Hallo darccord,
vielen Dank für die Unterstützung. Hat mich gefreut, auch mal Rückendeckung zu kriegen. Du kriegst noch eine PN von mir!
Schöne Grüße!!!
Hallo Ippenstein,
ich dachte, ich hätte in meinem letzten Beitrag klargestellt, daß wir nicht den Anspruch erheben, musikalisch, orchestertechnisch oder sonstwie das Rad neu erfunden zu haben.
Auch daß wir noch nicht perfekt sind, habe ich für alle, die lesen können, deutlich zum Ausdruck gebracht.
Auch was das Repertoire angeht, habe ich nie behauptet, daß wir die einzigen sind, die sowas machen.
Und ich habe zudem neidlos anerkannt, daß es bessere Orchester gibt, als wir es (derzeit noch) sind.
Ich bin auch nicht beratungsresistent, habe mir vielmehr Deine Vorschläge hinsichtlich Instrumenten und
Beschallung durchaus zu Herzen genommen.
Was also bleibt als Fazit, worauf gründet unser Orchester seine Daseinsberechtigung?
Da wäre zunächst mal das, was offenbar auch unseren schärfsten Kritikern aufgefallen ist, nämlich die Tatsache, daß wir es in nur 3 Proben-Wochenenden geschafft haben, ein fast 2-stündiges Programm auf die Beine zu stellen, mit einigen Unzulänglichkeiten, zugegeben, aber dafür mit einem Elan und einer Begeisterung, die unser Publikum von den Stühlen gerissen hat, wie man im TV-Beitrag gesehen hat.
Nun ist das Publikum nicht der alleinige Maßstab für Qualität, dies schon mal vorsorglich, weil dieser Einwand todsicher kommt. Aber das wissen wir schon selbst.
Der zweite Punkt ist eine Marketingstrategie, die bisher voll und ganz aufgegangen ist. Davon verstehe ich was, mache das seit über 30 Jahren für große und kleine Firmen und habe das auch studiert. Ich weiß also wovon ich hier rede. Ich bin anfangs dafür im Forum übel angemacht worden, weil ich behauptet habe (und das auch belegen kann) daß die meisten AOs davon wenig bis keine Ahnung haben, wie man eine Corporate Identity aufbaut. Woher sollten sie es auch wissen? Das ist keine Disziplin, die man sich mal eben so nebenbei anlesen kann, sondern eine höchst komplexe Sache, die am besten in den Händen von entsprechenden Fachleuten liegt. Bei den Orchestern sehe ich aber oft nur selbstgestricktes, handgemaltes, durch den Kopierer gejagtes Zeug. Und dann wundern sich die Musiker, daß sie keine Sponsoren haben.
Heute achtet jeder Klempnerbetrieb auf eine konsistente Darstellung seines Bildes in der Öffentlichkeit. Wer wollte bestreiten, daß das Image heute eine ganz wesentliche Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielt?
Da darf das Orchester ohne überheblich zu sein, doch eine gewisse Vorreiterrolle in Anspruch nehmen dürfen, denn dadurch ist es uns gelungen, bereits nach wenigen Wochen, noch bevor wir überhaupt einen einzigen Ton gespielt hatten, 5-stellige Sponsorengelder zu kriegen.
Leider haben auch diese Gelder nicht ausgereicht, schon für das erste Konzert eine Top-Beschallung kaufen zu können. So mußten wir mit geliehenen Verstärkern, die zudem nicht spezifisch für die Bässe ausgelegt waren, vorlieb nehmen, mit dem bekannten Ergebnis, daß stellenweise der Klang ganz schrecklich nach Gießkanne klang. Das ist sehr bedauerlich, aber uns erst beim Hören der Aufnahmen aufgefallen. Der Ton- Ing. hat da schon das Schlimmste herausgefiltert. Aufnahmetechnisch konnten wir auch nicht die Deutsche Grammophon engagieren, hatten aber zwei Fachleute dabei, die jahrelange Erfahrung haben und aus den akustischen Gegebenheiten des Saales das beste gemacht haben was möglich war.
Jetzt haben wir schon neue Verstärker (Gallien-Krüger) im Einsatz und der Sound ist viel besser geworden.
Was können wir noch anführen, das uns hier im Forum als Existenzberechtigung dienen könnte?
Da wäre zunächst mal die Tatsache, daß allein in diesem ersten Konzert nicht nur über 360 Menschen zu uns kamen, und erstaunt waren, daß man auf dem Akkordeon auch Mozart und Bach spielen kann. Es kamen auch neue Spieler spontan zu uns, die das Akkordeon schon ad acta gelegt hatten, aber durch dieses Konzert wieder Lust bekamen, sich in ein Orchester einzugliedern. Selbst wenn das der einige Erfolg gewesen wäre, den wir durch unser Konzert erzielt hätten, wäre das doch auch schon sehr erfreulich gewesen.
Wir haben aber auch ein hervorragendes Presse-Echo gehabt, mit großen Artikeln, die nicht kurz vor der Sportseite erschienen sondern im Kulturteil.
Was noch? Es gibt bereits tolle Angebote, die wir so kurz nach unserem Debüt überhaupt nicht erwartet hätten.
Darüber VIELLEICHT auch hier später mal mehr, wenn sich die Wogen wieder geglättet haben und der Sturm im Wasserglas vorbei ist. Vielleicht dann aber auch nicht, mal sehen.
Fazit? Wir arbeiten intensiv daran, besser zu werden. Ich möchte mich nicht dauernd wiederholen müssen und verweise deshalb auf das, was ich jetzt hier bzw. vor wenigen Tagen in diesem Zusammenhang veröffentlicht habe. Einen Kotau mit Harakiri wird hier niemand von mir erwarten und auch nicht bekommen. Dazu besteht nicht der geringste Anlaß.
Wir werden jedenfalls auf dem eingeschlagenen Weg weitergehen, uns weiter dem klassisch-symphonischen Repertoire widmen, nie in Bierzelten spielen oder auf Feuerwehrfesten, auf unsere Corporate Identity achten und an unserem "Markenimage" arbeiten.
Auch wenn es viele anders sehen mögen, dieses Norddeutsche Philharmonische Akkordeon-Orchester hat es verdient, weiter zu existieren. Es wird sich entwickeln, es wird wachsen, es wird immer besser werden, es wird hoffentlich dem Akkordeon auch jene Zuschauerkreise erschließen helfen, die sich bislang weigerten, Akkordeonmusik überhaupt anzuhören. Solche hatten wir bereits im Konzert (kamen wohl irgendwie gezwungenermaßen mit jemandem mit) und sie werden wiederkommen, wie ich aus vielen Briefen und Mails entnehmen konnte, die mich noch Tage nach unserem Debüt erreichten. Wer's nicht glaubt, kann sie bei mir einsehen.
Und daß einen sogar schon Leute auf der Straße auf das Konzert ansprechen, hatte ich bisher eher bei Popstars vermutet, ist mir aber tatsächlich passiert.
Ich hoffe, jetzt endgültig Klarheit über unsere Absichten, Motive und Strategien geschaffen zu haben. Wir sind nicht angetreten, die Musikwelt zu revolutionieren, sondern lediglich, um dem Akkordeon wieder zu etwas mehr Ansehen zu verhelfen. Was ist daran so schlimm? Unser Anfangserfolg? Dann wäre das wieder eine typisch deutsche Debatte!
Schöne Grüße
play_bach
PS: Ich werde mir hier im Forum künftig auch jede Frage nach Mitspielern verbeißen. Hat ja bisher nichts gebracht außer Ärger!