst. Egal bei welchem Modell.
Genau dies macht es extrem anstrengend, nicht weil Du VIEL Kraft brauchst, sondern weil Du PERMANENT wenig Kraft brauchst. Du darfst auch nicht einfach mal die Nerven verlieren und unkontrolliert Akzente machen, dann fliegt Dir die Lautstärke um die Ohren. Für kultiviertes Spiel ist schon einiges an Einfühlungsvermögen nötig. ÄHMMM

So. Mein Referat könnte noch stundenlang weiter gehen.
Ich höre jetzt abrupt auf und verabschiede mich


................ HIER, an dieser Stelle.
 
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Herzlichen Dank für deine Antwort.

Jetzt habe ich mal wieder etwas dazu gelernt und verstehe mein eigenes Instrument besser da ich mir dieser Details zwischen 4x und 8x nicht bewußt war und mich auch nicht daran erinnern kann dies bei Roland jemals gelesen zu haben.

Nochmals vielen Dank - das hilft ein Stück weiter
 
nach eigenem Geschmack die Öffnung des Ventils einstellen und es gibt zusätzlich Dynamik Kurven, die die Lautstärke an jedem Punkt des Kraftaufwandes skaliert.
Dynamik Kurve einstellen geht beim fx4 auch und genau das meinte ich mit lange rumgefummelt. Trotzdem gewoehnungsbeduerftigt jedesmal wenn ich’s mal wieder in die Hand nehme.
 
Mein Akkordeonlehrer spielt eine Knopf-Hohner, ich eine Knopf-Pigini. Von meinem alten Herrn besitzte ich noch eine - renovierte, spielbereite - Tasten-Hohner Tango V von 1942. Die alle unterscheiden sich voneinander alle gerade so viel, wie mein Roland sich von der Pigini unterscheidet. Ich habe allerdings noch nie zwei Instrumente in der Hand gehalten, sei es Gitarre, Querflöte, Geige oder Klavier, die sich gleich gespielt haben. Man braucht immer ein paar Minuten, um sich anzupassen. Und Wochen, um ein neues Instrument wirklich kennenzulernen.

Die Erwartung, daß sich ein digitales Instrument spiele wie ein akustisches, ist insofern irreführend, als es "das" akustische Akkordeon n.m.b.M. nicht gibt; sie sind alle auf ihre Weise eigen. Drum gibt es ja auch diese Vielfalt.

Und es gibt auch bei den digitalen Unterschiede. Mein FR-1, das ich z.B. gerne mit in Urlaub nehme, spielt sich längst nicht so "realistisch" wie das FR-8. Und den Kopfhörer kriege ich dafür an keines meiner akustischen Instrumente.

Nach meiner Erfahrung wird man spielerisch keinen Deut besser oder schlechter danach, ob man ein digitales oder ein "richtiges" Instrument in die Hand nimmt. Und man "gewöhnt sich auch nicht an etwas Falsches". Vielleicht beantwortet das ja die Frage hinter der Frage.
 
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Vielen Dank für eure Gedanken und Anregungen.
Wie schon früher erwähnt haben mich eure Ratschläge einen Schritt weiter gebracht 😄👍
 
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Hallo @MissM ,

hier eine kurzer Erfahrungsbericht meinerseits:
Mein erstes Digitalakkordeon war das FR-3X, welches ich neben dem FR-4X immer noch im Einsatz habe, der Unterschied ist hinsichtlich der Spielbarkeit nicht groß.

Anfangs habe ich extrem gegen den Balg gearbeitet, viel Kraft aufgewandt bei dem gleichzeitigen Gefühl, dass da nichts rauskommt. Dann habe ich die Balgkurve auf sehr leicht gestellt und die Luftschraube etwa 1/3 bis 1/2 geöffnet, zudem die Lautstärke aufgedreht. Das hat dazu geführt, dass ich das Roland zunächst einigermaßen "normal" (dem akustischen Akkordeon ähnlich) spielen konnte.

Nach und nach habe ich mich an Balg- und Balgsensorverhalten gewöhnt und spiele zumeist in der mittleren oder gar schwereren Einstellung und bei geschlossener Luftschraubeneinstellung, so dass nur minimal Luft entweicht. In der Einstellung lässt sich die Dynamik m.E. am besten steuern und ein "Kläffen", plötzlich laute Töne durch etwas zu dolle Balgbewegung werden deutlich vermindert.
Es war reine Gewöhnungs- und Übungssache, dahin zu kommen. Das müsste der Zustand sein, den Uwe beschreibt:
Genau dies macht es extrem anstrengend, nicht weil Du VIEL Kraft brauchst, sondern weil Du PERMANENT wenig Kraft brauchst. Du darfst auch nicht einfach mal die Nerven verlieren und unkontrolliert Akzente machen, dann fliegt Dir die Lautstärke um die Ohren. Für kultiviertes Spiel ist schon einiges an Einfühlungsvermögen nötig. ÄHMMM

Wenn man das einigermaßen hinbekommt, hat das zwei schöne Nebeneffekte:
Einerseits brauchst du sehr wenig Balgweg und damit wenig Balgwechsel, so lassen sich längere Phrasen ganz anders spielen.

Andererseits wirkt sich m.E. das die anfangs sehr hohe Aufmerksamkeit auf die Balgarbeit beim Roland mit permanent wenig Kraft und v.a. der sauber gehaltenen Balgspannung positiv auf das Spiel mit dem "echten"/akustischen Akkordeon aus.

Gruß, Tobias


P.S. Was du noch kannst: Wenn du Sounds progammierst bzw. editierst, kannst du die etwas "fetter" einstellen, also eine höhere Grundlautstärke für die einzelnen Chöre. Das mache ich bis heute teilweise.
 
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