Um das Thema aus aktuellem Grund mal wieder aufzugreifen:
Es sollte unterschieden werden, in "Gitarre einstellen/warten können" und "Die Gitarre Modifizieren/Optimieren/Reparieren" können.
Ich halte es für sinnvoll, dass jeder Gitarrist die Wartung, wie Saitenwechsel und Reinigung, seiner Gitarre selber erledigen kann, aber trotzdem nicht für ein Muss. Man kann auch dafür zum Fachmann gehen. Andere lassen Ihre Autos oder Wohnung von Fachkräften reinigen...
Auch die wichtigsten Einstellungen selber durchführen zu können, ist sicher praktisch und günstig, aber ebenfalls keine Muss. Der Fachmann erledigt das in der Regel aber schneller, hat das nötige Werkzeug. Manchmal halt so, wie er es für richtig hält (und es in der Regel auch richtig ist, und nicht immer im ersten Anlauf so, wie der Kunde es sich vorgestellt hat. Aber das muss ja nichts Schlechtes sein...
Ganz anders sieht das aus beim Basteln. Da sollte der geneigte Gitarrist erst einmal wissen was er da tut, und ob und was das bringt. Da ist schon ein wenig technisches Verständnis und die Grundlagen des Gitarrenbaus gefragt. Da reicht es meiner Meinung auch nicht aus, "einen Lötkolben halten zu können", oder "mit Werkzeug umgehen zu können". Wer diese Grundlagen hat, wird aber erkennen, dass es bei guten Industriegitarren wenig Bedarf und Potenzial zur wirklichen Verbesserung, also zum "Basteln", gibt. Individualisierung lasse ich noch gelten...
Ich finde es daher immer "lustig", wenn Leute ermutigt werden, eine 100€ HB zu kaufen, um dies mit Hardware im Wert von mehreren 100€ zu pimpen, in der Erwartung, dann das Äquivalent einer 2.000€ Gitarre zu besitzen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Hersteller bei diesen Gitarren die größten Einsparungen beim Holz, also der Basis der Gitarre erzielen (Holzsorte, -qualität, -trocknung), weshalb ich diese auch nicht als langfristig gute Basis sehen würde, auch wenn die Verarbeitung heute sicher ein sehr hohes Niveau erreicht hat.
Oder wenn in z.B. einer Fender AM Standard die "ja bekanntermaßen billigen und schlechten" PU's gegen "ja von allen gelobten teuren Vintage, NOS Boutique PU, die deswegen ja super sein müssen" getauscht werden und dann gar keine große Klangveränderung eintritt. Oder man zwar den Lötkolben halten kann, die Zwischenstellungen aber scheixxe klingen, weil man halt nicht weiß, welche Drähte man zusammenlöten muss.
Also, wer selber basteln will, sollte entweder wissen, was er wie und warum tut, oder von vornherein akzeptieren, dass er an dem Projekt Fehler machen wird und lernen werden muss. Es sollte aber ohne diese Voraussetzungen niemand verwundert sein, wenn es nicht klappt...